War einst ein kleines Segelschiffchen.



Wenn bei Unglücken mit Massenverkehrsmittel viele Menschen ums Leben kommen, dann ist das für die durch gestylte Mediengesellschaft ein Grund, um nachzufragen, ob derartige Katastrophen auch im eigenen Land passieren können. Bei Zugunglücken, wie dem vor vielen Jahren im niedersächsischen Eschede, hätte eine solche Frage bestimmt mit einem klaren "Nein" beantwortet werden können. Nach Eschede ist dieses nicht mehr sicher, weil längst feststeht, dass die Deutsche Bahn AG auf Gedeih und Verderb die Kosten zu Lasten der Qualität und Sicherheit reduzieren will.

Im Flugverkehr sieht es nicht so dramatisch aus. Obwohl das Flugaufkommen seit vielen Jahren sich ständig erhöht, hat es in Deutschland keine spektakulären Unglücke mehr gegeben. Das mag an den hohen Sicherheitsstandards liegen oder auch an den Fluggesellschaften, die mit uralten Jets nicht fliegen dürfen.

Im Verkehr zu Wasser sieht es ähnlich aus. Hier werden regelmäßige Überprüfungen der technischen Beschaffenheit eines Schiffs nicht nur streng eingehalten, sondern sie führen auch dazu, dass ein maroder Kahn schnell aus dem Verkehr gezogen wird.

In anderen Ländern wird mit der Sicherheit von Passagieren und Besatzungen nicht so streng umgegangen. Zu diesen Staaten gehört auch Russland. Hier tuckern uralte Dampfer auf den großen Flüssen herum, deren Glanzzeiten längst vorbei sind und die 50 und mehr Jahre auf dem Buckel haben. Diese Schiffe sind nicht nur technisch längst überholt und stellen ein Sicherheitsrisiko dar, nein, sie müssen auch als Umweltfrevler bezeichnet werden, denn die Motoren stoßen derart viel Schadstoffe aus, dass einem Angst und Bange wird.
Dieses Gefühl wird noch potenziert, wenn die fehlenden Sicherheitstechniken und die hierzu üblichen Standards betrachtet werden.

Von solchen fahrenden Särgen in Form der Fähren gibt es in Italien hunderte, in Griechenland ebenso und in Russland eben tausende. Eines jener schwimmenden Särge, die "Bulgarien" ist am 10. Juli auf der Wolga von Bulgar aus ablegend in Richtung Kasan untergegangen. An Bord befanden sich 208 Menschen; erlaubt waren laut Zulassung jedoch nur 120 Personen.

Bei einem Wendemanöver des schwimmenden Sargs, bekam dieser erhebliche Schlagseite. Die " Bulgaria" sank daraufhin innerhalb von 8 Minuten, weil nach Darstellung der Ermittler  die Fensterluken geöffnet waren. Zum Zeitpunkt der Katastrophe, etwa 80 Kilometer von Kasan entfernt, herrschte ein Unwetter mit starkem Wind und Regenschauern. Die Wellen auf der Wolga schlugen laut Augenzeugen zwei Meter hoch.

Der staatliche Nachrichtendienst der Teilrepublik Tatarstan RIA Novosti meldete, dass Überlebende berichtete, das Schiff habe sich beim Wenden auf die Steuerbordseite gelegt, als eine Welle über das Deck schlug.
Von den 208 Menschen an Bord,  hätten lediglich  80 überlebt, da es kaum Rettungswesten und Rettungsboote gab.

Ein kleines Segelschiffchen, dass in einen großen Sturm gerät sinkt, denn die Gefahr des Kenterns ist mit ansteigender Windstärke hoch. Deshalb wird ein Kapitän niemals bei schwerer See hinaus fahren. Eine überladene Fähre wird auch bei nur starkem Wind mit eher mäßigen Wellengang kentern, weil das Schiff Schlagseite bekommt, wenn die Personenzahl beinahe verdoppelt wird.
Jeder erfahrene Kapitän weiß das. Hier ist es - wie so oft bei solchen Unglücken - jedoch nur um Moneten gegangen, um Kostensenkung und Rendite eben. Längst hat die zivile Schifffahrt den letzten Hauch von Romantik auf den Schiffen von einst verloren, weil diese weder gewartete noch überholt werden, sondern der Profitmaximierung dienen.
Das kleine Segelschiffchen von einst hat es denn in Wahrheit genauso wenig gegeben, wie die Seefahrerromantik.
Daran hat sich nie etwas geändert, auch auf der Wolga im Juli 2011 nicht!

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