Peter Beddies' Tipps für das Sommerkino 2011 und warum eine Buchverfilmung ins Wasser fallen kann.


Als am Montagmorgen dieser Woche gegen 4.00 Uhr das grelle Licht des Bewegungsmelders in das halb geöffnete Schlafzimmerfenster schien, dazu noch Gemurmel und das Zuschlagen von Autotüren zu hören waren, wusste ich,dass sich nun auch die Nachbarn auf den Weg zum Flughafen begeben hatten,um dem hiesigen Sommer - möglichst weit weg fliegend - zu entfliehen. Wenn das Gros der noch nicht wieder zurück gekehrten Sachsen schon bald am Wochenende die Urlaubsfreuden - und Leiden des Pauschaltouristen im Gepäck mitnehmend, die durchnässten Campingutensilien auspackend oder den nicht vorhandenen Erholungsfaktor bei den Prahlereien gegenüber den daheim gebliebenen Freunden unerwähnt lassen, um sich alsbald in den Alltagstrott zu begeben, wird das Wetter natürlich eine Rolle spielen.

Der Urlauber im eigenen Lande ist gezwungen, diesen Sommer eher schön zu reden, der Reisende außerhalb der EU kann getrost die Anzahl der Sonnenstunden benennen und der Tourist auf den Kanaren oder Balearen ist geneigt, den Sonnenschein bis zum nächsten Jahr mit zurück nehmen zu wollen, nachdem er ihn zuvor eingefangen hat.
So manches Sommermärchen blieb verregnet und fiel buchstäblich ins Wasser.

Dieses droht auch einem Film, der seinen Start am 11.08.2011 in den bundesdeutschen Kinos erfährt. Das Ding heißt " Resturlaub " und wurde nach einer Buchvorlage des Berufs-Comedyisten Tommy Jaud gedreht.
Jaud, durch seine Bücher " Vollidiot " oder " Hummeldumm " dafür bekannt, dass er dem gemeinen Volk beliebige Gemeinheiten über die vermeintliche Dummheit der Anderen näher bringt, schreckt auch in dem Machwerk, dass er " Resturlaub " betitelt hat, nicht vor Dämlichkeiten zurück.


http://de.wikipedia.org/wiki/Resturlaub_%28Roman%29

Nun muss nicht jeder Leser von anspruchsvollerer Büchern, diese Art von Humor lieben. Auch ist ein Freund des Kinos mit Hirn kein Allesseher, nur weil er sich dem öden TV-Programmen entziehen möchte, und deshalb die " Kiste " aus geschaltet lässt und lieber in die  High-Tech-Paläste geht. Dennoch drängt es so manchen Wetterfrustrierten und Wiederholungsprogrammgeschädigten seit einigen Wochen in das Kino, weil er dort Abwechselung erwartet.
Weit gefehlt!

Was Peter Beddies in seinen Kinotipps, die er regelmäßig u.a. Donnerstags bei MDR Info zum Besten gibt, dem darbenden Hörer dieses Mal kredenzte, muss als "Filmmüll " bewertete werden.

Der Versuch, das vor vielen Jahren, nämlich im bedeutungsschwangeren Jahr 1968, von Franklin J. Schaffner abgedrehte Meisterstück aus dem Sci-Fi-Genre " Planet der Affen ", der bekanntlich Charlton Heston in einer der Hauptrollen zeigt, erneut aufzuwärmen, bedeutet nur, dass es der Filmindustrie zunehmend schwer fällt, überhaupt noch neue Themen darzustellen. Auch wenn der Zusatz im Titel " prevolution " suggerieren soll, dass der Film sich mit der vorrevolutionären Zeit bis zur Herrschaft der Affen über die Erde und den Menschen befasst, stellen die mit hohem technischen Aufwand produzierten Bilder nur einen müden Abklatsch des Urstücks dar.
Immerhin hält ihn Peter Beddies, der als Freier Mitarbeiter des MDR sich seit geraumer Zeit mit dem Kinofilm und sonstigem Brimborium drumherum befasst, dass der Film noch sehenswert sei.
Nun, wenn der Schwachsinn, der in " Resturlaub " dem Besucher um die Augen und Ohren gehauen wird dagegen gehalten steht, trifft seine Feststellung wohl zu.

" Resturlaub " ist nicht nur der cineastische Niedergang der bundesdeutschen Comedy-Kaste, sondern er zeigt wiederholt auf, in welcher armseligen Gesellschaft wir inzwischen leben, die als Zeitvertreib nicht nur den Verdummungsformaten der Privaten hinterher lechzt, sondern sinnfreie Unterhaltung im Kino zu ertragen hat.
Das Comedy durchaus eine Existenzberechtigung hat, weil sich der sukzessiv Verblödende an den vermeintlich noch Blöderen ergötzen darf, liegt eben auch an den Umsätzen, die hiermit erzielt werden können und dem Geld, dass mit jenem Schwachsinn verdient werden kann. Wo kein Markt, da kein Angebot?
Um diese Frage zu beantworten, müsste der Kritiker in der Lage sein, die Mutter aller Nonsensfragen zunächst beantworten zu können, die da lautet: " Was war zuerst da, das Ei oder die Henne?"

Die Dämlichkeit großer Teile dieser Gesellschaft spiegelt sich jedoch nicht nur in solchem Kino-Müll wider.Sie lässt sich im Alltäglichen erkennen. Wer so manches Internetforum einliest, wird ohne große Anstrengung erkennen, dass die Orthographiekenntnisse vieler User gen Null tendieren. Gleiches verhält sich mit dem Allgemeinwissen. Dafür kennen sich viele Großmäuler in anderen Bereichen des Lebens glänzend aus. Welcher Quatschkopf mit welcher Mutantin aus dem Show-Biz gerade ein Techtelmechtel eingegangen ist, erscheint wichtiger als das Wissen über die Anzahl der Bundesländer ( es sind 16 ).

Aus diesem Dunstkreis rekrutiert Jaud seine Anhänger und Leser.  Der Kritiker dieser Art von Literatur sollte jedoch nicht all zu scharf mit ihm ins Gericht gehen, denn er schreibt seine Bücher über die bundesdeutsche Mittelschicht. Jene FDP-CDU/CSU-Wähler, deren einziges Bestreben es ist, dem Konsum zu frönen und sich dabei richtig wohl zu fühlen. Aus diesem Umfeld wird auch " Resturlaub " hervor gezaubert.
Vielleicht trifft die erwünschte Quintessenz aus der Filmkritik von Peter Beddies, der mich im übrigen fatal an Winfrid Trenkler, dem legendären WDR-Musikmoderator in den 80er Jahren erinnert, zu, und das hirnrissige Machwerk fällt bei dem Kinobesucher durch oder wird gleich durch Nichtbeachtung abgestraft.

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