Die Geschichte vom CD-Spieler, der eigentlich gar keiner sein wollte.

                                                                                                                        (c)Norbert Schnitzler-WIKIPEDIA
Als eiserner Verfechter der Musikkultur der 60er und 70er Jahre gehöre ich natürlich auch zu den Vinyl-Fans. Das heißt aber nicht, dass ich für technische Neuerungen auf dem Gebiet der Musikwiedergabe unaufgeschlossen bin. Meine Präferenzen liegen da eher im nostalgischen Bereich; denn in der Verteufelung dieser Veränderungen im Sinne der Maschinenstürmer-Philosophie.
So ist mir noch sehr gut in Erinnerung, als zu Beginn der 80er Jahre eine andere, ja sogar als revolutionär zu bezeichnende Aufnahme - und Abspieltechnik den damals noch westdeutschen Markt erreichte, die dann zu einem Sturmlauf auf die Konsum offenen BRD-Haushalte ansetzte, um diese im Handumdrehen zu erobern.

Als Mitte der 60er Jahre die Musikaufnahmetechniken komplizierten wurden, viele Rock - und Popgruppen sich dabei gleich jener elektronischen Hilfsmittel bedienten, die sowohl in den Studios als auch später auf den Bühnen zum Einsatz kamen, veränderte sich parallel hierzu auch das Angebot an Abspielgeräten. Aus den schweren und schwerfälligen Plattenspielern ( besser: Plattenhobeln ) wurden im Verlaufe der nächsten 1,5 Dekaden leichte, flache und mit futuristischen Design versehene Abspielgeräte, die dann zwar zunehmend kostspieliger wurden, jedoch über ihre ausgefeilten Techniken die höheren Preise zu kompensieren versuchten.

Hinzu kam eine sich sukzessive auf dem europäischen und demnach auf BRD-Markt etablierende Konkurrenz aus Fernost; überwiegend aus Japan und später Korea. Der ökonomische Druck auf die einheimischen Hersteller von Phonogeräten wuchs von Jahr zu Jahr. Schon bald gab es eine unübersehbare Anzahl von Herstellern, deren Namen zwar englisch klangen, deren Fabriken jedoch im Land der aufgehenden Sonne standen. Ob nun Sony, Technics oder Marantz, sie alle produzierten ihre, mit ständigen Neuerungen versehenen Phonoprodukte in Japan. Das Land katapultierte sich schon bald in die Top Ten der Weltmarktführer und wurde einige Jahre später zur Nummer Eins.

Mit der zunehmenden Konkurrenzsituation waren viele der BRD-Hersteller überfordert und verschwanden vom Markt. Entweder wurden sie von den größeren Anbietern aufgekauft oder sie mussten Konkurs anmelden. So vollzog sich eine Konzentrierung auf einige, wenige Produzenten.

Die große Nachfrage an Tonträgern und Phonogeräten führte aber auch dazu, dass die Vinylscheibe bald an ihre Herstellungskapazitäten gelangte, obwohl immer mehr Plattenfirmen wie Pilze aus dem Boden schossen und den Markt überschwemmten. Dieser wiederum atomisierte sich durch die unterschiedlichen Musikrichtungen und eine gigantische Zahl an Interpreten. Auch den Herstellungsmethoden waren alsbald Grenzen gesetzt, da die Plattenproduktion nicht nur Rohstoff - und Material intensiv war, sondern auch kostspielig. Die Industrie sinnte nach einer Alternative.

Die kam in den letzten Jahren der 70er. Zunächst in den Laboratorien und Technikabteilungen der Phonogerätegiganten getestet, dann zu Beginn der 80er Jahre als Serie auf den Markt gebracht: Der Compact - Discplayer, der CD-Spieler.

Zugegeben, ich hatte nicht das genaue Datum auf der Pfanne, zu dem die ersten, serienmäßig hergestellten CD-Spieler in der BRD angeboten wurden, aber hierfür gibt es ja das Internet und das Online-Lexikon "WIKIPEDIA", wo folgendes zu lesen ist:     

http://de.wikipedia.org/wiki/CD-Spieler
http://de.wikipedia.org/wiki/Compact_Disc

http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,500313,00.html

Wie überall in der Gesellschaft, entbrannte sofort ein heftiges Hauen und Stechen um Marktanteile. Mit der neuen Technik ließen sich nämlich schon bald astronomische Umsätze erzielen und gigantische Profite einfahren. Die Phonoindustrie stürzte sich auf die neue Aufnahme - und Abspieltechnik. Für den staunenden Konsumenten führte diese zu dem positiven Nebeneffekt, dass sie zunächst sündhaft teueren Abspielgeräte, deren Einstandpreis einst bei 2.000 Deutsche Markt lag und die dazu gehörenden Silberlinge, die bei 50,-- Deutsche Markt je Einzel-CD angeboten wurden, dem Preisverfall unterlegen waren.

Wenige Jahre nach dem die Abpielgeräte, die einst die Größe eines Handreisekoffers hatten, immer kleiner und günstiger im Preis wurden, konnte der Interessent eine solche Wunderbox für unter 1.000,-- Deutsche Mark erwerben.
Die 80er Jahre vergingen und mit ihnen erklärte der einstige Tonträgerkonkurrent, die Vinylscheibe, ihren Abgesang auf dem Markt. Die großen Hersteller beschlossen die Beendigung der Produktion und konzentrierten sich zunehmend auf die CD. Diese begegnete dem Musikfreund bald in nahezu sämtlichen Verkaufstempeln: ob nun Musikfachgeschäft, Discounter oder den riesigen Einkaufshallen auf der grünen Wiese vor den Städten, sie alle boten Compact Discs an.

Der postive Nebeneffekt für den kaufhungrigen Kunden blieb dabei nicht aus: ein Silberling kostete nun nicht mehr 50,-- sondern nur noch 5,-- Deutsche Mark. Auch wenn damit ein Tsunami an Angeboten auf den Konsumenten erzeugt wurde, denn sämtliche Vinylalben wurden danach als CD auf den Markt geworfen, für den Musikfreund herrschten viele Jahre paradiesische Zustände. Er konnte nach Herzenslust in den Auslagen wühlen und dabei so manches Schnäppchen machen.

Auch die CD-Player verfielen im Preis. Relativ gute Geräte konnte der Konsumhungrige schon bald ab 200,-- Deutsche Mark erwerben.

Als großer Skeptiker dieser neuen Abspieltechnik verweigerte ich mich beinahe 10 Jahre diesem modernen Medium, ehe ich dann zu Beginn der 90er Jahre bei " Ratio " in Bremen-Stuhr einen Philips CD -Spieler für sage und schreibe 199,-- Deutsche Mark erwarb, der noch heute seine Dienst in dem Musikzimmer verrichtet. Sicherlich, die Technik ist einfach, die Funktionselemente sind überschaubar und die in dem Musiklabor gemessenen technischen Werte gehören nicht zu den überragenden; dennoch: der Philips spielt und spielt und spielt.....

So erinnere ich mich auch noch an den Disput zwischen meinem Bekannten aus Wuppertal, der - wie sollte es als verzogenes Einzelkind auf nicht anders sein - sich von seinem Geld, das er gesparte hatte, weil er noch mit Mitte Zwanzig bei Mutti wohnte und einem elterlichen zuschuß eines der Erstgeräte für knapp 2.000,-- Deutsche Mark kaufte und mit mir darüber stritt, dass die Aufnahmetechnik besser sei, obwohl es kaum CDs zu kaufen gab.

Zirka 3 Dekaden danach bleibt für mich  als Musikfetischist festzuhalten, dass er rein technisch betrachtet im recht war, von der wirklichen Anwenderseite eines Musikliebhabers aber besehen, die gute - alte?- Vinylscheibe jedoch einen wärmeren, einen individuelleren Klang garantiert. So manche LP, die sich in meinem Archiv über mehr als 4 Dekaden, einem der vielen Plattenhobeln unter zu ordnen hatte, mag zwar heute zerfurcht, verschlissen und vielleicht sogar unabspielbar geworden sein. Trotzdem stellt sie - gerade deshalb - ein Stück Musikhistorie dar und wird nicht aus meinem Zimmer verbannt.

So wie einst die CD die Schallplatte verdrängte, wurde diese wiederum von den inzwischen weiter entwickelten Abspieltechniken bedrängt. Auch der CD-Spieler, der vor knapp 30 Jahren seinen Erfolgslauf startete, ist längst zum Museumstück degradiert, auch wenn er immer noch funktioniert. Das er eigentlich keiner werden wollte, spielt dabei heute keine Rolle mehr.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Das muss man dem ollen Vinyl mal lassen: Ich habe ein paar hornalte, schon tausendmal gespielte Platten in der Sammlung, die funktionieren, wie am ersten Tag, dagegen sind CDs selbst bei korrekter Lagerung deutlich anfälliger. Außerdem bieten sie nicht den sakralen Moment, wenn der Tonarm aufsetzt...

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?