Das Saterland. Schreibt es eigene Geschichten?


Es ist bald ein Vierteljahundert her, als ich an einem Sonntag im März / April 1987  in meiner Wohnung in der Weizenkampstraße in Bremen bei einer Tasse Ostfriesentee und einigen "ALDI"-Keksen - eher beiläufig - den Fernsehapparat anschaltete. Damals war die Programmauswahl sehr bescheiden. Neben den beiden "großen" öffentlich rechtlichen Anstalten, ARD und ZDF, konnte ich noch NDR III, WDR III und mit viel Glück DDR I empfangen.
Es muss so gegen 16.00 Uhr gewesen sein, als eben jenes 3. Programm des NDR eine Sendung über das Saterland ausstrahlte.
" Saterland? Wo liegt das denn? ", fragte ich mich gleich. Gehört hatte ich von dieser Region, diesem Landstrich, von diesem Teil  Niedersachsens, bis dato noch nie etwas.

In der Dokumentation wurden neben den typischen Topographien für diesn Teil von Ostfriesland, nämlich den Landkreis Leer, den Landkreis Cloppenburg und des Gebiets südwestlich des Oldenburger Lands,auch die dortige Bevölkerung skizziert.
Saterland, dass ist zunächst einmal Flachland, durchsetzt mit Weiden, Wiesen, Fehn, mit schnurgeraden Wirtschaftswegen, Straßen und Grundstücken. Saterland, das sind die Gemeinden:

  1. Ramsloh (Roomelse) mit den Ortschaften Ramsloh-Ort, Ramsloh-Nord, Ramsloh-Ost, Hoheberg, Raake, Hollen, Hollen-Brand und Hollenermoor. Im Juni 2006 hatte Ramsloh 4582 Einwohner. Ramsloh ist heute Sitz der Gemeindeverwaltung des Saterlandes.
  2. Scharrel (Schäddel) mit den Ortschaften Scharrel-Ort, Bätholt, Langhorst, Neuwall und Heselberg. Im Juni 2006 hatte Scharrel 2478 Einwohner.
  3. Sedelsberg (Seedelsbierich) mit den Ortschaften Sedelsberg-Ort, Kolonie, Hüllen I, Hüllen II, Fermesand und Heselberg. Im Juni 2006 hatte Sedelsberg 2947 Einwohner. Sedelsberg gehört sprachgeschichtlich nicht zum Saterland und war bis zur Gebietsreform Ortsteil von Scharrel.
  4. Strücklingen (Strukelje) mit den Ortschaften Strücklingen-Ort, Bollingen I, Bollingen II, Utende, Wittensand und Bokelesch. Im Juni 2006 hatte Strücklingen 3296 Einwohner.
Hier leben knapp über 13.000 Einwohner. In ihrer Tradition fest verwurzelt, hat der Volksstamm der Saterfriesen eine bewegte Vergangenheit hinter sich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Saterland#Geschichte

Die Region ist erzkatholisch, wählt seit 1949 nur CDU ( zuletzt 70,1 % ) und gibt sich auch sonst eher als Landpommeranze. Das Leben verläuft hier ohne große Höhepunkte, sieht der Betrachter einmal von den jährlichen Ortsfestivitäten ab Die Menschen sind denn auch eher wortkarg, gläubig und gegenüber dem Fremden skeptisch eingestellt.




Als ich etwa ein Jahr später zum Frühlingsanfang 1988 eine Fahrt in eben jenes dargestellte Saterland unternahm, zeigte sich der Himmel grau. Ein typischer Märztag war der 20. 03. 1988 eben. Aus dem fahrenden Auto heraus wirkten die asphaltierten Straßen noch dunkler als sie tatsächlich waren. Über einen Wirtschaftsweg ging ich einige Kilometer in Richtung des grauen Horizonts, als plötzlich ein großer Schwarm Kraniche am Himmel auftauchte. Mit dem typischen Geschrei flog der Pulk in dem unwechselbaren "V" über mich hinweg. In Richtung Nordosten, dort wo dann die Brutplätze eingenommen werden.Während ich den Vorfrühlingsboten noch hinterher sah, näherte sich ein PKW auf dem gut ausgebauten Wirtschaftsweg. Langsam fuhr der helle Mittelklassewagen an mir vorbei. Es war ein Landwirt, begleitet von seiner Frau, der mich argwöhnisch ansah und ein fragendes Gesicht dabei verzog. nach dem Motto: " Was suchst Du hier?. Was machst Du hier? Was willst Du hier?"  .

Ein Regenschauer zog erneut auf. Es wurde ungemütlich. Ich setzte meine Kapuze auf und begab mich schnellen Schrittes zu meinem Auto. Beim Losfahren dachte ich noch, dass ich hier, in dieser öden Gegend nie wohnen könnte. Dennoch hat das Saterland - den Jahreszeiten entsprechend - auch seine reizvollen Seiten.
Auf dem Rückweg durchquerte ich diesen Landstrich noch einmal. Irgendwie zeigte er sich als eine insich versunkene Welt. Geprägt von der Natur, den Wetteränderungen und den hier lebenden Menschen, die sich mit ihr arrangiert haben und deshalb bodenständig bleiben. Kein Manko, in dieser hektischen, oberflächlichen Zeit, wo überall ein Verfalldatum aufgedruckt ist.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?