" I´m the greatest " - Ein Sportidol ist 70 Jahre alt geworden.

                                                                                            Original bei WIKIPEDIA

Es ist mehr als 46 Jahr lang her, als ich in den frühen Morgenstunden des25. Mai 1965,einem Dienstag, gegen 04.00 Uhr von meinem mechanischen Wecker aus dem Schlaf geholt wurde. Das Monster bimmelte gnadenlos, ehe es mir gelang, die Sperre zu betätigen. Dabei hatte ich den über dimensionierten Wecker zuvor selbst gestellt. Schnell stand ich auf und schlich mich in die Wohnstube meiner Großeltern. Dort stand ein weiteres Monstrum. Ein Schwarz-Weiß-Fernsehgerät, dass die Größe eines heutigen Kühlschranks hatte, stand dort auf einem Fernsehtisch im Look der piefigen 60er Jahre. Es dauerte immer einige Zeit, ehe die über die Bildröhre ein schmaler Streifen auf die Bildschirm produziert wurde, der sich dann - wie mit Zauberhand - zu einem rechteckigen Bild vergrößerte. Dazu gab es ein knisterndes Geräusch und ein Rauschen in dem integrierten Lautsprecher. Danach waren Ton und Bild vorhanden.

An jenem 25.05.1965 war es nicht anders. Pünktlich um 4. 00 Uhr morgens erschien der ARD-Sportschaureporter Hans-Joachim Rauschenbach und moderierte die Live-Übertragung aus den USA kurz an. Es sollte der zweite Boxkampf eines Jahres sein, der dort mit quäkendem Ton und einem leicht verschneitem Bild übertragen wurde.
In dem Ring standen sich Cassius Clay, der ein Jahr zuvor gekürte neue Schwergewichtsweltmeister und Sonny Liston, der Ex-Schwergewichtsweltmeister, beides farbige US-Amerikaner, gegenüber. Dieser Kampf galt als Revanche zu jenem, der 1964 von dem damaligen Herausforerer Clay nach Punkten gewonnenen.
Clay galt in der Boxwelt als "Großmaul", denn er zog schon vor der ersten Auseinandersetzung eine riesige Show ab.
Die Sportjournalisten und Boxexperten fanden die selbstsichere Art des Champions nicht und spöttelten über ihn:

„The irritatingly confident Cassius enters this bout with one trifling handicap. He can’t fight as well as he can talk.“ („Der auf lästige Weise selbstbewusste Cassius bestreitet diesen Titelkampf mit einem unbedeutenden Nachteil. Er kann nicht so gut kämpfen, wie er reden kann.“)

http://de.wikipedia.org/wiki/Muhammad_Ali#Aufstieg_und_erste_Weltmeisterschaft_.281964.29

Da standen sie nun, die beiden Kontrahenten: Der smarte, ja beinahe milchbubengesichtige Cassisu Clay, der zuvor grinsend in die Kamera schaute, dann jedoch mit düsterer Miene seinen Gegner fixierte und Sonny Liston, ein Hüne von Boxer, der in seinem bis zu den Knöcheln geschnittenen Sportmantel wie ein Häscher aus den mittelalterlichen Ritterfilmen aussah. Liston´s Gesicht war nicht zu erkennen. Er hatte seine Kapuze tief herunter gezogen.Er legte den Mantel kurz darauf ab. Beide Boxer begaben sich in die Ringmitte. Der etwas dickliche Ringrichter quasselte ein Stakkato, wie mit Kaugummi gekauten, unverständlichen Sätzen in die Mikrophone. Dann schritten beide Kämpfer zu ihren Ringecken. Der Gong ertönte. Schrill und übersteuert.Clay umtanzte seinen Gegner, der sich im Vorwärtsgang, quasi um die eigenen Achse drehend, auf ihn zubewegte. Liston versuchte einige Schläge zu setzen, die Clay jedoch souverän auspendelte.
Dann, nach etwas mehr als 1 Minute in der 1. Runde, beide Kämpfer befanden sich in der Nähe der Ringlängstseite, ein Schlag von Clay an die linke Seite des Kopfes von Liston; ein Wischer eher, als wenn die Rechte Liston´s Schädel nur streicheln würde. Liston taumelte und schlug zu Boden.
Der Ringrichter kommt nicht einmal zum Anzählen, weil der wütende Cassisu Clay auf den am Boden liegenden Gegner weiter einschlagen will und ihm lauthals beschimpft.

Liston steht wieder auf. Der Ringrichter gibt den Kampf frei. Clay stürzt sich auf seinen Gegner und will ihn weiter bearbeiten, ehe der Ringrichter beide Kontrahenten erneut trennt und das Ende des Kampfes erklärt. Clay jubelt und springt wie ein junges Reh im Ring herum. Das war´s !

http://www.youtube.com/watch?v=RqAI10hSYC8

Um 4.15 Uhr MEZ war der Spuk vorbei. Schnell zurück ins Bett. An Schlaf war aber kaum zu denken, denn ich war noch vom Kampf aufgewühlt.

Knapp 1 1/2 Jahre später übertrug die ARD den Kampf von Clay gegen den deutschen Schwergewichtler Karl Mildenberger. Vor 45.000 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion verlangte der Deutsche dem Weltmeister alles ab und verlor nur sehr knapp nach Punkten.
Ein Jahr später wurde Cassius Clay durch den US-Boxverband der Titel aberkannt.
Clay hatte sich geweigert, den Kriegsdienst in den USA anzutreten, wo er nach Vietnam abkommandiert werden sollte.

Cassius Clay, der sich inzwischen Muhammad Ali nannte durfte drei Jahre keine Kämpfe mehr austragen. Nach einigen Aufbaukämpfen traf er am 08.März 1971 im New Yorker Madison Square Garden auf Joe " Smokey Joe " Frazier. Aus diesen Kampf übertrug die ARD in den frühen Morgenstunden live. Ali verlor nach Punkten, nachdem er viele harte Treffer des kleineren Frazier einzustecken hatte und innerhalb der 15 Runden sogar zu Boden ging. Fraziers Punktsieg war eindeutig und unumstritten. Ein Rückschlag in der Karriere des " Größten ".

Zwei Jahre später erlitt Ali gegen den US-Amerikaner eine weitere Punktniederlage. Norton kämpfte äußerst agressiv. und brach Ali bei dem Fight sogar den Kiefer. Bei der Revanche im März 1973 gewann Ali gegen Ken Norton zwar hauchdünn und umstritten nach Punkten, dennoch blieb er als Titelaspirant weiter im Rennen.

Am 30. Oktober 1974 kam es dann zu dem wohl spektakulärsten Kampf des Muhammad Ali. Unter dem Slogan " Rumble in the jungle " trafen sich Ali und der als Schläger ernannte George Foreman in der zairischen Hauptsatd Kinshasa. Der Kampf wurde zum " Mega-Event ", denn es traten eine Vielzahl von Musikgrößen auf, ehe Ali und Foreman in den Ring stiegen. Foreman, körperlich weit überlegen, versuchte nach dem Einläuten der ersten Runde, den Kampf durch KO.zu beenden und prügelte wild auf Ali ein. Der ließ sich in den Seilen hängen, wo er mittels Doppeldeckungversuchte, die Dampfhammerschläge des Hünen abzufedern.
Auch die weiteren Runden verliefen nach dem gleichen Schema. Foreman schlug wie wild auf Ali ein. Der federte in den Seilen hängend die wuchtige Hiebe ab.
Provozierend fragte Ali den müder werdenden Gegner: " Ist das alles, was Du kannst, George?"
Foreman war mit dem Kampfstil Ali´s überfordert, baute nach 7 Runden kondtionell stark ab und wurde dann in der 8. Runde von mehreren schweren Kombinationstreffer auf den Boden geschickt. Der Kampf war aus, Ali zum zweiten Mal Boxweltmeister aller Klassen.
Er, der " Größte " triumphierte nach der Aberkennung des Titels gegen die US-Obrigkeit.

http://de.wikipedia.org/wiki/Rumble_in_the_Jungle

Und weil es so schön war, versuchte sich Ali zum zweiten Comeback. Nachdem Ali in Manila - " Thrilla in Manila " gegen seinen Erzrivalen Joe " Smokey Joe " Frazie einen "Schau"-Kampf initiierte, bei dem er in der 14. Runde durch technischen KO seinen Titel verteidigen konnte, kam es 3 Jahre später, nämlich im Februar 1978 zu einem Kampf gegen den Herausforderer Leon Spinks, den Ali glatt verlor. Übergewichtig und untrainiert hatte er gegen den jüngeren Spinks keine Chance. Ali wollte dennoch den Titel zurück holen und erhelt am 15. 09. 1978 dazu Gelegenheit. Ali zeigte sich boxerisch stark verbessert und gewann gegen Spinks nach Punkten. Damit übertraf er den einstigen Champion Floyd Patterson, der zwei Mal Schwergewichtsweltmeister wurde.

Der Kampf gegen Spinks fand im Superdome von New Orleans statt.Dieses Mal war Spinks nicht austrainiert und bot eine miserable Leistung. Nach dem Sieg gegen Spinks erklärte Ali seinen Rücktritt vom Boxsport. Bereits zu diesem Zeitpunkt war er von der Parkinson´schen Krankheit gezeichnet.
Dennoch versuchte er am 10. Februar 1980 ein erneutes Comeback gegen seinen einstigen Sparringspartner Larry Holmes. Ali hatte bei diesem Kampf keine Chance und gab nach 10 Runden auf.
Auch ein weiterer Versuch 1981, bei dem er sich mit Trevor Berbick versuchte, scheiterte.
Ali zog sich, vor allem wegen seiner Erkrankung endgültig aus dem Boxgeschäft zurück.

Auch privat ließ Ali nichts anbrennen. Er war 4 Mal verheiratet und hat aus den Ehen 7 Kinder sowie zwie nicht eheliche Kinder mit hervor gebracht.
Für Furore sorgte Ali 1996 als er in Atlanta die Olympische Flamme anzünden durfte und ihm die mehr als 80000 Zuschauer Minuten lang stehende Ovationen bereiteten. Der schwer an Pakinson erkrakte Ali stand sichtlich gerührt vor der Feuerschale und versuchte das Publikum zu grüßen.

Nun ist er am heutigen 17. Januar 70 Jahre alt geworden. Ein Idol hat der Krankheit getrotzt und kann von sich immer noch sagen " I´m the greatest! " 




 

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