"Mit Verlaub, Herr Präsident: Sie sind ein Arschloch!"

" Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher. "

                                 Bertolt Brecht


                                                                     (c)Torsten Bätge-WIKIPEDIA

Als am Sonntagabend der neue " Talk "-König Günther Jauch ab 21.45 Uhr zu dem Thema:"Deutschland XXL-Brauchen wir eine Fettsteuer" zum Plaudern einlud, war neben den üblichen Verdächtigen, nämlich Ministerin Aigner und dem Nahrungsmittelindustrie-Schönredner Wolf ( nicht Wulff ), auch wieder einmal Prof. Dr.Dr. Karl Lauterbach im Studio. Lauterbach ist Gesundheitsexperte. Gesundheit und Fettsucht durch eine zu große Nahrungsaufnahme gehören in einen Schmalztopf.
Die Runde tauschte denn auch artig das vorhandene Wissen über die wahren Gründe der zunehmenden Zahl von Dickwänsten in der BRD aus. Schnell war auch eine Hauptursache gefunden: Die permanente Verfügbarkeit von Essbaren in jedem Zipfel des öffentlichen Lebens.
Das sah auch Karl Lauterbach so und formulierte hierzu sinngemäß: " Ich habe mir mal einen Schokoriegel aus der Kantine mitgenommen.  Ich habe gewulfft."
Schallendes Gelächter aus dem Publikum, dass wieder als Statist den fein dosierten Beifall für die Talk-Leistungen abgeben durfte.

" Ich habe gewulfft! ". Ein Begriff, den es eigentlich in der deutschen Sprache nicht gibt. Diese Wortkreation ist erst im Zusammenhang mit dem medial hoch gejazzten Thema " Bundespräsident Wulff und seine Hausfinanzierung " und den im Zuge der Recherchen ans Tageslicht gekommenen Schnorrereien des Christian Wulff in die Öffentlichkeit gelangt. Der Durchschnittsmichel ist für jedes Wort, dass seine Affinität zu der selbst ernannten politischen Klasse naturgetreu wiedergibt, dankbar. " Wulffen " oder " gewulfft " bedeutet nämlich gleichzeitig, dass der Normalo - sicherlich missgünstig eingestellt - eben jene Privilegien, die die Politkaste sich selbst verschafft hat, als abstoßend und unehrlich in Bezug auf deren tägliches Wortgeklingel vom " Sparen " betrachtet.

Das Verhalten der Politiker, die sich öffentlich als bescheiden in ihrer Lebensführung geben wollen, in der Realität jedoch Wein statt Wasser saufen, ist so neu nicht.
Einst propagierte der CDU/CSU-Bundeswirtschaftsminister und spätere Kanzler Ludwig Erhard das " Maßhalten ", um später dann " Wohlstand für Alle " zu versprechen, weil er selbst extrem übergewichtig, nicht gerade den Prototyp des Sparpolitikers verkörperte.
Auch das zu Zeiten der Großen Koalition hoch stiliserte Politiker-Duo Karl Schiller ( Bundeswirtschaftsminster, SPD ) und Franz Josef Strauß ( Bundesfinanzminister, CSU ) gaben sich nach außen den Ruf des ministerialen Sparfuchses, obwohl in ihrer Ägide bereits eine hohe Staatsverschuldung zu verzeichnen war." Plisch und Plum ", dass von der " BLÖD "-Zeitung hofierte kongeniale Duo, verstand es schon damals, das gemeine Volk hinters Licht zu führen. Durch eine immer höhere Nettokreditaufnahme wurde viel Geld in die öffentlichen Haushalte gepumpt, um die Arbeitslosenzahlen zu drücken.

Ähnlich verfuhren auch andere Kanzler und Minister. Neben der Vernebelungstaktik und Informationsmanipulation gehören natürlich auch dreiste Lügen zum Handwerkszeug des Berufspolitikers. Wer dabei jedoch erwischt wird, muss in der Regel seinen berühmten Hut nehmen. Es gibt hierfür unzählige Beispiele: Streibl ( CSU,Bayern ), Lambsdorff ( FDP,Wirtschaftsminsiter) oder auch die Guttenberg-Affäre sind nur exemplarisch für eine radikale Veränderung der politischen Landschaft zu nennen.

Was nun letztendlich den Anlass für eine Demission gibt, bleibt meistens unerheblich, denn daraus lassen sich in den überwiegenden Fällen keine weiteren Konsequenzen für den Politiker ableiten. Ausnahmen, wie Lambsdorff, der wegen der " Spendenaffäre " rechtskräftig verurteilt wurde oder Ex-Verkehrsminister Krause ( CDU ), der sogar für seine späteren Verfehlungen in Haft musste, bedeuten eher die Ausnahme.
Das Lügen in der Öffentlichkeit ist nicht justitiabel; es lässt sich nicht unter eine sanktionsrechtliche Norm subsumieren. Es hat allenfalls eine moralische Komponente.

So heisst es denn auch im Volksmund: " Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht. " oder aber auch: " Lügen haben kurze Beine ".
Der Liedermacher Hannes Wader stellt in seinem Song "Es ist an der Zeit ", ein wenig pathetisch fest:

" Ja, auch Dich haben sie schon genauso belogen

so wie sie es mit uns heute immer noch tun,

und du hast ihnen alles gegeben:

Deine Kraft, Deine Jugend, Dein Leben. "


Nun, ganz so dramatisch muss der Bundesmichel den Fall Wulff nicht betrachten. Auch wenn er innerhalb der knapp 15 Minuten von seinem - selbst nicht gewählten und nunmehr nicht gewollten - Bundespräsidenten in der Rechtfertigungsshow sage und schreibe 13 (!) Mal belogen wurde.


http://www.mdr.de/fakt/video34906.html

Ist nun Wulff ein notorischer Lügner? War nicht vielleicht sogar auf die Sendung nicht vorbereitet? Oder stellt er sich einfach nur ungeschickt an? Aber auch andere möglichen Erklärungsvarianten führen schlussendlich nur zu einem Ergebnis: " Wulff ist für dieses Amt ungeeignet ".

So recherchiert denn die Internet-Platform Wulffplag seit einiger Zeit bereits zu den bekannt gewordenen Verflechtungen, den finanziellen Vergünstigungen und der strafrechtlichen Verantwortlichkeit des Christian Wulff. Fleißig werden Fakten zusammen getragen, diskutiert und dort veröffentlicht.

http://de.wulffplag.wikia.com/wiki/Wulffplag_Wiki

Peinlich ist dieses alle Male. Peinlich für einen CDU-Politiker, der einst angetreten war, um über seinen geleisteten Eid, das Bundesland Niedersachsen vor Schaden zu bewahren und diesem treu zu dienen, wenn er nämlich schwört:

„Ich schwöre, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Niedersächsische Verfassung und die in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wahren und meine Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen, so wahr mir Gott helfe."

So sieht es zumindest § 47 Abs. 1 des Niedersächsischen Beamtengesetzes vor. 


Wulff hat inzwischen gezeigt, dass er es mit seinen Treupflichten nicht so genau nimmt, wenn es um seine eigenen finanziellen Vorteile geht.
Wie stellte Joschka Fischer einst fest: " Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch! "

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