Wer liebt, hat Recht?

Ja,ja, mit zunehmenden Alter werden so viele kleinen oder großen Geheimnisse, die ein lang vermähltes Paar vor sich her geschoben hat, dann doch irgendwann an das Tageslicht gelangen. Aber nicht nur das: Oft erkennt der Partner, dass er seit vielen Jahren einen Menschen an seiner Seite geduldet hat, den er dann doch nicht richtig kennt. Jenseits der grauen Alltagsroutine, wenn der Beruf den Ablauf bestimmt, wenn die wenige Zeit, die für den Partner verbleibt, dann doch nicht zu gemeinsamen Aktivitäten reicht oder wenn eher Schweigen an der Tagesordnung steht als miteinander zu reden, dann reduziert sich das Gemeinsame auf ein Minimum, nämlich das physische Zusammensein.


Der Film, der gestern im Spartenkanal 3Sat wiederholt wurde, handelt von einem Paar, das 27 Jahre verheiratet ist. Aus der Ehe stammt ein längst volljähriger Sohn, der selbst in einer festen Beziehung lebt und demnächst Vaterfreuden entgegen sehen darf. Seine Eltern,Maja und Helmut mimen ein modernes Ehepaar. Sie ist auf Honorarbasis mit der Übersetzung italienischer Kunstbücher in Berlin aktiv, er als ordentlicher Universitätsprofessor in Tübingen tätig. Maja ( gespielt von der großartigen Schauspielerin Iris Berben ) will nicht zu ihm, ihrem Helmut ( exzellent dargestellt von Robert Atzorn ) in die Provinz, in das schwäbische Tübingen. Deshalb führen sie eine Wochenendehe.
Materiell geht es beiden Partner gut. Sie sind stolze Eigentümer eines alten Hauses in der Toscana, wo sie regelmäßig abspannen. Eine herrliche Landschaft und eine himmlische Ruhe begleitet ihre Aufenthalte.


Maja genießt die dortige Einsamkeit und fährt ausgeruht zurück nach Berlin, um sich mit ihrem Mann Helmut zu treffen. Der wird nämlich kurz darauf 55 Jahre alt. Ein Alter also, wo ein Mann sein Heu eingefahren haben sollte. Als sie sich zusammen mit Freunden zu einem italienischen Essen treffen, fragt der Bekannte des Paares doch glatt, was Helmut zuvor in Lugano gemacht habe. Dort hatte er nämlich zuvor seine Geliebte, mit der er seit mehr als einem Jahr eine Dauerbeziehung führt im Krankenhaus nach der Entbindung des gemeinsamen Sohnes besucht und wurde beim Rückflug am Flughafen in Berlin zufällig von dem Bekannten gesehen und angesprochen.

Die Frage ist zwar peinlich und wird dann auch schnell von der Freundin, die von dem Doppelleben Helmuts etwas ahnt, mit einem Themenwechsel abgetan, dennoch wird Maja misstrauisch. Was hat ihr Helmut also in Lugano verloren gehabt, wenn er doch in Tübingen hätte gewesen sein sollen?
Helmut offenbart Maja den Grund ohne lange Vorrede auf der Straße. Er sei nochmal Vater geworden. Es sei ein "Unfall" gewesen, behauptet er.
Maja merkt, dass Helmut lügt und führt selbst Nachforschungen an.
Sie erfährt, dass Helmut sie bereits seit mehr als einem Jahr mit einer zweiten Frau betrügt. Er führt quasi ein Doppelleben.

Wären nicht die glänzenden schauspielerischen Leistungen von Iris Berben und Robert Atzorn, das ausgelutschte Thema des " Ehebruchs ", der " Dreiecksbeziehung " und des anschließenden Konflikts wegen eines weiteren Kindes mit der Anderen würde derartig anödend sein, dass der Zuschauer bereits nach weniger als einer halben Stunde abschalten müsste. So aber bleibt der Film mit Niveau weiter interessant. Wie wird sich der subalterne Professor mit dem milden Lächeln, den rhetorischen Fähigkeiten und dem C4 - Salär nun entscheiden. Für die eigene Frau, mit der er fast 3 Dekaden zusammen geliebt und sukzessive abnehmend geliebt hat? Oder wird er zu der leicht jüngeren, immerhin schon 44 Jahre zählenden Zweitfrau, der Mutter seines Sohnes und Geliebten in Tübingen zurückkehren? Helmut ist eigentlich - wie viele Männer - ein Feigling. Ein Wanderer zwischen zwei Welten. Hier das biedere, aber intellektuelle und gefühlsarme Eheleben, dort der vermeintliche Neuanfang mit einer leicht jüngeren - dieses ist sicherlich als relativ zu betrachten - Frau, die ihren gemeinsamen Sohn als Schutzschild gegen die Angriffe der schönen Maja stellt.

Helmut schwankt, nachdem ihm seine Geliebte von einer angeblich geistigen Behinderung des Säuglings erzählt. Er merkt, dass seine Ehefrau um ihn kämpft, auch wenn sie mit einer gewissen Resignation konstatiert:

“Mein Uterus ist überflüssig wie ein Blinddarm, aber sein Sack ist noch voll mit lebendigen Spermien!”
Wenn die Vermehrungsschlacht für die Frau - auch aus anderen Gründen - längst geschlagen ist, kann der Mann - biologisch besehen - noch eine weitere Familie mit weiteren Kindern gründen. Wer dieses Abenteuer eingeht, muss aber auch damit rechnen, dass er damit scheitert. Helmut entscheidet sich schlussendlich für seine Ehe und lässt die Geliebte nebst Kind zurück. Eine weise Entscheidung, denn ein Neuanfang würde ihn über kurz oder lang der Lächerlichkeit preisgeben. So mancher Silverager muss sich nämlich von dem Kind, das er vielleicht selbst aus dem Hort oder der Schule abholt, die Frage gefallen lassen, ob er der Großvater ist.

Die Verfilmung des gleichnamigen Buchs von Anita Lenz, einer Protagonisten der so genannten 68er-Generation muss als gelungen bezeichnet werden. Wohl auch deshalb, weil das Psychogramm der ansich gescheiterten Fernehe, einer auf Karriere fixierten Beziehung, auf verschiedenen Konfliktebenen dargestellt wird. Der auf jung getrimmte, dynamische Literaturprofessor in der schwäbischen Pampa, die selbstbewusst, nach außen autark auftretende, studierte, freiberuflich tätige Maja, die jedoch de facto von dem Professorengehalt abhängig ist, die Zweitfrau, nicht schön, aber jünger, der Wunsch von Helmut noch einmal Vater zu werden, die nicht gegebene Schauspielkunst von Helmut, seiner Frau gegenüber das Kind zunächst zu verheimlichen.   
Maja und Helmut sind ein modernes Ehepaar. Sie leben seit jeher eine Fernehe. Er hat eine Professur für Literatur in Tübingen, sie übersetzt italienische Architekturbücher und lebt in Berlin. Helmut sei der “Provinzheini” spottet Maja, und sie tituliert er als “Kulturheroine”. Am 55. Geburtstag von Helmut nimmt die Katastrophe ihren Lauf. “Jeder von uns könnte, wenn er es wollte, nochmal ein ganz neues Leben anfangen”, sagt er eher beiläufig. Und doch, es steckt mehr dahinter. Helmut wird nämlich nicht nur Großvater. Er ist auch noch einmal Vater geworden. Schritt für Schritt kommt Maja dem Doppelleben ihres Mannes auf die Spur.

Iris BerbenAtzorn verkörpern authentisch jene Phase im menschlichen Leben, die den Übergang von jung zu alt aufzeigt, wenn die Kinder längst aus dem Haus sind, die Verantwortlichkeit dann nicht mehr den täglichen Ablauf bestimmt und der Korb an Gemeinsamkeiten sich langsam leert. Kommt da noch was? Aus Angst zum Alten Eisen zu gehören, stürzt sich dann so mancher Kerl in eine Beziehung mit einer jüngeren Frau und erleidet dabei einen Schiffbruch.In den meisten Fällen sind die Interessen von unterschiedlichen Generationen nicht kompatibel. Der Eine hat gelebt, die Andere will leben. Der Eine hat geliebt, die Andere will lieben. Aber immerhin: " Wer liebt, hat Recht!" Und Recht erhalten meistens nur die Starken. 
Maja und Helmut sind ein modernes Ehepaar. Sie leben seit jeher eine Fernehe. Er hat eine Professur für Literatur in Tübingen, sie übersetzt italienische Architekturbücher und lebt in Berlin. Helmut sei der “Provinzheini” spottet Maja, und sie tituliert er als “Kulturheroine”. Am 55. Geburtstag von Helmut nimmt die Katastrophe ihren Lauf. “Jeder von uns könnte, wenn er es wollte, nochmal ein ganz neues Leben anfangen”, sagt er eher beiläufig. Und doch, es steckt mehr dahinter. Helmut wird nämlich nicht nur Großvater. Er ist auch noch einmal Vater geworden. Schritt für Schritt kommt Maja dem Doppelleben ihres Mannes auf die Spur.
Maja und Helmut sind ein modernes Ehepaar. Sie leben seit jeher eine Fernehe. Er hat eine Professur für Literatur in Tübingen, sie übersetzt italienische Architekturbücher und lebt in Berlin. Helmut sei der “Provinzheini” spottet Maja, und sie tituliert er als “Kulturheroine”. Am 55. Geburtstag von Helmut nimmt die Katastrophe ihren Lauf. “Jeder von uns könnte, wenn er es wollte, nochmal ein ganz neues Leben anfangen”, sagt er eher beiläufig. Und doch, es steckt mehr dahinter. Helmut wird nämlich nicht nur Großvater. Er ist auch noch einmal Vater geworden. Schritt für Schritt kommt Maja dem Doppelleben ihres Mannes auf die Spur.

(C) WIKIPEDIA / ARTE-Tv
Maja und Helmut sind ein modernes Ehepaar. Sie leben seit jeher eine Fernehe. Er hat eine Professur für Literatur in Tübingen, sie übersetzt italienische Architekturbücher und lebt in Berlin. Helmut sei der “Provinzheini” spottet Maja, und sie tituliert er als “Kulturheroine”. Am 55. Geburtstag von Helmut nimmt die Katastrophe ihren Lauf. “Jeder von uns könnte, wenn er es wollte, nochmal ein ganz neues Leben anfangen”, sagt er eher beiläufig. Und doch, es steckt mehr dahinter. Helmut wird nämlich nicht nur Großvater. Er ist auch noch einmal Vater geworden. Schritt für Schritt kommt Maja dem Doppelleben ihres Mannes auf die Spur.

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