Wollen wir wulffen?



Die Medienhype um den noch amtierenden Bundespräsidenten scheint immer noch nicht vorbei zu sein. Nachdem ihm Gelegenheit gegeben wurde, sich zur besten Sendezeit über die beiden öffentlich rechtlichen Anstalten ARD und ZDF zu den immer noch nicht ausgeräumten Vorwürfen zu äußern, gab es am Sonntagabend bei " Günter Jauch " und am Montag ab 21.00 Uhr bei "Sir" Frankie Plasberg die Nachwäsche.
In illustrer Runde plauderten Politiker, Ex-Politiker und Journalisten über die " Causa " Wulff. Neben halbherziger Verteidigungsversuche ( Bernhard Vogel,Hermann Gröhe, beide CDU ) stellten weiteren Kolleginnen und Kollegen fest, das Joachim Gauck wohl die bessere Wahl gewesen wäre.
Die späte Einsicht, kommt aber die von den CDU/CSU-Kohorten? Die halten nach wie vor an dem "Christian" fest.

Das ist - parteipolitisch betrachtet - legitim. Zumal sich die Union und ihr an Schwindsucht leidender Partner, die FDP, keinen weiteren Kandidaten, nach dem zurück getretenen Horst Köhler leisten wollen und auch nicht können. Köhler schied aber wohl nicht zur Unzeit aus dem Amt. Weil die benannten Gründe, nämlich die Kritik an seinen Formulierungen im Zusammenhang mit den außenwirtschaftlichen Interessen des Exportlandes BRD und das " durchgepeitschte" Gesetz zur Griechenlandhilfe, die Horst Köhler ständig abgelehnt hatte, sich eher als fadenscheinig erweisen, denn so gravierend waren, dass das Amt oder die Person des Bundespräsidenten öffentlich irreparabel beschädigt worden wäre.
Die wahren Gründe bleiben denn eher nebulös.

Was Merkel daran anschließend nicht davon abhielt, einen ihrer ärgsten Widersacher, nämlich Wulff, parteiintern für den Posten zu nominieren. Wulff selbst war sofort bereit, das Hohe Amt bekleiden zu wollen. Dieses bedeutete auch finanziell eine enorme Verbesserung. Denn neben den  Bezügen, die zum Beispiel Horst Köhler bekam, lagen bei 199.000,00 € im Jahr,  wurde jährlich ein Betrag in Höhe von 78.000 € an Aufwandsentschädigung gezahlt. Diese Summe dient unter anderem für die Entlohnung des Hauspersonals. Eine Amtswohnung wird ihm kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Bundespräsident erhält nach Beendigung seiner Amtszeit weiterhin seine vollen Bezüge. Man bezeichnet diese als Ehrensold. Zusätzlich hat er Anspruch auf ein Dienstfahrzeug, Büroräume und wenigstens einen Mitarbeiter. Schaut man über die deutsche Grenze hinaus, stellt man fest, dass unser Bundespräsident vergleichsweise wenig verdient.

Vergleichsweise wenig. Für ein Amt, das de jure keinerlei Einfluss auf die politischen Entscheidungen in der BRD hat, ist das schon ein erkleckliches Sümmchen.Dieses Mehr an Geld in Form von Bezügen oder besser als " Ehresold ", kann Wulff gut gebrauchen.
Seine Ehescheidung von seiner ersten Frau Christiane war nicht gerade billig.
 Solche Ereignisse würden dem Normalo finanziell gesehen das Genick brechen, denn:

- Wulff musste seine Rechtsanwaltskosten tragen;

- Wulff musste die Gerichtskosten tragen;

- Wulff musste die Rechtsanwaltskosten der damaligen Ehefrau tragen.

- Wulff musste möglicher Weise für beide Verfahren ( Unterhalts - und Scheidungsverfahren ) diese Kosten
   tragen;

- Wulff hat höchst wahrscheinlich während der Trennung Unterhalt für die erwerbslose Ex-Frau zu zahlen gehabt;

- Wulff hat weiterhin für seine geschiedene Ehefrau Christiane Aufstockungsunterhalt zu zahlen, weil diese nach der Heirat nie berufstätig war, das Kind erzogen hat und ihm ansonsten familiär den Rücken frei gehalten hat;

- Wulff hat für die Tochter aus der Ehe mit seiner Ex-Frau Christiane Kindesunterhalt zu zahlen;

- Wulff hat von den erworbenen Pensionsansprüchen und den Rentenanwartschaften einen hälftigen bzw. eine saldierten Betrag an seine Ex-Frau im Verrentungsfall zu zahlen;

- Wulff hat auf den Zugewinnausgleich, der sich aus dem während der Ehe erworbenen Vermögenswerten errechnen lässt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen nicht unerheblichen Geldbetrag zu zahlen.

Tja, da bleibt dann nicht ehr so viel übrig von den vielleicht 12.000 Euro Ministerpräsidentenbezüge, und der pauschalierten Aufwandsentschädigung. denn:

- Wulff hat für seine damalige Frau einen monatlichen Unterhalt von mindestens 5.400,-- zu zahlen gehabt;

- Wulff hat für seine damals minderjährige Tochter einen Kindesunterhalt von mindestens 584 Euro, eher wohl über 800 Euro zu zahlen;

- Wulff hat nach Rechtskraft der Scheidung an seine Ex-Frau Christianemöglicher Weise auch nachehelichen Unterhalt zu zahlen.

So könnte es sein, dass der Strahlemann Wulff nach der Trennung im Jahre 2006 und der Ehescheidung im Jahr 2008 finanziell bereits aus dem letzten Loch pfiff und gar pleite war.

Da kam ihm der Geerkens- Scheck von 500.000 Euro gerade recht. Hiermit hat er nicht nur das Einfamilienhaus in Großburgwedel bei Hannover finanziert, sondern wohl auch gleich seine Verbindlichkeiten im Zusammenhang mit teuren Ehescheidung getilgt.
Auch wenn dieser Aspekt bei der gesamten Mediendebatte um eben jenes Darlehn nie richtig beleuchtete wurde, spielt er aber wohl eine gewichtige Rolle.

Wer finanziell nichts aufzuweisen hat, der bekommt nicht einen rostigen Cent von den Banken. Denn die will ja in der Regel den geliehen Geldbetrag nebst Zinsen, Restschuldversicherung und ähnlichen Finanzierungskosten zurück gezahlt erhalten.
Deshalb nahm der Wulff auch den anonymen Bundesbankscheck an. Zwar nicht von Edith Geerkens sonder indirekt von seinem Busenfreund Egon und schuldete die gesamte Finanzierung dann im letzten Dezember durch die BW Bank um. Zu mehr als günstigen Konditionen.

Dieses und die tatsächlich Umstände zu dem mit einem Privatdarlehn von Geerkens finanzierten Hauskauf hat die Presse, nämlich die " BILD " - Zeitung und " DER SPIEGEL " infolge diverser Recherchen ans Tageslicht gebracht. Warum Wulff nun so unsouverän mit den "BILD"-Zeitungsveröffentlichungen umgegangen ist, lässt sich nur ansatzweise erklären. Er wird wohl die Postille als Privatorgan seiner eigenen Karriereplanungen gesehen haben und war deshalb aufgebracht, als ruchbar wurde, dass es eben seine so genannten Freunde dort waren, die jene dubiosen Umstände beim Zustandekommen des Darlehnsvertrags veröffentlichten und das Gesamtgebilde dabei in Frage stellten.
Wulff ist ein Naivling, wenn er tatsächlich geglaubt hat, dass es nur wohl wollende Berichte und Artikel über ihn und seine Bettina und das Privatleben gibt, wenn er bei den Springer-Oberen nur richtig buckelt.

" Wer mit der BILD-Zeitung in dem Fahrstuhl hinauf fährt, fährt mit ihr auch den Fahrstuhl herab!"

Wie wahr, wie wahr! Das haben schon ganz andere politische Kaliber im Verlaufe der fast 63 Jahre BRD erleben müssen.

Dass nun peu a´peu die Fakten zu dem Fall Wulff / Geerkens

Ob nun die gepflegte " Freundschaft " Wulff / Maschmeyer, Wulff/Baumgartl, seine undurchsichtigen Beziehungen zwischen den Banken und dem Porsche-Konzern im Zusammenhang mit seinem Posten als Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG, dieses Alles lässt in der Gesamtschau ein Bild von einem Politiker erkennen, der sehr gerne Vorteile und Zuwendungen entgegen nimmt und bei - wohl erwarteten - Gegenleistungen sein damaliges Amt in die Waagschale legt.

Wulff ist bereits vor 2 Jahren mit der Wahrheit mehr als lax umgegangen, als er nach den Geschäftsbeziehungen zwischen Geerkens und ihm befragt wurde. Er hat bislang - trotzt Ankündigung in dem Fernsehinterview bei ARD und ZDF - die Details zur Geerken´schen Darlehnshergabe nicht veröffentlicht. Neben der Prüfung der Frage, ob dieses ebenfalls unter Vorteilsannahme im Amt zu subsumieren ist, stellt sich wohl auch jene, inwieweit Wulff gegen das " Geldwäschegesetz " verstoßen haben könnte. Er hat bisher die Vorwürfe der möglichen Vorteilsannahme im Amt ( das ist ein qualifizierender Straftatbestand ) im Zuge der Recherchen zu seinen Urlaubsaufenthalten auf Mallorca, in Florida, New York und Italien nicht ausräumen können.

Die Medien haben sich auf Wulff und auch auf seine Frau Bettina eingeschossen. Diesen Zustand hat er selbst verursacht. Wäre er von Beginn an offen und ehrlich mit den Hausfinanzierungsgegebenheiten umgegangen, hätte er die - sicherlich unangenehmen - Fragen zeitnah beantwortet, hätte er durch die Mailbox-Nachrichten bei Döpfner und Diekmann nicht erst den Stein ins rollen gebracht, die Angelegenheit wäre längst keine Meldung mehr wert.

Wie heisst es so zutreffend:
" Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen! "

Das gilt nicht nur für Wulff, deren Reputation erheblich Schaden gelitten hat. Das gilt vor allem für sein Amt als Bundespräsident, das er mit diesen Altlasten nicht glaubwürdig ausfüllen kann. Das gilt aber auch für seine Ehefrau Bettina, die sich nicht zu fein ist, ihre Designer-Fummel umsonst liefern zu lassen und deshalb so gar einen Exklusivvertrag abgeschlossen haben soll.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article13801351/Bettina-Wulff-laesst-sich-Luxus-Bekleidung-sponsern.html

Die Kreativen im Internet haben denn schon einen neuen Begriff kreiert: " wulffen ".
"Wulffen" bedeutet: jemanden die Mailbox / den Anrufbeantworter volllabern.

Eine traurige Figur, stellt der Herr Bundespräsident Wulff seit vielen Wochen dar. So, wie der Ritter Don Quijote in dem Weltklassiker von Miguel de Cervantes, der einsam gegen Feinde ankämpft, die es in der Realität nicht gibt, weshalb er wild um sich schlägt, um diese zu besiegen.
Das Ende des Ritters von trauriger Gestalt ist bekannt. Wulff´s auch?

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Christian Wulff und kein Ende. Wäre er zu so etwas wie Scham fähig, würde er schon lange am nächsten Holunder baumeln. Aber so was kennt er offenbar nicht...

Übrigens noch "Der Chinese" gesehen. Da hattest du recht: ging erst gut los und dann so was von in die Hosen. GEZ? Aber immer, gerne!
Lobster53 hat gesagt…
So ist es manchmal mit den Romanverfilmungen. Das bedruckte Papier enthält mehr Leben, als ein Film. Hier bedeutete es jedoch: eigentlich schade, da war mehr drin!
til_o. hat gesagt…
Gauck war nur die Schießbudenfigur um den Wulff ins Amt zu hieven. Er selbst wäre als Bupräsi nicht tragbar. Der kann seine Klappe nicht halten und hätte Dinger vom Stapel gelassen, die die Bundesregierung von einer Krise in die nächste gestürzt hätte. Ein Abgang a la Köhler wäre da vorprogrammiert gewesen.
Lobster53 hat gesagt…
Ich vermute, dass der Meister Gauck jetzt keine Rolle mehr spielt. Möglicherweise wird das Merkel sich zusammen mit der Opposition über einen "neutralen" Kandidaten einigen.

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