461 Ocean Boulevard - Der Versuch des heroinabhängigen Eric Patrick Clapp seinem Tod auf Raten zu entgehen.







Wir schreiben das Jahr 1974. Die Welt war noch klar strukturiert. Es gab den Ostblock unter Führung der UdSSR, das Riesenreich der Mitte mit der Bezeichnung China unter Führung des Genossen Mao Tse Tung ( kurz: Mao ), das sich am fernen Ussuri mit dem einstigen Verbündeten, der Sowjetunion, seit 1969 heftige Scharmützel mit Knüppeln, Fäusten und Füßen lieferte, und es gab den angeblich friedvollen Westen, die NATO-Länder ( Lügen-Slogan: " Our instant for peace " ) unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika, der allein in Westdeutschland zu jener Zeit soviel Atombomben hortete, dass die gesamte Erde damit mehrfach hätte ausgelöscht werden können.
Während die Warschauer Paktstaaten lobhudelnd die ruhmreiche Sowjetunion feierten, die sozialistsiche Planwirtschaft wegen der immensen Rüstungsausgaben und sonstiger Fehlentwicklungen immer tiefer in den Keller fiel und Versorgungsengpässe im jedem Jahr zu bewältigen waren, hatte der Westen ein anderes Luxusproblem: die Drogensucht.

Weil die 68er und die nach ihnen folgenden Jahrgänge mitsamt ihrer Generation " Zaungäste " über die Beat - Pop - und Rockmusik, eine mit ihr verbundenen Mode und einer entsprechenden Lebenseinstellung relativ schnell an die Grenzen der Toleranz der herrschenden Klasse stieß, flüchteten viele in den Irrweg Droge. Neben den Bewusstseins erweiterenden Stoffen, wie Cannabis ( kurz: Hasch ), Marihuana ( kurz: Gras ) oder auch künstliche Rauschmittel wie LSD ( kurz: Fahrkarte, lang: Lysergsäurediethylamid ) spielte der Alkohol natürlich eine große Rolle, der in Kombination mit Tabakkonsum ebenfalls verheerende gesundheitliche Schäden im Falle des Missbrauchs hervorrufen konnte, jedoch staatlicherseits als üppig sprudelnde Steuereinnahmequelle keineswegs verteufelt wurde.

Die ersten prominenten Toten unter den Idolen der Beat - und Rock-Generation waren zu beklagen. Es traf so exzellente Musiker wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brain Jones, Jim Morrison, Alan Wilson, die unter dem Begriff " Klub 27 " neben anderen, später eines unnatürlichen Todes Gestorbenen eingeordnet werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Klub_27

http://obskuristan.com/category/tote-rockstars/feed/

Es mag auch daran liegen, dass die sehr früh Verstorbenen mit dem eigenen, den eher unsteten Leben sowie der plötzlichen Popularität im Musik-Genre nicht klar kamen. Sich dabei in eine Scheinwelt begaben, die von dem Drogenkonsum hervor gerufen und bestimmt war.

In einer derartigen Phase befand sich ab 1970/1971 auch Eric Clapton, der zuvor eine musikalische Odyssee durch lief und dabei viele Niederschläge und Enttäuschungen hinnehmen musste.


Eric Clapton begann seine Laufbahn im Alter von 18 Jahren bei der Formation " Yardbirds ", zu der auch die Musiker Jeff Beck und Jimmy Page zählten, schloss sich dann 1965 der von John Mayall ins Leben gerufenen " Bluesbreaker " als Gitarrist an und gründete 1966 dann die " Supergroup " " The Cream ", in der er neben Jack Bruce, auch mit Ginger Baker zusammen spielte. " Cream " mutierte in den knapp 3 Jahren zu einer einmaligen Band. Aus dem Gitarristen Eric Clapton stilsierten seine Fans einen " Gott ", eine übermenschliche Figur eben. Der Clapton-Kult nahm zeitweise groteske Züge an. So schrieb ein Verehrer des virtuosen Gitarrenspielers auf einer Londoner Hauswand: " Clapton is god!". Er selbst verabscheute diese Entwicklung und und polemisierte ständig gegen den Personenkult, indem er formulierte:

" Dass Musiker heute einflußreicher als Politiker sein können, ist grotesk. Man braucht zum Musikmachen weder besondere Intelligenz noch eine vorbildliche Moral. "

- Zitatende aus : Barry Graves / Siegfried Schmidt-Joos, " Das neue Rocklexikon ", Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, Apri 1990, S. 162 )

Die Wege der drei zu Superstars erkoren Rockmusiker gingen ab 1969 auseinander. Eine Inthronisierung der Supergroup " Blind Faith " als Nachfolgeformation von " Cream " scheiterte grandios. Die vier Mitglieder, nämlich Eric Clapton, Steve Winwood, Rick Grech und Ginger Baker, trennten sich bereits nach einem halben Jahr und der Veröffentlichung einer - allerdings exzellenten - LP.
Clapton versuchte sich  Ende 1969 mit der Formation " Delaney, Bonnie and friends "; im Jahre 1970 mit der Band " Derek and the Dominos ", zu der auch der US-Gitarrenvirtuose Duane Allman zählte mit dem er  in der Formation ein  herausragendes Doppelalbum einspielte. Clapton trat zwischenzeitlich bei dem von seinem Freund, dem Ex-Beatle George Harrison initierten " Concert for Bangla Desh " als Gastmusiker auf. Als Duane Allman am 29. Oktober 1971 bei einem Motorradunfall tödlich verunglückte, wurde das Projekt " Derek and the Dominos " beendet. Clapton zog sich daraufhin - von Drogenkonsum und dem auf Verschleiß aufgebauten Musikerleben gekennzeichnet - aus dem Show-Biz zurück.

Er frönte seiner immer stärker werdenden Heroinsucht in seinem Haus auf dem Anwesen in Surrey, wo er beinahe bei einem selbst verschuldeten Autounfall ums Leben gekommen wäre. Erst 1973 erschien Clapton zusammen mit dem befreundeten Gitarrenspieler Pete Townshend im Londoner Rainbow Theater zu einem gemeinsamen Konzert auf der Bühne. Hiervon wurde ein Mitschnitt auf einer Vinylplatte veröffentlicht, was Eric Clapton jedoch nicht zu einem Comeback veranlassen konnte.
Er versteckte sich biszum Frühjahr 1974 vor der Öffentlichkeit und der Musikwelt, ehe er in einem Interview einräumte, dass er drei jahre lang dem Heroinkonsum gefrönt habe, dann die Sucht mittels Elektro-Akkupunktur besiegen konnte und plane, ein Album aufnehmen zu wollen.

Im Sommer 1974 erschien dann " 461 Ocean Boulevard " in den Plattenläden. Die Clapton-Fans waren enttäuscht. Der Großmeister der Gitarrenspielkunst zeigte sich auf diesem Album von seiner sehr zurückhaltenden Seite. Statt der erwarteten Soli und einem bekannten Gitarrengewitter gab es eher sanfte, seichte Rhythmen, viel Slide-Guitar-Passagen und einen singenden Clapton.
Sicherlich, die LP hat auch starke Songs, so wie eben " I shot the sheriff ", jener Bob Marley and The Wailers - Adaption, die Clapton rockig einspielen ließ, während Marley´s Stück im Reggae-Sound vorgetragen wurde.

http://en.wikipedia.org/wiki/461_Ocean_Boulevard

Von den weiteren 9 Titeln ragen noch " I can´t hold out " " Please, be with me " und " Let it grow " heraus. Das Album wurde von den Kritikern eher mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Weil EC sich für annähernd drei Jahre aus der Produktionsmaschinerie verabschiedet hatte, konnten einige der Experten den Stil seiner Stücke auf dem ´74-Album " 461 Ocean Boulevard " nur schwer einordnen. Die Bewertungspalette umfasste deshalb eine Vielzahl von Attributen. Von zu softig über sehr melodiös bishin zu bluesig-rockig erstreckte sich die Bandbreite. Da viel es auch dem Musikfreund, dem Clapton-Fan und Sammler der edlen Vinylscheiben schwer, eine eigne Meinung zu formulieren.

Dass EC nicht mehr der Gitarrist der vergangenen Jahre oder der Dekade von den  "Yardbirds " bis " Derek and the Dominos " war, ergibt sich bereits aus dem ersten Song des Albums:  " Motherless Children ". Einem eher popigen Song ohne größere musikalische Höhepunkte, dafür mit ordentlich Drive und einer gut harmonierenden Studioformation, in der sich " Mr. Slowhand " keineswegs hervor heben will. Und genau so endet auch die LP mit dem Song " Mainline Florida ", in dem sich EC der exzellenten Stimme von  Yvonne Elliman als Backing Vocal bedient. Immerhin fällt auch hierbei nicht ins Gewicht, dass die Sangeskünste des großen Gitarrenhexers eher bescheiden zu nennen sind.

Wer die Biographie des Eric Clapton mit dem unprätentiösen Titel " Mein Leben " gelesen haben sollte, wird sich sofort daran erinnern, dass Sir Eric in der Phase seines musikalischen Schaffens eine radikale Kehrtwende vollzog, nämlich Musik zu erarbeiten, die nicht auf der Basis der - üblicher Weise zuvor - eingenommenen, bewußtseinserweiternden Drogen basiert.

Nun ist Miami eine Stadt, die nicht gerade dafür bekannt sein dürfte, das saubere, dass konservative und schauspielerhafte Dasein in den Vereinigten Staaten von Amerika zu repräsentieren. Wer die Krimi -Serie " Miami Vice " noch in Erinnerung rufen kann oder auch den Abklatsch aus der Jetztzeit " CSI Miami " kennt, dürfte in etwa eine Vorahnung davon erhalten, was in der Stadt ( Miami City ) selbst abgeht.
Drogenkriminalität ist auch hier eine Geisel der ansonsten spießig und reaktionären Amerikaner.
Für den Außenbereich, nämlich " Miami Beach " gilt dieses nur bedingt. Hier haben immer noch die eisgrauen Pensionäre, den steinreichen Witwen aus New York und die erholungswütigen Yankees aus den Nachbarstaaten das Sagen. Über Moneten wird nicht geredet, die hat frau/man eben. Der Reichtum kann hier ungeniert zur Schau gestellt werden, denn es gibt die vielen " Protected Areas " rund um die " Millionaire´s Row " und eben den Luxus der riesigen Luxushotels entlang der " Collin´s Avenue "; permanent bewacht von dickbäuchigen Gesetzeshütern in ihren wuchtigen " Police Cars ", die den Schießprügel jedoch nur dann ziehen, wenn es gilt, einem Geschwindkeitssünder, der die US-Gepflogenheit, beim Nahen des blau-weißen Monsters mit schrillem Sireneklang, nicht sofort an die äußerst rechte Straßenseite einzusteuern, richtig aufzumischen. Dann gibt es Saures von den oft mit Verstärkung anrückenden Gesetzeshütern: Beine auseinander, Hände auf das PKW-Dach und sich abgriffeln lassen - wobei eine Hodenquetschung nicht so selten sein wird. Auch Gewaltexzesse können dabei vorkommen, denn " To be arrested for drivin´wild life " ist als Konsequenz des frevelhaften Handelns nur eines der leichteren Übungen.

Andererseits hat das beschauliche Leben im " Sunshine State " mit seiner Hauptstadt " Tallahassee " auch viele angenehme Seiten. Von den rund 18,8 Millionen Einwohnern Floridas leben allein 5,6 Millionen in " Grater Miami ", womit schon gesagt ist, dass der große Rest des States eher als Pampa zu bezeichnen wäre.
Von den über 170.000 Km² werden enorme Flächen nicht genutzt, so wie die des " Everglades National Park ", mit seinen Mangroven-Sümpfen und den Hambocks, die der " Florida Keys " bis zu dem 500 Kilometer weit entfernten " Key West " oder die um den Binnensee " Okeechobee ".
Dennoch beträgt die Einwohnerdichte nur 110 Ew. / Km² und das, obwohl seit dem Millenniumsjahr mehr als 3 Millionen Bewohner nach Florida zugezogen sind.

http://de.wikipedia.org/wiki/Florida

In der relativen Abgeschiedenheit der Vorsaison des Jahres 1974 produzierte Eric Clapton seine Langspielplatte, die ich mir erstmals im Sommer 1974 anhören konnte da ein einstiger Bekannter sie sich zugelegt hatte und die ich etwa 10 Jahre später in einem Anflug von Nostalgie auf die vormalige, die längst vergessene Zeit, 1984 selbst bei " Ear " im Bremer Steintorviertel erwarb.

Eric Clapton´s " 461 Ocean Boulevard " bedeutet nicht mehr und nicht weniger als eine Wohnanschrift in Golden Beach, entlang des fast zuckerweißen Sandstrandes und der glitzernden Atlantikflächen, auf denen sich die immer währende Frühjahrssonne widerspiegelt.




Ein wunderbares Plätzchen, um zu sich selbst zu finden, sofern nicht jene Millionen Touristen ab Juni bis September dort einfallen, die ihren Jahresurlaub abhängen möchten. Jedoch war Sir Eric vor dieser Meute im Jahr 1974 noch verschont und durfte eben jene Musik in den " Criiteria Studios Miami " einspielen, über die er sich zuvor in der Ruhe und Abgeschiedenheit seines Domizils einst Gedanken gemacht hatte.

Eine wunderbare Platte, auch wenn das Leben des Herrn Clapton weder vorher noch bis zu einer Dekade danach nachahmenswert sein dürfte:
  1. "Motherless Children" (Traditional; arr. by Eric Clapton, Carl Radle) – 4:55
  2. "Give Me Strength" (Clapton) – 2:51
  3. "Willie and the Hand Jive" (Johnny Otis) – 3:31
  4. "Get Ready" (Clapton, Yvonne Elliman) – 3:50
  5. "I Shot the Sheriff" (Bob Marley) – 4:30
Side two
  1. "I Can't Hold Out" (Elmore James) – 4:10
  2. "Please Be With Me" (Charles Scott Boyer) – 3:25
  3. "Let It Grow" (Clapton) – 4:57
  4. "Steady Rollin' Man" (Robert Johnson) – 3:14
  5. "Mainline Florida" (George Terry) – 4:05

 

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