Ein Satz, Zweisatz und Dreisatz.





Da stand ich doch heute im " Einkaufstempel " der Marktkette " Kaufland ", die ja bekanntlich zum Lidl& Schwarz - Konzern zählt, an der Kesselsdorfer Straße vor einem prall gefüllten Regal mit allerlei Zuckersorten und versuchte zu ergründen, warum es auch dort so viele unterschiedliche Sorten gibt.
Neben dem alt bewährten weißen Haushaltszucker in der handelsüblichen 1000 g - Tüte, starrten mich weitere Zuckerverpackungen an, die hier fein säuberlich aufgelistet wurden:


Die Suche nach Gelierzucker gestaltete sich deshalb zunächst etwas zeitintensiv. Auch nachdem ich dieses als Zuckergemisch hergestellte Produkt endlich gefunden hatte, wartete eine weitere Aufgabe. Es gab den Gelierzucker nicht nur von zwei verschiedenen Anbietern, nein, auch die Herstellweise war verscheidenartig, ganz zu schweigen von der Verkaufsverpackungsmenge.
So befanden sich Tüten mit der Aufschrift des Herstellers von " 1:1, 1:2 und 1:3 " im Regal. Was tun?

Beim näheren Hinschauen konnte ich des Rätsels Lösung zu jenen Angaben lüften. Es wurde bei den Verbrauchsbeschreibungen angegeben, dass bei der " 1:1 - Tüte " ein Kilogramm Früchte mit einem Kilogramm Gelierzucker oder 500 Gramm Früchte mit 500 Gramm Zucker verarbeitet werden sollen. Bei der Sorte " 1:2 " reichen für ein Kilogramm Früchte bereits 500 Gramm Gelierzucker; bei der Angabe " 1:3 " lassen sich 1.500 Gramm Früchte mit  500 Gramm Zucker zu Gelee oder Marmelade zubereiten.

Tja, was nehmen? Da war schon wieder guter Rat teuer, denn nicht nur die Verpackung und die unterschiedlichen Aufschriften der Hersteller hatten es insich. Während die 1000 Gramm-Tüte Gelierzucker " 1:1 " mit 1,69 € ausgezeichnet war, betrug der Preis von 500 Gramm Gelierzucker der Sorte " 1:2 " nur sagenhafte 0,69 €; der der Sorte " 1: 3 " allerdings 1,29 € und das Kilopaket satte 2,69 €. Da hieß es denn fleißig im Kopf rechnen, denn der Preisteufel steckte auch hier wieder im Detail.

Also, ging ich mit der mathematischen Logik an den Preis - und Mengen - Wirrwarr heran. Dabei halfen mir die einst in der guten alten Volksschule und später in der BAS-Klasse wieder aufgefrischten Kenntnisse des Dreisatzes.

Wenn
1000 g Zucker für 1000g Früchte 1,69 € kosten, dann kosten
 500 g Zucker für   500g Früchte  0,85 €.

Wenn
500g Zucker für 1000g Früchte 0,69 € kosten, dann kosten
250g Zucker für   500 g Früchte 0,35 €.

Wenn.
500 g Zucker für 1500g Früchte 1,29 € kosten, dann kosten
166 g Zucker für  500g Früchte  0,43 €.

Demnach müsste der Gelierzucker " 2:1 " von allen drei Sorten am billigsten sein. Oder etwa doch nicht? Mir kamen wieder Zweifel. Also, noch mal gerechnet. Und zwar:

1000 g Früchte mit der Sorte " 1:1 " zubereitet würden 1,69 € kosten.

1000g Früchte mit der Sorte " 1:2 " zubereitet würden 0,69 € kosten.

1000g Früchte mit der Sorte " 1:3 " zubereitet würden 0,86 € kosten.
( 1,29 € : 3 x 2 = 0,43 x 2 = 0,86 € )

Hmh! Stimmt das? Wieder kamen mir Zweifel. Warum soll nun ausgerechnet der Gelierzucker der Sorte " 1:2 " billiger sein als jener der Sorte " 1:3 " ? Und, weshalb ist der Zucker " 1:1 " so teuer?

Deshalb zum dritten Mal nach gerechnet:

Mit 1000 g Gelierzucker der Sorte " 1:1 " können 1000g Früchte verarbeitet werden, die dann 1,69 € kosten ( Strom, Wasser, Arbeitszeit nicht eingerechnet ).

Mit 1000g Gelierzucker der Sorte " 1:2 " können 2000 g Früchte verarbeitet werden, die dann 1,38 € kosten ( 500 g Zucker = 0,69 € x 2  ).

Mit 1000g Gelierzucker der Sorte " 1: 3 " können 3000g Früchte verarbeitet werden, die dann 2,58 € kosten ( 500 g Zucker = 1,29 € x 2 ).

Somit lassen sich 1000g Früchte mit der Zuckersorte " 1:1 " für 1,69 € zubereiten; 1000g Früchte mit der Zuckersorte " 1: 2 " für 0,69 € ( 1,38 € : 2000 x 1000  oder einfacher: 1,38 € : 2 ) und 1000g Früchte mit der Zuckersorte " 1:3 " für 0,86 € ( 2,58 € : 3000 x 1000 oder simpler: 2,58 € : 3  ).

So weit, so gut. Aber, warum ist nun ausgerechnet die Gelierzuckersorte " 1:2 " für die Marmeladen - und Geleeherstellungen kostengünstiger?
Ich grübelte und grübelte. Dann kam mir die Erleuchtung. Es muss etwas mit der Mischung zu tun haben. Weil bei der Sorte " 1:1 " nur sehr wenig chemische Bindemittel sowie Gelatine enthalten sind, sondern überwiegend reiner Raffineriezucker, könnte dessen Herstellung teuerer sein. Weil aber die Zuckersorten selbst nicht nur unterschiedliche, so genannte Körnungen und Reinheitsgrade, aufweisen und die Produktion von feinkörnigem Haushaltszucker höhere Kosten verursacht, könnte es aber auch damit zusammen hängen, dass der Gelierzucker " 1: 1 " eben feinkörniger, also eine höhere Qualität aufweist. Dafür spricht, dass die billigsten Zuckertüten von 1Kg bei " Aldi " nur 0,65 € kosten, während die feineren Sorten bei 1,19 € und bis zu 1,39 € für 1 Kg liegen.

http://www.supermarktcheck.de/raffinade-zucker/produkte/

Dann gibt es auch noch so exotische Sorten, wie " Bio  " -, " Hagel " - oder " Glücks " - Zucker, die dann in 500 g Verpackungen zwischen 1,29 €  bis 1,79 € kosten und erst gar nicht in Kilo-Verpackungen angeboten werden, weil dem verwirrten Konsumenten bei diesen Apotheken-Preisen glatt weg der Draht aus der Mütze springt. By the way: Was " Glückszucker " sein soll hat sich mir beim Bloggen und recherchieren nicht so richtig erschlossen; und dass " Bio " eine Masche darstellt, um dem Konsumenten eine bestimmte, umweltfreundliche Anbau -, Haltungs - oder  Herstellungsmethode zu suggerieren; ihm in Wahrheit jedoch mehr " Kohle " aus der Tasche zu ziehen, dürfte als bekannt vorausgesetzt werden.

http://www.supermarktcheck.de/product/52981-suedzucker-bio-zucker

Egal, wer fünf - bis sechsstellige Monats - und Jahreseinkünfte - unversteuert - erhält, dem ist eine solche Milchmädchenrechnung eh suspekt.

Weiter im Dreisatz-Gemisch:

Es könnte somit tatsächlich etwas mit der Zuckerqualität und dem Zuckeranteil am Gelierzucker zu tun haben, dass die Großpackung der Sorte " 1:1 " eben doppelt so teuer ist, wie die 500 g Tüte der Sorte " 1:2 ", obwohl diese, umgerechnet auf 1000g Inhalt, eigentlich dann nur 0,31 € mehr kostet. Aber, was ist denn mit der Wundertüte der Sorte " 1:3 " ? Wie verhält diese sich zu ihren Konkurrenten?
Wenn meine Hypothese, dass der Gelierzucker teurer wird, je mehr Zuckeranteil dort enthalten ist, zutreffend sein sollte, so müsste die letztgenannten Gelierzuckersorte am billigsten sein, denn wenn ich nur 500 g dieser Sorte für 1500 g Früchte benötige, müssen dort viel Gelatine und andere Chemiezusätze enthalten sein. Demnach muss diese Gelierzuckertüte mit 500g Eigengewicht günstiger als jene Schwester von 500 g Kampfgewicht mit dem Verhältnis " 1:2 " sein.

Huch, ist sie aber nicht!

Meine letzte Hoffnung, die unterschiedlichen Preise erklären und begründen zu können,lag deshalb in der verschiedenen Körnung. Doch auch dieser Erklärungsansatz brachte kein befriedigendes Ergebnis. Zwar sind die unterschiedlichen Zuckersorten wegen der aufwendigeren Raffinierungsprozesse preislich sehr unterschiedlich, aber liegt es wirklich an dem hier vorhandenen Reinheitsgrad? Ein Blick in und auf die Tüte der Sorte " 1:3 " offenbarte jedoch, dass diese Kriterien mit denen der billigeren Gelierzuckersorte " 1: 2 " identisch sind. An der verschiedenen Herstellung kann es also nicht liegen, dass es hier Preisunterschiede gibt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zuckerfabrikation

Woran also? Schon beim Betrachten der verschiedenen Tüten, die zwar allesamt schön bunt waren, jedoch eigentlich nur - größten Teils - weißen Zucker enthielten, kam mir der Verdacht, dass sowohl das Angebotswirrwarr, als auch das Preischaos ein und desselben Herstellers eine Methode haben muss. Diese wird wohl lauten: Gewinnmaximierung durch Preisdiversifikation - so, wie ich es im 2. Semester BWL in der grauen Theorie bereits von den einstigen Dozenten der FH Wilhelmshaven eingetrichtert bekam.
Tja, und da der pure Kapitalismus auch vor den Toren der Zuckerhersteller nicht halt macht, gilt auch hier:
Ein Oligopol von nur drei Produzenten diktiert eben eher die Preise, als ein funktionierender Markt.

http://de.wikipedia.org/wiki/Zuckerindustrie#Zuckerindustrie_in_Deutschland

Will sagen: Der Preis wird vom Hersteller fest gelegt, nicht vom Handel, der allerdings seinen Profit durch irre führende Angebote erzielt. So hat der Gelierzuckerpreis nichts mit Dreisatz - Rechnung oder sonstiger, höherer Mathematik zu tun, sondern mit den Spielregeln des Kapitalismus. 

http://de.wikipedia.org/wiki/Dreisatz

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