Nadja Drygalla: Eine geächtete, eine missverstandene oder eine naive Sportlerin?

                                                                   ( c ) Michael Fiegler - WIKIPEDIA, Eiche

Tag 14 der XXX. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit in London. Die bundesdeutsche Mannschaft gerät in den Medien und der Politk zunehmend unter Beschuss. Wo bleiben die Medaillen? Nur 5 in gold, 10 in silber und 7 in bronze; macht summa summarum 22! Wenig, für die hoch ambitionierten Ansprüche der Funktionäre und Aktiven und natürlich der überall präsenten Medien. Was wurde da nicht so alles im Vorfeld am Nonsens über einzelne Athleten, verschiedene Besetzungen oder diverse Mannschaften aus diesem, unserem Lande berichtet, beschrieben, behauptet und dann veröffentlicht? Von dem Schwimmer-Traumpaar Paul Biedermann und Britta Steffen. Beide gingen im Planschbecken und während der Wettkämpfe in London grandios baden. Von den " Goldenen Reitern ", die bislang eine eher durch wachsene Erfolgsbilanz vorweisen und im Mannschaftsspringen abgeschlagen auf dem 12. Platz landeten. Oder von den Leichtathleten, die bis zum 06.08. noch keine Medaille erobern konnten.

Schon meldete sich die Politik in Gestalt des Innenministers von Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht, der sich mehr als enttäuscht über das bisherige Abschneiden der bundesdeutschen Teilnehmer äußerte und öffentlich über eine Veränderung und Überprüfung bei den staatlichen Finanzmitteln sinnierte, die ja immerhin in den Leistungs - und Spitzensport einflößen. Recht so, Herr Innenminister. Wer Knete bekommt, soll auch Erfolge vorlegen müssen. Schließlich hat der Steuerzahler - zumindest indirekt - hier seinen Obolus an die Damen und Herren Olympioniken entrichtet.
Fazit bislang also: Sehr viel Lärm um fast nichts!

Die Medien konnten deshalb nur über das Ausscheiden, die schlechte Platzierungen und die verpassten Medaillen berichten. Wie frustrierend. Da traf es sich gut, dass ein vermeintlicher Skandal innerhalb der Rudervertretung die Gazetten füllte. Eine Randfigur des dortigen Spektrum von vielen Nominierten, bestimmte über einige Tage das mediale Interesse: Nadja Drygalla.

Was wurde nicht alles im Verlaufe der wenigen Tage im Rahmen des inszenierten Sommertheaters über die Sportlerin an Mumpitz geschrieben, gesagt oder gepredigt? Sicherlich hat hier der eine oder andere Journalist seinen Senf an der als Medienhatz zu bezeichnenden Berichterstattung über die blonde und wohl auch naive Olympionikin dazu gegeben und ist dabei weit über das eigentliche Ziel hinaus geschossen, dennoch verbleibt ein fader Beigeschmack, was die Liason der Frau Drygalla zu dem rechtsradikalen Herrn Fischer aus dem Rostocker NPD-Dunstkreis betrifft. Wenn auch die Sportlerin sich von dem Gedankengut ihres Herzallerliebsten öffentlich distanziert, so stellt sich dennoch die Frage, wie sie es geschafft hat, das Treiben des Neofaschisten Fischer einfach so mir nichts dir nichts zu ignorieren?

Fischer ist in der Tat kein unbeschriebenes Blatt, wenn darum geht, rechtsradikales Gedankengut hoffähig zu machen und den brauen Sumpf so zu gestalten, dass er nach außen hin spießbürgerlich wirkt. Drygallas Freund sei jedoch inzwischen aus dem Neofaschisten-Umfeld in Rostock ausgestiegen. Tatsächlich? Es dürfen dazu erhebliche Zwiefel geäußert werden. So verfasste Fischer nach seinem angeblichen Ausstieg im Mai 2012 in dem rechtsradikalen Online-Latrinenblatt am 16. Juni 2012 einen Artikel, bei dem es um eine Aktion eines Linksbündnisses gegen eine Abschiebung geht:

http://kombinat-fortschritt.com/2012/08/05/zu-den-einlassungen-nadja-drygalla/

Auch in der weiteren Berichterstattung zu dem Fall " Drygalla " werden Zweifel hinsichtlich des Wahrheitsgehalts zu der Ausstiegsbehauptung erhoben:
http://www.sueddeutsche.de/politik/langjaehriger-neonazi-michael-fischer-sieben-indizien-die-gegen-einen-ausstieg-von-drygallas-freund-sprechen-1.1433037

Dennoch sollte nun das Thema eigentlich durch gekaut sein. Wenn es angeblich verwerflich ist, dass eine noch aktive Ruderin mit einem bekennenden Rassisten liiert ist, dann sollte dieser Umstand zunächst nur zu denken geben. Wenn eine Olympionikin allerdings selbst rassistische Äußerungen und faschistoide Einstellungen öffentlich bekundet, dann sie weder als Teilnehmerin bei den Wettkämpfen etwas verloren, noch darf sie mit Sporthilfegeldern gefördert werden, denn sie würde mit dieser Ideologie dem einst propagierten olympischen Gedanken, wonach alle Völker zu einem friedlichen Wettstreit zusammengeführt werden sollen, zuwider handeln. Wer den Faschismus wieder gesellschaftsfähig machen möchte, so wie es die NPD-Vandalen und andere geistige Amöben aus deren ideologischem Umfeld seit Jahrzehnten versuchen, hat keinen Anspruch auf  finanzielle Wohltaten von, durch oder über staatliche Institutionen, denn diese Träger und das demokratische Gesamtgebilde sollen ja nach der NS-Ideologie in ihrer aktuellen Lesart abgeschafft, vernichtet  und durch eine Diktatur ersetzt werden.

Nun hat sich die geschasste Nadja Drygalla von jedweder Beeinflussung durch ihren Lebensgefährten in Bezug auf dessen neofaschistischen Aktivitäten öffentlich distanziert. Damit müsste es auch seine Bewandnis haben. Wäre, ja wäre da nicht die Medienhatz, die in diesem Fall - vor allem dank des jährlichen " Sommerlochs " - veranstaltet wird. So wird das eigentliche Privatleben einer Leistungssportlerin zum öffentlichen Thema, zu einem Politikum . Einerseits lässt sich ein solcher Verlauf leider nicht verhindern, denn in einer medial durch gestylten Gesellschaft muss eine - wenn auch nur zeitlich begrenzt - in der Öffentlichkeit stehende Sportlerin einer Olympia-Mannschaft alle Male damit rechnen, dass findige Journalisten, die ihre Informationen im Gegenzug in klingende Münze umsetzen möchten, die durchaus anrüchigen privaten Bande zu einen Skandal hoch stilisieren; andererseits hat die Betroffene jederzeit die rechtlichen Möglichkeiten gegen die Verbreitung unwahrer Tatsachenbehauptungen vorzugehen.

Bevor sie sich in die Gefahr begibt, von der lauernden Medienmeute zerfleischt zu werden, hätte Drygalla gut daran getan, ihre Liaison zu dem angeblich ausgestiegenen NPDler Fischer zu überprüfen. Dieser ist kein unterbelichteter Mitläufer oder Sympathisant dieser Partei, die sich selbst nicht klar von den faschistischen Banden und Gruppierungen distanziert, deren Verbrechen in Form von Mord und Totschlag an ausländischen Bürgern sowie Andersdenkenden seit vielen Jahren sattsam bekannt sind, sondern direkt und indirekt durch Verbreitung entsprechenden Gedankenguts diese Täter und ihre Ziele unterstützt. Fischer hat sich selbst mit Beiträgen in entsprechenden Szenemedien zum Sprachrohr jener Anti-Demokraten gemacht. Wer, so wie Nadja Drygalla es selbst eingeräumt hat, ein enges Verhältnis zu einem bekennenden "Nationaldemokraten" unterhält, muss sich völlig zu recht öffentlich fragen lassen, ob sie mit dessen politischer Einstellung sympathisiert oder sogar konform läuft. Klüger wäre es gewesen, sie hätte durch eine entsprechende Erklärung, mit der sie sich von den Aktivitäten und der politischen Gesinnung ihres Lebensgefährten distanziert, der Medienindustrie den Wind aus den Segeln genommen.

Dass sie und auch Fischer nun - nur noch in der Defensive agierend - entweder  schweigen oder gerade soviel einräumen, wie auch über Journalistenrecherchen unisono bekannt geworden ist, stellt wahrlich kein geschicktes Handeln dar.

http://de.wikipedia.org/wiki/Nadja_Drygalla#Kontroverse

Nadja Drygalla


http://inrur.info/wiki/Nadja_Drygalla

Michael Fischer

http://inrur.info/wiki/Michael_Fischer

So lässt sich, nachdem der Medienrummel um die beiden Rostocker wieder abgeebbt ist, konstatieren, dass hier viel Radau um fast nichts veranstaltet wurde. Da wurde Tage lang über dieses Paar berichtet, statt zu hinterfragen, warum der Frauen-Achter sich nicht einmal über den Hoffnungslauf für das Finale qualifizieren konnte? Oder, weshalb es trotz intensiver finanzieller Sportförderung, bislang nur eine mäßige Erfolgsbilanz für die bundesdeutschen Teilnehmer bei der Olympiade in London zu vermelden ist? Wer sich allerdings mit derart unwichtigen Randthemen zu diesem Großereignis befasst, sollte sich am Ende nicht wundern, dass der Sport zur Nebensache verkommt und die angeblich nicht dazu gehörige Politik in den Vordergrund tritt. Hierdurch wurde jenen Zurückgebliebenen von der Qualität eines Michael Fischer nur eine öffentliche Bühne bereitet, auf der sie sich produzieren können. Ein Häuflein Frustrierter aus der Hansestadt Rostock, unterstützt von weiteren Intoleranten aus dem Umfeld der gesellschaftlich Abgehängten und familiär Verwahrlosten sowie jenen Gesinnungsfreunden, deren Hauptaugenmerk es zu sein scheint, überall und nirgends linke Verschwörungen gegen das Wohlstandsland BRD zu konstruierten, hat für einen kurzen Moment die Nachrichtenwelt bestimmt. Sei´s drum oder: " Was stört es die Eiche, wenn sich eine Sau an ihr reibt? ".

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Kommentare

Octapolis hat gesagt…
So was von übertrieben, wie da wieder reagiert wird! Ich weiß nicht, ob es das Wort Sippenhaft trifft, aber man kann der Dame alles vorwerfen, aber nicht, was ihr Mann verzapft. War es gestern, oder vorgestern, als ein Funktionär äußerte, in Zukunft nur noch Sportler zu Olympia zuzulassen, die einen Eid auf die Demokratie leisten? Was für Hirnriss, erstens guckt man jedem nur bis maximal zur Stirn und abgesehen davon, hatten wir das schon mal, als bestimmte Kader sich zu einer bestimmten Gesinnung bekennen mussten. Und das wollten wir ja nicht mehr...

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