" Get your kicks on Route 66 " oder " There are no more kicks on Route 66 "?



Über die Vereinigten Staaten von Amerika, die USA, ist im Verlaufe der Jahrhunderte nach ihrer Gründung viel geschrieben, berichtet und gesendet worden. Ob nun Lüge , Halbwahrheit oder Wahrheit kann eigentlich unerheblich bleiben. Einem Amerika-Fan dürfte es auch völlig schnuppe sein, dass dieses riesige Land eigentlich nur ein Teil des Kontinents ist. Denn Kanada gehört nun einmal auch zu dem Kontinent, so wie die südamerikanischen Staaten auch Teil von diesem sind. Wer allerdings von Amerika spricht, der meint zuvorderst die USA.

Ein gewichtiger geschichtlicher Abschnitt dieses Landes ist dessen Erschließung. Für den Transport von Menschen und Gütern dienten einst Pferd und Wagen auf den vielen unausgebauten Wegen, kreuz und quer durch das Land, ehe die Eisenbahn diesen Konkurrenz machte. Eher zögerlich folgte der Ausbau des Straßennetzes, der dann jedoch mit einem enorm kostspieligen Programm in den 1950er Jahren durch den damaligen Präsidenten Eisenhower quasi aus den Boden gestampft wurde. Als Vorbild diente zur jener Zeit die Autobahn, die im III. Reich geschaffen wurde. Zuvor aber entstand 1914 die Idee, eine vom Norden der USA durchgängige Straße zu bauen, die eine möglichst zügige Verbindung an die immer noch boomende Westküste anbietet. Was bei einem einsamen Motorradfahrer mit dem Namen  Erwin G. Baker als Vision artikuliert wurde, setzte sich später, mit dem zunehmenden Autoverkehr, in die Realität um. Die Straßen der einzelnen Bundesstaaten wurden zu einem Interstate - Highway zusammen geschlossen, der dann den Namen " Route 66 " erhielt.

Diese Route galt über viele Jahrzehnte in den USA als Mutter aller Straßen. Nicht, weil sie dem Gedanken einer infrastrukturellen Straßenanbindung über mehrere US - Staaten tatsächlich entsprach, sonder eher, weil mit diesem Verkehrsweg der Mythos des freien, des unendlich weiten Amerikas in Form des motorisierten Individualverkehrs weiter lebte


http://de.wikipedia.org/wiki/Route_66

Viele Jahre später, das gigantische Straßennetz der USA hat sich inzwischen längst verselbständigt, werden überwiegend nur wehmütige Erinnerungen an die " Route 66 " aufrecht erhalten. So auch in der dreiteiligen Reportage über jene US - Staaten, die von der einstigen Hauptverkehrsander der USA durch quert werden. Die Folgen " Auf der Hauptstraße Amerikas ", " Im Herzen Amerikas " und " Amerikas weiter Westen " hangeln sich thematisch an dem Mythos " Route 66 " entlang. Die bereits im April 2012 bei " arte " gesendeten 3 Folgen, waren nun ab 10. Oktober 2012 in " 3sat " als Wiederholung zu sehen. So beginnt die erste Folge auf und entlang der einstigen Verkehrshauptader der Vereinigten Staaten an deren Ursprung: Ausgehend von Chicago (Adams Steet/Michigan Avenue) nahm die Route 66 ihren Weg diagonal in grob südwestlicher Richtung.

Dabei zeigt schon der erste Streckenabschnitt durch den Bundesstaat Illinois, dass das Befahren zur Zeitreise durch eine versunkene Welt wird. Deutlich erkennbar bleibt, dass der spätere, planmäßige Bau mehrspuriger „Interstate“-Autobahnen in den 60er Jahren der einstigen Hauptstraße Amerikas den Verkehr entzogen hat und damit den meisten Betrieben entlang der Strecke ihre Existenzgrundlage genommen worden war .Unmittelbar, nachdem die Route 66 die nördliche Metropole Chicago verlassen hat, wird sofort erkennbar, dass diese  eben nicht mehr die von Osten nach Westen führende Hauptverkehrsader der Vereinigten Staaten ist. Die Masse der in den 60er Jahren gebauten vielspurigen „Interstate“-Autobahnen hat längst den Großteil des Fernverkehrs aufgenommen.

Deshalb gleicht die Route 66 an vielen Orten des Staates Illinois einem Museum der 30er bis 50er Jahre. Die damaligen Ansiedlungen entlang der " mother of teh roads ", ob es nun Motels, Shops, Bars oder jene bekannten Tankstationen, sie liegen verlassen, vergessen, verwaist am Straßenrand. Eine Geisteratmosphäre, so der weitere Eindruck, der sich mit jeder Meile verstärkt. Das große Sterben an der " Sixty Six " setzte sich mit jedem fertig gestellten Autobahn - oder Highway - Kilometer fort.  Denn: Wer einst vom Verkehr auf der „66“ lebte, hat sein Geschäft längst aufgegeben und ist weitergezogen. So blieben die sattsam bekannten Ruinen von Tankstellen, Motels und Geschäften.
Doch andererseits, jenseits der verlassenen Dollar-Kultur, wurden einige der " 66 " - Reliquien mittlerweile liebevoll restauriert. Es entstand eine Ar Renaissance der " Route 66 " in Form der heimelige Erinnerungen an die guten, alten Zeiten und natürlich auch, um damit vom aufkommenden Nostalgie-Tourismus rund um die " Route 66 " zu profitieren.

Zu jenen 50er - Jahre Glanzsstücken der US - Unterhaltungsindustrie zählten damals die  Autokinos. Der Film berichtet über eines der letzten Freiluftkinos dieser Art., das an jeden Wochenende in Litchfield geöffnet wird. Es ist eines der letzten noch in Betrieb befindlichen Autokinos direkt an der „66“. Weiter geht es in den Nachbarort, wo ein Händler alte, chromblitzende Straßenkreuzer anbietet – Amerikas Sprit fressende  „Classic Cars“ mit ihren riesigen Heckflossen. Damsl kostete die Gallone des Kraftstoffs für die 1000 und mehr Liter fassenden Tanks dieser Monster nur knapp 30 US-Cent. Längst hat sich der Preis vervielfacht, weshalb die Wahnsinnskarren vom Markt verschwanden.

Ein weiterer Trend zum Normalen ist bei den Restaurants zu verspüren. Auch an der " 66 " sind kleine Familienrestaurants angesiedelt, die dem Durchreisenden eindeutig belegen, dass Reisen in Amerika auch ohne Fastfood möglich sind. Der Beitrag konstatiert deshab immer wieder, dass die Route 66 ist eine Straße der Kontraste ist. St. Louis, die Stadt am Mississippi, hat mehr als die Hälfte ihrer Einwohner verloren. Die Ruinen gespenstisch verlassener Fabrikanlagen und entvölkerter Stadtteile säumen die legendäre Landstraße. Natürlich spielt auch die Musik in dem ersten Beitrag eine gewichtige Rolle, wenn nach einem Cut plötzlich  der Rhythmus der Rapper in den Hip-Hop-Clubs auf die Straße dröhnt. Eine Subkultur hat auch hier ihren Platz im nicht mehr so stark pulsierenden Leben entlang der " Mother Road " erhalten. Wenige Meilen weiter, in den grünen Hügeln der Ozarks und Missouris, scheint die Zeit stillzustehen. Dort treffen sich Bluegrass-Musiker wie seit Generationen zu einer „Jam“ in einer alten Poststation. Zur Musik ihrer „Fiddle“ und der Gitarren tanzen die Leute den Square Dance.


Im mittleren Abschnitt der legendären Route 66, in Oklahoma und Texas, ziehen sich die Reste der alten Landstraße durch kleine, propere Städte. Hier erscheint Amerika so wie es sich selbst am liebsten sieht. Voller Paraphen und unter der Fuchtel religiöser fanatiker, die mit dem Dogma der Gottesfurcht das dortige Leben bestimmen. Die Orte und Städte gehören zum so genannten „Bibelgürtel“, in dem das Neuzeitliche ausgeklammert und die eigenwilligen Interpretationen zur Schöpfung zur Alltagskultur zählen. Selbst Tankstellen dienen dabei der Mission. Ein Ort des erzwungenen christlichen Lebens stellt die „Oral Roberts University“ in Tulsa im Bundesstaat Oklahoma dar. Sie ist die größte charismatisch-christliche Universität der Welt. Ein kontrolliertes, nach Verboten sich orientierendes Studentenleben zeigt sich  den über 3.000 Studenten tatgtäglich, denen unter anderem Sex vor der Ehe und Homosexualität verboten sind. Der Unsinn nimmt seine Steigerung jedoch darin, dass die Professoren und Stundenten die Evolutionslehre nach Darwin halten sie für Teufelszeug halten. Hallelujah!

 Die Route 66 führt dann bald  auch durch das Land der Cowboys. So trifft man in Oklahoma City und Amarillo gleich auf zwei der größten Viehmärkte der USA. Hier werden jeden Tag einige Millionen´Dollar umgesetzt. Die auf „Saloon“ getrimmten Steakhäuser sind die Attraktion der Gegend. Sie bieten eine besondere Mutprobe, den Verzehr eines zwei Kilo schweren Steaks. Wer es innerhalb einer Stunde schafft, ist Gast des Hauses. und kann die verzehte Menge im Wert von über 80 Dollar, soweit sie dann im Magen bleibt, als Einladung mit nach Hause nehmen.  Im zweiten Beitrag wird gezeigt, wie an Wochenenden sich  traditionsbewusste Texaner zu Kochwettbewerben treffen. Das Besondere dabei ist, das alles genauso aussehen und vonstattengehen muss wie zu den Zeiten der Pioniere. Die nostalgischen Planwagen, jene in den ungezählten US - Western abgedrehten Szenen mit den offenen Feuerstellen, dampfende Kesseln dürfen ebenso nicht fehlen, wie die altertümlichen Kostüme. Dieses Alles soll die Erinnerung an die Eroberung Amerikas wach halten. Und echte Cowboys singen dazu ihre Lieder vom Leben harter Männer in der Prärie.
Im Film geht es dann weiter durch die Ruinen der Geisterstädte aus den Anfängen des Automobil-Zeitalters, die bei Reisenden längst zu beliebten Fotomotiven geworden sind.

Eine weitere Seite dieser Nostalgie - Bewegung sind ungezählte Motorradgruppen, die in den Geisterstädten und drumherum jene grenzenlose Freiheit erleben möchten, wie sie in den Endsechzigern in dem Kultfilm " Easy Rider " vorgegaukelt wurde. Deshalb fahren jene Biker auf den Spuren des Kultfilms „Easy Rider auf der " 66 " durch die verlassenen Städte und Orte. Hier lebt die einstige Gegenkultur der " Hippies " wieder auf., denn die sich überall zeigende Faszination der einsam gewordenen Straße, wurde vor Jahren auch von den Hippies auf der Suche nach Orten für ein freies Leben wieder entdeckt. In der einst verlassenen Goldgräberstadt Madrid im Bundesstaat New Mexico leben sie noch heute, grau geworden und etwas verloren zwischen den Galerien und Boutiquen, die ihnen folgten. Ihren Hippie-Friedhof haben sie zu einem Platz der heiteren Trauer gemacht, zu einem berührenden Ort von Fantasien und Träumen.

Wenn es dann weiter geht, auf dem westlichen Abschnitt der Route 66, führt die Straße durch die US-Staaten New Mexico, Arizona und Kalifornien. Er durchzieht karge Landschaften, Wüsten und Indianer-Reservate. Und erst am Ende von Amerikas „Mother Road“ lockt der Sonnenstaat Kalifornien mit den, dann doch nicht eingelösten Versprechungen des American Dream. Die phantastischen Landschaften und ihre vielen Naturwunder am Rande der Route 66, innerhalb von Indianer-Reservaten liegen, entschädigen jedoch für die Ruinenbilder des zerplatzes USA - Traums, dem vergämnglichen " American way of life ". Zu dem Stamm der Laguna gehört das Route-66-Spielkasino. Ein Gesetzesprivileg, das Amerikas Ureinwohnern erlaubt, Kasinos zu betreiben, verschafft ihnen zum ersten Mal eine Art Wohlstand. So lässt das Geld der Zocker Arbeitsplätze, Schulen und Krankenhäuser entstehen. Auch die Hualapai-Indianer profitieren von der Wiederentdeckung der Route 66. Spät, aber nicht zu spät, erfahren die Vertriebenen, Verhöhnten und Vergessenen eine kleine Art der Wiedergutmachung.,denn sie streift den faszinierenden Grand Canyon.

Heute bieten indianische Führer Rafting-Touren auf dem Wildwasser des Colorado-Flusses an, der sich in über 1.000 Meter tiefen Schluchten durch die Felswände zwängt. Das für jenes gefährliche Abenteuer tief in die Tasche gegriffen werden muss, ist denn mehr als nur gerecht. Der letzte Beitrag zeigt auch, dass vor mehr als 9.000 Jahren die Vorfahren der hier noch lebenden Ureinwohner diverse Felszeichnungen hinterließen. Verschiedene Stämme haben  ihre Spuren in Hunderten von solchen Felszeichnungen im Canyon hinterlassen. Die Szenen aus dem Leben längst verschwundener Völker sind so gut erhalten, als wären sie eben erst entstanden. Mit Einbruch der Dunkelheit scheinen die tagsüber trostlosen Ortschaften an der „66“ zu erwachen. Bunte Neonlichter werben wie Filmkulissen für die erhalten gebliebenen Motels und Diner-Restaurants. Die Kleinstadt Seligman in Arizona ist stolz darauf, dass dank ihrer Initiative die Reste der Route 66 zum nationalen Kulturdenkmal der USA, zum „Historic Highway“ erklärt wurden. In der unwirtlichen Mojave-Wüste stehen zwischen Kakteen die Zelte der Goldgräber, die der Anstieg des Goldpreises in die Einöde gelockt hat. Nebenan bereiten sich Marine-Infanteristen auf den Einsatz im Wüstenkrieg vor.

Nach Kalifornien zog es bereits in den 30er Jahren die Karawane des Elends, der John Steinbeck in seinem Roman „Früchte des Zorns“ ein Denkmal setzte. Zahllose Farmer, die in den Staubstürmen Oklahomas alles verloren hatten und an den Küsten des Pazifiks die Versprechungen des amerikanischen Traums suchten, kamen mit ihren Familien über die Route 66. Einer von ihnen war Earl Shelton. Er erzählt seine Geschichte der Route 66 stellvertretend für alle, die aus dieser Straße Amerikas die „Mother Road“ machten.

Fazit: Beeindruckende Bilder aus dem Land der unbegrenzten Gegensätze und des Lebens auf Pump ohne Rückfahrkarte.


 

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