Jane: " Together " - Ein Rockalbum wurde 40 Jahre alt.



Wenn die Musikszene, besser: die westdeutsche Musikszene der 70er Jahre wieder aufleben würde, dann müsste der Kenner mit Sicherheit einen Namen in jene Zeit einfügen, der da " Jane " heisst. " Jane ", das war zunächst, nämlich eine aus zwei Formationen zusammen gesetzte Schülerband, die ab 1965 bis 1969
unter dem Namen JP´s zusammen fand und dann - nach der Veröffentlichung einer Single - aufgelöst wurde.
" Fortan verwendete die Band mit den Musikern Klaus Hess (Gitarre), Peter Panka (Schlagzeug, Gesang), Werner Nadolny  (Keyboard), Charly Maucher (Bass und Gesang) den Namen  " Jane ". Der erste Auftritt fand am 5. Dezember 1970 in Hannover statt. "
- Zitatende - aus:

http://de.wikipedia.org/wiki/Jane_(Rockband)#Bandgeschichte

Als vor 40 Jahren dann die erste Langspielplatte mit dem Titel " Together " heraus kam, sagte mir " Jane " musikalisch betrachtet eher nichts. Sicherlich war mir die westdeutsche Rockszene durchaus bekannt. Hierzu zählte ich ( aus dem Stehgreif ): Guru Guru, Amon Düül (II ), Birth Control, Can, Frumpy, aber auch deutschsprachigen Polit-Rock von Ihre Kinder, Floh de Cologne, Ton, Steine, Scherben. Im Laufe der Jahre etablierte sich dann eine westdeutsche Musikkultur, die den Oberbegriff " Krautrock " erhielt. Kreiert hatte diesen der einstige Radiomoderator und englische Popmusik-Guru John Peel. Der sich damals einige Platten jener deutschen Interpreten anhörte, die dann in das Genre des " Krautrocks " eingepresst wurden und diese Musik wohl eher gewöhnungsbedürftig einstufte, wobei ihm der Name " Krautrock " über die Lippen kam. Er assoziierte dabei das verächtliche Wort " Krauts ", das die Engländer für Deutsche im II. Weltkrieg verwendeten, weil sie diese als " Sauerkraut " - Esser betitelten. Sicherlich schwang eine nicht unerhebliche Arroganz bei Peel mit, als er den Begriff " Krautrock " über den Äther schickte. Schließlich waren die anglo-amerikanischen Pop - und Rockgruppen für viele - auch außerhalb der eigenen Grenzen - das Non Plus Ultra für den Fan dieser Musik. Deshalb wurden die " Krauts ", also die Deutschen, die nun Rockmusik spielten eine Minorität innerhalb des Musikmarkts , demnach war der dann eher milde belächelte " Krautrock ", nur von deutschen Musikern dargebotener Rock. Was natürlich so nicht stimmte, denn die Deutschen konnten nicht nur " Krautrock " spielen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Krautrock

Peel konnte zudem natürlich nicht ahnen, dass diese dann durchaus erfolgreich wurde, weil darunter ein breiten Spektrum an Stilrichtungen zusammen gefasst war. Da gab es den elektronischen Rock, der von Formationen, wie Tangerine Dream, Harmonia oder dem Synthesizer  - Mann  Klaus Schulze gespielt wird, den Jazz-Rock, wie ihn Klaus Doldinger´s Passport, Kraan oder der Bremer Jazz - Fusion Thirsty Moon anboten und auch reinen Hardrock, so wie ihn Frumpy mit der genialen Sängerin Inga Rumpf, die Scorpions oder Karthago mit dem Frontman Joey Albrecht zelebrierte.
" Krautrock " war und wurde nach und nach viel schichtiger. Die Musikrichtungen überlappen, verbanden oder ergänzten sich. Wobei die Musik der westdeutschen Künstler auch von elektronische Einflüssen bestimmt wurde, die die Rock oder Jazz - Rock - Gruppen in ihren Stil mit verarbeiteten.

Die Hannoveraner Rockband " Jane " gehörte denn über viele Jahre zu den erfolgreichen Vertretern des Genre " Krautrock ". Das lässt sich bereits an den seit 1972 veröffentlichten Alben erkennen. Das erste " Jane " - Album " Together " wird von nicht wenigen Kritikern und Musikfreunden als das beste erklärt, das die Formation heraus gegeben hat. Nicht nur dank der voluminösen Stimme des Sängers Bernd Pulst und der Gitarren - Soli des Klaus Hess, unterstützt von dem Orgel - Klangteppich des Werner Nadoldy und den treibenden Schlagzeug - Tempiwechseln von Peter Panka sowie den virtuosen Bassfiguren des Charly Maucher.

Bass Guitar – Charly Maucher

Drums [Heavy] – Peter Panka

Lead Guitar – Klaus Hess

Organ – Werner Nadolny

Vocals [Great Vocals] – Bernd Pulst



Producer – Günter Körber

Engineer – Conny Plank

Cover [Front] – Elke Merten

Cover [Inside] – Hans Mahler


Auf dem Debütalbum finden sich folgende Titel:


A1 Daytime 8:05

A2 Wind 4:52

A3 Try To Find 5:24


B1 Spain

( Percussion – Peter Panka  Vocals [Last Part] – Charly Maucher )  11:53

B2 Together  ( Flute – Werner Nadolny )  3:43

B3 Hangman  9:58



Die Platte ist denn auch 28 Jahre später am 19. März 1990 als CD heraus gekommen. Zu Beginn der musikalischen Biografie zeigt das Hannoveraner Quintetts jedoch nur den unverwechselbaren Sound, der durch einen etwas zähflüssigen Klang geprägt ist. Neben des - wohl eher unbegründeten - Verdachts, dass sich " Jane " zu sehr an " Pink Floyd " orientiere, behaupten die Musikfreunde, dass sich jene Stücke einander angleichen. Dieser Einwand dürfte nicht ganz von der Hand zu weisen sein. Möglicherweise liegt es an dem Grundkonzept des Albums " Together ", dass einen schwermütigen, leicht bluesig angehauchten Sound vermittelt, der sich mit der Zeit nur bedingt, dauerhaft  anhören lässt, weil der transportierte " Herz-Weltschmerz " in beinahe jedem Titel in den Vordergrund steht. Trotzdem zählt das Debütalbum " Together " zu dem Standardrepertoire jedes " Krautrock " - Fan. Auch wenn ich nicht so ganz konform mit den teils überschwänglichen Rezensionen der LP - und/oder CD - Besitzer gehe.

http://www.amazon.de/Together-Jane/dp/B00000716E

Im Laufe der Jahre erfolgten diverse Personalwechsel bei der Formation. Nach dem leider viel zu frühen Tod des Sängers Bernd Pulst, der am 02.03.1973 verstarb, rotierte das Personalkarussell immer häufiger. Der einstigen Sängers Bernd Pulst  ( um dessen Todesursache sich zunächst Gerüchte rankten, die  jedoch allesamt als nicht zutreffend waren. Tatsächlich kam es innerhalb der Band zu Unstimmigkeiten, woraufhin der Sänger Pulst die Gruppe verließ. Er litt dann unter einer psychischen Erkrankung, die hiernach falsch medikamentiert wurde, woran Bernd Pulst dann verstarb. ), prägte das erste Album der Band aus Hannover, durch seine voluminöse Stimme und den  schwermütigen Gesang, wie es in den Folge-LPs nie wieder der Fall war. Die " Jane " - Klassiker " Daytime ", " Hangman " aber auch das für beste Stück " Spain " sind leuchtende Beispiele dafür, dass Bernd Pulst ein Ausnahmevocalist war.
Die Formation konnte den Verlust Pulst´ zwar musikalisch kompensieren, dennoch muss " Together " in der Tat als eines der herausragenden " Jane " -  LPs der 70er Jahre sowie auf der nationalen Ebene eingestuft werden.

Das Album erbrachte " Jane " den erhofften Erfolg, einen langfristigen Plattenvertrag bei " Brain " - Records, so dass die Formation jedes Jahr ein Album vorstellen konnte.
In dem " Rocklexikon Deutschland heisst es dazu:
 " Ermutigt durch die positiven Kritiken und gut besuchte Konzerte ".
" Obwohl die Gruppe ständig umbesetzt werden musste, erlitt sie keinen Substanzverlust ".

- Zitate aus:  Christian Graf, Rocklexikon Deutschland , Ausgabe 2002, Berlin, S. 177

Worin auch der Grund für die überaus erfolgreichen Alben der 70er Jahre zu sehen ist. So traten " Jane " auch 1974 zusammen mit namhaften Band wie " Gentle Giant ", " Nektar ", " Manfred Mann´s Earthband ", " Stan Webb´s Chicken Shack " und den " Scorpions " bei dem Rockfestival " Chrismas Meeting " im Dezember in der Niedersachsenhalle auf.  Charly Maucher erkrankte zwischenzeitlich und wurde durch den Bassisten und Gitaristen Wolfgang Krantz ersetzt, dennoch spielte Charly Maucher bei dem Auftritt einige Stücke aus dem " Jane " - Repertoire mit.
Nach " Here we are " und  " Jane III ",  erschien 1975  "  Lady " als 4. Album. Ein Jahr später produzierte " Jane " das Konzeptalbum " Fire, Water, Earth & Air ", dass durchaus als richtungsweisend einzustufen ist. Weshalb auch Winfrid Trenkler in seiner Kultsendung " Rock In " auf WDR II seiner Zeit einige längere Passagen daraus vorstellte.  Im selben Jahr, also Ende 1976 produzierte die Gruppe dann das Doppel - Album " Live - At home " mit dem Ex - " Eloy " - Keyboarder Manfred Wieczorke, der insbesondere auf dem exzellenten Stück " Windows " glänzen konnte.
Die kommerziell überaus erfolgreiche DLP verkaufte sich mehr als 100.000 Mal und gilt unter " Krautrock " - Kennern - nicht grundlos - als eines der besten " Live " - Alben dieser Zeit.

1977 produzierte " Jane " die LP " Between Heaven and Hell ", ehe 1978 " Age of Madness " heraus kam. Der Bruch erfolgte dann mit " Sign No9 " im Jahre 1979. Diese Platte wurde von den Musikkritikern verrissen. Vielleicht hatte der damals grassierende Zeitgeist der " Punk ", der " New Wave " und " NDW " - Musik die musikalische Zielrichtung der Formation längst nicht mehr auf dem Radar. Möglicherweise lag es aber auch an dem Weggang des Keyboarders Manfred Wieczorke, dass diese LP am Markt vorbei schoss.
Nach einer längeren schöpferische Pause, die sich die Gruppe in Spanien gönnte, wurde dann 1980 das zehnte Album mit dem Namen " Jane " produziert. Als Sänger fungierte einst, der auf Ibiza lebende Musiker Pedja. Das Album war rockiger zugeschnitten und hatte intensivere Gesangseinlagen.
Die Zeit für " Krautrock " und damit auch für " Jane " war allerdings in kommerzieller Hinsicht abgelaufen.
Das Album blieb weitesgehend erfolglos.

Der neue Sänger Pedja verstarb verließ die Band und zog sich später mit seiner Familie nach Südfrankreich zurück. Nach einigen Jahren der Abstinenz von der Musikszene wurde er dort wieder aktiv ( http://www.b-kunze.de/jane/pedja.htm )http://www.b-kunze.de/jane/pedja.htm ). Einst war im - nicht immer all wissenden Netz zu lesen, dass Pedja 1981 bei einem Autounfall in München tödlich verunglückt sei. Nun, so manche Fehlinformation lässt sich auch Jahre später korrigieren.

Fakt ist allerdings, dass die Rockgruppe aus de niedersächsischen Landeshauptstadt auch weiterhin ein Garant für gute Musik blieb ,und in den 1980en ff. noch einige Alben veröffentlichte, wenngleich  der weitere - kommerzielle - Erfolg ausblieb.
Zu Beginn der 1990er wurde die Gruppe aufgelöst. Ein Teil musste sich - nach einem gerichtlich ausgefochtenen Namensstreit - in " Peter Panka´s " Jane und " Mother Jane " umbenennen.


Inzwischen ist auch der Mitbegründer Peter Panka verstorben. Aus der einstigen Formation verblieben nur noch Charly Maucher, Klaus Hess und Werner Nadolny.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Panka

Auch wenn die noch verbliebenen Musiker ein wenig wehmütig den " Alten Zeiten " hinterher trauern, bleibt zu konstatieren, dass mit " Jane " eine Rockgruppe über mehr als eine Dekade deutsche Musikhistorie mit geschrieben hat, nämlich die " Krautrock " - Ära, auch wenn der Stil keineswegs Kraut und Rüben darstellt, sondern - auch heute noch - eindrucksvolle Stücke mit textlichen Tiefgang erkennen lässt.
http://www.rocktimes.de/gesamt/n/werner_nadolnys_jane/interview09.html



Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Alter Junge, du solltest bei diesen Gelegenheiten mal anfangen, ein paar Clips oder Audiospuren einzufügen. Jane kann man wirklich anbieten.

Die erinnern mich an die momentan so viel gepriesenen neuen schwedischen Bands wie Ghost, Graveyard, Horisont und so weiter... Vor allem Horisont. In einer anderen Art, aber immerhin.
Unknown hat gesagt…
„...Der neue Sänger Pedja verstarb 1981 bei einem Autounfall in München.“

Dann schau mal hier:
https://www.youtube.com/watch?v=nrMipxiDbyA
Lobster53 hat gesagt…

Danke Neda! Es ist vollkommen korrekt. Pedja verließ zwar " Jane ", aber nur, weil er sich aus dem Show - Biz für längere Zeit - lt. meiner Information aus familiären Gründen - zurückzog. Leider hatte ich vor einigen Jahren im Netz etwas anderes über Pedja gelesen. Peinlicherweise dann auch noch - ungeprüft - übernommen. Da das große, nicht immer wahrheitsgemäße Daten und Fakten verbreitende Netz, nichts vergisst, habe ich aufgrund Deines Hinweises den Artikel schleunigst korrigiert. Ich hoffe, dass dadurch keine Nachteile für den - ansonsten exzellenten Musiker - entstanden ist.

Schöne Grüße aus Dresden

Jürgen

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