Komm mit mir ins Aben(d)teuerland! Die Preise rauben Dir den Verstand!


Die Plattitüde, wonach " Große Ereignisse ihre langen Schatten voraus werfen " dürfte nirgendwo so zutreffend sein, wie im Unterhaltungs - und Showgeschäft. Wenn sich ein Star, Superstar oder Megastar wieder einmal dazu entschließt, öffentlich aufzutreten, dann rauscht es im Blätterwald, dann glühen die Ticket - Bestellleitungen und es klingeln die Kassen wie im Vorweihnachtsgeschäft.
Umsatz, Umsatz, Cha-Cha-Cha!

Die vielen Eventagenturen, ihre selbst ernannten Manager oder die Vermietungsstellen der Hallen, Plätze und Arenen reiben sich vor lauter Glück die Hände wund. Vor allem dann, wenn jene Bauten und Flächen noch der Öffentlichen Hand, sprich der Stadt, gehören. Denn mit dem warmen Euro - Regen können sicherlich einige Haushaltslöcher gestopft werden. Weshalb die kommunal selbstverwalteten Einheiten durchaus sehr dankbar sind, wenn eine Künstlerin, ein betagter Schlageraffe oder eine Musikformation aus alten Tagen, wieder durch die Lande tingelt.

Doch Namen sind oft wie Schall und Rauch. Sie vergehen wesentlich schneller, als so mancher ihrer Träger es gern wahr haben möchte. Wer im Geschäft bleiben will oder oft muss, der ist heutzutage gezwungen, auf Tour zu gehen.
So wird denn aus der Not eine Tugend und zu diesem Zweck - weit vor dem geplanten Event - geplant und bereits viele Monate vor dem " Großereignis " die Reklametrommeln gerührt. Ob nun in Form großflächiger Plakate, mittels blickfangmäßig geschalteter Anzeigen oder über - zumeist teure - Rundfunk - und Fernsehwerbespots, sie alle haben das Ziel, den potentiellen Konsumenten anzulocken. Immer, wie es die Natur uns bei dem Balz - und Paarungsritualen ständig vorgibt, bemühen sich die Veranstaltungsagenturen um den Kunden. Sie umcircen ihn, sie blasen einen Auftritt zum Mega-Event auf und suggerieren ihm, dass es " in " sei, daran teilzunehmen. Bevor es zu spät wäre, denn der heiß geliebte Künstler, in Gestalt eines betagten, vielleicht hoch betagten Knochens, könnte nie wieder " live " ( oft in der Play-Back-Variante ) zu hören sein.

Längst sind die Zeiten, in denen Musiker, Künstler oder sonstige Unterhaltunsclowns über die produzierten und dann verkauften Tonträger ihre Kohle einfahren, vorbei. Der Umsatz von Musikkonserven beträgt in der Hochzeit der multifunktionalen Medienversorgung nur noch ein Bruchteil der eingeheimsten klingenden Münze. Wer das Veröffentlichte seines Lieblings permanent präsent haben möchte, lädt - dann zum Nulltarif - dieses aus dem Netz herunter, archiviert dieses sodann auf einem der tragbaren Abspielgeräte und freut sich des Lebens, dass er mit den leistungsfähigen Kopfhörern auch noch die unmittelbaren Nachbarn in den Bussen und Bahnen beglücken darf.

Jenseits jener - eher sadistischen - Methode, dem Mitmenschen seinen Musikgeschmack aufzuoktroyieren, sind die Massenveranstaltungen zu sehen, die in den Land der Dichter und Denker inzwischen zu einer Plage geworden sind. Wie Heuschrecken fallen sie Jahr für Jahr in die Städte ein, um die dort für sehr viel Geld erbauten Beschallungs - und Belustigungstempel zu besuchen. In einigen Metropolen ist es inzwischen - zumindest theoretisch - möglich, jeden Abend eine Musikveranstaltung zu besuchen. Wäre, ja, wäre da nicht der schnöde Mammon, der dem Konzertjunkie einen dicken Strich durch die Planung macht.

Die Preise für jene Großveranstaltungen sind nämlich mittlerweile in astronomische Höhe geschnellt. Wer meint, heute für einen Stehplatz in einer der Arenen um 50 Euro ergattern zu können, womit es ihr/ihm vielleicht ermöglicht wird, seinen Liebling / seine Lieblinge live und direkt unterhalb der bombastisch aufgemotzten Bühnen sehen zu dürfen, ist schief gewickelt.

Und weil ab heute die Tournee der Alt-Punker " Die Toten Hosen " startet, habe ich mir mal die Mühe gemacht dazu eine kleine Recherche anzustellen. Mit dem erschütternden Ergebnis, dass die " billigste " Eintrittskarte " nur " 25 Euro ausmacht und zwar für das Konzert in der O2 - Arena in ansonsten teuren Hamburg. Wie kommt es allerdings, dass jene Karten für " Campinos " - Truppe sonst bis zu  189 Euro ( Rothaushalle in Friedrichshafen ) kosten? Es könnte sein, dass in der 18.000 Personen umfassenden Hamburger Halle, die immerhin 150 Meter Länge misst, der Fortuna Düsseldorf - Edelfan nur als Strichmännchen auf der Bühne wahrzunehmen ist, wenn ein Besucher seines Events ihn dort beschauen möchte. Es könnte aber auch sein, dass die wesentlich kleinere Halle in der Bodensee-Stadt (2.000 Sitzplätze,8.000 Stehplätze ) dann nicht genug Umsatz abwirft, weil eben zu wenig Besucher dort hinein gehen. Schließlich will der ganze Rattenschwanz an Konzertbeteiligter auch ein Stück von dem Kuchen abhaben.
So müssen denn die Süddeutschen tiefer in die Tasche greifen als ihre Brüder und Schwestern im Norden, um die FCB-Hasser und Fortuna-Adligen live brüllen zu hören.
Jetzt ist aber auch genug der " TH " - Schelte, denn die sind mit ihren Konzertpreisen sogar noch moderat.

http://www.viagogo.de/Konzert-Tickets/Rock-und-Pop/Die-Toten-Hosen-Karten


http://www.viagogo.de/Konzert-Tickets/Rock-und-Pop/Die-Toten-Hosen-Karten/E-456776


Da tritt der Blues-Interpret und Soft-Rocker, Sir Eric, Mr. " Slowhand " Clapton im Juni in jener Arena in Leipzig auf, in der ab heute die Punker gröhlen. Und - wen wundert es? - die Karten sind noch viel teurer.
Der Stehplatz kostet 99 Euro; für den Sitzplatz sind satte 129 Euronen abzudrücken. Wahnsinn! In München, Oberhausen und Nürnberg sind die besseren Tickets beinahe so teuer bzw. noch teurer. Wer soll das bezahlen?

http://tickettube.de/konzerte/eric-clapton/tickets?gclid=CJiiuaK0zLMCFdG5zAodWkEA_w


Und wie sich jene teuren und sündhaften teuren Eintrittspreise zusammen setzen, kann relativ schnell nachvollzogen werden:

- Künstlergage ( zumeist sind dort die eigenen Kosten enthalten )

- Managergehälter des Veranstalters

- Aufwendungen für den Aufbau der Bühnentechnik

- Raummiete ( oft sind es stadteigene Gebäude, für die enorme Mieten verlangt werden )

- Aufwendungen für Sicherheitsdienste, Rettungs - und Notfallversorgung

- Energiekosten

- Versicherungen

- Gesetzliche Steuern und Abgaben ( Umsatzsteuer, Vergnügungssteuer, kommunale Gebühren, GEMA,     
   TÜV )

- Kosten für den Kartenvertrieb

Da läppern sich einige Summen zusammen, die dann - so funktioniert eben Kapitalismus - auf die Eintrittspreise abgewälzt werden. Dieses sind eben jene Gründe für eine seit vielen Jahren erkennbare Preisexplosion bei den Veranstaltungen. Und dennoch sind diese oft ausverkauft. So wie die " TH " - Konzerte in der BRD. Und weil sie es sind, die Kassen klingeln und die Schmerzgrenze bei den Konsumenten offensichtlich nie erreicht wird, kommen sie beinahe jedes Jahr wieder, die Sänger, Musiker und Clowns des globalisierten Medienzeitalters, auch wenn sie längst alt geworden sind, nicht mehr jeden Ton treffen und bereits nach den ersten, eingeübten Körperverrenkungen außer Atem geraten.
Da liest sich eine ganzseitige Veranstaltungsanzeige in der Lokalpresse, wie das " Who is Who " der Untoten, der singenden und tanzenden Leichen und mumifizierten Künstler aus der Schatulle des personifizierten Schlager - und Unterhaltungsschwachsinns:

- James Last " The Last Tour 2013 ", " Einmal noch live " soll am 05.05.2013 mit seinem Orchester in der Messe Dresden erscheinen. Der " Last " - Fan muss für den " last " Auftritt von 49 Euro bis zu satten 84 Euro, je nach Platz, versteht sich bezahlen. Wer besonders viel Geld hat, kein richtiges Timing, der kann sich an eine Internet-Agentur wenden, die für so viel Unvermögen denn auch noch mit verdienen möchte und die 55er Euro - Karte mit 119 Euronen plus Versandkosten vertickert.

- Roland, der " Kaiser " und seine manischen Musiker wollen es anlässlich der Dresdner Filmnächte am 02. und 03. 08. 2013 wieder so richtigen triefen lassen, denn Schlagerschmalz kommt bei der überalterten Stadtbevölkerung immer sehr gut an; aber nicht nur bei der! So können des Kaiser´s " olle " Kamellen im neuen Gewand wieder behört, besungen und beglotzt werden; zu einem Preis ab 40,50 Euro bis zu 119 Euro inclusive Übernachtung. Für die Hallenfreunde gibt der bald 60jährige am 27.04.2013 auch ein Tralala-Stelldichein zum Ticketpreis ab 58 Euro aufwärts.

- Die Krönung des mumifizierten Stumpfsinns stellen dann die " Kastelruther Spatzen " mit ihrer 30 Jahre -Jubiläums - Live - Tournee dar. Sie lassen sich zu etwas billigeren Tarifen ab 36, 50 Euro bis zu 67,50 Euro in der Dresdner Messehalle I am 17. Jänner 2013 beschauen.

- " Die Schlager Hits des Jahres " ( ich ahne schon Furchtbares ) mit garantiertem Frostschockfaktor sollen dort auf der Bühne gewälzt werden: " Michelle " ( Frieden sei mit Dir, alte Amsel ), Niki P. ( Häh, nie gehört? Kommt aus dem DJ-Ötzi-Krachumfeld mit österreichischer Jodeltaste ), Bernhard Brink ( ein B.B. - Wunder gibt es immer wieder- grausam,grausam,grausam! ), Claudia Jung ( Nichtssagend, wohl ´ne Retortenschnepfe aus dem Kaugummi-Automaten der BRD-Schlagermafia ), Andreas Martin ( schon mal gehört, nur wo? Wird ein Versatzstück im Zuge der R.K-Verblödungszeremonie sein ), Fanatsie ( nöh, kenne ich nicht, brauche ich nicht, bekomme ich auch in mein Archiv nie wieder rein ). Das Ganze ab 50,05 ( wat für´n krummer Betrach! ) über 53,50, 58,10 bis 61,55 Euro und Eurocent, versteht sich auch hier von selbst ( Anm. d. Verf.:  Die machen Dir´s mit der Fünf eben! ), ebenfalls in der Dresdner Messehalle zu hören und sehen.

Wer mit Schlageraffen nichts am Hut hat, dem kann auf anderer Weise die Kohle vom Konto geluchst werden:

- Night of the Dance, ab 37,90 Euro bis 61,90 Euro

- Die Nacht des Musical von 39,90 bis 69,90

- " ABBA the Show " von 44,90 bis 63,90

- " Das Phantom der Oper " ab 39,90 bis  61,90
( Sitzplatz Kinder bis 14 Jahre € 31,95, 25,95 oder 20,95. Immerhin wird hier ein Herz für die Geldbörse gezeigt. )

Aber auch die Altmeister des so genannten " Ost Rock " wagen sich wieder in ostalgischer Grundformation und mit bekannten Stücken zusammen auf die Bühne. Und zwar schon morgen, am selbigen Ort und für Moneten natürlich ( ab 38,25 wurden die Karten angeboten ). Dann bietet John Mayall im Alter Schlachthof Dresden ab 33,60 seine Bluesmusik ( vom allerfeinsten ) an.
Wer sich in Vorweihnachtsstimmung versetzen lassen möchte: Voila, dem kann auch hier geholfen werden, denn am 11.12.2012 gastiert Nils Landgren mit seinen Sangesfreunden in der Dresdner Himmelfahrtkirch ( Preis: 35,50 ) oder der Dresdner Weihnachts - Zirkus ( Preis: ab 23 Euro für Kinder ab 2 Jahren! ).
Nachweihnachtliches Ambiete versprechen " Gregorian " am 14.02. 2013 in der Dresdner Messehalle ( Preis ab 39,90 ). Geblasen wird dann mit der Big Band Theory am 19.03.2013 im Dresdner Eventwerk ( Preis: 42,20 Euro; in Geschenkverpackung dem/den/der Liebsten für 44,70 Euro übereicht! ) oder während des 43. Internationalen Dixieland Festival Dresden ab 12. 05. 2013 ( Preise ab 6,50 für Kinder über 31,00 bis satten 51,00 Euro ).

Wer nichts von  Bläsern hält, keine Skiffle-Musik oder Bebop - Sound mag oder Jazz verachtet, dem kann aber zuvor und auch weit danach geholfen werden, dann treten auch Künstler wie Mark Knopfler ( einst Dire Straits - Frontamnn ), Roger Waters ( einst Pink Floyd-Mitglied ) oder Depeche Mode hier auf, da gibt es Konstantin Wecker ( Liedermacher der alten Schule ), Bülent Ceylan ( RTL-Quoten-Türke ) oder Atze Schröder ( Ruhrpott-Blödel ) oder auch die Ehrlich Brother ( Zauber - und Magiekunst ), Me And My Drummer ( Indie Pop, Dream Pop, Pop ) oder der Liedermacher Marc-Uwe Kling, die dann für sehr viel, viel oder relativ wenig Geld auf die Bühne treten.


So dient die Volksbelustigung gegen Bares nicht nur der heimischen Wirtschaft als Billig -Jobmotor und Einnahmequelle der chronisch klammen Haushalte, nein, sie verklärt dabei auch, dass viele Menschen, in diesem, unserem reichen Lande, sich Horror-Eintrittspreis über 100, 150 bis 250 Euro ( die dämliche Madonna verlangte sie noch vor kurzem ) gar nicht leisten können und deshalb vor der Tür bleiben müssen. Merke auch hier: Der Name bestimmt den Preis und dieser raubt so manchem Fan den letzten Verstand.

Kommentare

exmagenta hat gesagt…
Es gibt doch auch Lichtblicke am Horizont. Jonny Winter in der Tante Ju. Und diesen Monat kommen die Herren John Mayall sowie Hubert von Goisern in die Elbmetropole, in den alten Schlachthof. Letzterer wird am Samstag 60 Lenze, also der Hubert. Dessen Lebenslauf ist beachtlich. Genauso wie der vom Kölsche Wolfgang. Beide standen sogar schon zusammen auf der Bühne.
Bei solchen Leuten ist mir der Merkeldollar nicht an die Backe geheftet. Welchen Gegenwert bekommt man denn heute noch für seine Pinunsen? James Bond`s Himmelsfall für 7 Teuronen .... das sind 2 Brotlaibe, trocken runtegewürgt, ein Erlebnis der spürbaren Art, eins was man nicht mehr vergisst .... gebissen, nicht gerührt .... "M" ist dead, aber wen interessiert das schon.

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