Nähen bis in den Tod.



Das Land gilt als eines der ärmsten dieser Erde: Bangladesch. Das war vor 41 Jahren nicht anders. Einst, nämlich am 1. August 1971 zelebrierte der Ex-"Beatle" George Harrison zusammen mit den Sitar-Musiker Ravi Shankar im Madison Square Garden vor 40.000 Besuchern ein unvergessenes Konzert. Der daraus und durch den Verkauf von Tonträgern erzielte Betrag ging an die UNICEF, die ein Hilfsprogramm für die durch den dort tobenden Krieg mehr als 10 Millionen Flüchtlinge auflegte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Konzert_f%C3%BCr_Bangladesch

Über 4 Dekaden später ist das Land immer noch unter entwickelt und gilt in den Zeiten der Globalisierung als Hort für Ausbeutung, Korruption und Kinderarbeit. So kommt es nicht von ungefähr, dass seit 2005 bei sieben tödlichen Vorfällen in verschiedenen Textilfabriken insgesamt 145 Menschen starben. Eine veröffentlichte Studie, die aufgrund von vorherigen Überprüfungen durch beauftragte Mitarbeiter der Kampagne für Saubere Kleidung erfolgte, ergab, dass die Mehrzahl dieser Betriebe selbst minimale Sicherheitsvorkehrungen nicht einhalten waren. So wurde fest gestellt, dass lose elektrische Leitungen in den Produktionsräumen herunter hingen. Feuerlöscher und Brandschutzmaßnahmen fehlten generell. Notausgänge seien nicht vorgefunden worden und Fluchtwege durch Stoffe oder andere Materialien häufig versperrt gewesen.

Auch in dem Nachbarstaat  Pakistan sind derartige Unglücke nicht selten. Erst im September gab es einen verheerenden Brand mit mehr als 259 Toten in einer Textilfabrik in Pakistan, die für die Billig-Disconter " KiK " Textilien lieferte. Bangladesch war bis 1971 ein Teil Pakistans. Die Bedingungen sind auch hier ähnlich. Es werden Hungerlöhne für die - zumeist weiblichen - Arbeiter gezahlt, die dafür mehr als 12 Stunden pro Tag, ohne Arbeitspausen und 7 Tage lang schuften müssen. Aufgrund dieses - weit unter dem Existenzminum liegenden Lohns - hausen die Arbeiter zumeist in Fabriknähe in Ein-Zimmer-Unterkünften, deren Zustand so miserabel ist, dass dagegen selbst ein industrieller Tiermastbetrieb in der BRD noch als Luxusunterkunft zu bezeichnen wäre.

Die  sehr niedrigen Lohnkosten in Bangladesch haben dazu geführt, dass viele Unternehmen aus den Industrieländern angelockt werden.  In den vergangenen Jahren konnte sich das Land deshalb als Produktionsstandort für Textilien hervor tun . Die Zahl der Textilfabriken stieg auf mindestens 5000 mit mehreren Millionen Beschäftigten, die meisten davon junge Frauen. Die dort vorherrschenden Arbeits- und Sozialstandards werden von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs)  jedoch immer wieder kritisiert. So würden keine Frauen über 30 in den Fabriken beschäftigt, da sie die 13- bis 16-Stunden-Schichten nicht schafften. Gewerkschaften würden nur selten toleriert. Außerdem gebe es kaum Kontrollen, sodass der Arbeitsschutz nicht gewährleistet sei.

Bei jenem Brand in einer Textilfabrik in Bangladesch sind in der Nacht zum Sonntag, den 24. 11. 2012, mindestens 104 Menschen getötet worden, als ein Feuer am in dem Werk am Rande der Hauptstadt Dhaka ausbrach. Wegen fehlender Fluchtwege und Brandschutzeinrichtungen wurden hunderte Arbeiter in den oberen Etagen des Fabrikgebäudes eingeschlossen.

Die Fabrik fertigte unter anderem auch für den bundesdeutschen Bekleidungskonzern C & A verschiedene Artikel an.
In weiteren Fabriken nähen Mitarbeiter  - ebenfalls unter meist ärmlichen Verhältnissen - Textilien für westliche Auftraggeber. Bangladesch ist jüngst zum weltweit zweitgrößten Textilexporteur aufgestiegen; 80 Prozent der Exporte des asiatischen Landes fallen auf den Textilsektor.Die Textilindustrie ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor Bangladeschs. Die meisten Exporte gehen nach Europa, allein Deutschland importierte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2011 Bekleidung im Wert von 2,8 Milliarden Euro.

Durch die Hungerlöhne und die systematische Ausbeutung der Arbeiter in diesen Fabriken werden Textilien für einen Bruchteil der in Asien oder Europa anzusetzenden Lohnkosten hergestellt. Deshalb können Vertriebsketten, wie " KiK ", " Tacco " oder aber auch C & A die Waren zu relativ günstigen Preisen anbieten.
Auch wenn den Familien der umgekommenen Arbeiterinnen von Seiten der Textilindustrie des Landes eine finanzielle Unterstützung zugesagt worden ist, steht fest, dass diese den einzelnen Menschen nie ersetzen kann. Solange solche verbrecherischen Produktionsbedingungen in den Entwicklungsländern zugelassen sind oder geduldet werden, heisst diese für die bettelarmen Näherinnen dort: Nähen bis in den Tod!













Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Natürlich liegt es nahe, dass nicht alles koscher sein kann, wenn Kik T-Shirts für zwei, drei Euro verklingelt. Aber schon mal IN ein adidas-Shirt geguckt? Da sieht´s auch nicht besser aus...
Das ist die hässliche Fratze der Globalisierung, so ist die Menschheit. Damit die einen mehr fressen, als in die Wampe passt, können die anderen nichts abbekommen.

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