In der Schlange bei der Post.


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Die Vorweihnachtszeit hat viele Gesichter. Neben dem elenden Kommerz, dem Werbe-Müll-Gebrüll in den TV-Stationen und über die Radiolautsprecher, kann sich der auf Friede, Freude, Weihnachten eingestimmte Bundesdeutsche auch über so manche besinnliche Begegnungen der Dritten Art freuen. Jetzt, wo die Tage immer noch kürzer werden und die Nächte länger, aber auch kälter, kommt so mancher Zeitgenosse aus seinem Dauerkoma und verursacht permanenten Stress. Ob nun in den überfüllten Kaufhäusern, den proppen vollen Einkaufspassagen oder den überfüllten Parkhäusern, hier trifft sich beinahe Jeder mit Jedem, um dem Anderen zu zeigen, dass er mithalten kann. Auch wenn die Weihnachtsgratifikation längst zu den besseren Zeiten gehört, dem HARTZER ohnehin kein müder Cent übrig bleibt, mit dem er Geschenkwünsche umsetzen könnte und der Aufstocker sich drei Mal überlegen muss, ob er eine Kleinigkeit für seine Liebsten kaufen kann, wird dennoch der äußere Schein gewahrt. Man/frau muss dazu gehören. Koste es, was es wolle!

In dieses Verhaltensmuster lassen sich denn auch die Kunden der einst zuverlässigen Post einordnen. Nachdem der dortige Privatisierungswahn vorüber gezogen ist, die Preise für immer geringe Leistungen auf das Niveau eines privaten Anbieters eingepegelt wurden, dürfen nun die - eher gering bezahlten - Damen an den Schaltern des Gelben Riesen sich des Vorweihnachtsansturms, der besonders an den Samstagen augenfällig wird, erwehren. Da bilden sich schon kurz nach der Öffnung der vielen Filialen lange Schlangen. Und, je später der Vormittag, desto länger werden diese. Da fragt sich der hiervon Betroffene plötzlich, woher eigentliche jene Menschenmassen kommen?

Während des Wartens inspiziere ich die tröpfenweise an den Schalter Herangeführten. Da ist ein jüngerer Mann mit Ohrring und aufgesteckter Sonnenbrille ( die scheint ja schon längst nicht mehr ) zu sehen, der einen großen Karton, auf dem der Name " Zalando " prangt, unter dem Arm trägt. Die Cowboystiefel haben bestimmt nicht gepasst. Oder sie sind - weil vielleicht ein Rendezvous mit einer Dame an stand - vorsorglich bestellt worden, dann ein Mal angezogen, mit hauchdünner, verschleißfreier Folie unter den glatten Sohlen versehen worden, um sie dann wieder zurückzuschicken, weil sie eh viel zu teuer oder die Angebetete dann doch nicht die Richtige war.

Dann steht dort eine jüngere Frau mit einem kleinere Karton, einem Päckchen, dass sie aufgeben möchte, aber keinen Adressaufkleber parat hatte. Sie wird mit einem milden Lächeln auf einen Platz neben den Menschenmassen verwiesen, wo sie dann ihrer Pflicht, einen DHL - Aufkleber nutzend ( ordnungsgemäß, versteht sich )genüge getan hat und sich kurze Zeit später wieder neben den Zugang zum Tresen stellt, um dann endlich ihr Päckchen los zu werden.

Eine ältere Dame ist wohl Postbankkundin und möchte Geld abheben. Ein Herr verlangt diverse Briefmarken. Ein Anzugträger gibt ein Einschreibebrief auf. Usw., usf.  Endlich bin ich an der Reihe. Nach mindestens 10 Minuten Wartezeit. Ich gebe die beiden Päckchen auf, entrichte dafür 8,20 € ( das war vor vielen Jahre, auch einmal viel billiger ), erhalte einen Beleg ausgedruckt und darf den Raum, in dem es unerträglich muffig riecht, wieder verlassen.
Ach ja, der Knilch vor mir stank nach Schweiß, der hinter mir nach Alkohol ( schon am Morgen ) und ein dritter Kerl hatte ein penetrant strenges Duftwasser aufgelegt.

Diese Eindrücke gewann ich vor gut einem Jahr in der Filiale der Deutsche Post AG in Dresden, Kesselsdorfer Straße. Irgendwie blieben sie mir im Gedächtnis, als ich mich auf dem Weg begab, um das Paket für die Enkeltochter abzugeben, die am Montag ( schon! ) 6 Jahre alt wird. Ich trottete an der stark frequentierten Straße, an den Geschäften vorbei in Richtung Postfiliale. Ich hatte kein gutes Gefühl, denn die Erfahrungen aus dem letzten Jahr waren alles andere als angenehm. Ich nahm mir vor, einen derartigen Kampf nicht erneut führen zu wollen. In der leisen Hoffnung, der bittere Kelch des Wartens in der Menschenschlange würde heute an mir vorüber gehen, bog ich in Richtung Post ein. Dann der Schock! Die Kunden warteten mindestens 15 Meter vor der Eingangstür in der sattsam bekannten Schlange. Ich blies die Backen dick auf, drehte auf den Absätzen um und entschwand dem Ort des personifizierten Grauens in Richtung Annahmestelle des Götterboten.

Dort angekommen, erwartete mich ein Mitarbeiter der hauptgeschäftlich als DVD - Verleih tätigen Betriebs mit einem freundlichen Lächeln. Innerhalb weniger Minuten war mein Anliegen vergessen. Der Paktschein ausgefüllt, auf dem DHL-Aufkleber über geklebt, der Obolus bezahlt und ein intensiven Fachgespräch über die Tücken des samstäglichen Besuchs einer Postfiliale beendet. Übrigen gab mir der Mitarbeiter gleich noch den Hinweis, dass in einem nahe gelegenen Einkaufszentrum auch eine Post-Filiale geöffnet hätte. Immerhin, eine Möglichkeit dem permanenten Schlangestehen in der Adventszeit endgültig aus dem Wege zu gehen.

Kommentare

exmagenta hat gesagt…
hohoho, singt der gelbe Wichtel, ich bringe nur das was mir aufgetragen. Auch wenn ich nicht nach eines Götternamen benannt würde, hatte ich die Idee mit der Paketstation. Dinge in die Welt versenden und retour, das zu jeder Tages- und Nachtzeit, geniale Erfindung. Selbst wenn man (oder auch de Fru) sich selbst mit einer Sendung beglückt, kann man diese nach der Sperrstunde noch empfangen bzw. ähnlich einem x-mas-Kalender das richtige Türchen öffnen sehen. In diesem Sinne, man sollte wieder Mal ein Weinchen zusammen schlürfen und die Welt retten. Apropos, am 21.12. steigt die World-End-Party on the Street. Getreu dem Motto: Happy End und bloß keinen Resturlaub mehr haben.

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