Annette Schavan: Ab heute ohne Doktortitel. Und was wird morgen?




Die späten 1970er und die frühen 1980er Jahre waren in der BRD nicht gerade eine politische ruhige Zeit. Die RAF hatte sich immer noch nicht ausgetobt, die Anti - Atomkraftbewegung tobte indes mit unverminderter Vehemenz vor den zu Hochsicherheitstrakts ausgebauten Meilern und es dräute alsbald neues Ungemach in Form der Friedensbewegung. Für das faschistoid denkende Klientel der CDU/CSU musste deshalb alles Erdenkliche, das der Staat aufbringen kann, um sich jener, unisono kommunistisch unterwanderten Massenbewegungen zu erwehren, getan werden. Die willfährigen Damen und Herren in den verschieden farbigen Roben konstruierten hierfür den Begriff der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung ( FDGO ), es wurde für DKP - Lokomotivführer ( die hatten einst Beamtenstatus ) das Berufsverbot verhängt und die Gesinnungsschnüffelei führte dazu, dass beispielsweise eine Lehramtsanwärterin wegen des offenen Tragens eines " Atomkraft? Nein, Danke! " - Button nicht in den Staatsdienst übernommen wurde.

In dieser aufgewühlten Zeit setzte sich eine Studentin für  den Erhalt der konservativen Werte ein und legte 1980 eine Dissertation vor, die den Titel " Person und Gewissen – Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung. " trägt.
Nun, die grau Maus, die  dem Promotionsausschuss jenes Werk kredenzte hieß Annette Schavan, geboren am 10. Juni 1955 in Jüchen / NRW.

http://de.wikipedia.org/wiki/Annette_Schavan


Knapp 33 Jahre später und nach einer erstaunlichen politischen  Karriere, wurde der ihr damals durch die Düsseldorfer Heinrich Heine Universität zuerkannte Doktorgrad wieder aberkannt. Am Dienstag, den 5. Februar 2013 stand nach stundenlanger Beratung für den 
Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät fest, dass Schavans 1980 vorlegte Dissertation nicht den gesetzlichen Anforderungen entspricht, weil in ihr  " eine "systematische und vorsätzliche" Täuschung. " durch Nichtkenntlichmachung wissenschaftlicher Quellen bestünde. Im Klartetxt: Schavan hat plagiiert! 

Wer selbst vor der zwingend vorgeschrieben Abgabe einer Wissenschaftlichen Arbeit gestanden hat, um einen akademischen Grad zugesprochen zu bekommen, der weiß nur zu genau, was es heißt unter Zeitdruck ( drei Monate nach dem Zugang des Genehmigungsbescheids ) und nur unter Zuhilfenahme der vorgeschrieben Bearbeitungsmittel, ein solches Werk zu erstellen.
Hier ist nicht nur Selbstdisziplin angesagt, sondern auch ein Grundverständnis für die Techniken des Wissenschaftlichen Arbeitens. Nicht Jeder, der eine solche Aufgabe gestellt bekommt, kann diese auch erfüllen. 

Just zu jener Zeit als Schavan - nach 12 Semestern Studium an den Fakultäten der  Erziehungswissenschaften,Philosophie und Katholische Theologie in Bonn und Düsseldorf - ihre Promotionsarbeit erstellte, saß ich selbst an der Diplomarbeit. Mühsam und zeitraubend sichtete ich hierzu die Literatur, legte für die  zutreffenden Quellen Karteikarten an, fasste eine Gliederung ab und begann sukzessive ein Rohskript auf meiner manuellen Schreibmaschine der Marke " Olympia ", Typ " Monika " einzuhämmern. Der Tag hatte satte 10 Stunden. Während aus der Uni - Mensa harte Rockrhythmen dröhten, zermarterte ich mir am Abend bis nach Mitternacht, das Hirn, wie eine Formulierung noch eleganter getroffen werden könne und wie ein Zitat, ein  Ergebnis oder eine getroffene Feststellung besser in dem Text eingefügt wird.

Stunden um Stunden verflogen, ehe ich im April 1980 die Diplomarbeit in gebundener Form einreichen konnte. Nein, es hat nicht immer Spass gemacht, vor den Bücherbergen, den Papierstössen und den handschriftlichen Aufzeichnungen zu sitzen; die Karteikärtchen herauszuziehen, sie zu beschriften, sie systematisch einzuordnen, in der langen Schlange vor den Büchereien der HfW und der Uni zu stehen und abzuwarten bis die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Ausleihe, die Verlängerung oder die Abgabe in ihr quälend langsam arbeitendes und dann druckendes Lesegerät eingegeben hatten.

Unsere Noch - Bundesbildungsministerin kann hierzu sicherlich auch einige Geschichten erzählen. Hier gehen wir von der Sache her noch konform. Während sie allerdings die feste Absicht, bei ihrer Wissenschaftlichen Arbeit mogeln und betrügen zu wollen, in die Tat umsetzte, habe ich den Anhang, der sich " Eidesstattliche Versicherung " nennt, ernst genommen und nur jene Worte, Sätze oder Absätze aufs Papier gebracht, deren Herkunft ich anschließend benennen konnte, ja auch musste.
Dass Schavan systematisch getäuscht hat, steht nunmehr ohne jedwede Zweifel fest.
  
Auch wenn ihre bevollmächtigten Herren Kollegen es völlig anders sehen: Ein externes Fachgutachten liegt zusammen mit der Überprüfung durch ein  Fachgremium, dass nun mal ist kein Karnevalsverein ist, vor und besagt eben, dass Annette Schavan wider der gesetzlichen Vorgaben ihre Doktorarbeit geschrieben hat.
Ich kann, darf und habe mit dieser Trutsche aus Jüchen, ihrem praktizierenden Katholizismus und sonstigen intellektuellen Tauchgängen nichts am Hut. Deshalb steht für mich fest:  Wer so dreist lügt, betrügt und einen Pattex - Arsch hat, muss zum Jordan geschickt werden. 

Erlaubt ist in diesem Zusammenhang natürlich auch noch die Frage, ob sie diese wirklich selbst verfasst hat? Lügen haben bekanntlich kurze Beine. Und so schrieb hierzu ein gewisser " Lobster53 " folgenden Kommentar:



Ja,ja, die gute Frau Schavan! Vielleicht hätte sie sich das gesamte, mehr als peinliche Prozedere sparen können, wäre sie doch in Düsseldorf oder Jüchen als Pädagogin ( nicht als Cowgirl ) geblieben. Nun ist er wech, der schöne Schein einer wissenschaftlich ausgebildeten Dame in schwarz. Unabhängig davon, dass es neben ihr, zu " GuttePlag ", Koch - Mehrin, Veronica " Vroni " Saß ( dat is die Tochter vom " Stotter " - Eddie Stoiber, der uns als Kanzler gerade noch erspart blieb ) und weiteren, bekannten Plagiateuren, eine Menge Dünnbrettbohrer gibt, deren akademische Abschlüsse mittels fremder Hilfe erkauft worden sind, zeigt der Fall Schavan einmal mehr, mit welchen Maulhelden wir heute in der Politik und der Gesellschaft zu tun haben. Wer je die Alma Mater durchlaufen durfte, weiß auch sicherlich, dass dieses mit Schweiß und Tränen verbunden sein kann. Unsere gute Annette wollte dieser Tortur aus dem Weg gehen und hat dreist abgepinselt, statt zu forschen und die eigenen Erkenntnisse mittels eigener Worte auf das geduldige Papier zu bringen. Besonders frappierend ist, dass es in der Mehrzahl der aufgedeckten Fälle jene Moralapostel und sonstige Lachnummern aus den schwarz - gelben Reihen getroffen hat, aus deren Dunstkreis noch vor einigen Jahrzehnten gegen  links - liberale Universitäten gehetzt wurde ( so wurde einst unsere Uni Bremen als " Rote Kaderschmiede " diffamiert ), weil dort angeblich nicht wissenschaftlich gearbeitet wird. Auf welch dünnem Eis sich diese Trommler schon damals befunden haben, zeigt sich nun unter anderen an den aktuellen Fällen. 


Peinlich, mehr als peinlich, diese Entwicklung. Auch für Merkel, die jetzt wohl einen weiteren Blindgänger aus ihrem Kabinett entfernen muss und darüber hinaus mit ihren Personalien ( Wulff, zu Guttenberg, Jung usw. ) sündhafte teuere Altlasten produziert, denn sie alle haben Pensionsansprüche erworben und sind durch die Versorgungsvorschriften prima abgesichert; auf Kosten des Staates ( Steuerzahlers ) versteht sich!


Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Nu isses ja wahrscheinlich so, dass man auch erstmal hinterfragen muss, warum sie einst den Doktortitel erhielt und dieser jetzt infrage gestellt wird. Im Zweifel für die Angeklagte.

Andererseits gab es damals natürlich weniger Mittel zur Recherche und Aufdeckung etwaiger Regelverstöße, mal vorsichtig formuliert.

Das eigentlich Erschreckende ist doch, dass solche Leute nicht mal das können, was jedem Kind schon eingetrichtert wird: wenn man beim mausen oder schwindeln erwischt wird, dann nimmt man den Kopf runter, entschuldigt sich, geht auf sein Zimmer und trotzt nicht noch rum. Aber wen wunderts?

Was machte die Dame eigentlich in Südafrika? Doch hoffentlich nur eine Bildungsreise? ;o)
til_o. hat gesagt…
Morgen steigt die nächste Blase aus dem Schlamm der Hofschranzen nach oben und zerplatzt nach langem Zögern an ihrem Unvermögen an der Oberfläche des Sumpfes Bestand zu haben.
til_o. hat gesagt…
Ja, warum macht sich einer die Mühe eine Doktorarbeit bis in das Kleinste zu überprüfen? Weil er weiß, daß seine Arbeit mit ziemlicher Sicherheit nicht umsonst sein wird. Ein Insider also, der beruhigt annehmen kann, daß kräftig geschummelt wurde und wird. Ein Doktorvater ist je nach dem kaum in der Lage eine Dissertation komplett zu überwachen. Gibt der aber sein okay, ist das Ding meist gelaufen. Hier hat wohl das Wohlverhalten des Doktoranden, seine soziale Herkunft und sein Ansehen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. In naturwissenschaftlichen Gebieten dürfte es allerdings schwerer sein in Form von »Flüchtigkeitsfehlern« nachzuhelfen, als in den geisteswissenschaftlichen. Und wenn kein konkreter Verdacht des Betruges vorliegt und das Werk als schlüssig erscheint gibt es auch keinen Grund es tiefer zu überprüfen. Zumindest von Seiten der Universität nicht.

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