" Irgendein Depp bohrt irgendwo immer " - wenn aus einem Sonntagnachmittag im frühlingshaften April ein Werktag wird.


Da hat uns doch der Wettermann, die Gewitterziege oder der gebühren - finanzierte Diplom Metereologe für den Sonntag einen schon fast vorsommerlichen Frühlingstag prophezeit. Welch´Freude, nach dem endlosen erscheinenden dunklen und kalten Winter, der sich zunächst nicht verabschieden wollte. Doch nun: Sonnenstrahlen scheinen ab 13.00 Uhr in die Zimmer  und das Außenthermometer steigt dann doch noch auf  über 18 ° Celsius. Da lacht das schon beinahe freudlose Herz. Und weil dieses Datum, nämlich der 14. April des Jahres 2013 somit etwas besonderes zu bieten hat, werden die bald Patina ansetzenden Stühle und Bänke auf die Terrasse geschleppt.
Der selbst gebackene Apfelkuchen mit Schlagsahne und der Pott Kaffee schmeckt im Sonnen gefluteten Wohnumfeld jetzt noch besser. Was für eine Freude, wenn die inzwischen aus den Winterquartieren zurück gekehrten gefiederten Freunde vielstimmig zwitschern und sich des Lebens freuen. Herrlich! Ruhe überall! Mensch, was willst du mehr?
Doch, was war das? Ein Ohren betäubender Lärm aus dem Nachbarhaus. Es kreischt eine Handkreissäge, es jault eine Bohrmaschine auf und es hämmert mit metallischem Klang aus dem ersten Stock. Der Nachbar gibt wieder einmal eine Kostprobe seines Könnens zu Gehör. An einem Sonntag! Dem eigentlichen freien Tag der Werktätigen, der der Regeneration der Mühsamen und Beladene dienen soll. Was für ein Frevel! Welch´Sünde! Eine Missetat aller erster Ordnung!
Doch damit der Ruhestörung nicht genug. Aus dem anderseitig liegenden Garten hämmert es nun auch. Da wird einem Stück Beton der Garaus gemacht. Es schlägt Eisen auf Eisen, Stahl auf Stahl, Metall auf Beton. Ein Irrer? Ein Krieger Gottes? Ein nimmermüder Workaholic?
Tatsgewiss. Es klopft, es schlägt, es zerbirst der Stein. Dann noch eine Steigerung! Es wird nun schweres Gerät eingesetzt. Eine Schlagbohrmaschine kommt zum Einsatz. " Rrrrrrrrrrrrrrattttttttatttttttttttrrrrrrrrrtatttttttttttaaaaaaaaattttaaaaaat!"
Der Bohrer arbeitet sich jaulend in den Stein. Dann wieder das mit Urgewalt betätigte manuelle Werkzeug. Hammer und Meißel! Nicht Hammer und Sichel, weil der real existierende Sozialismus darnieder gegangen ist und der Kommunismus in unserem Leben nie erreicht werden kann, solange Milliardäre, wie der überlebende Albrecht - Bruder das 100jährige Bestehen des Ausbeuter-Konzerns feiern dürfen, solange Millionäre ihre Steuern im europäischen Ausland legal hinterziehen dürfen und solange apolitische Dämlacke der Meinung sind, der Bundesmichel könnte es als Tellerwäscher auch zum Millionär bringen.

Im Schweiße deines Angesichts... . und dieses auch auf einem geheiligten Sonntag.
So klopft, sägt, hämmert, schlägt, dröhnt, knarrzt und jault es Minuten lang. Von links, von rechts.
Dann herrscht Ruhe. Ich sehe über die Brüstung der Terrasse. Was ist los? Doch dann sägt es plötzlich mittig zum Grundstück, in der Nachbarschaft auf der gegenüber liegenden Straße. Ein weiterer Sonntagsnachmittagsprolet hat die Handsäge heraus gekramt und hudelt los. Ritsche, ratsche, mit Gekratsche...


Einen Moment herrscht wohltuende Ruhe. Unsere gefiederten Heimkehrer und auch jene, die den Winter überlebt haben konzertieren in einer Aktion gegen den Bauhöllenlärm von rechts, von links und aus der Mitte des Raumes. Der Kaffee schmeckt wieder. Die Unterhaltung ist ohne Veränderung der Phonzahl möglich.
Da dröhnte plötzlich eine weitere Salve aus der Schlagbohrmaschine aus dem rechtsseitigen Garten. Junge, junge, da hat aber der Nachbar ein schlechtes Gewissen, dass ein Sonntag für dieses Projekt herhalten muss? Oder könnte es Ehezwist, Ehestress, Ehefrust sein?
Nach kurzer Zeit ist wieder das rhythmische Klopfen der Handwerkzeuge zu hören. Hammer auf Meißel. Dann wieder der Schlagbohrer, gefolgt von Hammer und Meißel. Usw., usf.
Ich gebe es auf! I will moar Ruh! Jetzt, sofort!

So trolle ich mich und erinnere mich beim Verlassen der Terrasse daran, das der gute Reinhard Mey schon vor fast 17 Jahren auf seinem Album " Leuchtfeuer " erstmals feststellte:


Ob im größten Saal, ob im kleinsten Zimmer:
Irgendein Depp bohrt irgendwo immer!
Ein Bohrmaschinenrambo bohrt wie besessen,
Hält die Black & Decker wie ‘ne Smith &  Wesson.
Patronengurt dübelgespickt unter den Armen,
Der kennt keine Gnade, der kennt kein Erbarmen,
Malt ein Kreuz auf den Putz, zielt und legt an,
Drückt skrupellos ab und dann bist du dran!
Ob am hellerlichten Tag oder im Sternenschimmer:
Irgendein Depp bohrt irgendwo immer!
Das Leben lehrt uns, das ist nun mal so:
Irgendein Depp bohrt immer irgendwo!
Ich hab‘ ‘nen Nachbarn mit drei unerträglichen Gören
Und einer singt vorm Radio laut mit zu den Fischer Chören.
Ich habe Nachbarn, die von spät bis früh Techno hören
Und einer schnarcht, wie wenn zur Brunftzeit die Hirsche röhren.
Ich hab ‘ne Nachbarin, die kichert, gluckst und stöhnt,
Das ist alles ganz o.k., ich hab‘ mich gut dran gewöhnt.
Aber im Erdgeschoß, da wohnt so‘n bauchiger Berserker *)
Im pink-grau-gelben Joggingdress, ein echter Heimwerker
Mit Stich- und Gehrungssäge und Hochdruckreiniger
Ein Sadist, ein Folterknecht, ein schlimmer Werkzeugpeiniger!
Der setzt im Keller seinen Schlagbohrer in Stahlbeton
Und dann hat bis zu Dachstuhl ‘rauf das ganze Haus was davon!
Ob im größten Saal, ob im kleinsten Zimmer:
Irgendein Depp bohrt irgendwo immer!
Der bohrt sich in Extase in blindwütigem Eifer,
Der kriegt Schaum vor‘n Mund und sabbert grünen Geifer.
Da hilft kein Stromausfall, da hilft kein Voodoozauber,
Jeder Psychopath hat einen Accuschrauber
Ohne Netz, allzeit bereit im ganzen Haus
Fräst und schleift und schmirgelt er auf Deubel komm raus.
Da hilft kein Flehen und da auch hilft kein Gewimmer:
Irgendein Depp bohrt irgendwo immer!
Ob im Keller, in der Kammer, in der Küche, im Klo:
Irgendein Depp bohrt immer irgendwo!
Ich sitz‘ im Liegestuhl im Garten der Pension „Waldesfrieden“,
Welch lieblich milder Ferientag ist mir da heute beschieden!
Der Zeisig tiriliert vergnügt, die Buchfinken schlagen,
Die Schnepfe piept, der Kuckuck ist am Kuckucksagen.
Ein Windhauch säuselt zärtlich durch das Chlorophyll,
Ein Sonnenstrahl umkost mich sanft in diesem Idyll.
Doch in das Bienensummen und das Zirpen der Rohrdommel
Mischt sich da nicht das Quietschen einer Kabeltrommel?
Und in das Flügelflattern des Zitronenfalters
Das metallische Klicken eines Abzugschalters?
Ein hämmerndes Knirschen kreischt durch die Allee:
Das ist der fleiß‘ge Herbergsvater mit seiner AEG!
Ob im größten Saal, ob im kleinsten Zimmer:
Irgendein Depp bohrt irgendwo immer!
Ein Dünnbrettbohrer, ein Baumarktleerkäufer,
Ein Elektroantriebtäter, kurz: Ein Amokläufer!
Schon lang nichts mehr am Hut mit Skatspiel‘n oder Sex, ey,
Für den zähl‘n nur noch Winkelschleifer und Trennhexe!
Der gönnt sich keine Ruhe und keine Rast,
Solange, wie noch irgendwo ein Loch hinpaßt.
Bohrerwechsel, ja. Aufgeben? Nie und nimmer!
Irgendein Depp bohrt irgendwo immer!
Ohne Sinn und Verstand, dafür brutal und roh.
Irgendein Depp bohrt immer irgendwo!
Mein Damenbesuch ist jetzt schon wirklich guter Dinge
Ich bin charmant, ich rasple Süßholz, ich tänzle und singe.
Sie hat mich grade übermütig in den Po gekniffen,
Jetzt rechne ich natürlich gern mit weit‘ren Übergriffen,
Starte schon mal die CD mit Franz Liszts „Liebestraum“
Doch da steht plötzlich dieses Dröhnen zwischen uns im Raum.
Und die Bilder an den Wänden hüpfen und tanzen,
Das war‘s! Der Bohrer in der Wand, der Tod aller Romanzen.
Erst schrill und hoch wie Zahnarzt und dann grollendes Gefräse,
Mein Gott, der bohrt die ganze Wand zu Schweizer Käse.
Tut mir leid Fräulein Ingeborg, es hat nicht sollen sein,
Mit diesem Bosch im Nacken fällt mir gar nichts mehr ein!
Ob im größten Saal, ob im kleinsten Zimmer:
Irgendein Depp bohrt irgendwo immer!
Doch die härteste Prüfung für Psyche und Ohren
Ist die quälende Stille plötzlich nach dem Bohren,
Das Wissen, es kann jeden Moment wieder einsetzen
Oder nicht, oh, dieser Zweifel ist zum Nervenzerfetzen.
Du hörst nur deinen Puls, du hälst den Atem an und bang
Wartest du starr – manchmal tagelang!
Denn Bohren ist schlimm, aber nicht Bohren ist schlimmer,
Irgendein Depp bohrt irgendwann immer.
Man weiß nie warum, man fragt sich wieso,
Irgendein Depp bohrt immer irgendwo!

Lieber Reinhard, mach es noch mal und texte:

" Ob im Garten, vor dem Haus,
 ob Theo, Diethelm, ob Klaus,
 ob Montag, Dienstag, Sonntag,
 ob die Nachbarschaft es mag.
 Es kreischt die Säge, es hämmert im Zimmer,
 es dröhnt im Gehörgang, für viele noch schlimmer,
 denn der Depp bohrt irgendwann, irgendwo immer!

Und weil es so schön war, dann noch dieses für den alsbald kommenden Sommer:



ast: arctor66
06.03.2013 18:59

Frühlingsgefühle

Boh, wie schön! Sonne und 20 Grad am 6.3.13 ! Da kommen doch Frühlingsgefühle der Geschlechter auf! Männer bekommen große Augen, wenn Frauen endlich Blazer und Pulli ausziehen und die komischen Mützen abnehmen und die Haare ausschütteln. Ja und auch den meisten Frauen gefällt das und Sie bekommen Flirtgefühle. Jetzt darf es ruhig Sommer werden!


Gast: EllaBella 2378
08.01.2013 19:46

Alles Möglige

Ich liebe den sommer er ist herlich aber auch meinchmal zu warm !!!


Gast: Azzlack
24.12.2012 14:15

Winter

Der Winter ist ab und zu Spaßig aber der Winter ist ab und zu auch Unspaßig! :DD


Gast: pitstark1@gmx.de
05.08.2012 23:53

der Sommer

Ich finde den Sommer nicht verkehrt
Wir hatten schon mal solch ein Wetter,Nachher war alles wieder gut


Gast: lol = mimi
14.05.2012 10:34
Der sommer ist sehr schön!!!!


Antworten Gast: pitstark
05.08.2012 23:45» 

Re: Sommer

Der sommer ist so gut man muß nur was daraus machen.


Gast: shiro
16.03.2012 16:14

naja...

ich finde alle schrott


Jkuniniotis
08.07.2010 17:41 n

Geil geil geil aber

Die Nummer 2 ist mein favorite :)


Antworten Gast: Windelbilly
04.10.2012 17:5» 

Re: Geil geil geil aber

Auch bei mir war Nummer 2 Favorit.


Gast: lulukuku
24.06.2010 15:38
Ich finde die lilanen Schuhe am schönsten =)

Da klappen dem durchschnittlich Belesenen doch glatt die Fußnägel hoch und es hegt sich der Wunsch, bei der im Herbst statt findenden Bundestagswahl Konrad Duden als Wahlsieger und künftigen Bundeskanzler aus der Gruft hervor zu holen, in zu reanimieren und das BRD - Schulsystem in Selbige herab zu lassen. Alle Jahre wieder, immer wieder sonntags. 

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Fatal! Weit rausgezoomt erscheinen Cindy & Bert, die, Gott hab sie selig, ehernwerten Vertreter der güldenen Ära des Deutschen Schlagers in Einheit mit Bohrmaschinengeräusch in einem Absatz. Das ist wirklicher Frevel!

Auch wenn ich nachvollziehen kann, dass so eine Baugeräuschkulisse zum sonntäglichen Kuchenessen nicht gerade passt. Obwohl, für andere ist das Musik. Wer weiß.

Schönes Restwochenende noch!

;o)

exmagenta hat gesagt…
Holla Ohrgeschundene. Das mit dem verhämmerten Sonntag ist weniger chic. Die Freizeit ist knapp, das Wetter bis dato saumies....und wer mampft denn noch so spät Kuchen??? Nach noch nicht vollendetem Sohnemann befohlenem Einsatz (man ist ja froh wenn sich das fleischgewirdene Erbgut an der Scholle interessiert)stand das Abendmahl auf dem Tisch.
Es stimmt schon, dass der Herr gesagt am siebten Tage sollt ihr ruhen. Mit einem kühlen Blonden soll das aufgewühlte Gemüt gekühlt werden .... wenn es wieder warm wird, Hammer und Sichel in sich ruhen.

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