Frühling auf dem Neuen Annenfriedhof.



Der April ist in zwei Tagen auch schon geschafft. Die Natur um uns herum hat sich längst auf Frühling eingestellt. Mit angenehmen Tagestemperaturen und längeren, sonnigen Abschnitten, verwöhnt sie die Menschen. Und weil jetzt viele Pflanzen grünen und blühen, zog es mich - wie all die Jahre zuvor auch - wieder mal zum Grab.

Auf dem Weg dorthin begegneten mir drei Katzen. Se sahen für den Fachunkundigen so aus, als hätten sie sich zuvor zuviel Winterspreck angefressen. Richtig rund und pummelig.
Doch bei genauerem Hinsehen dürfte dem Katzenfreund klar werden, dass dort nicht etwa eine Katze ordentlich versorgt wurde, sondern diese trächtig ist.
Das ließ sich denn auch an dem, bis auf den Boden herunter hängenden Gesäuge deutlich erkennen.
In den nächsten Tagen und Wochen werden alle drei Tiere bis zu fünf ( manchmal auch sechs ) Junge werfen.
Zutraulich kamen sie mir hinter einander entgegen. Sie leben wild. auf dem Areal des Neuen Annenfriedhofs Ohne Halter und menschliche Versorgung und können sich deshalb ungehindert vermehren.




Katzen sind aber zäh, richtige Überlebenskünstler. Die Muttertiere werden dennoch viele Junge aus ihren Würfen nicht durch bringen. Die Natur ist da oft grausam. Wenn die Nahrungsgrundlagen nicht ausreichen, verringert sich die Population der meisten Tiere.


Der Mensch indes manipuliert hieran stetig und ständig herum. Massentierhaltung zur Versorgung mit tierischer Nahrung. Über 7, 2 Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde. Tendenz steigend.
Nur in den meisten Industriestaaten sind die Geburtenraten rückläufig. So auch in der Bundesrepublik.
Dafür leben die Einwohner hier wesentlich länger als noch vor 100 Jahren.
Die medizinische Versorgung und die andersartige Ernährung bedingt diese Entwicklung.



Während ich noch darüber nach dachte, ob die Katzen schon bald jungen und was aus ihnen dann wird, war ich an der Grabreihe angelangt. Längst hat sich das bunte und welke Blattwerk der Pflanzen drum herum in ein sattes Grün verwandelt. Frühling ist es. Das Grab muss wieder von den angebraunten Tannenzweigen befreit werden. Frühjahrsputz eben. Ich beginne die Zweige aufzuheben und auf die rechte Seite zu werfen. Den weißen Rhodededron und die Zweige des gelb blühenden Artgenossen setzte ich mit dem Plastegefäss mitten auf das Urnengrab.






Bald jähren sich die Todestage zum 9. Mal und schon bald danach ist eine Dekade vergangen seit jenen beiden Tagen, an denen  sich zeigte, dass das Leben vergänglich ist.
Der Lateiner befasst sich in seinen Phrasen, Aphorismen und Lebensregeln natürlich auch mit dem Tod und stellt dabei fest:



Mors certa, hora incerta." (deutsch: "Der Tod ist gewiss, die Stunde nicht.")

"Non mortem timemus, sed cogitationem mortis." (deutsch: "Nicht den Tod fürchten wir, sondern die Vorstellung des Todes."


Media in vita in morte sumus deutsch: Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.


Der Tod als Bestandteil des Lebens. Der Friedhof als Ausdruck des Todes? Der Friedhof als Kultstätte? Der Friedhof als Erinnerung? Das Grab als Sinnbild des Vergänglichen?

" Verdamp´lang her " - BAP  von dem Album " Für usszeschnigge " aus dem Jahr 1981:


Wolfgang Niedecken ist ja dem Sensenmann auch noch mal so von der Schippe gesprungen.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
sieht gemütlich aus. der frühling ist eine schöne jahreszeit!

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