Teletubbies - Tamagotchi - POKeMON: Kommen die 90er Jahre wieder zurück?



Wer einen Rücksturz in die 1990er Jahre wagt, der dürfte um einige skurrile, ja, sogar das einst reale Leben bedrohende Dinge und Ereignisse nicht herum kommen. Da die - jetzt - gesamtdeutsche Medienwelt sich im Umbruch befand, das Internet den Aufbruch wagte und die, als vormals feindlich angesehene, östliche Hemisphäre den Zusammenbruch zelebrierte, suchte der " neureiche ", der dem schnöden Mammon nachjagende, der wohlstandsorientierte Europäer, nach Abwechselung. Der homo europäus versuchte sich von dem Alltag abzulenken. Er spielte mit elektronischem Gedöns oder glotzte TV ( West ) sowie Video - Filme ( Ost ). Um einige Jahre zeitverzögert sprossen deshalb jenseits der einstigen Staatsgrenze, jene Verkaufsstellen, wie Pilze aus dem Boden, die bereits weit vor der so genannten Wende, dem BRDler so manche schlaflose Nacht raubten: Videotheken.

Hier wurden in Hülle und Fülle jene B bis D - Movies auf VHS - Kassette angeboten, die entweder aus den Kinos verbannt, im TV nicht sendefähig waren oder unaufgeregt formuliert: einfach nur letzter Schund waren.

Diesen gab es nämlich zum Teil auch in den öffentlich rechtlichen Anstalten, vornehmlich aber bei den Privaten - immer fein säuberlich von der Müll - Brüll - Reklame unterbrochen.

Einen prima Überblick gibt es unter anderem  hier:


https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Fernsehserie_der_1990er_Jahre


Zu den Serien von damals, als Ost und West sich noch vorsichtig beschnüffelten. ehe sie sich vereinten und jene Dinge zusammen wuchsen, die zusammen gehören, nämlich Konsum, Protzerei und dämliche Freizeitunterhaltung, zählen zweifelsohne die " Teletubbies ". Diese im Auftrag der BBC produzierte, zunächst nur in der englischen Sprache ausgestrahlte Kindersendung, beinhaltet im wesentlich nichts. Es geht nur um die vier rundlichen Figuren mit den Fantasienamen:


- Tinky - Winky

- Dipsy

- Laa - Laa

- Po.

Deren Aufgabe war es, sich in surrealer Umgebung einfach nur zu bewegen und dabei jene Dinge zu machen, zu denen sie gerade aufgelegt sind. Will heißen: Singen, Lachen, Backen, Schlafen und - welch Fortschritt - Staubsaugen!  Das Aussehen der vier putzigen Gestalten ist wohl als eine Mischung zwischen dem sattsam bekannten Teddy - Bären und einem friedlichen Außerirdischen mit einer Antenne auf dem Schädeldach anzusehen.
Nun, gut, die ersten, dann natürlich synchronisierten Folgen der BBC - " Teletubbies " strahlte der inzwischen in die TV - Landschaft eingegliederte Kinderkanals ( KiKa ) aus Erfurt im März 1999 aus.

Mit einem durchschlagenden Erfolg. Binnen weniger Wochen wurden die " Tubbies " in den Reihen der Spaß - Generation und bei den Mühsamen und Beladenen hoch im Kurs gehandelt. Das übliche, kindliche Vokabular von " niedlich " über " süß " und  " drollig " ließ sich dabei abspulen. Und selbst die Mütter ( die jüngeren Papas eher weniger, die glotzen Michael Schuhmacher bei " premiere " ) waren hoch entzückt. So gab es dann auch - im Rahmen der Profit steigernden Merchandising - Masche - jene vier Strategen - für viel DM natürlich - zu kaufen. Die Kinderzimmer quollen alsbald von der " Tubbie " - Invasion heimgesucht über.

Irgendwann war der " Teletubbie "  - Scoop ausgelutscht, der Hype vorüber und der Durchschnittshaushalt mit dem obligatorischen 1, 25 Kleinkind, durfte sich den nächsten, von der Bespielungsindustrie vorgefertigten und über die Medien eingeleiteten Dingen widmen.

Angeblich sollte das " Teletubbie " - Quartett durch ihre gezeigten Handlungen und die darauf folgende Floskel mit dem " Normal! Normal! "  ( " Nochmal! Nochmal! " ) die kognitiven Fähigkeiten des Kleinkindes fördern helfen. Nun, ich habe dieses nicht erkennen können, weil jene Kleinkindern, mit deren Eltern ich berufsbedingt zu tun hatte, die Brut eh den ganzen lieben langen Tag vor der Glotze ablegten, um ihre Ruhe zu haben.

Da der " Teletubbie " - Wahn an meiner - damals bereits aus dem Alter heraus gewachsenen - Tochter vorüber zog, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen, vermag ich im Nachgang keine weitere Bewertung zu der pädagogischen Sinnhaftigkeit jener vier friedlichen Aliens abzugeben.



https://de.wikipedia.org/wiki/Teletubbies


Wohl aber bei einem anderen Unsinn, den die Spielzeug - Reklame - Mafia ab 1997 den nach Surrogaten lechzenden Pseudo - Eltern und überforderten Alleinerziehenden sowie den sie begleitenden, in der Regel gut kapitaliserten Großeltern, überstülpte. Dat Ding nennt sich " Tamagotchi " und stammt aus dem noch ferneren Japan. Aus dem Land der aufgehenden Sonne also, wo seit den 1980ern die Elektronik vorherrscht und wo nicht nur qualitativ bessere und zuverlässigere PKW, sondern auch ebenso preisgünstigere Unterhaltungselektronik produziert wurde.

Das Wunderei " Tamagotchi " kam dort 1996 auf dem Markt und eroberte diesen binnen weniger Wochen im " Blitzkrieg " gegenüber anderen Spielzeugen. Es entstanden alsbald Lieferengpässe, aber auch Plagiate aus den USA sowie Teilen Europas, die die Märkte überspülten.

Die Funktionsweise des Elektronik - Ei ist simpel. Es ist beinahe mit dem Lebenszyklus eines Neugeborenen, eines Küken, vergleichbar. Das " Tamagotchi " zeigt - nach dem Schlüpfen, dem Aktivieren - jene menschlichen Grundbedürfnisse, wie Schlafen, Essen und Liebe. Bekommt es diese eingeforderten Dinge nicht, verendet es. Durch den Druck auf die eingelassene " Reset " - Taste, erhält das japanische, eiförmige Spielzeug ein neues Leben ( eine wunderbare Einrichtung, die ich mir aber für viele Menschen nicht wünsche ).

Retrospektivisch betrachtet, konnte ich mich dem " Tama " - Wahn nicht so ganz entziehen. Dat Ding kostete mich 29,90 DM und landete irgendwann in den Händchen meiner Tochter, um dort regelmäßig zu verenden. Die hatte ihre Pferde im Köpfchen und da war für eine tamagotschiale Grundversorgung keine Zeit.

Nachdem die Batterien zum xten Male ausgepowert waren, dat Elektro - Ei eine nahezu sagenumwobene Vielzahl von Leben eingehaucht bekam, jedoch immer wieder leidensfrei verblich, verschenkte meine Tochter dieses an eine Freundin aus der Nachbarschaft; wohl in der berechtigten Hoffnung, dass " Tama " hier bessere Lebensbedingungen vorfindet und - so, wie viele, viele Japanese och - ein biblischen Alter erreicht.


https://de.wikipedia.org/wiki/Tamagotchi


Noch extremer als der " Tamagotschi " - Mumpitz gestaltete sich der von der japanischen Spielzeugindustrie initiierte Marketing - und Verkaufsfeldzug durch das ein Jahr zuvor kreierte " POKe´MON " - Spiel. Die - wörtlich übersetzt - Taschenmonster eroberten ab 1996 den Weltmarkt und sorgten über einige Zeit auch in Deutschland für eine wahre Hysterie unter den Kindern und Jugendlichen.

Das Konzept ist ebenso überschaubar, wie durchschaubar, aber sehr erfolgreich. Es können Spielkarten mit diversen " POKe´MON " - Arten, darunter der heiß geliebte Pikachu, aber auch Drachen und sonstige, zerstörerische Untiere, gesammelt werden, um diese dann anschließend in einem Spiel - dazu zählen mindestens zwei Personen - gegeneinander antreten zu lassen. Jede Karte hat einen vorgegeben Wert, mit dem der " Gegner " und dessen Karte(n) bekämpft werden kann. Ziel ist es, durch Kauf, Tausch oder vielleicht sogar Übergabe, den besten Spieler zu finden.

Das kostete natürlich Geld. Nun kannte ich aus meiner Zeit, in der ich u.a. Fußball - Bilder in Alben einklebte, das Auto - oder Flugzeug - Quartett spielte, oder " Sigurd " - " Tarzan " - und " Ivenhoe / Falk " - Comics sammelte, dass die Preise hier eher überschaubar waren.
So nicht, aber dem japanischen Monster - Spiel.

Die Verkaufspreise waren mindestens um das 20 - bis 30 fache höher als bei meinen, vormals heiß begehrten Fußball - Klebebilder. Mit 6 DM aufwärts für eine eingeschweißtes Päckchen, in dem sich unbekannte Monsterarten, in bekannter, weil streng abgezählter Anzahl befanden, war ich einst dabei.

Töchterchen sammelte die Fantasie - Produkte, um mit den Freundinnen zu tauschen und / oder zu spielen. Das ging irgendwann richtig ins Portemonnaie und ließ die 10 bis 20 DM - Scheinchen regelmäßig, von den jungen Verkäufern natürlich gern gesehen, über den Tresen schieben.

Nach einiger Zeit und vielen, sich mir nie so recht erschließenden Karten - Monster, verlor der Nachwuchs das Interesse an dem eher öden, aber Millionen Yen, Dollar, DM und sonst etwas, einbringenden Spielchen.
Dann kam auch noch ein Spielfilm mit diesen Figuren aus einer anderen Welt in die Kinos. Wieder wurden 8 bis 10 DM fällig. Da auch eine Nachmittagsveranstaltung nicht ohne Begleitung eines Elternteils besucht werden durfte, latzte ich locker dat Doppelte an Märkern ab.

Neben uns - so meine Erinnerung - saßen eine Reihe von aufgebrezelten Endzwanziger bis Mittdreißiger Muttis, die wegen der vehementen Verweigerungshaltung des Herrn Papa, der augenscheinlich keinen Bock auf " POKe´MON " hatte, sich fluchend und, mit ständigen Kommentaren während der eher sinnfreien Vorstellung auf der Kinoleinwand, sich hingebend, die Einkindzelle davon abbringen wollten, den " Mist ", " Müll " und " Schrott " weiter zu konsumieren. Den Junioren gefiel´s dennoch. Und weil mir das ewige Dazwischengelaber der platin - blonden Stinkziegen auf den Zwirn ging, bat ich diese doch bitte etwas leiser zu sein und diese Sache eben nicht " so eng zu sehen ". Das half.
Genüsslich mümmelten Töchterchen und ich aus unsere Popcorn - Tüte ( groß, selbstverständlich ) und so entspannte ich kauend, in der üblichen Fußballsitz - Haltung, zu dem Animationsquark, der auf der Riesen - Bildfläche abgenudelt wurde.

Gut, ja, gut, ich sach´ma´, ich meine, ich glaube, ein Film reichte mir davon.



Anscheinend kommt nach beinahe 20 Jahren, in denen weder die Menschheit, noch die vielen Eltern und Elternteile in diesem, unserem Konsum - Lande, erhebliche Veränderung im geistigen Fassungsvermögen erfahren konnten, jener " POKe`MON " - Müll in komprimierter und die Verblödung verschärfender Form wieder. Dat Ding nennt sich nunmehr " POKe´MON GO " ( Mir kommen da assoziative Gedanken durch " tom tom go " oder auch " Kaffee to go ", aber auch " Ami go home " hoch ).

Die Monster sind jetzt virtuell ausgeartet und befinden sich irgendwo im Nirgendwo auf der Welt, aber auch in diesem, unserem Vaterlande, dass sich nicht wesentlich - wohl aber vom Wohlstandsaspekt aus besehen - verändert hat. Es jagen Bekloppte mit PKW, Fahrrad oder per pedes nun die " POKe´MON " und weil sie dabei - ohne Rücksicht auf Verluste an Resthirnmasse - komprimiert, ja, so zu sagen, im Schwarm, auftreten, gibt es ständig Ärger. Mit den Blauen von der Polizei, mit den anderen Autofahrern und natürlich mit Mitmenschen. Die Duldungs - und Leidensfähigkeit des Durchschnittsmichels ist auch hier nicht unbegrenzt.

Sobald eine Meute mit Handy, Smartphone oder sonstigen Taschen - Computer auftaucht, wird blank gezogen. Von " Verschwinden ", " Verpissen " " Verprügeln " und anderem Stuss, eben jener Scheiße, die sich unsereins bereits vor 50 Jahren anhören muss(te), ist da die Rede. Droht Deutschland eine neue Wiederbewaffnungsart in Form der Anit - " POKe´MON GO " - Bürgerwehr?

Völlig zu recht, denn " to poke´mon " kann Leben gefährden. Vor allem im Straßenverkehr, wenn es dann - wie beim Daddeln und Telefonieren am Steuer " richtig kracht.

Weil die " POKe´MON " - Armada wieder aus der Gruft der unendlichen Verarschung der Menschen mit schwachsinnigen Spielzeug, hervor gekrochen kam, bleibt dem inzwischen Eisgrauen vielleicht nur die bittere Quintessenz, zu sagen: " Früher war alles besser! "

https://de.wikipedia.org/wiki/Pok%C3%A9mon


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Nö, besser nicht, wohl aber anders!

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