The Rolling Stones " Blue and Lonesome " - 2016



Nun steht es also fest: Die älteste und vor mehr als 50 Jahren zur härtesten Band der Welt hoch stilisierten " The Rolling Stones " haben ein neues Album veröffentlicht. Es nennt sich " Blue and Lonesome ". Frei übersetzt, könnte es " traurig und einsam " heißen. Als Ausdruck dessen, was einem Menschen nicht zu häufig widerfahren sollte: Es geht im - vulgär formuliert - beschissen oder auch scheiße!

Das neue " Stones " - Album wurde ja bereits vor Monaten - über die Medien wunderbar transformiert - in Form identisch lautender Meldungen, angedroht. Nun liegt es kurz vor dem Heiligen Fest des Überflusses, vor.

Hmmmh: Ein Sammelsurium bekannter und wenig bekannter Blues - Stücke, deren Interpreten es genauso sein dürften. Nichts für Pop - und sowieso Musikfreunde und Mitläufer in Gestalt von post traumatisierter Endsechziger, deren Musikgeschmack sich bereits vielfach mit dem heulenden Wind vor der Haustür des Einfamilienhauses, gedreht hat, weil inzwischen Kinder sowie Enkelkinder vorhanden sind. Schließlich bleiben wir alle, dank der mannigfachen Manipulationsmöglichkeiten in der Medizin, Pharmazie und der " Lügenpresse " auf ewig jung.

Die " Stones " scheinen diese lebenserhaltenden Massnahmen zum Teil auch angenommen zu haben. Wobei - hierzu einschränkend - Sir Mick Jagger sich vor einigen Jahren gegenüber dem " SPIEGEL " dahin gehend geoutet hat, dass er längst dem lebendigen Teufel des Show - Biz, der da heißt Sex - Droge - Moneten - insoweit abgeschworen hat, dass er eine streng asketische, auf Umsetzung fernöstlicher Daseins - sowie Ernährungsphilosophien basierenden Lebensweise frönt. Das hält nicht nur fit, sondern auch jung. Und wenn dann jenseits der 60 Jahre auch noch Vaterfreude hinzu kommt, wäre auch das leidige Thema, des Sichverabschiedens aus der Ernährungsschlacht, geklärt.

Die anderen Mitglieder der Band in Echtzeit - Besetzung sind jedoch ebenfalls in die Jahre gekommen.
Keith Richards, das alte Furchengesicht, wird in einigen Tagen 73 Jahre alt. Wie? Schon? Oder besser: Erst?

Old Face und Ex - Small Faces Ron " Ronny " Wood nullt am 1. Juni des kommenden Jahres. Dann steht bei ihm auch eine 7 davor. Kinder, wie die Zeit vergeht!

Charlie Watts, der älteste Rollende Stein, der der Urbesetzung angehört, wurde am 2. Juni dieses Jahres 75 (!) Sein stoisch, mit einer nimmer müden Präzision herunter gearbeitetes Schlagzeug dürfte wohl zum 100. Mal ausgetauscht worden sein.

Dann waren einst noch Bil Wyman, inzwischen zarte 80 Jahre erreicht hat und seit 1993 sich anderen Passionen nach geht, die nur wenig mit dem maschinell funktionierenden Konzern " The Rolling Stones " zu tun haben. Er war es - wohl auch aus gesundheitlichen Gründen - leid, vor 50 - bis 100.000 Zuhörern auf gigantischen Bühnen dieses Erdballs, immer die gleichen, weil welt - bekannten Songs mittels identischer Bass - Figuren zu untermalen. Er zeigte sich in der Folgezeit als Multi - Talent und produzierte selbst Tonträger oder schrieb Bücher.

Und, nicht zu vergessen Brian Jones, der 27jährig verstarb und dessen Drogentod, zeitweise eine große Lücke in der Band auszureißen schien. Diese füllte von 1969 bis 1974 Mick Taylor, ehe er die Truppe wieder verließ.

Auf dem neuen Album begleiten aber noch weitere, exzellente Kollegen, die Rumpf - Stones von 2016.

Sir Eric Clapton ist dabei.

Daryll Jones am Bass, der auch bei Miles Davis, Sting oder Peter Gabriel sowie dem Jazzer Herbie Hancock diesen zupfte.

Jim Keltner gibt sich auch die Ehre, Er zählt zu den profiliertesten Session - Drummer im Rock - Zirkus.

Ferner ist Matt Clifford an den Tasteninstrumenten aktiv, so, wie er es bereits seit einem Vierteljahrhundert bei der einst härtesten Rock - Band der Welt macht.

Die Neuerscheinung, eben just vor Weihnachten, stürmte - wie erwartet und gewollt - die Charts und landete bereits nach dem 2. Dezember, dem Tag der offiziellen Veröffentlichung, auf Platz 1.

 https://de.wikipedia.org/wiki/Blue_%26_Lonesome

Wie gesagt: Blues ist nichts für Klang oder exakter: Wohlklang - Ohren verzogener Teens und Twens der Generationen 1990 Plus. Und zudem dürften die Originale der ausschließlich farbigen Musiker aus den USA, eh keinen fröstelnden Dolce & Gabbana - T - Shirt - Träger in Wallung bringen. Doch die " Stones " kommen musikalisch aus dem Dunstkreis dieser Musikrichtung und kehren nun - wohl überlegt - zu ihren Wurzeln zurück. Das sind sie zwar zeitweilig auch innerhalb ihres nahezu unerschöpflichen Repertoires an Rock - Titeln, durch gecoverte Blues - Songs, jedoch haben Jagger und Co. dabei nie ein reines Blues - Album vorgelegt.

Alte Wein in neuen Schläuchen?

Nein, sondern  der gelungene Versuch einer Hommage an jene - zumeist eher unbekannten, weil farbigen - Kollegen, die mit ihrer Art, das eigene Leben zu vertonen, an dem nicht vorhandenen Geschmack vieler weißer Menschen eher scheiterten und sich deshalb so gefühlt haben müssen, wie es der Titel des aktuellen Albums der " Rolling Stones " besagt: " Blue and Lonesome "!




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