REWE to go



Das Wochenende ist eingeläutet. Eine Zeit, in der die Fraktion der Mühsam und Beladenen sich ihre verdiente Erholung gönnen darf. Fußball gibt es auch nun wieder; wenngleich " nur " in der 1. Liga. Da müssen die Lokalpatrioten noch mindestens eine weitere Woche warten, bis der Heimatverein antreten darf. Doch, andere Freizeitaktivitäten sind ebenfalls erheblich eingeschränkt. Das sinnfreie Cruisen mit der aufgemotzten VW - Skoda - BMW - Schüssel macht bei diesen relativ eisigen Außentemperaturen nicht so richtig Spaß. Die Garten - Parzellen - Wiesen - Grillabende mit anschließendem Saufgelagen bis in den Morgengrauen, müssen noch mindestens ein Vierteljahr zurückstehen. So reduziert sich die Freizeitaktivitätenskala auf jene Grundbedürfnisse, die da heißen könnten: Schlafen ( nicht immer miteinander ), TV - Glotzen ( beim Bier miteinander ) Daddeln ( als Egoshooter innerhalb der eigenen vier Wände, natürlich allein ) und ansonsten Zeit totschlagen ( beim  mit dem Handy telefonieren und/oder  Rauchen auf dem Balkon oder sonstwo ).

Da Mutti - vielleicht noch die Liebste - für das leibliche Wohl sorgt, kann der Mann von Welt sich eben jener Ersatzbefriedigungen hingeben. Kinderwagen schieben, Wäsche waschen und auch das lästige Einkaufen, sind - ganz im Sinne des Anti - Gender - Lügengebildes der AfD sowie weiterer brauner Kampftruppenanhänger - immer noch " Weibersache ". Demokratie wird auf diesen Felder bereits vor der Machtübernahme restlos abgeschafft.

Jenseits dieser Lebensinhalte des Michels - Prototyp Jahrgängen 1975 bis 1999 - fordert die reale Existenz ein wenig Planung, was das Feld der Ernährung betrifft. Um nicht immer die bekannten Speisen und Getränke auf unseren Küchentisch stellen zu müssen, diskutierten ( das ist wahre Basisdemokratie ) wir schon am Donnerstagabend über den Wochenendspeiseplan. Gut, ja, gut, ich sach´ma´, ich ich hoffte zu glauben, dass wir wegen des anhaltenden Winterwetters mit einem vorgekochten Eintopf über das Wochenende kommen könnten. Doch meine - noch nicht wieder hergestellte, bessere Hälfte - verzog ihr etwas blässliches Gesicht. " Nö!", sagte sie " Nicht schon wieder, für drei Tage das selbe Essen!" Damit war klar, ich war gefordert. Meine Ideen indes köchelten eher auf Sparflamme. Hmh, Labskaus? Oder dann doch Spaghetti a´la Studenten - Art? Dann fiel mir ein, dass es ja erst Januar ist und damit die Hochzeit der so genannten Ostfriesen - Palme noch nicht dem Ende zugeht. Ich selbst lief zur Höchstform auf. Ja, Kartoffeln haben wir! Ja, einen großen Topf, haben wir! Ja, die erforderliche Fleischbeilage, hat der " Netto ". Somit stand summa summarum fest:

Es könnte Grünkohl mit Pinkel ( oder so ähnlicher Einlage ) am Wochenende geben.

Ich schritt - hoch erfreut und frohen Mutes - in mein Arbeitszimmer und schaltete den PC an. Nun googelte ich unter " Grünkauf, frisch, kaufen, Dresden ". Binnen Sekundenbruchteilen konnte ich einige Hunderttausend Treffer nachlesen. Häh? Na, gut, gut, ich sach´ma´, diese reduzierten sich auf vielleicht einige Hundert. Immerhin noch ausreichend, um sich Gedanken über ein anzuwendendes Ausschlussverfahren zu machen. Ich klickte ein paar der " Treffer " an. Nüscht! Was dort an Text zum Herunter scrollen eingestellt war, war nur eines: Mist!

Endlich kam mir der rettende Gedanke, in die Suchleiste den Zusatz " Supermarkt " einzupflegen. Aja, da wurde es schon konkreter, aber nicht exakt genug. Wo, in aller Herrgottsnamen, gibt es in unserer schönen Landeshauptstadt frischen Grünkohl zu kaufen? Ich klickte just auf jene selbst gestellte Frage und erhielt nach nur kurzer Zeit das ernüchternde Ergebnis: Nirgendwo!
So fuhr ich den PC - mit einer enttäuschten Grundeinstellung - wieder herunter. Nix, ist´s mit Ostfriesen - Fraß!

Doch ein Norddeutscher lässt sich so schnell nicht entmutigen. Mir kam die leuchtende Eingabe, dass ich vor einigen Jahren, bei einer Stippvisite in der " REWE " - Filiale an der Kesselsdorfer Straße, irgendwann in den ersten Wochen des damals neuen Jahres, Grünkohl gesehen hatte. Wenn auch - welch´eine frevlerische Missetat - in Konserven ( ob nun Blechdose oder Glas? )   - und das könnte meine Rettung sein.

Ich schnappte mir das " Grünkohl - Rezept " als flankierende Gedächtnisstütze ( als Nordmann habe ich die Zutaten eigentlich immer noch im Cache´gespeichert ) zog meine Stiefel, die Winterjacke an, hängte den Schal um, nahm die obligatorische Leinen - Einkaufstasche, schwarz, mit Bedruckung, in die Hand, die mit warmen Herrenhandschuh geschützt war, und ging los. Wie immer - äußerst umweltschonend in den schweren, Feinstaub geschwängerten Zeiten - zu Fuß.
Nach zirka 20 Minuten war ich im Einkaufstempel an der Kesseldorfer Straße 1 / Ecke Tharandter Straße. Und weitere zwei Minuten später hatte ich mir meine Kampfausrüstung zugelegt, sprich: Einkaufswagen, Spickzettel und das Langzeitgedächtnis.

Bereits beim Hereinschieben des metallischen Rollgerätes bemerkte ich, dass an einem Freitagnachmittag eine ungewöhnliche Verkehrsdichte herrschte. Das zumeist wesentlich jüngere Publikum kurvte ziellos hin und her. Die Fahrten wurden indes ständig unterbrochen, weil diverse Paletten, Kisten sowie weiteres Gedöns im Wege standen. Zudem pochten einräumende Mitarbeiter auf ihr verbrieftes Vorfahrtsrecht. Einschieben - first!

Der Einkauf geriet außer Kontrolle, weil ich zwar den Grünkohl von " Kühne " im Glas ergattern konnte, jedoch voller Verzweiflung die erforderlichen Zugaben, wie Hafergrütze, Pinkel, Rauchenden und auch Mettenden suchte. Das häufig verwendete " Kasseler " - Fleisch war zwar vorhanden, doch als ich auf den Preis von 6,24 für zwei mickrige, so um die 300 Gramm wiegende Koteletts schaute, legte ich die Packung sofort wieder in die Kühlung zurück. Über 20 Euronen pro Kilogramm? Die spinnen, die Römer!

So legte ich - beinahe Alibi mäßig - einen Liter Apfelsaft in den Wagen. Kurvte dann zurück zu den vermeintlichen Bio - Produkten ( Nicht Alles, Bio, oder was? ) und fand statt der Hafergrütze eine sinnvolle Ergänzung, nämlich Weizenkleie. Die bindet auch und führt die schere Gemengelage problemlos vom überfüllten Magen in den Darm. Norddeutscher, was willsté mehr?

Auch die - gemäß Order meiner besseren Hälfte - einzukaufende Sülze für die samstäglichen Bratkartoffeln, konnte ich nach langer Irrfahrt erwerben. So schob ich meinen Einkaufskarren ermattet von der Odyssee´ in die Kassenzone. Eine tätowierte, gepiercte, schon viel zu rundliche, mit einer Punk - Verschnitt - kolorierten Fantasiefrisur, Kassiererin scannte meine fünf Artikel.ein.
" 8,45 ! ", lautete das ihr vorgegeben mathematische Zusammenspiel, dass sie im Kasernenhofton aussprach.
 " Payback - Karte? ", schnarrte sie.
" Nö!", gab ich zur Antwort.
Ich wühlte im Portemonnaie, im Fach " Klimper " - Geld herum und zählte ab.
" Zettel mitnehmen? "
" Auch Nö! "
" Schönes Wochende!" - Aha, immerhin, eine späte Nettigkeit.
" Wiedersehen! ", lautete meine Antwort.

Vorerst nicht, dachte ich aber so bei mir.

Auf dem Heimweg, ich hatte noch für unsere vier Vierbeiner bei " MäcGeiz " das gerne geknabberte " Kitten " - Trockenfutter für 1,49 je 800 Gramm - Packung gekauft und für uns zum Vesper aus der erstklassigen Landbäckerei " Schmidt " zwei Stückchen Eierschecke ( sehr,sehr, lecker! ) sowie Streuselkuchen mit Vanille - Auflage ( auch sehr zu empfehlen ) für unschlagbare 3,55 Euro mitgenommen, erinnerte ich mich an einen kürzlich gesehenen Beitrag in einer dieser - ständig gleichförmigen - Verbrauchersendungen, in der es um Preisvergleiche ausgesuchter Artikel in fünf verschiedenen Supermarktketten ging.Wie immer wurde viel Wind um nahezu gar nichts gemacht. In dem aufgemotzten Beitrag kam die Mannschaft der Sendung zu dem wenig erhellendem Ergebnis, dass die Konkurrenten preislich nur marginal auseinander lägen.

Ach, wirklich? Wenn ich versuche identische Produkte von denselben Herstellern zu vergleichen, kommt natürlich ein nahezu übereinstimmender Preis heraus. Womit der vorgegebene Warenkorb den fast gleichen Betrag aufzeigt. So können Glotzer als potentielle Konsumenten auch verarscht werden.

Sieht der kritische Käufer dann etwas genauer hin und vergleicht die Produktpalette etwas genauer, wird er bestimmt zu einem völlig anderen Ergebnis kommen. Und so steht für mich als durchaus erfahrener Supermarkt - Kunde fest: Es gibt preislich sehr große Unterschiede, die nach meiner eigenen Einschätzung zu dem Ergebnis führen, dass " REWE " eher " Apothekenpreise " hat, die Artikelauswahl eher dürftig und die Märkte insgesamt einen kundenunfreundlichen Eindruck vermitteln.
Fazit: " REWE " an der Kesselsdorfer Straße 1 wird von mir nur bei Notkäufen aufgesucht. Warum so viel mehr für weniger Ware ausgeben?

" Rare Earth " und " I know I´m losing you " - Live 1970:





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