Klappspaten, olivgrün, 3,5 cm Holzstiel




Als der  gelernte Schuster Wilhelm Voigt nach 15 Jahren Knast entlassen wird un d sich um Arbeit bemüht, wird er von einem Kommißkopp zum anderen geschickt und ständig mit der Frage konfrontiert: " Haben Sie gedient? "
Der Hauptmann von Köpenick, als der er später den Kaiser, seine Majestät, zum Lachen bringt, nachdem sich dieser seine  - " Potzblitz " - wilde Geschichte angehört hatte, wird ihn danach begnadigen. Er bekommt seinen Pass, eine Arbeit und eine Wohnung.

Was einst als Bühnenstück und Verfilmung, mit den grandiosen Darstellern Rudolf Platte, Heinz Rühmann oder auch Harald Juhnke dem Zuschauer gezeigt wird, ist zwar eine tragische Geschichte, jedoch wird diese so nicht mehr vorkommen können, denn die Wehrpflicht ist längst abgeschafft worden.

Das war 1972 in der damaligen BRD noch nicht der Fall. Dort bestand zunächst die allgemeine Wehrpflicht auf 18 Monate, die dann auf 15 Monate verkürzt wurde. Es war die Zeit der Hochrüstung und des so genannten Kalten Krieges. West ( NATO ) gegen Ost ( Warschauer Pakt ) oder besser: Amerika gegen die UdSSR.

In dieser Zeit leistete ich auch meinen Wehrdienst ab. Ich wurde zu den Panzergrenadieren ( Slogan: " Er ist kein Mensch, er ist kein Tier, er ist Panzergrenadier " ) eingezogen. Den Grundwehrdienst hatte ich in der Ausbildungskompanie 408 ( vulgo: " Vier - Null - Druck " ) abzuleisten. Neben diversen Geländemärschen und sonstigen sportlichen Ertüchtigungsübungen, zählte natürlich auch eine Aufgaben gemäße Ausrüstung zu den Panzergrenadieren. Das waren unter andrem, neben der Kleidung, nämlich den Kampfanzug, olivgrün, den Stahlhelm, olivgrün und dem Gewehr G3, der entsprechende Rucksack, olivgrün, die dazu gehörenden Utensilien, wie Kochgeschirr und ein Klappspaten, olivgrün.

Und eben jenen Klappspaten brachte mein einstiger Bekannter Peter " Piet " Völkening aus Bückeburg eines Tages während eines gemeinsamen Zelt - Wochenendes mit. Das durchaus praktische Gerät diente uns zum Ausheben einer Erdkuhle, in der wir dann eine Feuer machten. Nach dem Wochenende vergaß " Piet " diesen Bundeswehrspaten in der Zeltausrüstung. Weil er diesen auch sonst nicht benutzen musste, blieb der Spaten dort im den Zeltsack. Solange bis " Piet " im August 1973 aus der Bundeswehr entlassen wurde. Der Spaten fehlte in seiner dann wieder abzugebenden persönlichen Ausrüstung und so musste " Piet " eine so genannte Verlustmeldung schreiben Eine Formalie zwar, die ihm dann etwas mehr als 5 Deutsche Mark für die Wiederbeschaffung des Spatens kostete.

Der Klappspaten der BW indes lag viele Jahre in dem Zeltsack auf dem Dachboden meines Elternhauses und schlummerte vor sich hin. Irgendwann Ende der 1970er Jahre tauchte er dann wieder auf. Ich holte die Zeltausrüstung für einen Besuch des Musikfestivals " Umsonst & Draußen ", dass im Sommer 1978 in Vlotho, in der Nähe der Porta Westfalica stattfand, heraus. Dabei entdeckte ich den BW - Spaten, olivgrün und legte ihn in die Garage.
Nun fristete er dort sein Dasein. Die Jahre vergingen. Ich war inzwischen Vater geworden und besuchte mit meiner Tochter meine Eltern. Töchterchen - ganz helle - holte sich den Spaten aus der Garage, schnappte sich ihren Opa und ging flugs mit diesem zur Aue, um dort Pflanzen auszubuddeln. Das kam in dem spießigen Bad Eilsen nicht gut an. Ein Oberaufseher aus der Garde der Rentner - Gang beobachtete sie dabei und informierte den Bürgermeister Rinne ( CDU ). Der fuhr - in Erfüllung seiner Pflicht - zu dem Tatort an dem Flüsschen, an dem wir viele Jahre zuvor noch selbst - zumeist unbehelligt - gespielt hatten und dort so manchen Unfug trieben.

CDU - Rinne indes sah sein inzwischen angelegtes Biotop, der Gefahr ausgesetzt, durch meine 8jährige Tochter zerstört zu werden. Er lief - so, wie es sich für einen pflichtbewussten CDU - Bürgermeister eben geziemt - auf sie zu, blaffte sie an und drohte sogar, ihr den " Hintern voll hauen zu wollen ".  Rinne spielte sich dabei auf, wie später Sylvester Stallone als Judge Dredd. Er mimte den Umweltpolizisten, den Ankläger zu jener Umwelt frevelnden Tat und gab gleichzeitig den Richter in Personalunion mit dem Vollstrecker der ausgeworfenen Strafe ab. Erst als mein Vater intervenierte, ließ Judge Rinne von seinem angedrohten Vollstreckungsvorhaben ab. Meine Tochter nahm den Klappspaten in ihre Hand und trollte sich.

Zuhause angekommen, erzählte sie mir von dem Vorfall. Ich musste natürlich eher den gestrengen Erzieher mimen und verurteilte die Umweltstraftat auf das Schärfste. Ohne aber nicht gleichzeitig das Verhalten des Bürgermeister zu rüffeln. Dabei fragte ich natürlich nach dem Verbleib des BW - Spatens, der - erfreulicher Weise - wieder in der Garage lag.

Knapp 8 Jahre später buddelte ich just mit jenem olivgrünen Klappspaten in der Nähe von Basanija auf der istrischen Halbinsel Kroatiens mit jenem Klappspaten eine wild wachsende Pflanzen aus, die ich dann in einer Plastetüte verstaut in unsere Unterkunft mitnahm, um sie nach Rückkehr aus dem Urlaub im Garten einzusetzen. Auch damals wurde ich von Anwohner beobachtet. Ärger gab es indes keinen und die Pflanzen wuchsen zum größten Teil sogar in unserem Garten an.

So leistete das einstige Kriegsutensil doch tatsächlich noch friedliche Dienste. Es kommt eben immer darauf an, wie Kriegsgerät eingesetzt wird.
 Und sei es nur ein profaner Klappspaten der Bundeswehr, Farbe: olivgrün, mit diesen Angaben zu seiner Beschaffenheit:

Maße zusammengeklappt: 44,5 x 15,5 x 7 cm
Maße offen: 63 x 15,5 x 6 cm
Spatenblatt: 20,5 x 15,5 cm
Gewicht: 1420 g


Als ´69er sage ich denn in dem Sinne: Gut´s Nächtle mit der Edgar Broughton Band und " American Boy Soldier " 1969 - Album: " Wasa Wasa ":


Frage von damals: " Haben Sie gedient? "
Antwort: " Nicht wirklich! "
Frage: " Was heißt hier nicht wirklich? "
Antwort: " Na, ich war jung, dumm und brauchte das Geld beim Bund. "

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