Die Erdbeerfelder am Berglwald




 Mühsam versuche ich meine, im feindlichen Freistaat eingehandelte, Erkältung auszukurieren. Ich bin kein großer Freund von Medikamenten, aber die triefende Nase, das schmerzhafte Husten, das Rasseln beim Atmen und die bleiernden Glieder, ließen mich dann doch zu dem Entschluss kommen, dass ab und zu, viel auch viel hilft. So würgte ich seit vorgestern einige Paracetamol mit Mineralwasser herunter und pfiff mir Ibuprofen 400 rein. Meine Gesundheitslage verbesserte sich nun leicht. Trotzdem: Ein grippaler Infekt, bei den jetzt doch angestiegenen Temperaturen, ist nicht das, was man sich unbedingt wünschen möchte.

Tja, der Frühling hat es seit drei Tagen wirklich gut mit uns gemeint. Die Sonne scheint, der blaue, zumeist wolkenlose Himmel lacht und die Natur blüht. Es grünt überall, es sprießen die Gräser und Pflanzen, der Mensch bekommt zunehmend bessere Laune.
Und: Er wird bereits mit allerlei Früchten der Saison beglückt. Dass die Kulturheidelbeeren, irgendwo im warmen, südamerikanischen Gefilden geerntet und dann per Luftfracht tonnenweise in den bundesdeutschen Supermärkten für einen Spottpreis verramscht, die eigentlich noch Obst lose  Zeit überbrücken helfen, gilt als längst lieb gewordene Gewohnheit.
Auch andere, in diesen Tagen, Wochen und Monaten, bei uns eher nicht auf der Ernte - Agenda der vielen Obst - und Gemüsebauern stehenden Köstlichkeiten, werden ständig in den vielen Supermärkten angeboten.

Doch nun kommen auch Erdbeeren aus - angeblich - deutschen Landen, von vermeintlich heimischen Feldern stammend und durch polnische Erntehelfer gepflückt, hinzu.
Sie sind zwar - im Vergleich zu jenen Früchten aus Spanien oder anderswo - sündhaft teuer, schmecken aber dafür besser.

Als ich dann vor einigen Tagen an den Feldern, auf denen just die Erdbeerpflanzen stehen, vorbei ging, lagen dort lange Plasteplanen zum Schutz vor den immer noch kühlen, teils sogar frostigen, Nachttemperaturen herum. Ein mürrisch drein blickender Landwirt zog diese Schutzfolien von den Beeten herunter. So sehen waren nur Blüten und Erbsen große, nur grüne Früchte. Von den roten, leckeren Erdbeeren war noch nichts zu sehen.

Das Felderareal grenzt an einige Mietsblöcke des so genannten Sozialen Wohnungsbaus. Im Herbst vor drei Jahren, als die Enkelkinder zum Halloween in ihre zweite Heimat nach Irland abgedüst waren und wir den Hundehüter mimen durften, lief ich an einem noch angenehmen Abend mit dem Labrador an den Feldern entlang, die alsbald zum Berglwald führen. Ein Schwadron lärmender Hundebesitzer kam mir dabei über das längst abgeerntete Areal entgegen. Einige hatten ihren Lieblingen die teuren Leuchthalsbändern, die lustig in der Dunkelheit blinkten, umgelegt. Der Pflegehund hatte auch so ein Wunderding. Inzwischen liegt es wohl irgendwo im dortigen Feld - und Waldbereich, weil die Hündin es abgeworfen hatte.

Teuer sind die Rassehunde nicht nur in der Anschaffung. Auch der Unterhalt kostet wesentlich mehr als bei Katzen. Hinzu kommt auch noch die Hundesteuer pro Jahr. Dazu kommen eventuell noch happige Tierarztkosten. Das läppert sich zusammen.

Vor vielen Jahren, in der frühen Nachwendezeit, als so viele Dinge hüben wie drüben und umgedreht, aus dem berühmten Ruder liefen, hatte unsere Tochter sich bei einer Züchterin in Westdeutschland einen herzkranken Beagle für enorm viel Geld aufschwatzen lassen. " Boss ", so hieß der Rüde war zwar ein lebhafter Hund und auch sehr variantenreich, wenn es um das Wohl des eigenen Magens ging, doch an eine Geschichte in diesem Zusammenhang, kann ich mich heute noch genau erinnern. Wir hatten Schweinemedaillons für das Wochenende zubereitet. Dieses standen in einer großen Bratpfanne auf dem Boden der Terrasse. Eigentlich war dieser Aufbewahrungsplatz nur als Notlösung gedacht, denn im Kühlschrank war für das Pfannen - Monstrum nicht genügend Platz. Über Nacht gab es an jenem April - Wochenende nur einstellige Temperaturen. Also konnte es nicht passieren, dass das Fleisch ungenießbar geworden wäre.

Der Beagle " Boss " kam uns an jenem Sonntagmorgen wieder einmal aus der Wohnung der Schwiegereltern besuchen und stöberte in der Küche herum. In einem unbeobachteten Augenblick, seine feine Nase hatte den Geruch jener, auf dem Holzboden der Terrasse stehenden Köstlichkeit wahr genommen, schleppte sich " Boss " über die Stufe der Zugangstür, nahm den schweren Glasdeckel der Bratpfanne an dem dortigen Metallknauf mit seinem Maul nach  oben und vertilgte sämtliche - wohl mehr als ein Dutzend - in der Pfanne einliegenden Fleischstückchen. Radikal, ratzeputz, rasant schnelle, verschwanden die Leckerbissen in seinem gefräßigen Magen. Nachdem er sich das Fleisch einverleibt hatte, leckte er den Sud in der Bratpfanne so sauber aus, dass selbst meine Abwaschkünste, die ich mir im Wege der vormals zwangsweise verordneten, elterlichen Küchendienste, sehr gut angeeignet hatte, ein Nichts dagegen waren.

Als wir die Freveltat gegen Mittag erst bemerkten, weil der Vielfraß den Glasdeckel der Pfanne akkurat auf den Korpus aufgelegt hatte, war Schmalhans Küchenmeister. Wir aßen Kartoffeln und eine Gemüsemischung mit ein paar Stückchen Fleischwurst. Nun, ja, immerhin hatten wir mit der unfreiwilligen, milden Futtergabe den Beagle glücklich gemacht.

So, wie eben der zu betreuende Lambrador bei dem regelmäßigen Auslauf an den Unterschleißheimer Erdbeerfelder vor Freude auf und nieder tanze, laut bellte und mit seiner Rute wedelte. Hundes sind eben doch sehr dankbar, auch wenn sie in der Unterhaltung teurer kommen als unser Katzen - Quartett. Deshalb stellte ich mir an jenem Abend, als die lärmende Meute von Hunden verschiedener Rassen nebst Besitzer über die Erdbeerfelder tobte, die einfache Frage, wie die Hundehalter ein oder sogar mehrere Tiere finanziell unterhalten können?
Die Antwort darauf gab mir meine bessere Hälfte nach der Rückkehr vom Berglwald in das Haus der Kinder: Die Kosten für jene Vierbeiner aus den Sozialwohnung zahlte bestimmt Papa Staat, denn es gab schon vor Jahrzehnten, unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung, gab es eine Bestimmung im Bundessozialhilfegesetz, dass heute - nach den HARTZ - Reformen - SGB II oder " HARTZ IV " heißt, die vorsieht, dass das Halten von Hunden der Integration in die Gesellschaft fördert, weshalb eben " HARTZer " dafür einen gesonderten Geldbetrag zu dem Regelsatz beantragen und erhalten können?

Hmmmh, interessant!

Aber es stimmt so nicht. Hundehaltung ist reinweg Privatvergnügen und wird deshalb staatlich nicht alimentiert. Irgendwie müssen diese Menschen das Geld für den Unterhalt der Hunde herbekommen. Na, egal. Wir halten keinen Hund.

Aber einen Pflegehund führte ich nach wie vor, während unseres Kurzaufenthalts in Bayer aus. Zur großen Freude des Labrador. Auch wenn es noch keine Erdbeeren auf den Feldern am Unterschleißheimer Berglwald gab, schaute mich der Bauer dort eben grimmig an. Jetzt weiß ich auch warum? Betreten der Erdbeerfelder mit Hunden während der Blüte - Reife - und Erntezeit streng verboten. Zu Recht, denn wer erntet schon gerne matschige Früchte für einen Preis von 3,60 € zum Selbstpflücken auf den Tisch stellen?

Na, denn: " Strawberry Alarm Clock " und der Smash Hit " Incence and Peppermints " aus dem anlaufenden Flower Power Jahr 1967 ( Manno, is dat schon 50 Jahre her? ):








Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Gute Besserung, alter Kamerad! ;o)
Lobster53 hat gesagt…
Danke, ich kämpfe - so, wie der HSV gestern Nachmittag.

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