" Zuckersand ", ein Film am Rande der Realität?


Der 3. Oktober 2017 ist ja nun auch bereits einige Tage her. An diesem Feiertag, dem Tag der Deutschen Einheit, lief in den ÖRs so allerhand zu, über und von der DDR. Oft waren es alt bekannte Beiträge. Wer diese bereits zum xten Mal gesehen hat, kann sich getrost das xyzte Mal schenken.
Eine Woche später sendete dafür das Erste den Film " Zuckersand " des Regisseurs Dirk Kummer, der ja 1966 in der einstigen DDR geboren wurde ( https://de.wikipedia.org/wiki/Dirk_Kummer )..

Wenn eine Lobhudelorgie einem solchen Film, wie der helle Schein eines später verglühenden Kometen vorausgeht, geht bei mir sofort eine Klappe herunter, die danach verursacht, dass ich mir eben diesen Beitrag schenke, auch wenn er neu zu sein scheint.
Dafür habe ich später einige Filmkritiken zu Kummer´s Werk " Zuckersand " gelesen. Auch viele Kommentare danach habe ich mir dabei angetan.

http://www.zeit.de/kultur/film/2017-10/zuckersand-dirk-kummer-fernsehfilm-ddr

Der gemeine Wessi und nicht nur der,  mag dem DDR - Regime viele unmenschliche Dinge vorwerfen können. Dazu zählen jene vielfachen Verletzungen von elementaren Menschenrechten, dass die SED - Despoten rund um die Honeckers ihre Bürger eingesperrt ließen und bei Fluchtversuchen die Schusswaffen sprechen ließen, dass die Versorgung mit Konsumgütern miserabel war, die Umweltverpestung dafür apokalyptische Ausmaße annahm usw. usf. Doch einige Märchen, Legenden und Lügengeschichten, die von Wessis und Wossis und Ossis sich auch 28 Jahre nach den Zusammenbruch der DDR und ab der späteren deutschen Einheit, immer noch durch die Köpfe und Medien geistern, sind einfach nicht aus den selbigen herauszubekommen.

Auch Kummers Film über jene beiden Brandenburger Jungen befasst sich mit derartigen Halbwahrheiten. Weil er selbst in dem einstigen Staat aufgewachsen ist, der versuchte, bereits nach der Geburt viele Dinge für den neuen Erdenbürger in seinem Sinne zu regeln, ihn dabei auch bevormundete und bei abweichenden Verhalten sogar entmündigen durfte, sollte er doch bitte schön die Realität in sein Werk mit einfließen lassen.

So steht zu meiner Überzeugung fest, dass die praktizierenden Christen nicht samt und sonders von dem Bespitzelungsorgan mit Namen Staatssicherheit drangsaliert wurden, sondern durchaus ihren Glauben unbehelligt leben durften. Zum Teil waren aber auch IMs in den Kirchen aktiv tätig. Wenn Glaube tatsächlich Berge versetzen könnte, dann gelingt es diesem umso mehr, dem Drang des Individuums, seine profanen Vorteile aus einer bestimmten Situation heraus ziehen zu können, ungehemmt auszuleben. Will heißen: Wenn die christlichen Kirchen es zu Zeiten des Dritten Reichs ermöglichten, dass Geistliche mit dem verbrecherischen Machthabern dort kooperieren, was sich nicht nur durch Zeigen des Deutschen Grußes in deren Kirchen manifestierte, dann ist es wenige Jahre nach dem Zusammenbruch dieses Mörderregimes möglich, dass ihre Anhänger nun einem neuen Herrn dienen.

So weit, so bekannt.

Was im dem Machwerk des Regisseurs Kummer noch so alles an Ungereimtheiten über den Flat Sreen pläscherte, lässt sich vielleicht nur exemplarisch heraus nehmen. Ob nun zwei 10jährige, also Fünftklässler, allen Ernstes noch an den Weihnachtsmann, den Osterhasen und den Klapperstorch glauben, somit auch, dass es ihnen gelingen könnte, über ein in den Kies - und Sandboden ausgehobenes Loch, irgendwann in Australien anzukommen, muss doch arg bezweifelt werden. Gut, ja, gut, ich sach´ma´, ich glaube, diese aufgesetzte, kindliche Naivität sollte eher den angeblich vorhandenen, inneren Trieb nach außen tragen, der da lauten könnte: Ich möchte frei sein?

Dann gelingt es einer alleinerziehenden Christin für sich und ihren Sohn einen Ausreiseantrag zu stellen. Nachdem diese Dame über einen Geheimgang durch die Berliner Mauer schlüpfen durfte, kehrt deren Sohn, wie von allen guten Geistern verlassen nebst Reisekoffer in der Hand zurück zu seinem Sandloch um den zurück gelassenen Zettel mit den, zuvor von einem pensionierten Lehrer notierten Koordinaten des australischen Kontinents zu holen? Bei dieser Aktion wird der Junge dann durch die abrutschenden Sandmassen begraben und  kommt ums Leben.

Gipfel des cineastischen Schwachsinns ist aber dabei, dass die Stasi diesen Unglücksfall vertuschen möchte und den Jungen anonym beisetzen lässt. Warum das, für alle Boshaftigkeiten, denen Menschen auch in den zweiten deutschen Staatsgebilde fähig sind. später herhalten müssende Überwachungs - und Kontrollorgan, hier ein sichtbares Interesse an einer Verschleierung der Todesumstände des Jungen haben sollte, bleibt ebenso nebulös, wie die Auflösung der - eher technischen Frage -, wie es der christlichen Alleinerziehenden gelungen sein könnte, aus der Kinderkrippe direkt mit dem Westen zu telefonieren, ohne dieses Gespräch dabei anzumelden.

Ätzend sind auch die gestelzten, geschraubten und völlig sinnfreien Dialoge zwischen einigen Protagonisten. Es mag zwar - auch abseits der üblichen Propagandarhetorik - einige Funktionsträger gegeben haben, die sich mit Genosse ansprachen, doch im Privatleben, dort wo im piefigen - miefigen Umfeld der heimischen Furzmole, das geregelte Sein endete, wo die VEB - Glotze das Westfernsehen durchflimmern ließ, sprach sich kein DDR - Bürger mit Genosse an. Kummer muss da doch zu viele SED - Wunschvorstellungen als bereits realisiert gesehen haben.

Man kann den Machthabern der DDR ja vieles vorwerfen, dass sie ihre Untertanen 28 Jahre lang eingesperrt hatten, dass die Schandmauer und die zur Festung ausgebaute Grenze viele direkte und indirekte Tote ( durch die fehlgeschlagenen Fluchtversuche ) verursacht haben, dass die praktizierte Planwirtschaft die Bevölkerung nur schlecht versorgen konnte, während der Westen - oft zu Spottpreisen - rare DDR - Waren konsumieren durfte, einst hat das SED - Funktionärs - Spießertum garantiert nicht geschafft: Die Menschen in der Art, wie es in dem Klamauk von Kummer gezeigt wird, zur Marionetten zwischen Gut und Böse, Schwarz und Weiß oder Dumm und Schlau zu degradieren.

Einen Altag in der Deutschen Demokratischen Republik, wie er in den Märchenfilm " Zuckersand " gezeigt wird, hat es in dieser Form nie gegeben. Schaden um die verplemperten Rundfunk - und Fernsehgebühren!

" Straight Shooter " - " Why " - Album: " My Time, Your Time " - 1980:



 



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