Uhropa



Vor längerer Zeit gab meine " Diehl " - Herrenarmbanduhr nach mehr als 15 Jahren ihren Geist auf. da half kein Batteriewechsel, auch eine Reinigung mit einem speziellen, Pinsel, den ich sonst für die Oberflächenbehandlung meiner Kameraobjektive genutzt hatte, half nichts. Die Zeiger und das Zifferblatt lösten sich in Wohlgefallen auf; sie waren im wahrsten Sinne des Wortes zerbröselt. So blieb ich kurze Zeit zeitlos.  Danach übernahm ich eine andere Armbanduhr, die sich aber - so die Behauptung meiner besseren Hälfte - als altmodisch, als mega out, als überholt zu sein schien.

Der heutige Herr von Welt, der modisch orientierte Mann, der Yuppie, er trägt große Armbanduhren.

Doch ein solches Geschenk. dass ich vor einigen Jahren zu Weihnachten bekam, brachte mir nur knapp zwei Jahre Glück. Dann fiel die Uhr aus. Die Batterie war leer. Ich nahm den Wechsel selber vor und brachte das Riesending wieder zum Laufen. Wenige Wochen danach löste sich beim Abnehmen der Uhr der Deckel. Das Uhrwerk fiel heraus und verteilte sich auf dem Fußboden des Badezimmers.

So eine Sch..!

Danach war ich wieder zeitlos. Aber, wozu muss ich noch eine Armbanduhr tragen, wenn das ständig bei mir geführte Handy auch ohne große Mühe die exakte Zeit anzeigt? Also verzichtete ich auf diesen Luxus.

Bis vor einigen Monaten, dann entdeckte ich beim Heraussuchen der Weihnachtsdekoration eine alte Herrenarmbanduhr des verstorbenen Schwiegervaters. Diese stand indes - wie sollte es nach so vielen  Jahren auch sein - still. Ich öffnete mit dem besorgten Werkzeug den Deckel und entnahm die Batterie. Dann bestellte ich für knapp zwei Euro - versandkostenfrei - zwei Ersatzbatterien.

So kam ich ohne großen Aufwand und für lau zu einer anderen Armbanduhr. Es war sicherlich nicht das aktuellste Model, aber sie ging.

Meiner besseren Hälfte indes war das veraltete Ding, das ich am linken Arm trug, ein Dorn im Auge. Sie zeterte und nörgelnde ständig herum. Formulierte Sätze mit altmodisch und ich sei wohl ein Opa.Auch wenn die letzte Behauptung zutrifft, wollte sie die völlig veraltete Uhr nicht mehr sehen.

Als Ebayianerin und Netzrecherche - Profi wühlte sie so lange herum, bis sie eine zweifach reduzierte Herrenarmbanduhr fand. Einst kostete das Teil satte 160 Euro. Das war einige Wochen vor dem heiligen Geschenkefest 2017. Dann wurde der Preis bei Tante " amazon " auf unter 100 Euro herab gesetzt. Jetzt war die schwarze Uhr bereits für 49,99 - versandkostenfrei, versteht sich -   eingestellt. In der vergangenen Woche brachte unser Zusteller ein DHL - Paket, in dem  neue Armbanduhr lag. Schön verpackt und in einem weiteren Kästchen schaute sie mich beim Öffnen des Pakets an.

Nö, ich wollte so eine teure Uhr, so einen Mode - Chronometer nicht. Dann erklärte mir meine bessere Hälfte, dass dieser zwei Mal im Preis reduziert wurde und nur noch ein Exemplar auf Lager gewesen sei. Nun, gut, ich regte mich wieder ab. Wenn das so ist.
Kaum hatte ich mich beruhigt, legte meine bessere Hälfte los. Sie behauptete, die alte Uhr von ihrem Vater sei ein unmodernes Ding und schließlich wäre ich noch kein Uropa. Ein Opa aber schon, aber eben kein Uhropa! Basta!

" The McCoys " - " Beat The Clock " - 1967:





Da war ich weder Opa, noch Vater, noch Uropa, sondern Teenager - immerhin auch eine schöne Zeit - damals mit einer " Junghans " - Armbanduhr: 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?