Das Jahr geht zu Ende, was bleibt?

Nur noch wenige Stunden bis zum Jahreswechsel. Wieder sind 365 Tage vergangen. An einige von ihnen, kann ich mich noch erinnern. Die meisten hinter lassen jedoch keine bleibenden Spuren. Sie sind bereits jetzt längst in Vergessenheit geraten. Oft waren einige Tage dabei, die ohnehin schnell vergessen möcht, weil sie Enttäuschungen brachten. So wie andere Tage mit Freude und Glück verbunden waren. Ein Auf und Ab, wie das Leben uns allzu gerne spielt. Mit den letzten Stunden des alten Jahres 2007 kommen aber auch einige Erinnerungen wieder.
Erinnerungen an vergangene Silvester, an vergangene Zeiten, an abgeschlossene Lebensabschnitte.

Die Kindheit. Sie war voll mit Erlebnissen und dem Drang nach Anerkennung durch die Erwachsenwelt. In den frühen 50igern, als Kleinkind, habe ich Silvester nur mit Weihnachten zusammen erlebt. Es verlief so, dass Heiligabend auch irgendwann in das Neue Jahr hinüber ging. Ohne die paar Tage dazwischen, ohne die Hektik und den Kauf von Getränken, Knabberzeug und Böllern. Es war Alles grau und trist auf dem Land, in der Provinz. Keine großen Partys, keine Knallerei, keine Betrunkenen. Manchmal haben meine Geschwister und ich aus dem Fenster gesehen und konnten die Tannenbäume in den Nachbarhäusern erkennen. Manchmal lag auch schon längst Schnee und wir sind mit dem Schlitten gefahren, haben eine Schneeballschlacht gemacht, einen Schneemann gebaut. Es war dazu noch sehr kalt. Wir mussten eine dicke Jacke anziehen, eine Pudelmütze aufsetzen und Wollhandschuhe tragen. Der Schal gehörte dazu, die lange Unterhose und das langärmelige Unterhemd. Manchmal waren wir erkältet, hatten inen Schnupfen, hatten Fieber oder sogar einen Keuchhusten. Die Jahre vergingen.

Die 60iger Jahre kamen. Es ging langsam aufwärts. meine Eltern arbeiteten ständig. Auch Silvester war meine Mutter in einer Gaststätte als Bedienung bis weit nach Mitternacht arbeiten. Mein Vater hatte Schlechtwetter, keine Arbeit als Maurer. Er ging oft in die Nachbarschaft zum Schwarzarbeiten. Das Geld war dann immer knapp. Vorallem nach Weihnachten. Trotzdem haben meine Eltern einige Male Rakteten gekauft, die wi zusamen auf dem umgepflügten Acker vor dem Haus gezündet haben. Es war jedoch erst kurz nach 18.00 Uhr. Um sieben mussten wir dann ins Bett. Den Jahreswechsel habe ich die meiste Zeit nicht mitbekommen. Mitte der 60iger waren dann die Feten in der Nachbarschaft angesagt. Oft in den Wohnzimmern der jeweiligen Eltern. Einige durften sogar Mädchen dazu einladen. Aus der obligatorischen Musiktruhe krächzte Betamusik. Die Rolling Stones, die Beatles, die Who,Dave Dee, Spencer Davis oder die Small Faces. Die Musik, die eben gerade angesagt war. Die englischen Hits aus den Charts, die als Single-Scheiben von dem ein oder anderen Eingeladenen mitgebracht worden waren. Wir tanzten dazu. Gekleidet in Shake - oder Slophose mit buntem Rüschenhemd und Schuhen, deren glatt Sohlen uns regelmässig beim Zurückgehen arge Probleme bereiteten. Es ging sehr gesittet zu, bei den Parties. Nur Fanta, Cola oder Bluna waren angesagt. Die alkoholischen Getränke, wie Cinzano, Rum oder Whisky wurden erst zum Ende der 60iger getrunken. Sicherlich gab es auch einige Ausnahmen. Es gab Schulkollegen, die bereits damals Alkohol tranken.

Mit dem Auslauf der 60iger war dann der selbst eingerichtet Beatkeller angesagt. Die eigene Stereo-Anlage mit dem Verstärker von Quelle und den Boxen von Neckermann, mit den Plattenspielern von Völkner-Electronic und dem selbst gebauten Mischpult sowie der Eigenkonstruktion einer Lichtorgel. So manchen Silvester nach 1970 habe ich im Beatkeller verbracht. Mit Freunden, mit Arbeitkollegen oder Schulkameraden. Die progressive Popmusik war in. Es drehten sich LP´s von Black sabbath, Deep Purple, Led Zeppelin oder Jimi Hendrix, von Rare Earth, Emerson, Lake and Palmer. Es wurde geraucht, getrunken oder gekifft, gegessen und geknutscht, getanzt oder gelacht. Die Jahre vergingen. Die Silvesterfeiern waren bald kein Thema mehr. Ich zog mich ins Private zurück. Keine Freunde, keine Frauen, keine Fete. Mit Aufnahme des Studiums 1976 verbrachte ich viele Silvester in kleinem Kreis. Mal in Oldenburg, mal in Wilhelmshaven, mal in Bremen.

Es begannen die 80iger. Einige Male blieb ich einfach in meiner Bude im Studentenwohnheim und schaute aus dem 11. Stock dem Feuerwerk in Bremen zu. Die unzähligen Raketen, die in allen sichtbaren Farben in den Himmel stiegen. Ein Mal kam ein Freund aus Wuppertal und wir unterhielten uns bis morgens um 5 Uhr über Gott und die Welt. Ohne Alhohol zu trinken, ohne zu tanzen, ohne zu feiern. Die 80iger waren für mich auch ein Umbruch. Ich musste meinen Weg finden. Beruflich und auch Privat veränderte das Jahr 1987 fast alles. Ein neuer Abschnitt begann und mit der ersten Frau, mit der ich eine Wohnung teilte, mit der ich auch Silvester verbrachte, wurde vieles umgekrempelt. Ich musste mich umstellen.
Diese Zeit endete somit jäh, wie sie begonnen hatte, mit Ablauf des Jahres 1989.

In den 90igern blieb sehr vieles in meinen Wünschen stecken. Die Geburt der Tochter war eine erneut Zäsur. Keine Silvesterfeiern mehr, kein langes Aufbleiben, keine Knallereien und kein Alkohol. Das Kind stand im Mittelpunkt. Irgendwann Mitte der 90iger durfte ich wieder Silvester feiern. Auf einigen Parties mit Bekannten meiner damaligen Frau. Dann kam die Ehescheidung. Ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Ich suchte mir eigene Freunde. Ich vollzog eine Kehrtwendung im Leben. Ich lebte mein eigenes Leben wieder. Es tauchten einige Bekanntchaften auf, die so schnell wieder verschwanden, wie sie gekommen waren. Silvester war nur ein Durchgangsstation zu dem nächsten, zu übernächsten, zu dem dann folgenden Jahr.

Die Jahrtausendwende, Millennium, wie es hochtrabend und zeitgeistlich formuliert, angepriesen und vermarktete wurde. Ich verbrachte dieses Silvester mit einer jungen Frau. Sie brachte das Essen und ich hatte den Sekt und den Champagner gekauft. Wir betranken uns sinnlos. Eine Episode in der Zeitschiene bis zum 50igsten. Der war dann 2003 ein weiteres, eher dunkeles Kapitel in meinem Leben. Ich musste mich wieder aufstellen, wieder aufstehen, wieder aufrappeln. Die Zeit danach brachte mit jedem Silvester auch die Erkenntnis, dass das abgelaufene Jahr doch etwas besonderes war. Es war einmalig und wird nie wieder kommen. So wie das Jahr 2007, das Jahr 2006, das Jahr 2005.....2000.....1990....1980.....1979....1960....1953jeweils ein besonderes Jahr war.
Na denn, Prost Neujahr 2008!

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