Die Bahn kommt......Nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus.

Sonntag 07. 10. 2007, 21.45 Uhr. Wir haben den Tatort aus Köln hinter uns gebracht. Was sehr gut begannt, endete szenisch im Fiasko. Baldauf und Schenk im Rundfunk-Milieu. Kann das gut gehen? Sie suchen einen angeblichen Polizisten-Mörder. Im Radio? Was sich als Mord andeutete, war zum Schluss eine Selbsttötung. Was als Einblick in die Zwangwelt der Massenmedien, der privaten Anbieter insbesondere und dem Lokalfunk im speziellen thematisch aus der Feder des Drehbuchautors stammte, wurde cineastisch zum Pflegefall. Ein durchgeknallter Mitarbeiter, der seine heimliche Liebe zu einer Moderatorin unerwidert erhielt, versuchte sie mit Gewalt zu erlangen. Nun gut, es war ein Versuch wert.


Im Anschluss hieran folgte Anne Will. Sie widmetet sich dem Thema " Bahnstreik 2007 " und fragte nach, ob dieser gerechtfertigt sei oder nicht? Nun gut, die geladene Gäste waren allesamt sehr sachkundig. Der Bundesverkehrsminister Tiefensee, der Bahn-Chef Hartmut Mehdorn, der regierende Oberbürgermeister des Städtchens Freiburg i. Brs., der Juso-Bundesvorsitzende und ein namhafter Schauspieler. Dazu ein Mitarbeiter der DB, ein GDL-Mitglied und eine solche als Transnet-Mitglied. Eine wohl temparierte Mischung an Meinungen, Gegenmeinungen und Fakten sowie billiger Polemik wurden im Verlaufe der Sendung dem Zuschauer kredenzt. Ein erholsamer Umgang der Anwesenden mit einander unter der Leitung einer fähigen Moderartorin. Anne Will lässt das abgetakelte Schlachtschiff Sabine Christiansen bereits beim dritten Mal völlig in der Versenkung verschwinden.


Sie brachte es fertig, ohne das Dauerchaos der permanenten Selbstdarstellung in ihrer Talkrunde auszukommen. Sie regierte, moderiert und diskutierte. Kompetent hinterfragte sie bei den Anwesenden, wenn es galt, für den Zuschauer zu hinterfragen, um der Wahrheit und den verwirrenden Fakten auf den Grund zu gehen. Sie widersprach, wenn es galt, ihrem geladenen Gst widersprechen zu müssen. Sie informierte, wenn es notwendig war, über unzählige Hintergründe zu informieren. Alles im Sinne des Zuschauers.


Nun, das gewählte Thema war keine Magerkost, die sich mit blinzelnden Augen, gelecktem Outfit und Designer-Accessoires mal eben ab handeln ließ. Es ging um mehr, als nur um die Bahnreform, den Bahnstreik und die gesellschaftlichen Aufgaben des (noch) Staatsunternehmens.


Wer zuvor das mediale Gegeifere zu den Streiks der Lokomotivführeregewerkschaft lesen, hören und sehen musste, durfte sich nun ernsthaft fragen: " Was haben jene eingelandenen Protagonisten mir denn so wesentlich Neues mitzuteilen?"
Es war eher wenig, denn die Fragen der Moderatorin zielten in Richtng eines Konsenses. Hier ein kleiner Seitenheb, dort eine beschwichtigende Feststellung, dass ja alles in diesem Sriekszenario auf dem Boden der Demokratie, des Grundgesetzes und der gesellschaftlichen Akzeptanz abgewickelt wird. Der strukturierte und verrechtlichte Klassenkampf findet in den Verhandlungsräumen der Tarifparteien statt. Was will der Michel noch mehr?

So quält sich die talk-Runde durch die einstündige Sendezeit und enthält postum betrachtet, weder Tiefen noch Höhen. Seichte Unterhaltung, auf dem Niveau der subalternden ARD-Zuschauerschaft. Es fehlte hier nur noch der Verweis, dass der örtliche zuständige Bischof in Köln und der Vorsitzende der Synode der Landeskirche zuvor den Segen hierzu erteilt haben. Gähnende Langeweile also? Wäre das Thema nicht brisant, der informierte Zuschauer hätte sich fast zu Bett begeben können. Diese Weichspüler-Mentalität in den öffentlich-rechtlichen talk-shows ist unerträglich.

Worum es tatsächlich geht, erfährt jeder Bahnkunde, wenn er die Dienste dieses Unternehmens einmal unter die Lupe und mehr als zwei Mal in Anspruch nimmt. Seit vielen Jahren werden Strecken einfach ersatzlos still gelegt. es werden Zugverbindungen gestrichen und Fahrpläne verändert, die sich für den Bahnkunden als Horror-Trip entpuppen, sobald dieser in den zweifelhaften Genuss jener Modernisierungsaktivitäten kommt. Der Konzern aoll auf globalisiertes Wachstum und Konkurrenzfähigkeit getrimmt bleiben. Nur die betriebswirtschaftlichen Zahlen sind jener Transmissionsriemen, mit dem Mehdorn sein Konzept in Schwung halten möchte. Da stören diese Gewerkschaftsforderungen gewaltig. Nicht die Löhne und Gehälter, sondern ausschließlich die Renditen der Aktionäre müssen per Saldo stimmen. Koste es, was es wolle. Mehdorn selbst sieht sich bei seinen 3,5 Millionen-Euro-Bezügen davon nicht betroffen. Er und seine weiteren Bahnmanager kassieren ungeniert zirka 16,4 Millionen Euro je Jahr. Gemessen, an dem, was er in der Will-Talkrunde so von sich gegeben hat, ist das 10 Mal überzeichnet.

So bleibt dem kritischen Betrachter dieser selbstdarstellerischen Quasselrunde nur die bleiernde Erkenntnis, dass zwei ältere, gut ausgebildete und fürstlich bezahlte Herren, den jeweiligen Testestoron-Spiegel gehorchend, öffentlich-rechtliche Hahnenkämpfe ausführen und dabei das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren, nämlich, ein attraktives Dienstleistungsangebot aufzubauen, damit der verärgerte Kunde nicht doch wieder auf das eigene Auot umstigt und die Straßen noch weiter verstopft werden, die Umwelt immer mehr belastet und das Verkehrskonzept in Frage gestellt wird.

Gute Nacht!

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