Die Fans von Bayern München und ihr ureigenes Interesse, den Verein schön zu reden.

Es soll in diesem, unserem Lande ja Fan-Clubs aus allen Sparten und für sämtliche Lebeninhalte geben. Es gibt den Fan-Club der Meyer-Werf-Schiffe aus Papenburg, es gibt den der " Dinner - for one " - Freunde, den der Beatles, den der Rolling Stones, den der " Beat-Club " - Sendungen usw. Eine besondere Spezies sind aber jene Anhänger des Fußball Clubs Bayern München e.V., die sich zu vielen Tausenden in diversen Foren, auf Treffen in Lokalen, vor und hinter den Stadien der Fußball-Bundesliga-Städte treffen. Dem einzigen Ziel verwirklichend: Die Erfolge diesen Vereins zu huldigen, den Verein in den Himmel zu loben und die Spieler diese Clubs als Übermenschen darzustellen. Das alles hat etwas mit Vermarktung zu tun. So wie es in anderen Bereichen unserer Gesellschaft auch der Fall ist. Hier wird eben jedes Andenken und alles an Zubehör in klingende Münze umgesetzt. Immer zum Wohle des Vermarkteten.

Fan-Clubs gehören seit je her zu den Auserwählten, einen Teil des Rummels um den Verehrten zu sein. Sie lassen sich instrumentalvisieren, sich ausnutzen und auch benutzten. Sie sind Teil des gigantischen Räderwerks, dass läuft, um den Götzen am Leben zu erhalten. In den meisten Fällen steht es jedem Bürger frei, sich davon zu vereinnahmen lassen oder auch nicht. Es bleibt dem angeblich Mündigen - wenn auch nicht immer Volljährigen - unbenommen, auf jenen Zug aufzuspringen, der ihn in die Glückseligkeit fahren könnte.
Wie es Fan-Clubs gibt, so gibt es auch Anti-Fan-Clubs.
Dieses erst einmal voraus geschickt, fällt es einen, der sich zu den bekennenden Anti-Fans des Fußballvereins Bayern München zählt, nicht weiter schwer, sein kürzlich Erlebtes hier in das Netz zu stellen.

Es begann eigentlich irgendwann in den frühen 70er Jahren. Ich war damals glühender Anhänger der Mönchengladbacher Borussia. Dort spielten einst Günther Netzer, Herbert Wimmer, Berti Vogst, und viele andere bekannte Spieler und Nationalspieler. Gladbach, dass war für mich der Inbegriff des erfolgreichen, des attraktiven, des offensiven Fußballs. Die Jahre vergingen und ich hatte ein Schlüsselerlebnis während einer Klassenfahrt in den Schwarzwald. Wir saßen im Zug, der uns - das war damals die BAS Wirtschaft in Stadthagen - von Bückeburg über Stadthagen nach Hannover und von dort über Kassel nach Frankfurt bishin nach Todtnau in den Hochschwarzwald bringen sollte. Der Zug fuhr ewig und da wir als Abfahrttermin einen Samstagmorgen hatten, blieben wir bis weit in die späten Nachmittagsstunden in den Abteilen. Ein Mitschüler hatte - so wie ich auch - ein Radio mitgenommen. Pünktlich um 15.30 Uhr suchte er sich einen aktuellen Sender, der die Spiele der Fußballbundesliga kommentierte.

Es plärrte dieses Radio ganze 2 Stunden. Dann stellte der junge Mann Wut entbrannt die quäkende und krächzende Kiste aus. Ich hatte mich zu der Zeit nicht weiter um seine Aktivitäten gekümmert, sondern mit anderen Mitschülern Karten gespielt. Nachdem die Ergebnisse des Spieltags feststanden, befragten wir diesen Schüler nun, wie dieser oder jener Verein gespielt habe. Ich interessierte mich natürlich für das Gladbacher Ergebnis. Ich meine, sie hätten damals Unentschieden gespielt. Es bestand zu dieser Zeit, nämlich 1973 bereits eine Rivalität zwischen der Borussia und den Münchener Bayern. Deshalb gleich die Frage, wie die Bayern gespielt hätten. Sie hatten gespielt und verloren. 7:3 gegen den Club aus Nürnberg. Ich jubelt! Das war zu viel! Der Mitschüler beschimpfte mich in übelster Weise. Dann lenken die anderen Beteiligten aus der Kartenrunde ein. Vielleicht wäre es sogar zu einer Schlägerei gekommen?

Nun die Jahre vergingen. Meine Sympathie für die Gladbach verblasste. Als ich zu Beginn desJahres 1978 nach Bremen kam, nahmen mich Kommilitonen irgendwann zu einem Bundesligaspiel des SV Werder Bremen gegen Gladbach mit. Wir standen in der Fan-Kurve, der Westkurve desWeserstadions, dort, wo die eingefleischten Anhänger des Clubs standen. Wir standen dort, weil dort die Plätze für Studenten nur 5,-- DM kosteten. Es war eine tolle Stimmung innerhalb der Ränge. es wurde gesungen, gegröhlt, gepfiffen, gelacht. Der damalige Stadionsprecher Christian Günther von Radio Bremen machte seine Witze. Er verlas die Mannschaftsaufstellung, er plärrte Werbung über die Lautsprecher, er sagte aber auch die Tore an. Am Ende stand es 2:0 für Werder!

Seitdem gingen wir regelmässig in das Stadion. Ich wurde zum Fan des Vereins. Mit zunehmenden Alter würde sich dieses Interesse vielleicht legen, so dachte ich damals jedenfalls. Nun, der SVW stieg ein Jahr später ab. In die Regionalliga Nord. Die Prüfungen für das Examen standen vor mir und ich hatte andere Probleme, als mich mit Fußball zu beschäftigen. So hörte ich nur irgendwann, dass bei Werder Bremen ein neuer Trainer namens Otto Rehhagel verpflichtet worden sei. Rehhagel, Rehhagel, den kennst´e doch, dachte ich mir. Ach, ja, der ehemalige Spieler vom 1. FC Kaiserslautern, der mit dem Ball auf dem Oberschenkel, abgelichtet auf einem Sammelbild eines der vielen Fußballalben, die ich mir zu Jugendzeiten gekauft hatte. Nee, der war nicht gut! Oder doch?

Mit Otto kam der Erfolg zurück. Der SVW stieg 1980 / 1981 wieder in die Bundesliga auf. Wurde hinter dem HSV sogar Vizemeister. Der Norden triumphierte damals noch. HSV, der Überverein! Trainer war der unvergessene Ernst Happel. Ein Genie, ein Stratege ein Ausgebuffter! Mein SVW geriet auf die Erfolgsspur, und mit neuen Studienkollegen und Freunden bekam das Interesse an dem Fußball und an dem Verein, wieder neue Nahrung. Ich studierte Jura an der Uni Bremen. In meinem Jahrgang waren auch Werder-Fans. Es entbrannte eine Rivalität zu den Bayern. Ich erinnerte mich an jenen Tag, an dem ich mich fast geprügelt hätte. Geprügelt mit dem heißblütigen Bayern-Fan, der eigentlich aus einem Dorf in Schaumburg-Lippe stammte, deshalb Niedersachse war und mit den Bayern nichts am Hut haben konnte. Doch! Er hatte! So wie ich jetzt meinen SVW in den Himmel hob, lobte er damals seine Bayern. Ich habe nach Abschluss der Fachoberschule in Stadthagen, mit dem Erhalt des Zeugnisses zur Fachhochschulreife nichts mehr von diesem Fanatiker gehört. Er hatte die 12. Klasse, die FOS nicht gemacht. Er war eh kein intellektueller Überflieger, er war eben Bayern-Fan. So zimmerte ich mir mein Feindbild zusammen.

Immer wenn es gegen Bayern München ging, kam die Wut in mir hoch. Gepaart mit meinem links-intellektuellen Anspruch, der sich gegen die Bayern als Volk, als Bundesland und als Politiker richtete. Strauß, Zimmermann, Waigel, wie sie alle hießen. das waren meine Feinde! Der FC Bayern München, das war der Hassgegner! Der Verein wurde erfolgreicher, als jeder andere Bundesligaclub je zuvor. Er polarisierte die Fußball-Gemeinde in Fans und Gegner - mehr als jeder andere Club. International waren sie natürlich eine ganz andere Größe. Schon allein wegen der Erfolge aus den 70er und dann 80er Jahren. Es gab nur wenige Vereine, die sich mit den Bayer messen konnten und es auch wollten. Der SVW unter Otto gehörte damals dazu. Es kamen die 90er, ich war längst als Rechtsanwalt tätig, ich war Familienvater, Ernährer und musste um das Überleben in dieser Gesellschaft täglich kämpfen. Der Neid kam hoch. Neid auf jene arroganten Spieler der Bayern, die dumm und naiv sehr viel Geld verdienten, während ich als Studierter mich mit dem Plebs abgeben musste. Mit Zahlungsunwilligen, mit Dummköpfen, die nicht einmal einen Schulabschluss hatten, mit Ehefrauen, die ihre einstmals geliebten Männer nun zum Kindesschänder abstempeln wollten. Mit Kolleginnen und Kollegen, die keine waren, mit Frauen, die sich auf den Bauernhöfen ihre tägliche Selbstbestätigung suchten. Die Welt war voller Feinde. Dazu zählte auch meine damalige Ehefrau.

Ich suchte einen Ersatz. Er hieß SVW Werder Bremen! Nun, die Ehe hielt nicht mehr, die Berufsausübung habe ich eingestellt. Ich suchte eine andere private und berufliche Herausforderung - und, habe sie gefunden. Geblieben ist die Freude am Fußball, die Treue zu Werder und der Haßss gegen die Barzis!
Irgendwann gelangte ich in ein Internet- Forum. Hier ging es um Sport, genauer gesagt um Fußball. Ich melde mich an und schrieb einen ersten Beitrag. Für den SVW gegen die Bayern aus München. Es antwortete prompt ein betroffener Barzi-Fan. Sinngemäß empfahl er mir, mich im Form für Frauen-Fußball einzuloggen, wenn ich mit reden wollte. das war zu viel! Eine volle Breitseite wurde auf diesen arroganten, jungen Spunt abgefeuert. Das saß! Er antwortete nicht mehr darauf. Später taten es für ihn jedoch andere Barzi-Fans! Frech, dreist, unverschämt - so wie damals der Mitschüler. Ich keilte zurück. Die Sache drohte zu eskalieren! Andere User beschwichtigten. Wir sollten uns bitte schön vertragen. Ich sollte mich mässigen! Ich mich mässigen? Der Dummschwätzer hatte doch einen Beitrag, der gespickt mit Vorurteilen und Ausdrücken aus der Fäkal-Sprache gespickt war. Warum ich?

Nach und nach glätteten sich die Wogen. ich hatte ihn mit meinen Argumenten in die Knie gezwungen. Ich hatte gesiegt! Tatsächlich? Worum geht es dann eigentlich noch, wenn nicht darum, den Anderen zu besiegen? Mit Worten, mit Wissen, mit Drogebährden? Um nichts? Doch! Ich hasse dieses überhebliche Getue, dass insbesondere den Barzi-Fans immanent ist. Arroganz bis zum Abwinken. Die anderen Vereine in den Schmutz reden und schreiben. Eigene Fehler nichteinräumen und die Medien für sich vereinnahmen. Ein Sammelsurium von Geprotze um die Vormachtstellung. Hoeneß, Rummenigge, Beckenbauer, Schwan und wie sie alle heißen. Ein Haufen eloquenten Selbstdarsteller. Sie meinen, sie seien der Mittelpunkt Fußball-Deutschlands. So, wie die Bayern behaupten, sie seien die intelligentesten, die erfolgreichsten und die mächtigsten Bürger in diesem Lande. Von wegen! So gibt das von mir über Jahre Erlebte nur eine kleine Sequenz von dem wieder, was sonst so abläuft in dem Frei statt Bayern!

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