Jeder Popel fährt ein Opel, aber ein Mercedes, fährt nicht ein Jedes?



Wir schreiben den 11. 11. 2008 - in den USA ist seit einer Woche der 44. Präsident gewählt worden. Ein Farbiger - zum ersten Mal überhaupt. Das Medienecho war gigantisch. Nachdem sich die Informationsflut über diesen Mann, seine Wahl zum US-Präsidenten wieder in normale Fahrwasser begeben hat, kommen die alltäglichen Probleme auf den Präsentationtisch. Die so genannte Weltfinanzkrise und ihre Auswirkungen nehmen die Schlagzeilen ein. Bereits vor einigen Monaten krachten in den USA die Säulen des Spekulationgebäudes, dass da heißt " Wall Street " durch die vorprogrammierten Pleiten der einstigen Renomierbanken, wie Lehmann Brothers, Marill Lynch gingen in den Konkurs, Hypothekenbanken, wie Freddie Mac und Fannie Mae mussten unterstaatliche Aufsicht gesellt werden, der Versicherungskonzern AIG kollabierte und mit ihm zog es weitere 15 Finanzinstitute in den Ruin.
Die US-Finanzkrise ist zwar hausgemacht, sie zeigt jedoch weltweite Auswirkungen. In den Abstiegsstrudel zog es auch Banken, die unter Staatsleitung waren oder es auch noch sind.
Auf Island sackte die Kauping Bank insich zusammen. Kleinere Institute werden ihr weltumspannend alsbald folgen.
Der Finanzmarkt implodiert.

Jetzt fällt das zusammen, was nicht zusammen gehört!

Wäre es eine Krise auf dem Finanzsektor, könnte der Durchschnittsmensch noch damit leben. Viele verlieren etwas Geld, wenige sehr viel Moneten.
Der BRD-Michel jammert über seine Ersparnisse, die ihm quasi über Nacht genommen wurden. Seine Altersvorsorge, soweit er sie privat betrieben hat, sie wird sich so nicht mehr auszahlen. Immerhin geht es diesen Betroffenen noch wesentlich besser, als denen, die in den USA Knall auf Fall vor die Haustür gesetzt werden, weil sie die Hypothekenraten nicht mehr zahlen können.

Mit der globalisierten Finanzkrise werden aber auch jene Schwachpunkte des kapitalistischen Wirtschaftssystems gnadenlos aufgedeckt. Es bekommen die Konzerne den rauhen Wind in ihr Gesicht geblasen, die bereits in der Vergangenheit unverzeihliche Fehler begangen haben und ihr Missmanagement bisher kaschieren durften.
GM, also General Motors, einst der Vorzeigekonzern der US-Automobilindustrie, ja, der Autobauer schlechthin, steht vor dem Aus. Er ist de facto pleite und wird wohl kaum überwintern können.

Mit ihm droht auch der Tochter in der BRD, der Adam Opel GmbH die Pleite. Beide Konzerne sind seit 1929 miteinander verbunden, nachdem der US-Fahrzeughersteller GM die einstige Adam Opel AG aufkaufte.
Nach dem II. Weltkrieg hatte diese Verbindung zunächst viele Vorteile, denn die USA waren über mindestens drei Jahrzehnte die führenden Automobilhersteller. Neben Ford in Detroit, zählten auch GM und Chrysler dazu. Diese drei Säulenheiligen der amerikanische Automobilbranche haben identische Probleme: Alle sind seit Jahren nicht in der Lage gewesen marktgerechte Fahrzeuge zu produzieren. Marktgerecht, das heisst, sie sollen ökonomische Bedingungen aufweisen. Ökonomische Bedingungen wiederum bedeutet, dass sie sich an den aktuellen Trends auf dem Weltmarkt zu orientieren haben, die eben umweltfreundliche und verbrauchsgeminderte Fahrzeuge favorisieren. Das haben die US-Automobilkonzern längst verpasst.
In einem Anflug von höchster Ignoranz setzten sie auf die gross-volumigen Karossen, auf eine Modell-Palette, die den Charme der 50er und 60er Jahre versprüht. Sechs - oder achtzylindrige Monster aus Plastik und Blech stehen nun herum und können nicht verkauft werden, weil nämlich der Verbraucher nicht das notwendige Geld hat, um solche Schlachtschiffe zu unterhalten und nun auch zu finanzieren.

Noch bevor die Bankenkrise erkennbar war, schnellte der Ölpreis auf dem Weltmarkt, angetrieben von wilden Spekulationen an den Börsen, auf einen Höchststand von 164 $ je Barrel/Fass. Mit der Konsequenz, dass auch in den USA die Gallone Normalbenzin über 1,5 $ kostete. Zu viel, um den verschwenderischen Lebensstil der Yankees, der auf uneingeschränkte Mobilität basiert, weiter aufrecht erhalten zu können. Es drohte ein erster Einbruch bei den Verkaufen inländische Fahrzeuge. Der einheimische Markt brach ein, der Exportmarkt war schon lange keiner mehr. Die Verkaufszahlen dümpelten - im Vergleich zu den übrigen Fahrzeugherstellern weltweit - auf einem niedrigen Level herum. Die hausgemachte Krise brach - nachdem der Öl - und Benzinpreis sich langsam normalisierte - erst zu jenem Zeitpunkt aus, als die Banken wegen ihrer suizidären Finanzpolitik viele Milliarden Dollar abschreiben musste, ja, selbst in eine existenzbedrohende Schieflage gerieten. Das Geld wurde sodann knapp, die Kredite wurden nicht mehr freizügig vergeben, die Philosophie der Amis, ein Leben von der Geburt bis zum Tod auf Kreditkarte zu führen, wurde damit radikal in Frage gestellt.

Wer kein Geld hat und / oder Pleite ist, wer kein Dach über dem Kopf hat, wer trotzt drei oder vier Jobs kein ausreichenden Einkommen zum Mitschwimmen im Konsumstrom besitzt, der kauft mit Sicherheit kein neues Auto - schon gar kein Sprit fressendes, rollendes Wohnzimmer.
Die Verkaufszahlen plumpsten in den Keller. Zunächst geriet GM ins Wanken, dann Chrysler, gefolgt von Ford. Bei GM begannen die Verantwortlichen zu hektischen Aktivitäten über einen Antrag auf Gläubigerschutz zu sinnieren. Trotzdem verlief es bei der deutschen Tochter, der Adam Opel GmbH in Rüsselsheim und ihren Werken in Eisenach, Bochum oder sonstwo zunächst noch ruhig ab. Bisher erzielte die Tochter immer noch stattliche Gewinne, weil sie eine markt-orientierte Produktpaltte aufgelegt hatte. PKWs mit geringem Verbrauch, umweltfreundlichen Eckdaten und akzeptablen Preisen, bei relativ guter Ausstattung. Das einstige Straßenkreuzer-Flair, welches durch die frühen Modelle des " Kapitän ", " Admiral " hochgehalten wurde, begann bereits in den 50ern und 60ern zu bröckeln, als die Palette um den " Olympia " und später den " Kadett " erweitert wurde.
Es folgten der legendäre " Manta ", der " Senator "^oder der " Ascona "; später der " Corsa ", der " Astra " oder der " vectra " - allesamt Fahrzeuge, die den Zeichen der Zeit entsprechend auf den Markt geworfen wurden. Fahrzeuge, die sich gut verkauften oder noch heute verkauft werden. Auch die neuesten Modelle sind durchaus akzeptabel. Die Marke " Opel " ist somit wettbewerbsfähig.

Nicht so die Modelle der Mutter " GM ". Es sind Fahrzeuge aus längst vergangenen zeiten, als der Straßenkreuzer ein Prestigeobjekt war, als in den unzähligen amerikanischen Krimis diese Schlachtschiffe sich wahre Verfolgungsjagden und Privatrennen lieferten. Das war einmal. " GM " hätte vor einigen Jahren bereits erkennen müssen, dass die Zeit der Protzautos, der PS-Monster und Schwergewichte vorbei ist. Die " GM " - Führung hat den Trend nach kleineren, ökonomischeren PKW verschlafen. Jetzt ist es - fast - zu spät. Die Pleite wird wohl kaum abzuwenden sein. Was dann mit " Opel " geschieht, das steht in den Sternen. Ob es eine Sonderlösung für die Tochter in der BRD gibt, ist ebenso fraglich, wie die Zukunft der betroffenen Standorte. Das nostalgische Zurückblicken auf die besten Jahre von " Opel " nutzt nicht, es müssen tragfähige Konzepte für die Zukunft her. Ob oder mit Staatsgeldern, das dürfte egal sein. " Opel " muss weiter leben, so wie es Reinhard Mey in seinem Lied " 51er Kapitän " besingt - alte Erinnerungen dürfen wieder aufleben, wenn die Zukunft gesichert ist.

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