" Get ready ", die XXL-Version von Rare Earth aus dem Vinyl-Archiv dröhnt durch das Haus.
Das reale Leben jenseits der formatierten TV-Verblödungssendungen hält für den Teilzeit-Hausmann so manche Baustelle bereit,deren Fertigstellung jedoch häufig von notwendigen Pflichtaufgaben unterbrochen werden muss. So gilt der Freitagabend seit sehr vielen Jahren bei mir, denn nicht als Vorglühzeitspanne für das anstehende Wochenende, er ist auch kein reflexiver Vorspann für das Wochenende,nein,der Freitagabend gilt dem intensiven Hausputz.
Da regieren Feudel, Plasteeimer und ökologisch abbaubare Reinigungsmittel. Da wird gesaugt, geschrubbt, gefeudelt. Es werden Stühle verrückt, Tische verschoben und Teppiche zusammen gerollt. Es herrscht das Reinigungsgebot meiner früh anerzogenen sauberen Grundeinstellung.
Was im elterlichen Haus - einst der Fronarbeit gleichend-------------???? - sich tagtäglich in Fleisch und Blut übergehend, ritualisiert abspielte,hat mich auch mehr als 45 Jahre danach,nicht los gelassen.
Später - während der Barraszeit - nannte sich das " Stuben - und Revierreinigen und musste - was sonst? - befohlen werden.
Nun, von Befehl und Gehorsam ist mein Aktionismus heutzutage so weit entfernt, wie die Erde vom Jupiter. Und dennoch gilt es die Pflichtaufgaben zu erfüllen.
Schon allein deshalb,weil es die DREWAG und ihre Erfüllungsgehilfen seit über 3 Monaten nicht fertig gebracht haben,die chaotische Baustelle vor der Tür zu beseitigen. Sand,Erde und sonstiger Schmutz wird deshalb ständig in das Haus getragen. Dieser Umstand ist mir denn doch zuwider. Also: Wasser und Schrubber marsch,marsch!
Um die Zeit ein wenig zu überbrücken hatte ich mir aus meinen LP-Schubern eine Vinylscheibe hervor gekramt,die eigentlich nie richtig in Vergessenheit geraten ist: " Get ready " von der amerikanischen Rockformation " Rare Earth ". Ein Stück aus jenen Jahren, in denen Rockmusik nicht nur populär war, sondern für viele Interpreten als Plattform zur musikalischen Selbstfindung diente. In jener Zeit, durften Titel auch schon mal 20 Minuten oder noch länger sein. Ob nun als Studioversion oder Liveeinspielung, dass war dann eher nebensächlich.
Dass in den späten 60 und den frühen 70er Jahren Bands wie Pilze aus dem Boden schossen, lag unter anderem auch daran,dass die Rock - und Popmusik einen Wandel vollzog. Es wurde viel experimentiert. Häufig wurden Formationen neu gegründet, die sich jedoch nach kurzer Zeit wieder auflösten, wobei die Musiker sich in anderen Gruppen wieder fanden.
Zu den - sehr oft ausufernden - Musiksession,in denen sich manchmal Musiker aus völlig anderen Genres zusammen fanden,kamen dann Musikinstrumente zum Einsatz,die nicht zu den klassischen Instrumenten,wie Gitarre, Bassgitarre,Schlagzeug zählten.
Es wurde sehr häufig einfach darauf los gespielt,ohne festes Konzept und ohne Noten.
Als im Jahre 1965 der bekannte Sänger und Komponist William " Smokey " Robinson,der bei dem schwarzen Label Tamala Motown unter Vertrag stand,d
das Stück " Get ready " kreierte,wurde dieses von der farbigen Gruppe " The Temptation " aufgenommen und veröffentlicht. Es sollte allerdings nicht den Erfolg bringen,wie dieser Gruppe dann mit " Papa was a rolling stone " vergönnt war.
" Get ready " verschwand alsbald in der Versenkung und gehörte nicht unbedingt zu dem Standardrepertoire der " Temptation ".
Knapp 3 Jahre später formierte sich die aus der Gruppe"The Sunliners " die Band " Rare Earth ". Ihr gehörten einst:
John Parrish: Bass, Trombone
Gil Bridges: sax.
Kenny James: keyb.
Rod Richards: guit.
Pete Rivera: drums
an.
Es war an einem Abend des Jahres1969 als sich eben jene Musiker in einem kleinen Club in Detroit zusammen fanden und de dann veröffentlichte 21:37 minütige Version des " Temptation "-Stückes " get ready " einspielten.
Es wird von einigen Musikexperten bezweifelt,dass es sich tatsächlich um ein Live-Stück handelt,denn die Aufnahmequalität zeigt sich für das Jahr 1969 bezogen, als außerordentlich gut.
Ich halte diese Zweifel für unberechtigt. Zumal die Scheibe bei mir einige hundert mal abgenudelt wurde. Es mag sein,dass das Publikum eher verhalten agiert und nicht - wie damals üblich - ihre Freudenschreie inmitten der Darbietung hinein bringt.
Nun,wie auch immer,das Stück beginnt mit einer Schlagzeugeinspiel, auf dem die Orgel folgt und das von Gil Bridges bediente Saxophon. Nach einem etwa 3 -minütigem Intro,vollzieht der Titel einen Tempowechsel,der die Gesangseinlage einschliesst.
Der eher kurze Text von "Smokey " Robinson geht eigentlich im "Budenzauber" der Instrumente des Quintetts unter.
Es folgt ein längeres Bass-Solo,dass von den Drums des glänzend aufgelegten Pete Rivera unterstützt wird. Nahtlos wird ein Orgel-Solo von Kenny James folgen. Dem schließt sich das Solo des Gitarristen Rod Richards mit nahezu 5 Minuten an.
Hierauf lässt Gil Bridges sein Saxophon erklingen.
Der einstige Disco-Feger wird mit Riveraś knackigen Schlagzeug-Solo beendent.
Wer einst die eher bieder aussehenden 5 Jungs auf dem Cover sah,konnte es
kaum glauben,dass ein deratiger Fetzer von diesen Musikern in die Rillen gepresst wurde.
" Get ready " war der Renner in jeder progressiven Discothek der Endsechziger und Siebziger.
Es war auf der Party-Renner schlechthin.
Ob ich die LP-Version je im Radio gehört habe,kann ich nicht mehr erinnern. Fakt ist jedenfalls: " Get ready " war Kult.
Mit der Gründung neuer, musikalisch anders orientierter Gruppen verschwand die damals zu den Formationen aus dem Genre der Progressiven Popmusik zählende Gruppe wieder in der Versenkung. Trotzt einiger Alben,die nach " Get ready " eingespielt wurden,hat eben jenes Stück den großen Erfolg eingebracht.
Na,denn: " Get ready for work - not for vote!"
Kommentare
Gibt´s heute was in Mainz auf die grünweißer Mütze?