Wer ist eigentlich Kerstin Nikolaus

Wir schreiben das Jahr 1989 - genauer gesagt: Wir befinden uns im November 1989! Es rumort in der anderen Deutschen Republik, der DDR. Das Volk begehrt auf, Das Volk sagt der Volksvertretung, dass es das Volk ist. Das Volk will nicht länger das Volk sein, für dass es übe3r vierzig Jahre gehalten und gemacht wurde. Das Volk möchte Reisefreiheit, es möchte Konsumfreiheit, es möchte insgesamt frei sein. Freiheit bedeutet aber auch, dass die Regeln und Maßstäbe des Miteinander, des Zusammenlebens in der Gesellschaft, in einem Gemeinwesen, in dem als Demokratie benannten Staatsgebildes, einzuhalten sind. Es bedeutet, dass dieses Regelwerk, dass alle für Einen und Jeden, nach einem vorgesehenen Modus aufstellen, das diese Vorschriften beachtet werden. Ansonsten funktioniert diese Staatsgebilde nicht. So steht es zumindest in dem Grundgesetz. In der Verfassung der BRD, auf die nun seit 1991 auch jene Teil Deutschlands funktionieren soll, der zuvor eben nicht demokratisch war.

Also bedingt Demokratie auch, dass die innere Einstellung zu diesem Staat vorhanden sein muss, um das Zusammenleben nach jenen Normen, nach diesen bestimmten Regeln, erst zu ermöglichen. Nun gab es viele Wendehälse, die nach dem Ende der propagierten " Diktatur des Proletariats " der Politik einen anderen Anstrich geben wollten. Jene Neubürger, deren Grundeinstellung pseudo-demokratisch ist. Sie wollen einen anderen Staat, dem ein Führer vorsteht. Ein Sammelsurium von guten Deutschen, die jetzt erst richtig deutsch werden durften. So dachten viele, die sich immer als Deutsche des vereinten Deutschlands gesehen haben. Nun durften diese, jene Freiheiten ausleben, die ihnen bis dato versagt blieben. Diese neuen Gefühle, diese unbekannten, grenzenlosen Freizügigkeit, sie wurden in der Folgezeit leidlich ausgeschöpft. Bis zum Exzess. Fernreise folgte auf Fernreise, Anschaffungen ersetzten Anschaffungen. Eine Konsum-Orgie schwappte in den frühen Neunzigern über Gesamtdeutschland. Mit ihr und den rapiden Veränderungen im Leben eines jeden ehemaligen DDR-Bürgers, wuchsen aber auch die Begehrlichkeiten.

In der Nachwendezeit hatte zwar noch ein Jeder mit sich und den gesellschaftlichen sowie ökonomischen Umwälzungen zu tun, die allerdings Jahre später längst verarbeitet waren und sich zu einem Gesamtgefüge entwickelten, innerhalb dessen der neue Bundesdeutsche seinen Platz an der Sonne sucht, finden und erkämpfen musste. So bildete sich nach und nach ein Abbild der BRD-Realitäten, dass durch ein Beziehungs - und Machtgefüge entstand. Hierbei waren auch alte Seilschaften durchaus hilfreich. Wer sich zeitnah um einen Posten, um eine Funktion, ein Amt bemühte, eine " reine " Weste vorweisen konnte, der durfte einen Weg beschreiten, der schnurstracks in Richtung zu einem privilegierten Leben führte. Aus einem kleinen Kommunalpolitiker wurde ein Landtagsabgeordneter, aus einer namenlosen Parteifreundin, eine Bürgermeisterin, aus dem Landtagsabgeordneten, ein Bundestags - oder sogar Europaparlamentarier. Der Karrieresprung war mit dem entsprechenden Parteibuch bereit vorprogrammiert.

In dieses Gefüge, in ein entsprechendes Zusammenspiel zwischen Amt, Partei und Namen, passte auch eine gewisse Kerstin Nikolaus hinein. Sie wurde gleich nach der Wende Mitglied der CDU. Sie erhielt schon bald das Amt einer Bürgermeisterin, einer Landtagsabgeordneten, die in diversen Ausschüssen saß, sich dort ihre Vorteile beschaffte und dann die so erworbene Stellung auch rücksichtslos ausnutzte. Zu Lasten der Allgemeinheit, des Steuerzahlers und der nicht privilegierten Bevölkerung. Sie funktionierte so, wie jene Hochgespülten, die Wendegewinner eben funktionieren, wenn es darum geht, die eigene Stellung in finanzielle Vorteile umzumünzen. Sie ließ sich deshalb auch nicht weiter über den Unrechtsgehalt jener Aktion aus, bei der sie aus den Gelder für die Fluthilfe, die in den sächsischen Gemeinden zum Teil eigenständig beantragt werden konnten, ihre Zuwegung zu dem Privathaus finanzieren wollte.

Nikolaus war - wie einige andere Nichtbetroffenen - dabei so dreist, dass sie öffentlich verkünden ließ, dass der Wegeausbau zum Wohle der Allgemeinheit oder besser noch, den Interessen der Gemeinde gegolten hat. Aja, die Allgemeinheit profitiert davon, dass sich eine amtierende Bürgermeisterin für 70.000,-- DM, die Zufahrt zu ihrem Privatdomizil sanieren lässt. Privatwege - so bereits die Wortkonstruktion - sind nun aber einmal auch privat. Denn sie gehören nicht der Allgemeinheit, dem Bund, Land oder der Kommune, sondern demjenigen, der sie nutzt. Die Nutzung ist exklusiv für den Eigentümer vorbehalten und nicht für jede Frau, jeden Mann, jeden Hund oder ein sonstiges Gefährt. Die unbefugte Benutzung stellt strafrechtlich betrachtet, den Tatbestand des Hausfriedensbruchs dar. Sie verstößt auch gegen zivilrechtliche Vorschriften. Nikolaus ist zwar keine Volljuristin, keine Juristin oder Rechtskundige, sie hat nur eine Schneiderlehre und einen Meisterbrief in der Tasche - zwar noch aus DDR-Zeiten, aber immerhin -, jedoch muss ihr bereits der gesunde Menschenverstand sagen, dass mein eben auch mein ist, dein eben dein bleibt, aber allgemein, nicht privat sein kann.

Frau Nikolaus, welcher Teufel hat sie dann geritten? War es die Jagd nach dem schnöden Mammon, dem in der hiesigen Zeit ausschließlich zählenden Geld, dem Stand des Vermögens, des eigenen Bankkontos, der finanziellen Ansehens? Natürlich bleibt eine solche Aktion nicht unbemerkt. Bei einer Routinekontrolle zu den Verwendungszwecken der bereit gestellten Gelder, flog der Schmus der Nikolaus dann auch prompt auf. Es wurde ermittelt und was an Unrechtsgehalt in jener von ihr initiierten Maßnahme fassbar ist, auch als solcher bewerten. Betrug, Untreue,Vorteilsnahme etc. pp., die Schwarzkittel haben hier sehr variantenreiche Begriffe für die Umschreibung einer Handlung, die das Vermögen der Allgemeinheit schmälert und den Vorteil des Straftäters in Form einer Vermögensmehrung erkennen lässt - zweifelsohne!

Nun gut, die Staatsanwaltschaft Dresden beantragte einige Jahre später, gegen die Deliquentin einen Strafbefehl. Das heißt, die noch amtierende Bürgermeisterin sollte eine Geldstrafe zahlen. Eine Strafe für ihre Tat, mit der sie sich eine sanierte Zuwegung verschafft hat und das Geld dafür von den vielen Fonds zur Fluthilfe kam. Nun könnte jeder neutrale Betrachter sagen: " Na, und? " Es könnte auch jeder sagen: " Ein kleiner Fisch". Aber, ja aber, es geht hier um etwas Grundsätzliches: Das Ansehen des Amtes ist beschädigt worden. Der Sinn der Hilfsmaßnahmen ist ad absurdum geführt, wenn jeder sich so frech hieraus bedient. Sich bedient, obwohl es ihm nicht zusaht. Nikolaus ist keine Schwerkriminelle, sie ist auch keine Protagonistin aus der Kategorie: " aalglatter Politiker ". Nein, sie ist eher einfach gestrickt. Eine kleine Kommunalpolitikerin, die der Filz zwischen Amtausübung und Mehrheitspartei, in diesem Fall CDU, nach oben gespült hat. Sie war konsequent, sie hat beharrlich auf ihre Chance gewartet. Diese kam nach der Wende, nach den ersten freien Wahlen, bei der die Arbeiter und Bauern aus Sachsen, die damals verhätschelten Selbständigen und Handwerker, dem kapitalistischen Einfluss des ehemaligen Klassenfeindes unterworfen wurden, indem sie sich von der angeblichen Wirtschaftkompetenz der CDU haben blenden lassen.

So fuhr die C-Partei einen grandiosen Wahlsieg ein. Der Kohl bliebt Kanzler, versprach " blühende Landschaften ", viel Geld, Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand für Alle - er hinterließ einen Sumpf von Vetternwirtschaft, von Parteipostenschiebereien und Geld geilen Lokalmatadoren, die zum Teil das Fortsetzen, was zu DDR-Zeiten gang und gäbe war: Gibst du mir, gebe ich dir! Nun muss sich Frau Bürgermeisterin a.D. Kerstin Nikolaus, Schneidermeisterin, CDU-Mitglied seit 1991, ehemalige Abgeordnete im Sächsischen Landtag, Ausschussmitglied und Betrügerin, vor dem Amtsgericht Dresden verantworten.
Ein typischer EDEKA-Fall! Oder doch nicht? Es wird immer Wege und Mittel geben, einer so verdienten Person, einen neuen Posten zu vermitteln, selbst dann, wenn sie vorbestraft ist.

Für mich zeigt dieser Fall nur eines: Gelegenheit macht Diebe und Denken schafft Begehrlichkeiten. Aber auch, dass eine Illusion, in der Not vieler Menschen, sein eigenes Wohl, seine Geldbörse, in den Hintergrund zu stellen, bei solchen Kalibern a´la ´Nikolaus in den falschen Hals kommt. Leider geschieht diese nur zu oft!

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