Wenn ein Mann aus dem Leben scheidet, ohne dass er je gelebt hat.

Am 11. 02. 2008 durch zog eine Meldung über den Fund einer männlichen Leiche in einem Hochsitz im niedersächsischen Solling die Medien. Der 58 - Jährige, aus Hannover stammende Mann, war seit über ein Jahr arbeitslos, inzwischen geschieden und hatte wohl sich und seinem Leben ein Ende bereiten wollen. Auf ganz perfide Art: Er hungerte sich zu Tode. Mitten in Deutschland, mitten unter uns und mitten in das all tägliche Gerede vom angeblichen Aufschwung, der bei jeden Bürgerinnen und Bürgern auch ankommen soll, die längst am Rande der Gesellschaft dahin vegetieren.

So geschehen eben jene Trägödien meist unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Sie beginnen mit einem Schicksal, dass heute jene 90 % der Gesamtbevölkerung treffen kann, die nicht zu den Wohlhabenden und Mächtigen gehören. Die berufliche Existenz geht krachen, die Ehe wird geschieden, eine Beziehung wird beendet, der Tod des Partners führt zu einer Sinnkrise. Hierzu gesellen sich schnell: falsche Freunde, Banken, Gläubiger, Behörden, Verwandte, die dann auf den so Gescheiterten auch noch herum treten. Deutchland im Jahr 2008. Ein Mensch verstirbt und kein Mensch merkt es!

Nun stehen sie wieder voll, die Gazetten. Es wird lüsternd in der Biographie des Toten geschnüffelt. Geld fließt an die Ex-Frau, die Tochter, die Verwandten. Es müssen Informationen her, die vermarktet werden müssen, es muss Auflage, es muss Quote gemacht werden. Irgendwann ist das Ereignis medial tot berichtet. So tot eben, wie jener Tote im Solling, wo einst der Vogler seinen Wirkungskreis hatte.
Ein starkes Stück aus dem Leben in einem schönen Stück Deutschland.

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