Wie ein Postchef zum Steuerhinterzieher wird.




Valentinstag 2008. Ich stehe gegen 5. 30 Uhr auf, weil der Kater an dem Wäschekorb im Schlafzimmer herum kratzt, um zu signaliseren, dass er sein Futter will. Ärgerlich! Ab in das Bad, anziehen, Morgentoilette, dann in die Küche. Radio anstellen und Nachrichten hören. Irgendwann danach gemeinsames Frühstück mit meiner Frau. Ich telefoniere um kurz vor 8.00 Uhr mit meiner Mutter. Fußball-Analyse zum gestrigen UEFA-Cup-Abend. Der SVW hat souverän gewonnen. Freude auf ganzer Linie. Dann höre ich von den Ermittlung der Staatsanwaltschaft gegen den Postchef Klaus Zuwinkel. Wir diskutieren und kommen zu dem Ergebnis: " Wenn es stimmt, was dort berichtet wird, muss der Kerl ab in den Knast. " Ein Straftäter eben! Nun, das Medienecho war immens. Selbst das biedere, CDU- gesteuerte ZDF sendete einen Übertragungwagen nach Köln, um aus dem piek-feinen Villen-Wohnviertel rechtzeitig zu senden. Dr. Z. wird zwar nicht verhaftet, dennoch steckt ein Haftbefehl gegen ihn in der Tasche der leitenden Staatsanwältin Frau Lichtenhagen. Er wird zur weiteren Vernehmung nach Bochum verbracht. Dort räumt er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe weitgehend ein; stellt eine Kaution in namhafter Höhe und wird zurück zu seinem Wohnungort gefahren.Das war´s? Keineswegs!

Am selben Tag noch bricht ein Emöprungssturm über das Land herein. Politiker aller Coleur ereifern sich und fordern eine härtere Gangart gegenüber jenen Wohlhabenden, Reichen und Superreichen, deren Nebensport es ist, dem Fiskus die Höhe der tatsächlichen Einkommen extensiv zu verschleiern, sich arm zu rechnen und den Staat damit um Milliarden zu prellen. Jahr für Jahr. Zumwinkel ist nur die Spitze des Eisberges, der in das Visier der Ermittlungsbehörden genommen und nun gründlich untersucht wird. Ein dicker Fisch zwar, der innerhalb des Ozeans von kleinen, mittleren und großen Steuerhinterziehern schwimmt. Trotzdem werden seine hingterzogenen Millionen nicht allein jene Summe ausmachen, die nach der Sichtung eines dem BND zugespielten Datenträgers dem Fiskus nach und nach zufließen werden.

Schon grassiert die pure Angst in den Köpfen jener weiterhin - vielleicht sogar unentdeckt bleibenden - Steuerflüchtlingen, die mittels Stiftungskonto dem 35.000 Seelen - Staat Liechtenstein ein glamorösen Luxus erwirtschaftet haben, weil dieser -dank des Verständnisses jener Fürstenfamilie - den Straftätern sogar Beihilfe bei den strafbaren Handlungen leistet. Eine Hand wäscht eben die andere, wenn es darum geht, das Geld auf wundersam einfache Weise zu mehren, ohne dass dabei die eigenen Mitbürger partizipieren können. Nun wäre der Fall Zumwinkel kein Fall Zumwinkel geworden, hätte ein Ex-Angestellter der liechtensteinischen LGT - Bank nicht - zwar widerrechtlich - einen Datenträger dem BND in Deutschland angeboten, auf dem die Namen und Transaktionen von fast 1.000 Kunden gespeichert sind, die - ebenfalls widerrechtlich - Geld über ein Konto, dass von einem zuvor benannten Treuhänder dort geführt wird, eingezahlt haben, um es vor dem Zugriff des deutschen Fiskus zu retten.

Dieser Weg soll nun in eine Sackgasse geführt haben. Was viele Jahrzehnte stillschweigend geduldet oder Zähne knirschend hingenommen werden musste, erfährt nun eines medialen Donnerwetter und einer Vorverurteilung durch die Politik und die Gesellschaft. Steuerhinterziehung ist eben doch kein Kavaliersdelikt. Zum einen nicht, weil das Strafmaß bis zu 10 Jahren ein nicht unerhebliches ist, zum anderen, weil ein derartiges Verhalten - wenn , wie hier, öffentlich angeprangert - in der Regel den gesellschaftlichen GAU zur Folge hat; wenn gleich er nicht immer auch in finanzieller Hinsicht einhergeht. Zumwinkel und Konsorten sollen diesen Staat seit vielen Jahrzehnten um viele Millionen - in der Summe sogar Milliarden - geprellt haben, weil sie sich der Steuerpflicht vorsätzlich entzogen haben.
Das dann, wenn ein solches Verhalten auffliegt, auch schon aml Köpfe rollen, Knast ausgesprochen wird und das Vermögen konfisziert wird, weiss jeder Mann, jede Frau die sich darauf einlässt. Der Märchenonkel aus Liechtenstein in Gestalt des Fürsten von und zu, paliert vor der einheimischen Presse und den sonstigen, mehr als wissbegierigen Medien, um kognitive Verrenkungen abzusondern, während sein Regierungschef nun in Berlin unter Rechtfertigungszwang gerät. Er ist sich jedoch keiner Schuld bewusst. Vorallem möchte er nicht als Helfer bei der Begehung von Straftaten dastehen. Er ist es aber immer noch. Solange noch, bis seine Durchlauch endlich die Vorschriften an das internationale und europäische Recht angleicht.

Es kann eben nicht hingenommen werden, dass ein bundesdeutscher Lohn - und Gehaltsempfänger geschröpft wird, während jene Millionarios ihre riesigen Summen in das Steuerparadies Liechtenstein transferieren und sich auch noch öffentlich damit brüsten, den Staat betrogen zu haben. Becker, Graf, Schockemühle, Zumwinkel & Zumwinkel sind nur die Spitze des Eisberges, der sanktionslos im Meer der Rechtsfreiheit schwimmt, immer größer wird, während der Plebs am Existenzminimum herum vegetiert.

Aus dem Wust von Namen, Daten und Transaktionen hat die Schwerpunktstaatsanwaltschaft in Bochum einen fein säuberlichen Ablaufplan entwickelt und wird nun Zug um Zug diesen in die Tat umsetzen. es drohen Haftstrafen, Geldbußen und Steuernachzahlungen in enormer Höhe - der Durchschnittsmichel jubiliert mit der Erkenntnis, das es im grauen Leben ab und zu doch gerecht zu geht.

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