Was war denn eigentlich am 21. August vor 40 Jahren? - Die Welt hat sich nicht verändert!
Als ich am 21. August vor vier Jahrzehnten während einer Klassenfahrt auf der Insel Wangerooge morgens beim gemeinsamen Essen fassen von dem Einmarsch der Warschauer Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei erfuhr, konnte ich mit dem pathetischen Gefasel des hierüber berichtenden Volksschullehrer Gehrmann nichts anfangen." Wovon redet der eigentlich? ", werde ich wohl einst - im zarten Alter von 15 Jahren - gedacht haben. Wer ist denn eigentlich Alexander Dubczek? Wer Ludvik Svoboda? Oder wer war Oldrich Cernik? Auch die vielen übrigen Namen, die in der Folgezeit im Zusammenhang mit den Ereignissen vor,während und nach dem so genannten "Prager Frühling" über einen sehr langen Zeitraum in den BRD-Medien herum spukten, sie sagten mir damals überhaupt nichts. Wo war denn eigentlich die Tschechoslowakei? Wer waren den die Tschechen und Slowaken? Wieviele Einwohner hat denn dieses Land und wie heißt die Hauptstadt? Alles Fragen, die ich mir damals nie gestellt haben; nicht stellen konnte und auch nicht nachfragen durfte. Nach der Propaganda der westdeutschen Verantwortlichen war alles, was aus dem so genannten Osten kam eh schlecht.
So plapperte denn Gehrmann genau dieses ideologisch vorgeprägte Statement zu den Ereignissen im August des Jahres 1968 herunter. Es war von einem völkerrechtswidrigen Einmarsch der Sowjetunion und ihrer Verbündeten in die Tschechei die Rede, von NATO-Alarmbereitschaft und von amerikanischen Truppentransporten in Europa die Rede. Viele Begrifflichkeiten waren mir unisono so fremd, wie eine regelmässige Taschengeldzahlung. Ich kann mich somit nur daran erinnern, dass ein "Duplo" am Insel-Kiosk 10 Pfennig gekostet hat und ich mit meinen "lumpigen" fünf Mark Fahrtgeld nicht einmal die erste Aufenthaltswoche bestreiten konnte. Das waren meine existenziellen Probleme. Was ging mich der Einmarsch in die Tschechoslowakei an?
Die Klassenfahrt endete an einem Freitag der Folgewoche. Damit waren auch die verlängerten Sommerferien vorbei, die einst vom 1. Juli bis zum 14. August andauerten;und zwar bundesweit. Das waren die Dinge, die mich in meiner Restschulzeit noch interessierten. Was hatte ich mit den Tschechen und Slowaken zu tun? In den vielen,vielen Jahren danach wurden immer wieder Namen und Begriffe aus der Tschechoslowakei über die Medien in die Öffentlichkeit posaunt. Wenn die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft gegen die übermächtigen "Sputniks" aus der Sowjetunion bei Turnieren anzutreten hatten, war fast das gesamte westdeutsche Volk plötzlich Eishockey begeistert und drückte den Tschechen die Daumen. Einseitige, pöbelnde Kommentare aus den Mündern der Rundfunk - und Fernsehkommentatoren standen auf der Tagesordnung. Pfiffe gegen das " Tscheibu,tscheibu,tscheibu "-Gesinge der sowjetischen Zuschauer und ein trotziges ,monotones" Totoro,totoro,totoro!"- Gebrülle waren ein nicht mehr wegzudenkendes Ritual. So ging es Jahr für Jahr - bis Gorbatschow kam und dem maroden System ein schleichendes Ende bereitete.
Mittlerweile sind 40 Jahre vergangen,seit die Meldung von dem Einmarsch der Militärverbände des Warschauer Paktes in die einstige Tschechoslowakei über die Nachrichtenticker lief. Die Welt hat sich völlig verändert. Hat sie es wirklich?
Was das menschliche Zusammenleben betrifft, was die Umwelt, die Technik und die politischen Konstellationen betrifft - sicherlich. Was die Konsequenzen aus den geschichtlichen Abfolgen in den Spätsechzigern in der Tschechoslowakei für die größten Ländern der Erde betrifft - keineswegs.
Die USA haben Krieg gegen Vientnam, gegen Grenada,gegen den Iran,gegen Afghanistan,den Irak geführt. Sie waren an Putschen in Chile,Argentinien und weiteren Ländern beteiligt. Sie unterstützen Diktaturen in einigen weiteren Staaten dieser Erde, soweit sie sich hiervon wirtschaftliche Vorteile versprechen.
Die UdSSR gibt es nicht mehr. Auch sie hat über Kriege, wie den in Angola, Afghanistan, per Waffenlieferungen an ihr wohl gesonnene Staaten, aktiv an Mord und Elend teilgenommen.
Sie hat einen grotesken Grenzkrieg gegen China am Amur in Ostsibirien geführt. Sie ist weder in der Lage, noch daran interessiert, ein friedliches Miteinander der Völker zu fördern. Jetzt spricht die Macht des Geldes, nicht die der Partei.
Vierzig Jahre später muss ich feststellen, dass die Lernfähigkeit vieler Menschen sich auf jene Größe reduziert, die bereits als Urtrieb des Menschen zum Überleben in der gefährlichen Steinzeit wichtig war: das Jagen und Sammeln! Heute sind es materielle Statussymbole und selbstbefriedigende Funktionen innerhalb eines gut funktionierenden Apparates, der diesen Urinstinkt weiterleben lässt. Der " Prager Frühling " wurde so benannt, weil es eine angebliche Tauwetterperiode innerhalb der ansonsten versteinerten Partei und des Staatswesens gegeben haben soll. Frühling deshalb, weil dieser als eine neue Jahreszeit,die dann in einem Gegensatz zu der bisherigen stehen soll,einläutet - den Sommer. Hiernach folgt jedoch der Herbst und bekanntlich der erneute Winter.
Aber auch diese Jahreszeiten haben ihre guten Seiten, solange keine Kriege geführt werden! Wenn der " Prager Frühling " den Niedergang der Staaten des real existierenden Sozialismus eingeläutet haben sollte, dann wäre die einst auf jener ideologischen Basis fußende Gesellschaftsordnung eigentlich nicht mehr existent. Somit hätt das Gute über das Böse, der Westen über den Osten, die USA über die Sowjetunion gesiegt. Die Welt verläuft aber niemals unter derartig einfachen Mechanismen ab. Mit dem Untergang des Ostblocks verfiel auch die einstige Hegmoniemacht UdSSR mitsamt ihren repressiven Strukturen. Der Ostmensch war nun frei. Ungezügelt gab er sich dem Konsum hin, solange er es finanziell konnte. Fast 20 Jahre später tritt nicht nur eine Ernüchterung ein, sondern jene Verwerfungen zwischen Arm und Reich haben ein nie gekanntes Ausmaß angenommen. Die globalisierte Finanzkrise klopft nun an allen Türen und fordert ihren Tribut. Ob nun im Westen oder Osten, alle Geprellten werden zur Kasse gebeten.
Die " winds of change " sind verweht.Statt ihrer ist ein Orkan aufgezogen und mit ihm ein Tsunami.Sie beide haben eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Wenn der Frühling vergeht, der Sommer verblüht, folgt der Herbst und mit ihm seine Stürme.
So plapperte denn Gehrmann genau dieses ideologisch vorgeprägte Statement zu den Ereignissen im August des Jahres 1968 herunter. Es war von einem völkerrechtswidrigen Einmarsch der Sowjetunion und ihrer Verbündeten in die Tschechei die Rede, von NATO-Alarmbereitschaft und von amerikanischen Truppentransporten in Europa die Rede. Viele Begrifflichkeiten waren mir unisono so fremd, wie eine regelmässige Taschengeldzahlung. Ich kann mich somit nur daran erinnern, dass ein "Duplo" am Insel-Kiosk 10 Pfennig gekostet hat und ich mit meinen "lumpigen" fünf Mark Fahrtgeld nicht einmal die erste Aufenthaltswoche bestreiten konnte. Das waren meine existenziellen Probleme. Was ging mich der Einmarsch in die Tschechoslowakei an?
Die Klassenfahrt endete an einem Freitag der Folgewoche. Damit waren auch die verlängerten Sommerferien vorbei, die einst vom 1. Juli bis zum 14. August andauerten;und zwar bundesweit. Das waren die Dinge, die mich in meiner Restschulzeit noch interessierten. Was hatte ich mit den Tschechen und Slowaken zu tun? In den vielen,vielen Jahren danach wurden immer wieder Namen und Begriffe aus der Tschechoslowakei über die Medien in die Öffentlichkeit posaunt. Wenn die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft gegen die übermächtigen "Sputniks" aus der Sowjetunion bei Turnieren anzutreten hatten, war fast das gesamte westdeutsche Volk plötzlich Eishockey begeistert und drückte den Tschechen die Daumen. Einseitige, pöbelnde Kommentare aus den Mündern der Rundfunk - und Fernsehkommentatoren standen auf der Tagesordnung. Pfiffe gegen das " Tscheibu,tscheibu,tscheibu "-Gesinge der sowjetischen Zuschauer und ein trotziges ,monotones" Totoro,totoro,totoro!"- Gebrülle waren ein nicht mehr wegzudenkendes Ritual. So ging es Jahr für Jahr - bis Gorbatschow kam und dem maroden System ein schleichendes Ende bereitete.
Mittlerweile sind 40 Jahre vergangen,seit die Meldung von dem Einmarsch der Militärverbände des Warschauer Paktes in die einstige Tschechoslowakei über die Nachrichtenticker lief. Die Welt hat sich völlig verändert. Hat sie es wirklich?
Was das menschliche Zusammenleben betrifft, was die Umwelt, die Technik und die politischen Konstellationen betrifft - sicherlich. Was die Konsequenzen aus den geschichtlichen Abfolgen in den Spätsechzigern in der Tschechoslowakei für die größten Ländern der Erde betrifft - keineswegs.
Die USA haben Krieg gegen Vientnam, gegen Grenada,gegen den Iran,gegen Afghanistan,den Irak geführt. Sie waren an Putschen in Chile,Argentinien und weiteren Ländern beteiligt. Sie unterstützen Diktaturen in einigen weiteren Staaten dieser Erde, soweit sie sich hiervon wirtschaftliche Vorteile versprechen.
Die UdSSR gibt es nicht mehr. Auch sie hat über Kriege, wie den in Angola, Afghanistan, per Waffenlieferungen an ihr wohl gesonnene Staaten, aktiv an Mord und Elend teilgenommen.
Sie hat einen grotesken Grenzkrieg gegen China am Amur in Ostsibirien geführt. Sie ist weder in der Lage, noch daran interessiert, ein friedliches Miteinander der Völker zu fördern. Jetzt spricht die Macht des Geldes, nicht die der Partei.
Vierzig Jahre später muss ich feststellen, dass die Lernfähigkeit vieler Menschen sich auf jene Größe reduziert, die bereits als Urtrieb des Menschen zum Überleben in der gefährlichen Steinzeit wichtig war: das Jagen und Sammeln! Heute sind es materielle Statussymbole und selbstbefriedigende Funktionen innerhalb eines gut funktionierenden Apparates, der diesen Urinstinkt weiterleben lässt. Der " Prager Frühling " wurde so benannt, weil es eine angebliche Tauwetterperiode innerhalb der ansonsten versteinerten Partei und des Staatswesens gegeben haben soll. Frühling deshalb, weil dieser als eine neue Jahreszeit,die dann in einem Gegensatz zu der bisherigen stehen soll,einläutet - den Sommer. Hiernach folgt jedoch der Herbst und bekanntlich der erneute Winter.
Aber auch diese Jahreszeiten haben ihre guten Seiten, solange keine Kriege geführt werden! Wenn der " Prager Frühling " den Niedergang der Staaten des real existierenden Sozialismus eingeläutet haben sollte, dann wäre die einst auf jener ideologischen Basis fußende Gesellschaftsordnung eigentlich nicht mehr existent. Somit hätt das Gute über das Böse, der Westen über den Osten, die USA über die Sowjetunion gesiegt. Die Welt verläuft aber niemals unter derartig einfachen Mechanismen ab. Mit dem Untergang des Ostblocks verfiel auch die einstige Hegmoniemacht UdSSR mitsamt ihren repressiven Strukturen. Der Ostmensch war nun frei. Ungezügelt gab er sich dem Konsum hin, solange er es finanziell konnte. Fast 20 Jahre später tritt nicht nur eine Ernüchterung ein, sondern jene Verwerfungen zwischen Arm und Reich haben ein nie gekanntes Ausmaß angenommen. Die globalisierte Finanzkrise klopft nun an allen Türen und fordert ihren Tribut. Ob nun im Westen oder Osten, alle Geprellten werden zur Kasse gebeten.
Die " winds of change " sind verweht.Statt ihrer ist ein Orkan aufgezogen und mit ihm ein Tsunami.Sie beide haben eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Wenn der Frühling vergeht, der Sommer verblüht, folgt der Herbst und mit ihm seine Stürme.
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