Ben, Adam Hoss,"Little" Joes: Nun sind alle Cartwrights von der " Ponderosa " gegangen.
Es gibt Meldungen, die sind mir völlig egal, andere wiederum interessieren mich schon,eine dritte Kategorie macht mich ein wenig betroffen. Als ich in dieser Woche über den Tod von Pernell Roberts im "SPIEGEL" las,kamen mir einige Erinnerungen aus jenen Fernsehtagen, die fast immer gleich begannen und auch so endeten. Ab 16.00 Uhr wurde der Fernsehnachmittag eröffnet, als " 10 Minuten Turnen mit Adalbert Dickhut " auf dem Programm standen. Danach folgte eine Folge aus den Serien " Lassie ", " Fury " oder " Am Fuß der Blauen Berge ". Mit großen Augen, in einer starren Sitzhaltung und einem flauen Gefühl im Magen saßen wir dann auf dem Sofa unserer Großeltern und schauten in den Holzkasten der Marke Grundig. Fernsehen war damals noch ein Luxus, den sich nicht Jeder kaufen und leisten konnte. So waren denn auch öfters die Nachbarkinder zu Besuch, um die beliebten Nachmittagssendungen mit zusehen.
Tja, und eines Nachmittags strahlte denn das Erste Programm die erste Folge aus der Serie " Bonanza " aus. Jener inzwischen zum Kultstatus erhobenen Western-Dauerserie, die uns natürlich auch schon deshalb faszinierte, weil sie eben in Amerika spielte. Wir kannten auch die Personen, die dann wöchentlich viele kleine und manche größere Abenteuer bestehen mussten. Der schloh-weiße Vater Ben Cartwright und seine drei Söhne, die zusammen mit dem chinesisch-stämmigen Koch Hop Sing die " Ponderosa " bewohnten. Auch diese Fernsehproduktion bestand aus den selben Inhalten, wie so viele andere US-Western auch: Es wurde gestritten, gekämpft und geschossen, was das Zeug hält. Dennoch, die vier Cartwrights waren Idole für uns, weil sie etwas Verwegenes in ihrem Leben hatten, von dem wir als Kinder im Schulalter nur träumen durften.
|
Als der letzte Cartwright in der letzten Woche in den USA verstarb,verließ auch ein Stück Fernsehgeschichte die Zuschauer der vielen Serien, Folgen und Einzelfilmen. Es waren nicht die großen Stars, die einst jene Familie Cartwright verkörperten; es waren eher - jeder für sich betrachten - die Charaktere jener Zeit, in der auch wirklich Alles, was aus Amerika herüber kam mit der Muttermilch aufgesogen und sofort umgesetzt wurde. Die USA waren eben Vorreiter in fast allen Lebenbereichen. Unreflektiert wurde gerade in den miefig-piefigen 50er und 60er Jahren, in den Nachkriegs - und WiWuzeiten,in den Dekaden des Kalten Krieges,die amerikanisch Kultur und ihre ungezählten Vertreter vergöttert, verherrlicht und in den Himmel gehoben.
So auch die Cartwrights, jene Verfechter für Recht und Ordnung, die den starken Mann spielen durften, die gut Reiten konnten, noch besser Kinnhaken verteilten und am Besten mit dem Colt schossen. Western eben, jene Simplifizierung des Lebens, dass Abenteuer, Einsamkeit und Stärke des Cowboys in den vergangenen Jahrhunderten zu verklären dachte. Immer auf der Suche nach der neuen Herausforderung für den Mann, als Cowboy, als Held, als Vorbild eben.
Pernell Roberts war aber eigentlich Keiner von diesen Cowboy-Helden. Er war Schauspieler, mehr nicht. Das er dennoch in meiner Erinnerung bleibt, liegt dann wohl doch an " Bonanza ", der " Ponderosa " und den 4 Cartwrights nebst dem Chinesen-Koch in den 60er des letzten Jahrhunderts.
Kommentare