Privatisierungswahn?

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Seit  2 Tagen berichten die Medien nun über das Zugunglück im sachsen-anhaltinischen Oscherleben, als am 29.01. ein Regionalzug mit einem Güterzug zusammen stieß.
In den Nachrichten heißt es dazu:

Bei einem schweren Zugunglück nahe Hordorf in Sachsen-Anhalt sind zehn Menschen ums Leben gekommen. Weitere 23 wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Mehrere Personen schwebten am Sonntag noch in Lebensgefahr. Die Verletzten wurden auf fünf umliegende Krankenhäuser verteilt. Nach den ersten Meldungen befinden sich hierunter auch fünf Ausländer. Die Strecke musste komplett gesperrt werden.

Der Unfallhergang lässt sich zunächst folgender maßen beschreiben:
Auf einem eingleisigen Streckenabschnitt in Hordorf war am späten Samstagabend ein Nahverkehrszug des Harz-Elbe-Expresses (HEX) mit der fahrplanmäßigen Abfahrtszeit um 21.27 Uhr vom Hauptbahnhof in Magdeburg ( Zug-Nr.: 83356 ) und um 22.09 Uhr in Hordorf angekommend,  mit einem Güterzug der Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter kollidiert. Die beiden Zügen fuhren dabei fast ungebremst ineinander. Laut Aussagen von Anwohnern,den Knall  noch im sieben Kilometer entfernten Oschersleben hören. Der Nahverkehrszug des privaten Betreibers Veolia war mit rund 30 Fahrgästen besetzt, . Durch die Wucht des Aufpralls wurde der zweiteilige Nahverkehrszug vom Gleis auf entlang liegende Felder katapultiert. Nach Angaben des HEX-Sprechers sind auch der Lokführer und eine Bahnbegleiterin unter den Toten.
Der Güterzug- Lokführer wurde den Angaben zufolge leicht verletzt, soll aber unter Schock stehen.

Alle in der Region verfügbaren Rettungskräfte waren im Einsatz. Die Unfallstelle liegt auf einem freien Feld. Nebel behinderte die Sicht so stark, dass eine Luftrettung nicht möglich war. Nach Angaben der Rechtsmediziner ist die Identifizierung der Toten schwierig. Laut Polizeiangaben führten auch nicht alle Personen einen Ausweis mit sich. "

                                                                    (C) dpa

Nachdem die Medien in sämtlichen   Facetten über das Unglück berichteten,sich dabei sinnvolle von unsinnigen Meldungen trennen lassen,steht wohl fest,dass der Güterzugführer zwei Haltesignale missachtet haben soll und auf eine via Sprechfunk abgesetzte Aufforderung,seinen Zug sofort zum Stoppen zu bringen,nicht reagierte. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und weiterer Delikte ermittelt.
Der weitere Ablauf des Verfahrens ist wohl von den Gutachten der Sachverständigen abhängig. Ob nun Schadenersatzforderungen an weitere Unglücksbeteiligte geltend gemacht werden, ist genau so ungewiss,wie die Frage,inwieweit sämtliche technischen Möglichkeiten,die zur möglichen Verhinderung dieses Unglücks hätten beitragen können,durch den Streckenbetreiber,die Deutsche Bahn AG, vorhanden waren. Bereits wenige Stunden nach dem Unfall übten einige Medien Kritik an der Bahn,da die Strecke angeblich nur unzureichend mit moderner Technik ausgestattet wäre.

Jenseits der üblichen Schuldzuweisungen und des sonstigen medialen Briboriums lässt eine Information aufhorchen,die zwar nur indirekt mit jenem Unfall zu tun hat,dennoch den ganzen Verwaltungswahnsinn offenbart,der - einhergehend mit vermeintlichen Sparzwängen - die Kehrseite der Rettungsmedailie zeigt:
Obwohl der Landrat Webel sich öffentlich voll des Lobes, ob der professionellen Arbeit der vielen Rettungskräfte äußerte,sieht die Realität hinter den Kulissen anders aus.
Die DRK-Leitstelle des Börde - Kreises wurde aufgelöst,die Mehrzahl der Mitarbeiter erhielten mit dem 31.01.2011 ihre - wohl betriebsbedingte - Kündigung und stehen nun - nach 20 Jahren Dienst - vor der Arbeitslosigkeit. Hintergrund hierzu werden vermutlich die staatlichen Sparauflagen sein,die dazu führen,dass auch hoheitliche Aufgaben,wie die der Rettungsdienste,zunehmend privatisiert wurden. Die Konsequenzen daraus sind meistens schlechter bezahlte Arbeitsstellen, eine entsprechend niedrigere soziale Absicherung und bei den Beschäftigten, der Verlust des sozialen Besitzstandes.
Von einer Verschlechterung der Dienstleistungsangebote und der Qualität der Tätigkeiten, ganz zu schweigen.
Staatlicher Sparzwang und dessen sinnvolle Umsetzung in allen Ehren,aber hier ist die Sparwut fehl am Platze.
Es geht oft um Menschenleben,die gerettet werden können,wenn professionelle Mitarbeiter,die jahrelange Berufserfahrung mitbringen,im Einsatz sind. Bei Helfern,die jene notwendige Qualifikation nicht mitbingen können und zudem noch sehr schlecht bezahlt werden,fehlt sehr oft die erforderliche Motivation.

Das Sparen muss dort ein Ende haben,wo Leben auf dem Spiel stehen. Diese Maxime sollten sich die in diesem Fall Verantwortlichen einmal hinter ihre Ohren schreiben.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Was zählt schon ein Menschenleben, wenn man Einsparungen haben will, um letztenendes den heiligen Profit zu ernten? Aber auch der Faktor "menschliches Versagen" ist nicht zu unterschätzen, so was passiert nun mal hin und wieder, auch wenn es jedesmal für sich tragisch ist.

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