Der teure Kaffee in Venedig.
Die ZDF - Serie " Bares für Rares ", die das Rentnerprogramm ZDF seit 2013 dem Zuschauer in den Nachmuttagsstunden kredenzt und auch für den Mediathek - Nutzer bereit hält ist zwar nicht das non plus ultra der gepflegten Unterhaltungskunst, dennoch alle Male interessant, weil sich der TV - Seher so ganz nebenbei weiter bilden kann. So öde vielleicht der Titel und die Einordnung der Serie als " Trödelshow " klingen mag, so aufschlussreich sind dennoch die einzelnen Sendung, moderiert von dem Fernseh - und Berufskoch Horst Lichter.
Und just in einer dieser Sendungen erschien ein Anbieterin mit einer 500 Gramm - Dose gemahlenen Bohnenkaffes ausd em Hause Jacobs un Bremen. Diese hatte bereits den Verkaufszenit um Jahrzehnte hinter sich, denn sie stammte aus der Auflösung eines Tante - Emma - Landen aus der Mitte der 1950er. Und während sich die fünf Händler noch nicht so recht einig waren, ob es nun eher die Blechdose mit dem Verkaufs - und Werbeaufdruck sei, die jenen Kaffee, der sich noch darin befand, zur Rarität werden ließe oder beides zusammen, schlug der aus der Eifel stammende Händler Walter " Waldi " Lehnertz zu und bot satte 50 Euro für den Artikel. " Waldi " Lehnertz, nie um einen witzigen Spruch oder einen salopp - flapsigen Ausdruck oder eine spitze Bemerkung verlegen, stellte hiernach fest: " Dat is´schon fast so teurer, wie ein Kaffee in Venedig. "
Wur lachten herzhaft; wohl wissend, dass er mit dieser Bemerkung beinahe den Nagel auf den Kopf getroffen hätte. Wer je die angeblich dem Untergang geweihte Stadt an der italienischen Adriaküste besucht hat, wird mit Sicherheit den Trubel, hervor gerufen durch angekarrte Menschenmassen, der rund um den Markusplatz veranstaltet wird und die unzähligen Gastronomieeinrichtungen in Erinnerung behalten.
Wer sich nicht weit vor einem Besuch über die dortigen Gepflogenheiten informiert, könnte hierbei sein blaues Lagunen - Wunder erleben, denn der Tourist, der von den Händler, Gastronomen und sonstigen Halsabschneidern als solcher sofort erkannt wird, zahlt Unsummen für Dienstleistungen und Konsumartikel, ohne dass er dafür einen angemessenen Gegenwert erhält. Um deraerige, unliebsame Überraschungen zu vermeiden, sind Ratgeber, Tipps znd Erfahrungswerte anderer Besucher sehr hilfreich. Wer also nicht nachliest, muss zahlen.
http://www.venere.com/de/blog/vorsicht-touristenfalle-venedig/
Vor längerer Zeit Und erzählte uns unsere Tochter von eben so einer Begegnung aus dem großen Reich des Nepps, des Abzockens von Touristen. Bei einer Venedig - Visite setzte sie sich nebst Mann an einen der vielen freien Tische eines Restaurants mit Blickfeld auf den weltberühmten Markusplatz. Schon die Durchschau der ausgelegten Speisekarte ließ den Schluss zu, dass es hier preismäßig nicht mit rechten Dingen zugeht. Einfache Nudelgerichte gab es kaum unter 15 Euro und wenn, lasen sich jene Spaghetti - Gerichte eher wie biedere Hausmannskost. So bestellten die beiden Gefangenen in der Venedig - Gastronomiefalle, zwei Mal einen einfachen Spaghetti - Teller. Der Cameriere - gewitzt, verschlagen und abgekocht im Umgang mit ahnungslosen Touristen - fragte in einer galanten Weise, ob es denn dazu noch eine frische Spargel - Beilage sein dürfte. Es war nämlich gerade die Zeit, in der das königliche Gemüse in rauhen Mengen - natürlich auch auf italieischen, industriell bewirtschafteten Feldern - auf den Markt geworfen wurde. Das, von der Stadt durchaus beeindruckte Paar, beging seinen zweiten, gravierenden Fehler. Es erkundigte sich nicht nach dem Preis für jene erlesene Beilage. Zudem bestellten beide Venedig - Gäste eine Flasche Wein. Das wiederum war der dritte Kardinalfehler.
Einige Zeit später servierte der mit einer ersichtlich aufgesetzten Freundlichkeit bemühte Kellner die geordeten Speisen und das Getränk. Der großer Teller war jedoch halb leer, weil das Häufchen italienischer Spaghetti mit Soße und die vier Stangen Spagel dort kaum erkennbar waren. Doch der Hunger trieb die Mini - Portion hinein und zudem füllten zwei Gläschen des Weines auch die Mägen. Als dann die Rechnung auf den Standardtisch flatterte drehten sich bei Beiden dieselben um. Es war eine Endsumme von über 100 Euro ausgedruckt. Wie das?
Nun, der Nudelhaufen auf Soße sah preislich noch manierlich aus. Die Spargelstangen kosteten indes mehr als das Hauptgericht. Zudem schlug der eher durchschnittlich schmeckende Wein mit 35 Euro zu Buche. Dass auf die Nota weiter je 5 Euro Stuhl - oder auch Bestecksteuer herauf geschlagen wurden, kann nur der informierte Besucher wissen.
So trollten sich beide Gäste des Weges und erkannten alsbald, dass jenseits des Markusplatzes, in den kleinen, dunklen Gassen der 368.000 Stadt am Mittelmeer, die Gastronomiepreise erschwinglich sind. Zu spät, um dias teure Mittagsmahl rückgängig zu machen, aber nicht zu spät, um zu erkennen, dass der nächste Besuch mit einem Stück Pizza in der Hand kulinarisch begleitet wird.
Da saßen wir an einem Donnerstagnachmittag in einem Restaurant in Porto sardinia und betrachteten die ausgelegte Speisekarte. Die Preise schienen eher zivilisiert zu sein. Meine bessere Hälfte und ich bestellten Spaghetti mit Meereskrebsen. Das Gericht war schmackhaft. Doch, wer hierbei vermutet, die Krustentiere seien auch essbar, der irrt. Sie werden lediglich mit einer würzigen Soße kredenzt, die aus dem Sud jener Tierchen zuvor gewonnen wurde. Der Krebs selbst ist nur noch eine zumeist inhaltslose Schale. Und während ich - sichtlich bemüht, die Nudeln mittel Gabel aufgerollt zu Munde geführt zu bekommen - dabei im Gedanken an den Fernseh - Kommissar Brunetti und dessen - wohl eingeübter Kunst - des Spaghetti - Wickelns, die ich immer bei jeder Folge aufs Neue bewundere, mir jetzt vorstellte, ich würde wegen eines Krampfes im rechten Arm selbst daran scheitern - erzählte uns unsere Tochter erneut jene Vendig - Geschichte. Aja, das war also der Nepp. Aber war es eigentlich wirklich völlig überteuert? Ich erinnerte mich an die sünthafte teuren Unterkünfte in Zingst und in Dalmatien. Das war auch Wucher. Nun, gut, aus Fehlern wird auch ein Tourist schlauer.
Die italienischen Nudeln auf dem Teller waren nahezu verspeist. Zurück blieb ein Haufen Krebsschalen ohne Fleisch. Ehrlich gesagt: Einmal probiert, nie wieder angerührt!
Und wenn wir in absehbarer Zeit Venedig besuchen werden, trinke ich dor keinen Kaffee am Markusplatz. Für 9 Euro kaufe ich mir hier leiber 1 Kilogramm Bohnen, fülle diese nach und nach in den Automaten und erhalte dafür zirka 140 Tassen Kaffee. Ein Vermögen, nach den Preisen in Venedig berechnet. Doch am eigenen Küchen - oder Wohnzimmertisch wird keine Stuhl - oder Bestecksteuer erhoben. Wäre ja noch schöner!
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