" Kann nicht verstan? " - Der laxe Umgang der römisch-katholischen Kirche mit Kinderschändern.


Die beiden großen Kirchen haben mehr als nur ein Glaubwürdigkeitsproblem. Neben der existenziellen Frage, wie sie den sukzessiven Rückgang ihrer Mitgliederzahlen aufhalten können, müssen sie sich seit Jahren mit Altlasten aus der Gründerzeit der BRD herum schlagen.

Ein unappetitliches Thema stellt die Heimerziehung ab den 50er bis in die frühen 70er Jahre dar. Hier geht es um eine Aufarbeitung jener post-faschistischen Adenauer/Erhardt/Kiesinger - Ära. in der die Rechte von Kindern und Jugendlichen mit Füßen getreten wurden. In den einstigen Zöglingsheimen mussten die Insassen - wie in einem Zuchthaus - unter einem verbrecherischen Regiment von kirchlichen Amtsträgern dahin vegetieren. Bis zum 21. Lebensjahr hatten sie Strafen, Demütigungen und sexuellen Missbrauch zu ertragen. Hierzu ist bis heute von Seiten beider Kirchen keine öffentliche Entschuldigung verlautbar geworden. Entschädigung für das erlittene Unrecht gibt es eh nicht. Eine Anerkennung dieser verlorenen Jahre in dem Rentenversicherungsverlauf ist ebenfalls nicht vorgesehen.

Ein Armutszeugnis für sämtliche Politiker, Kirchenfürsten und sonstiges pseudo-klerikales Umfeld, dass sich wieder verstärkt dem verordneten Glauben der christlichen Kirchen hingibt, um somit die eigenen Vorteile zu erhalten.

Über Jahrzehnte blieb denn auch ein Thema tabu, dass eine besonders verwerfliche Form des christlichen Auslebens von Komplexen darstellt: der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen als Schutzbefohlene.Während der evangelische Pfarrer seinen fleischlichen Gelüsten durch Eheschließung in legitimierter Weise nach kommen darf, bleibt es dem katholischen Amtsbruder, dem Priester bis heute verwehrt, eine geschlechtliche Beziehung zu einer Frau auch offiziell ausleben zu dürfen. Der Zölibat hindert ihn daran.

Ob dieses nun der einzige Grund, die wahre Ursache für das sexuell abartige Verhalten von einigen - nicht wenigen - Priestern ist, die sich über viele Jahre an ihnen anvertrauten Minderjährigen vergingen, mag dahin gestellt bleiben. Es wird wohl eher das Wechselspiel von unterdrückter Sexualität und dem Erwartungsdruck aus der Öffentlichkeit sowie den rigiden Zwängen von der streng hierarchisch strukturierten Katholischen Kirche sein, die den Würdenträger zu einem Straftäter werden lassen.

Der vielfache sexuelle Missbrauch von Schutzbefohlenen ist deshalb besonders verwerflich, weil der moralische Anspruch der Kirchen dem tatsächlichen Handeln einiger ihrer Exponenten diametral entgegen steht.
Was nun in die aktuelle Diskussion zu den vielen Kindesmissbrauchsfällen an Argumenten eingebracht wird, ist so neu nicht. Es sind häufig die gleichen Vorwürfe, Unterstellungen und Gegendarstellungen, die bereits vor einer geraumen Zeit öffentlich diskutiert wurden.

Leider ist mit dem Zeitgeist, der politischen Hetzkampagne gegen andere Religionen, wie beispielsweise den Islam,das Koordinatenkreuz zwischen Täter und Opfer zu Ungunsten der letzteren Gruppe sich verschoben hat.Denn der amerikanische Ex-Präsident und Weltlügenchef hat es während seiner Amtszeit fertig gebracht, die christlichen Glaubensgemeinschaften durch politische Einflussnahme wieder hoch zu päppeln, nach dem der rapide Mitgliederschwund auch ihre gesellschaftlichen Wertigkeit vermindert hat.

Der auch in den Medien steigende Stellenwert der christlichen Kirchen hat jedoch eine Kehrseite: Jene Kirchenfürsten werden dadurch völlig zu Unrecht aufgewertete und nehmen sich und ihre kirchliche Position zu wichtig.Eine pluralistische Gesellschaft verträgt aber keine Symbiose von Politik und Kirche, weil die weltlichen Probleme sich nicht mit dem Glauben lösen lassen. Zudem gibt es - wie in der Gesellschaft sowieso - unterschiedliche Glaubensrichtungen, Strömungen und Gegenentwicklungen. Da Glauben - seit vielen Jahrtausenden - reine Auslegungssache ist, lässt sich das akademische Dreigestirn von These - Synthese - Antithese auch hier problemlos anwenden.

Leider, leider, sind die Altherrenriegen, die ergrauten Eminenzen und verstockten Würdenträger Neuerungen - gleich welcher Art - nicht zugänglich.Die den Amtskirchen immanente Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis der Glaubensauslegung ist gerade in einer - auf die Größe eines Speicherchip - zusammen gewachsenen Welt, nicht mit frommen Worten, Entschuldigungen für praktiziertes Unrecht und Leugnung von massiven Gesetzesbrüchen durch ihre diversen Funktionsträger weiter zu vermitteln.
So lange der Oberpfaffe in Rom opiat - ähnlichen Dünnschiss in die Welt verbreitet, er fundamentale Entwicklungen des katholischen Irrglaubens mit sklavischer Penetranz als unumstößlich bewertete und er zulässt, dass sein Popstar - Image Profit trächtig vermarktet wird, obwohl er vorehelichen, außerehelichen und zwischenehelichen Geschlechtsverkehr als Sünde abstraft, der Zölibat-Infragestellung eine konsequente Abfuhr erteilt und die mittelalterlichen Relikte in seiner Glaubensauslegung weiterhin als das non plus ultra ansieht, wird diese Kirche nicht reformierbar sein.

Sie muss sich aber schnellstens auf die Gegebenheiten im 3.Jahrtausend christlicher Zeitrechnung umstellen, um überhaupt einen Hauch von Glaubwürdigkeit zu erlangen. Unglaubwürdigkeit ist sie in den letzten 5 Dekaden unisono geworden, weil die erforderliche Modernität nicht in den Köpfen der Vertreter dieser Glaubensrichtung eingekehrt ist.

Die aktuelle Diskussion um den ungezählten Kindesmissbrauch innerhalb ihrer Häuser, außerhalb der Zölibat und überhalb der Vorstellungskraft der vielen Angehörigen der Opfer, sie wird deshalb nur halbherzig von ihr geführt. Verbrechen, massive Straftaten und eklatante Verstöße gegen die eigens auferlegten Moralkodizes sind nur dann zukünftig zu verhindern, wenn die dafür bekannten Ursachen beseitigt werden. Die Römisch Katholische Kirche ist auf dem besten Wege, dieses erneut zu verhindern. Wer sich so uneinsichtig, so begriffsstutzig und so arrogant in der Öffentlichkeit zeigt, der muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass es hier nicht um Aufklärung, sondern um Vertuschung geht. Das medien wirksame Verhalten der Kirchenoberen nach dem Grundsatz: " kann nicht verstan!" ist eine Frechheit, ein Niederschlag gegen alle Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Kirchenmänner und ein untauglicher Versuch, die dreisten Lügen der Täter im System der Ignoranz in Wahrheit zu wandeln. Einfach nur widerlich, diese Popen-Bande!

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Da kam den alten Krippensetzern eine besoffene Pastorin gerade recht, so ging der mediale Fokus mal kurz zur Seite. Mal abgesehen davon, dass mir mal jemand erklären muss, warum in unserer halbwegs gebildeten und modernen Gesellschaft überhaupt noch der alte Krüppel Kirche nötig ist (ach so, wir werden ja auch von C-Parteien regiert...), glaube ich nicht, dass hier wirklich jemand zur Verantwortung gezogen wird. Dafür ist die Kirche nämlich viel zu eng mit dem Staat verbunden... 2000 Jahre Idiotie...
Oder ist die Gesellschaft gegenüber Missbrauchsfällen schon ein wenig abgestumpft?

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