An Tagen wie diesen - Teil I.


Zweidrittel der Vorrundenspiele zur Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine ( oder auch umgedreht ) sind abgehakt. Die Augen werden allmählich rechteckig. Zwei Spiele je Tag und das seit dem 08.06.2012. Da kommt der gemeine Mann über 18 beinahe zu nichts. Kaum bricht der Morgen an, ist der Mittag vorbei, zählt er schon die Stunden bis 18.00 Uhr, denn dann wird wieder angepfiffen. Zwar beläuft sich die Nettospielzeit je Match nur auf 90 Minuten, zählt der Glotzer jedoch die Nachspielzeiten und das gesamte Brimborium rund um das eigentliche Spiel hinzu, kann er von 17.10 Uhr bis 24.00 Uhr ( einbegriffen die Waldemar " Waldi " Hatmann´sche Ulksendung " Waldi´s Club " ) satte 6 Stunden Fußball konsumieren.
Da bleibt natürlich kein Auge trocken, keine Bierkiste voll und kein Pizza-Bringdienst beschäftigungslos. Eine Besonderheit wird dann noch bei den bisherigen zwei Begegnungen der bundesdeutschen Kicker deutlich: Das seit den 90ern eingängige Public Viewing.
Hierzu strömen Hunderttausende auf die Plätze, um im Kollektiv inbrünstig die Nationalhymne mit zu gröhlen, den orgiastischen Jubelschrei abzugeben, wenn Gomez, Mario, einen der bisherigen drei Treffer erzielt oder still mit zu leiden, sofern der Gegner eine große Chance vorbereitete.

Was sonst noch auf den Plätzen, Straßen und Autobahnen an vierrädrigen Kamikaze-Verschnitten in schwarz - rot -geilem Outfit die dortigen Gegner zum Fürchten bringt, gehört in die Kategorie: " Wie hätten Sie´s denn gern?"
Ob als Mini-Wimpelkette an der Heckscheibe angebracht oder dort flach gelegt, vielleicht sogar quer herüber gezogen, als Standarte in PKW-kompatiblen Größe an den integrierten Dachgepäckträger befestigt oder an die Seitenfenster gepappt, alles ist möglich; vieles ist erlaubt. Auch die Außenspiegel dürfen geschmückt werden. Mit einem farblich der Nationalflagge entsprechenden Überzug. Was sonst an bundesrepublikanischen Fans in dem Stadion zu sehen war, sah allerdings eher bieder aus. Der übliche Aufzug im Dress der DFB-Mannschaft, allenfalls noch mal ein Mützchen oder Hütchen dazu. das war´s. Da zeigten sich die Daheimgebliebenen kreativer. Neben den Schmink-Variationen, gab es auch ausgefallene Kostümierungen. Getreu dem allgemeinen Motto der übrigen Fanmeute: " Auffallen um jeden Preis!"

Was an spielerischen Sehenswürdigkeiten bislang kredenzt wurde, war überwiegend Magerkost.

Das Eröffnungsspiel des Gastgeberlandes Polen gegen die Griechen endete 1:1 und war zeitweise langweilig.

Das zweite Spiel aus der Gruppe A zwischen Russland und Tschechien hatte da wesentlich mehr Pfeffer und fand mit 4:1 für die Sbormaja einen mehr als verdienten Sieger. Die Auswahl zelebrierte exzellenten Kombinations - und Tempofußball, dem die Tschechen nichts entgegen setzen konnten.

In der Begegnung Niederlande gegen Dänemark gab es die erste große Überraschung, denn die Dänen siegten 1:0. Glücklich alle Male, jedoch offenbarten die BRD - Nachharn erhebliche Defizite in Bezug auf Schnelligkeit und Abwehrverhalten. Robben klebte auch hier das Pech am Stiefel.

Dann gab es das 1:0 der Löw - Truppe gegen Portugal. Fazit: Ein langweiliges Spiel mit vielen taktischen Verrenkungen und einem Gomez, der den Siegtreffer markierte. Da dürfte noch Luft nach oben sein.

In der Gruppe C gab es ein sehenswertes 1:1 zwischen dem Welt - und Europameister Spanien und der Mannschaft aus Italien. Die Azzuris liefen sich die Lunge aus dem Leib, um gegen den verwirrenden Kombinationsfußball der Iberer anzukommen. Es gelang ihnen, denn die italienische Abwehr stand wie ein Bollwerk. Das bisher interessanteste Match der EM 2012.

Danach traten die Iren auf den Spielplan. Unser Herz pochte für die Grünen - Weißen von der Grünen Insel. Es half nichts. Die Kroaten zeigten sich spielstärker und technisch versierter. Einzig nach dem Ausgleich zum 1:1 bestand Hoffnung für Duff und Co; danach war zappenduster. (Sprich 1:3 ).
Weltklasseformat hatten jedoch wieder einmal die irischen Fans ( " You never beat the Irish!" ).

Schlag auf Schlag ging es in die zweite Runde: Die Griechen unterlagen den Tschechen dank zweier frühen Tore mit 1:2. Für das Hellas -  Team wird es gegen Rußland heute Abend wohl zu Ende gehen.

Polen und Russland trennten sich unentschieden 1:1. Die Mannschaft des Gastgeberlandes ließ anmerken, dass ihnen die Bürde des Weiterkommen Müssens wie Blei auf den Schultern lag. Ein eher durchschnittliches Spiel, trotz begeisterter Zuschauer, die sich im Anschluss daran wie Hasen ( sofern sie russische Anhänger waren ) von den Schwachköpfen mit Glatze und Springerstiefeln jagen lassen mussten. Es gab Krawalle bis zum Morgengrauen. Wodka wird auch in Polen gern und viel gesoffen!

In der B - Gruppe zeigte sich Portugal nach der unglücklichen Niederlage gegen die DFB-Vertretung wieder gestärkt und gewann das Spiel gegen Dänemark nach einem 2:0 Führung verdient mit 3:2 um. Alle Achtung! Ob es für das Viertelfinale reicht, bliebt indes zweifelhaft.

Dann folgte ab 20.45 Uhr der Klassiker: Niederlande - Deutschland! Tja, der FC Bayern plus einige Ergänzungsspieler zeigten den Grachten wat ´ne Harke ist und ließ die adeligen ( Van Bommel, Van Persie, Van der Vaart usw. ) alt aussehen. Van Bommel war zu langsam, das nutzte die Tormaschine Mario Gomez eiskalt aus. Das 2:1 durch die Niederländer war eigentlich nur Ergebnis-Kosmetik.  Das Viertelfinale damit so gut wie sicher; und Holland fliegt Hoam!

Mit der Begegnung zwischen Italien und Kroatien eröffnete die Gruppe C ihren 2. Spieltag. Die Italiener führten dank eines klasse Tores vom " Greis " Andrea Pirlo mit 1:0; dann kam Mandzukic. Die Azzuris müssen um das Weiterkommen bangen.

Hiernach versuchten sich die Iren mit ihrem Gran Signore " Trapp " Trappatoni und gingen gegen Spanien mit 0:4 unter. Einzig die irischen Fans brachten mehr als nur schwachen Statisten-Fußball zustande; sie sangen, was die Kehlen hergaben. Note 1 Plus für die Irish Dubliners. Auch wenn sie die Iberern nichts entgegen setzen konnten. Das war´s dann schon für "Trapp". Vielleicht ärgert er ja am Montagabend noch seine Landsleute und nimmt sie gleich mit auf die Heimreise?

Am Freitag gab es dann ein Unwetter in Donezk. Es kübelte Wasser vom Himmel. Das Spiel wurde für eine Stunde unterbrochen. Regentropfen schlugen auch dem ZDF-Reporter Bela´Rethy auf´s schüttere Haar und greise Haupt, was ihn nicht davon abhielt die FCB-Spieler Ribery´im französischen Dress und den Ukrainer Timoschtschuk in den Himmel zu hieven. Es nervt wirklich, Rethy! Frankreich gewann 2:0, steht mit 1 1/2 Beinen im Viertelfinale und lässt die Ukraine um den ersehnten Einzug bangen. Zumal:

Die Engländer in einem wahren Kraftakt und mit sehr viel Fortune die schwedische Auswahl nach 1:2 Rückstand noch mit 3:2 nieder ringen konnten. Ein spannendes Spiel, nach dem Regen im Donezk-Becken, dass auf Mehr hoffen lässt.

Fazit: An Tagen wie diesen hat die DFB-Vertretung bisher keine Federn gelassen, steht fast in der nächsten Runde und kann es gegen Dänemark auf ein Unentschieden ankommen lassen. Die beiden Gastgeberländer Polen und Ukraine müssen derweilen noch bangen, haben es aber in der eigenen Hand sich für das Viertelfinale zu qualifizieren. Russland dürfte auch so gut wie weiter sein,ebenso: Spanien und Frankreich. Tschechien könnte ein Remis langen; Griechenland muss indes siegen. Hoffen dürfen noch: Dänemark, Portugal,Italien und England. So gut wie weg vom Fenster sind: die Niederlande; während Irland und Schweden keine Chance mehr haben.

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