Zur Metamorphose des Stanislaw T.
Wenn es nach den Propagandisten aus dem Dunstkreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung geht, dürfte deren Chefin, die CDU-Grande Annette Schavan, die vor einigen Tagen zarte 57 Jahre alt geworden ist, mit ihrem Programm zur Stärkung von so genannten Elite-Universitäten voll ins Schwarze getroffen haben. Für den mehr oder weniger begehrten , wenn auch inoffiziellen Titel, hatten sich einige Hochschulen beworben. Damit schmücken können sich seit diesem Jahr nur:
die HU Berlin,
die Unis Bremen, Köln, Tübingen
und die TU Dresden,
zum anderen die Titelverteidiger
LMU und TU aus München,
die FU Berlin,
die Unis Konstanz und Heidelberg
sowie die RWTH Aachen. benennen .
Erfreulich ist natürlich, dass es auch eine Universität aus den Neuen Bundesändern, nämlich die TU Dresden, geschafft hat. Die Bezeichnung " Eliteuniversität " dürfen die Obengenannten bis zum Jahr 2017 führen und damit auch auf ordentlich Staatsknete sowie Drittmittelförderung hoffen.
Un weil es so schön ist, dass unsere TU Dresden den Sprung in die vermeintlich Champions League der Wissenschaftlichen Hochschulen geschafft hat, ließ sich unser Herr Ministerpräsident persönlich mit dem Rektor der " Eliteuniversität " Dresden abbilden. Grinsend natürlich, der Rektor der TU, Hans Müller - Steinhagen schüttelte dem glücklichen MP Stanislaw Tillich heftigst die Patschepfote und, was macht der?
Er hebt den linken Arm, ballt die linke Hand zur Faust und zeigt den - wohl verduzten - Pressefotografen den Sozialistischen Gruß.
Hossa, Herr Tillich, was war das denn?
Werden da etwa alte Erinnerungen an die Zeit vor 1989 wach, als die CDU als Blockflöten-Partei ihr schwarzes Dasein im roten Einheitsgenwand verbarg? Oder sollte sich der Stanislaw etwa vor lauter Begeisterung in der Symbolik geirrt haben?
Wie dem auch sei, der MP ist schon so eine Art Witzfigur. Fabulierte er nach dem SED-Gruß doch schlankweg: " Emotional ist mir heute so, als wenn VW eben bekannt gegeben hätte, seinen Firmensitz nach Dresden zu verlegen "
So darf sich Meister Tillich aber nicht gehen lassen, wenn er diesen Albtraum einer Großansiedlung von Wolfsburg nach Dresden in die Tat umsetzen möchte.
Nix da mit dem Sozialistischen Gruß, nix da mit der SGD oder dem Versuch die Kulturstadt Dresden am Leben zu erhalten. Dann würde aus der Landeshauptstadt schnell ein Palermo des Südostens, weil die VWler alle Frei -Brach - und Gewerbeflächen okkupieren müssten, um den immensen Raumbedarf decken zu können. Die noch freie Stadt müsste dann im Takt der Volkswagen-Fabriken und VW-Anlagen pulsieren; im Drei-Schicht-System quasi.
Nee, Stanislav, das wünschen wir uns nun wirklich nicht. Grün-Weiße " VW " ler in der " Glücksgas " - Arena, die sofort in VW - Arena umbenannt wird, die Fans der Dynamos hätten sodann allen Grund zu randalieren. Und dann der elende Gestank von den Werken, die Mega-Staus in der Innenstadt, auf den Elbbrücken, in der Neustadt, auf der Autobahn A4, A19, A 13, A 14 - nein, nein, nein. Wir wollen das Alles nicht, Herr Ministerpräsident Tillich.
Also bleibt der Stanislaw mit seiner geballten Freudenfaust, mit seinem Freundesaussage als Visionär zurück. Visionen darf er immer haben, schließlich kam er einst auch aus dem Untergrund der Ost-CDU, wo er sich während der DDR - Jahre versteckt gehalten hat. Er studierte ja einst selbst an der TU Dresden, ging dann über seinen Heimatort Panschwitz-Kuckau in den Rat des Kreises und erhielt alsbald die Funktion eines Stellvertretenden Vorsitzenden des Rates mit den Aufgaben Handel und Versorgung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stanislaw_Tillich
Na, der Stanislaw war denn wohl eher ein kleines Licht, ein CDU-Funktionär wider besseren Wissens wohl, auch wenn er sich über die Blockpartei CDU hat ideologisch schulen lassen. Immerhin ist Tillich gut ausgebildet und gut gerüstet in das Wendejahr 1989 hinein gegangen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Stanislaw_Tillich#Politische_Karriere
Da brachte es ihm gleich einige Pluspunkte bei der CDU ein, dass er danach als Unternehmer sein Glück versuchte. Wer Unternehmer ist, muss CDU sein, zumindest diese unterstützen, durch Spenden eben oder sie einfach nur wählen. Wer dann als Unternehmer auch noch CDU-Parteimitglied ist, muss alsbald nicht mehr viel unternehmen, denn mit etwas Geschick und dem umgestellten Vokabular, gelang es nach der Wende selbst dem dümmsten Trottel über das richtige Parteibuch, das der CDU nämlich, im Osten auch weiterhin Karriere zu machen.
Flugs kreierten die vielen Wendehälse ihre eigenen Beziehungsgeflechte, ihre Seilschaften und Freundeskreise, denn die sollten ja nun alle etwas von der Wirtschaft verstehen.
Tillich stieg die Karriere - Leiter nach oben und wurde der Nachfolger von Milbradt, der wiederum jener des Sonnenkönigs aus dem Goldenen Westen, Kurt der I., Biedenkopf war. So kann der einstige Blockflötist Tillich sich schnell in die Fußstapfen seiner lupenreinen Anti-Kommunisten und Verfechter der Sozialen ( Freien ) Marktwirtschaft hinein begeben, ohne das es auffällt , woher Stanislaw eigentlich kommt.
Jetzt hat er auch noch an einer heutigen " Eliteuni " studiert. Dank der Parteifreundin Schavan, deren Exzellenz - Initiative und die vielen Versuche aus dem Bildungschaos, dem PISA-Niederschlag zu Beginn der Millenniumsjahre sowie der Umsetzung des CDU-Programmpunktes, wonach aus der BRD die Bildungrepublik Deutschland entstehen soll.
Nun, davon sind Schavan, Tillich und Konsorten noch Lichtjahre entfernt.
Trotz der vielen Bemühungen, den föderalen Chaotenhaufen in der Bildungpolitik zumindest zeitweise in einen Stall zu treiben, täuschen solche Aktionen wie die Förderung von Exzellenz-Universitäten nicht darüber hinweg, dass es mit dem einstigen Volk der Dichter und Denker intellektuell permanent bergab geht. Bereits weit vor der Wende führte das Bildungschaos zu einer vollständigen Zersplitterung der Bildungsinhalte; auch auf dem universitären Sektor.
Abschlüsse aus Niedersachsen wurden in Bayern oder Baden-Württemberg nicht anerkannt, weil die dort regierenden Schwarzen meinten, sie seien klüger und schlauer.
Die Augenwischerei mit den zusätzlichen Hochschulabschlüssen wie Bachelor und Master führte zu weiteren, chaotischen Zerfaserungen im Bildungssektor, weil die möglichen Arbeitgeber mit den Abschlüssen zunächst nichts anfangen konnten. Da stellt sich doch die Frage, was es einem Absolventen bringen wird, wenn er an einer " Elite-Universität " einen Abschluss erlangen konnte?
Nichts! Denn solange die Geburt über die berufliche und persönliche Zukunft und den Bildungsweg entscheiden, helfen auch keine " Elite - Universitäten ".
Aber die geballte Faust des MP auf den Bildern sollte zum Nachdenken veranlassen. Will dieser etwa doch eine revolutionäre Umgestaltung des Bildungssystems voran treiben?
Wieder hin zu einer Vereinheitlichung der Lerninhalte, bei der Forschung und Lehre und der ungezählten Abschlüsse?
Ach, ja, die Universität Bremen gehört seit 2012 nun auch zu den " Eliten ". Respekt, Respekt, was aus der von den Altfaschisten und Reaktionären von einst als " Rote Kaderschmiede " verunglimpften Hochschule seit 1971 geworden ist. Da gehöre ich nun im weitesten Sinne auch zu den BRD-Eliten, weil ich einst meinen Abschluss dort gemacht habe, auch wenn die MEW-Theorien mir näher standen als die Ausführungen zum Wirtschafts - und Staatsrecht. Na denn, im sozialistischen Sinne: " Glück auf, ihr Eliten "!
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