Keine Kirchensteuer, kein Segen,keine Gnade.


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Die Evolution hat dem Menschen nicht nur Gutes gebracht. War er einst Jäger und Sammler, ausschließlich des Überlebens willen, so kam daraufhin eine dritte Komponente hinzu: er wurde alsbald Krieger. Sehr viele Jahre später wandte er sich auch noch dem Glauben zu. In dessen Namen er dann Kriege führte, darin plünderte, mordete und stahl. Dieses geschah sehr oft nur im Namen und im Auftrag des Glaubens, dessen sich mittlerweile die Kirchen und Religionen annahmen.

Die Glaubensrichtungen zeigten sich oft, und das entgegen ihrer Lehrinhalte, als absolut menschenfeindlich. Sie ließen jene Dinge, die sie der Schöpfung zuordneten, wieder zerstören. Um Krieg zu führen, bedurfte es aber eines gewissen Reichtums. Diesen erlangten die Kirchen, indem sie ihre Anhänger zur Kasse baten. Aber nicht nur die, sondern auch jene Menschen, die sie unterdrückten. Nach der Trennung von Staat und Kirche, wie sie in vielen Ländern der Welt üblich ist, verlor diese an Einfluss und Macht. Der Glaube wurde dadurch aber nur bedingt in Frage gestellt.

Der moderne Mensch ist  immer noch gläubig. Er glaubt an Gott. Dabei ist es egal, welchen Namen der Gläubige diesem gibt. In den christlichen Ländern muss der Gläubige dafür in seine Tasche greifen, wenn er dem Verein angehören möchte. So auch in der Bundesrepublik. Wer einer Kirche angehört, der hat dafür in der Regel Kirchensteuern zu entrichten. So ist denn die Kirche - juristisch bewertet - nichts anderes als ein schnöder Verein, aus dem ein Mitglied auch wieder austreten darf, wenn es ihm dort nicht mehr gefällt.
Damit ist eben alles nur eine reine Glaubensfrage.

Seit einigen Jahrzehnten aber nehmen die Kirchenaustritte rapide zu. Nicht aus dem Grund, dass die Vertreter der hiesigen Amtskirchen sich inzwischen noch weiterer Verfehlungen als jene, deren sie vor vielen, vielen Jahrhunderten überführt worden sind, haben zu schulden kommen lassen. Nein, auch die Päderisten in ihren Reihen sind hierfür nicht der wahre Grund für die exorbitante Zunahme an Kirchenaustritten zu registrieren. Es ist - was in der heutigen Zeit nicht weiter verwunderlich sein dürfte - der schnöde Mammon, der die sonst treuen Schafe aus der Obhut der ungezählten Hirten Gottes heraus drängen lässt.

Der wahrhaftige Anlass für die Abkehr aus den Häusern des Herrn liegt in dem Obolus, den jedes Mitglied zu zahlen hat, dass gleichzeitig an den Papa Staat Einkommensteuer entrichtet. Weil jene Zahlungen ab der Einkommensteuergrenze sofort vom Fiskus mit dieser eingezogen wird, entsteht das flaue Gefühl bei dem Steuerpflichtigen, dass er mit jedem mehr verdienten Euro auch mehr an die Kirche zu zahlen hat. Dieses Gefühl trügt ihn denn auch tatsächlich nicht, Von der Höhe der Einkommensteuer werden - je nach Bundesland - zwischen 8 - 9 % abgezogen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchensteuer_(Deutschland)#Rechtsgrundlagen_f.C3.BCr_die_Erhebung_von_Steuern_der_Religions-_und_Weltanschauungsgemeinschaften

Das sahen denn viele Mitglieder der Kirchen nicht mehr ein und erklärten ihren Austritt. Ähnlich wie in anderen Vereinen auch, erlöschen mit dem wirksamen Kirchenaustritt sämtliche Rechte und Pflichten des einstigen Mitglieds einer Glaubensgemeinschaft.

Nun hatte das Bundesverwaltungsgericht am 26. September 2012 über die Revision eines einstigen Mitglieds der Katholischen Kirchen zu entscheiden, das zwar keine Kirchensteuer mehr entrichten wollte, aber sich dennoch des katholischen Glaubens uneingeschränkt bekennen wollte. Der6. Senat des BVerwG in Leipzig verwarf das Begehren des Ex-Katholiken  mit der Begründung, dass ein ein reiner Austritt aus der Kirchensteuer, aber nicht aus der katholischen Kirche als Glaubensgemeinschaft  in Deutschland nicht möglich ist. Wer seinen Austritt aus der katholischen Kirche als „Körperschaft öffentlichen Rechts“ erklärt und keine Steuern mehr zahlt, kann kein Kirchenmitglied mehr sein.

Der Staat sei verpflichtet, Kirchensteuern von Kirchenmitgliedern einzutreiben, so urteilte der 6. Senat des Bundesverwaltungsgerichts. Wer freiwillig seinen Austritt erkläre, sei aus Sicht des Staates kein Kirchenmitglied mehr - ganz gleich, welche Motive ihn antreiben.

Ferner hielt das BVerwG fest, dass es Sache der Religionsgemeinschaft sei, wie diese mit ihren Abtrünnigen umgehe. Der Staat habe hierbei keinerlei Einflussmöglichkeiten.  Die Bischofskonferenz hatte eine Woche zuvor klargestellt, dass sie einen Teil-Austritt nicht akzeptiert. Die Nichtzahlung der Kirchensteuer sei eine Sünde, die unweigerlich zum vollständigen Ausschluss des Mitglieds aus der Kirchengemeinschaft führen müsse. Die Bischöfe hatten mit Blick auf  den Rechtsstreit inzwischen ein päpstliches Dekret erwirkt, wonach Katholiken in Deutschland ihre Rechte auf Sakramente verlieren, wenn sie aus Gründen der Steuerersparnis aus der Kirche austreten. Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ hatte das Dekret, das die Mitgliedschaft in der Kirche ausdrücklich von Steuerzahlungen abhängig macht, als „Pay and Pray“ (zahle und bete) kritisiert. Immerhin sind im vergangenen Jahr von den  in Deutschland lebenden, rund 34,5 Millionen Katholiken, knapp 126.500 aus der Kirche ausgetreten; dem standen rund 10.400 Neueintritte oder Wiederaufnahmen gegenüber.

Das Glauben in den heutigen Zeiten eher Privatsache sein dürfte, lässt sich alle Male als richtig, weil grundrechtlich kodifiziert, erkennen. Dass allerdings der Fiskus den Geldeintreiber der Kirchen mimen muss, kann nun wirklich nicht nachvollzogen werden. Entweder es gibt die vollständige Trennung zwischen Staat und Kirche oder - wie in anderen Ländern üblich - es gibt sie nicht.
Ein bisschen Kirchenstaat ist somit inkonsequent.
War es einst der Aufruf der Glaubensvertreter an das gemeine und unterjochte Volk, dem verordnet wurde: " ora et labora ", so dürfte es heute denn eher heißen: " pecunia non olet ". Diese Handlungsmaxime habend sich viele kirchlichen Würdenträger längst zu eigen gemacht. Um den Reichtum der Katholischen Kirche weiter zu mehren, dürfen deshalb Abtrünnige, wie jener angebliche " Kirchensteuer-Rebell " keine Gnade finden. Wer nicht zahlt erhält keinen Segen mehr von den Kirchenmännern zugesprochen. Da kennt der Pope in Rom kein Pardon.

Wie hiess es so schön bei Tetzel, dem Gegener Luthers?

 "Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt."






Kommentare

til_o. hat gesagt…
Wie sich Mechanismen doch gleichen, auch wenn sie augenscheinlich auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Heute glaubt mancher Katholik an Gott aber nicht mehr an die Kirche und früher der Marxist zwar an den Sozialismus aber nicht mehr an die Partei und Staatsführung. Beide wurden als Abtrünnige geächtet, obwohl sie das gar nicht sind. Der einzige Unterschied besteht im Moment darin, daß der Genosse Recht behalten hat aber er, genau wie sein katholischer Pendant, auch nicht weiß, wie es weitergehen soll.

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