Der 1. Mai...., ich war dabei.
Es tröpfelt der Regen auf den doch recht ausgetrockneten Boden des sächsischen Freistaats. Mai - Regen! Der April 2014 ist Geschichte. Er verabschiedete sich warm und trocken - viel zu trocken? Die von der Medienmeute befragten Bauern jammern, so wie all die Jahre zuvor auch, wenn der Winter zu mild, zu kalt, zu naß, der Frühling zu trocken ist. Einzig die vielen Hundert Spargelbauern, die vielenTausend polnischen Landarbeiter dürfen sich freuen, denn die Ernte wird im Jahr 2014 exzellent ausfallen, der Verdienst wohl auch und trockene Kleidung und Unterkünfte sind bislang die Regel.
Da wird auch am 1. Mai, dem Tag der Arbeit, Spargel gestochen, zum Versand vorbereitet und zum Verkauf angeboten. Landauf, landab, bundesweit. Money Talks - Business Sells?
Der 1. Mai, der Tag der Arbeit. Er war oft kühl und naß, warm und regnerisch, aber auch heiß. 26 bis 28 Grad kamen da in den 1979er, 1980er und 1990er Jahren manchmal auch vor.
Der 1. Mai ist dieses Jahr regnerisch. Aber das wird eine überschaubare Zahl von Menschen, die an den Kundgebungen des DGB teilnehmen, nicht hindern, für die Arbeitnehmerrechte zu demonstrieren.
Brauchen wir denn eigentlich noch diese Demos? Die Arbeitnehmer haben doch in diesem, unserem Lande schon alles an erdenklichen Rechten zugebilligt bekommen. Wozu dann noch demonstrieren? Einst waren die Kundgebungen von vielen Zehntausend Teilnehmern besucht. In der ehemaligen DDR war die Teilnahme an der Propagandaveranstaltung 1. Mai sogar Pflicht. Dieses wurde kontrolliert und überwacht, so, es der Große Bruder mit uns heute täglich macht.
Die Blauhemden - Aufmärsche mit den lächerlichen Winkelementen habe ich mir einst im DDR - Fernsehen angesehen und mich zum größten Teil über die militärische Szenerie dieser Lobhudelei - Posse amüsiert. Aber auch die in Westdeutschland veranstalteten Mai - Kundgebungen wurden von Marschmusik und Kasernenton - Ansprachen untermalt und hörten sich auch so an, wenn der Rundfunk oder dann das Fernsehen sie übertrugen.
Bis in die Mitte der 1980er Jahre war das für die Zentrale Maikundgebung in Bremen auch der Fall. Auf der Bürgerweide versammelten sich dazu einige Tausend Menschen und hörten den kämpferischen Reden irgendwelcher DGB - Fürsten zu. Der Deutsche Gewerkschaftsbund mit seinem Hauptsitz in Frankfurt am Main, war einst eine Macht. Er besaß bis Ende der 1970er Jahre 17 Einzelgewerkschaften mit beinahe 8 Millionen Mitgliedern. Die Zahl stieg nah der Wende auf nahezu 12 Millionen an und halbierte sich mittlerweile.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Gewerkschaftsbund
Ohne die Gewerkschaften, den DGB, ging in diesem, jenem Lande, von damals nahezu nichts.
Inzwischen ist der Einfluss der Gewerkschaften rapide zurück gegangen. Sie spielen nicht mehr jene Rolle, die sie einst als Bindeglied zwischen Kapital, Arbeit und Staatsapparat einnahmen.
Das liegt zum Teil an den Veränderungen in der Arbeitswelt, den Arbeitsumfeldern und der Globalisierung.
Die niederen, die weniger qualifizierten Tätigkeiten sind abgewandert und nach Asien ausgegliedert worden. Ganze Berufsgruppen verschwanden aus dem Gefüge.Damit ist die Ausbeutung nur verlagert worden, jedoch nicht abgeschafft. Wer die verbrecherischen Arbeitsbedingungen von Näherinnen in Bangladesch, Kambodscha oder in China sich vor Augen führt, wird erkennen müssen, dass es solche Arbeitsplätze vor mehr als 100 Jahren auch in Deutschland, England oder irgendwo in Europa gab.
Ohne den Einfluss der Arbeitnehmervertretungen wären die dann erfolgten Verbesserungen kaum möglich geworden. Oder zumindest nicht in relativ kurzer Zeit zu verzeichnen gewesen.
Nun, Asien oder Südost - Asien ist weit weg, aber dennoch tragen wir die Arbeitsbedingungen fast täglich an unserem Körper oder erleichtern unser Wohlstandsleben über sie, in dem wir billige Klamotten, günstige Elektronikartikel oder vielleicht hochpreisige Marken - und Modeartikel kaufen, tragen und nutzen.
Und während die Arbeitnehmerrechte in diesem armen Ländern mit Füßen getreten, mit Polizeiknüppeln nieder gehalten und mit staatlicher Gewalt unterdrückt werden, feiern wir den 1. Mai immer noch als Tag der Arbeit. Wie lange noch?
Wer ist bei uns denn eigentlich noch der klassische Arbeiter, der Arbeitnehmer?
Heute nenne sich doch viele - bewusst und mit Angeberattitüde - Manager. Wer arbeitet dann noch, wenn es nur noch Manager gibt?
Daneben wird nur noch gecoacht, die Freizeit über Eventmanager und ihren Ideen, diese dann kostspielig totzuschlagen, verbracht oder frau und man darf sich hoch trabend Geschäftsführer nennen, auch wenn sie/ er lediglich eine Ein - Frau/Mann - GmbH leitet.
Also, wer arbeitet in diesem, unserem Lande, diesem, unserem Staate, dieser, unserer Gesellschaft da noch?
Noch viele Millionen. Aber unter anderen Bedingungen. Zeitlich befristet, Teilzeit, zeitweise auch.
Die Arbeitsbedingungen haben sich längst wieder erheblich verschlechtert. Eine unterbrochene Erwerbsbiografie ist längst die Regel, denn die oft zitierte Ausnahme. Ausbeuterische Arbeitsmethoden und Lohnsklaverei in Form von so genannten Werkvertragsarbeitnehmern oder Zeitarbeitstätigkeiten sind auf den Vormarsch. Zeitarbeitsfirmen oder private Arbeitsvermittler ebenfalls.
Es möchte jedoch kaum einer zur Kenntnis nehmen, dass es permanent um den Abbau von sozialen Errungenschaften und Arbeitnehmerrechten geht, wenn die Gewerkschaften zum 1. mai zu einer Kundgebung aufrufen.
Stell dir vor, es ist 1. Mai und keiner geht hin!
Routinemäßig hämmern die Nachrichten jene Meldungen über die DGB - Kundgebungen, die Teilnehmer und die Anzahl der Redner sowie deren Namen auf den Rezipienten ein. Die Themen hier werden indes zur Nebensache. Die Institution DGB feiert den 1. Mai, so wie der Besucher eines Hexenfeuers im Harz die Walpurgisnacht.
Damals hatte die 1. Mai - Kundgebungen noch einen politischen Charakter. Der ist inzwischen längst abhanden gekommen, obwohl sich das oft zitierte Spannungsverhältnis zwischen Kapital und Arbeit nie gelöst hat.
Na, denn: Schönen Restfeiertag noch. Ich höre und sehe Musik, bei 3Sat. Die BeeGees sind da nicht mehr zu bewundern, denn 2 von ihnen liegen längst unter der Erde und eine Reunion gibt es auch schon deshalb nicht mehr:
" First of May " aus dem Sensations - Doppelalbum " Odessa " aus dem Jahr 1969:
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