Krupsky gegen den Rest der Finanzwelt.

                                                                        (c) David Shankborne-WIKIPEDIA
Der Bundesgerichtshof - bei uns Juristen nur kurz und bündig BGH benannt - ist die höchste Instanz der ordentlichen Gerichtsbarkeit. Zwar gibt es in der bundesdeutschen Justizverwaltung keine unordentliche, aber der höchste Spruchkörper in sonstigen Streitsachen nennt sich dann eben anders. Der BGH also hat gestern über die Zivilklagen von zwei Kunden der Hamburger Sparkasse im Revisionsverfahren zu entscheiden gehabt.

Als vor 3 Jahren die einstigen Spekulationsexperten der Lehman Brothers Bank aufgrund der weltweiten und von den Banken verursachten Finanzkrise krachend zusammenbrachen, verloren - quasi über Nacht - einige zehntausend Anleger ihre Einlagen. Das über ein hoch kompliziertes und gewollt undurchsichtiges Geflecht von Beteiligungen wurde binnen eines kurzen Zeitraums in der Luft zerfetzt. Die Spekulationsblase zerplatzte mit einem lauten flavus.

Was blieb waren frustrierte Geprellte, arbeitslose Banker und die politische Erkenntnis, dass auf dem Erdball auch wirklich Alles - bis auf die Bockwurst - ein Ende hat. Eine gigantische Unterstützungsaktion der kapitalistischen Staaten von Amerika, jener der EU und auch sonstiger auf Profit bauender Nationalökonomien wurde initiiert. Das Zauberwort hieß hier "Rettungsschirm". Damit sollen die als wirtschaftlich bedeutsam geltenden Geldinstitute vor einer Folgepleite bewahrt werden.
Dieses gelang zum größten Teil bei den gekenterten Flaggschiffen in der BRD. Auch die USA gewährten mittels gigantischer Summen dem Bankensektor staatliche Finazhilfen.

Die Lehman Brothers Inc. in New York, neben Bears Steans, Fanny Mae und  Freddie Mac gehörten nicht dazu. Sie gingen krachend in die Insolvenz.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lehman_Brothers

Als dieses im September 2008 zu den hektischen Reaktionen an den Weltbörsen führte, sämtliche Notierungen von Aktienwerte in den Keller rauschten, schien sich förmlich die Frage aufzudrängen: " Wie konnte dieses nur passieren?"

Nur 1 Jahr danach konnte jeder Betroffene eben jene Frage selbst beantworten: " Durch Betrügereien und Gier!"

Was dann folgte waren ungezählte Prozesse von angeblich geprellten Anlegern gegen die Initiatoren dieser exorbitanten Geldvernichtungsmaschinerie. So auch in Deutschland. Auch hier formierten sich ganze Heerscharen an brotlosen Rechtsinterpretationskünstlern, um dem vermeintlich verarschten Bankkunden das durch Beschiß verlorene Geld zurückzuholen. Manche Verfahren verliefen bereits in der ersten Instanz im Sande, weil den Klägern das Geld und die Puste ausgingen. Einige durften zumindest einen Teilbetrag - ohne Präjudiz und aus Kulanzgründen versteht sich - erstattet bekommen haben, weil sich die Bank nicht mit einem "guten" Kunden anlegen wollte, wenn dieser mit Geldabzug und Geschäftseinstellung drohte. Ein weiterer Grund für einen außergerichtlichen Vergleich lag wohl darin, dass es sich um "Schwarzgeld" handelte. Womit beide Seiten einen trifftigen Grund sahen, sich schiedlich friedlich im stillen Hinterzimmer der Filiale zu einigen.

Dennoch verblieb eine erklecklich Anzahl an Streitwütigen, die der einstigen Hausbank die Zähne zeigen wollen. Hierzu gehören auch die Eheleute Krupsky und Kuchs-Krupsky aus Hamburg. Sie hatten durch die HASPA ( Hamburger Sparkasse) vor der Lehman-Pleite ein Anlageangebot erhalten, dass der dortige Berater ihnen im Rahmen einer Rentenfondseinlage von 10.000,-- € schmackhaft machte. Als Lehman krachen ging, war dieses Geld futsch, die HASPA um die erhobenen Gebühren, Spesen und sonstigen Gedöns für ihre Falschberatung allerdings reicher.

Dererlei Ungemach mochten Bernd Krupsky und brigitte Kuchs-Krupsky nicht hinnehmen und klagten über eine Rechtsanwaltskanzlei vor dem Landgericht Hamburg. Das entschied 2009 zunächst zugunsten der Eheleute und verurteilte die HASPA zur Zahlung von Schadenersatz wegen eben einer Falschberatung.

Unter den weiteren Geprellten, deren Bevöllmächtigten und sonstiegn Kämpfern brach am 23.06.2009 ob jenes Urteils aus Hamburg ein Jubelsturm los.




http://lehmanschaden.19.forumer.com/a/urteil-in-hh-fall-krupsky-gegen-haspa-gewonnen_post2103.html

Der verebbte alsbald, denn die HASPA legte gegen das LG-Urteil - wie auch nicht anders zu erwarten - Berufung ein.
Das Hanseatische Oberlandesgericht in Hamburg entschied daraufhin zugunsten der HASPA und ließ - wegen der Bedeutung der Rechtssache - die Revision beim BGH zu.

Seitdem ist viel Wasser die Elbe und Alster herunter geflossen. Um so gespannter waren die Anwesenden am gestrigen Tag, als nämlich der so genannte Bankensenat des BGH in Karlsruhe zur mündlichen Verhandlung über die von Frau Kuchs-Krupsky nunmehr allein geführte ( ihr Mann war inzwischen verstorben ) Revision lud. Viele der Beobachter und der Fachleute sahen in der BGH-Entscheidung einen Fingerzeig zu künftigen Verfahren.
Was dann kam, liest sich heute so:

" Der BGH hatte gestern die Schadenersatzklagen von zwei Kunden der Hamburger Sparkasse zurückgewiesen. Sie hatten mit Lehman-Papieren jeweils 10 000 Euro verloren. Die Sparkasse habe beim Verkauf der Papiere ihre Beratungspflichten nicht verletzt (Az.: XI ZR 178/10 und XI ZR 182/10)."

- Zitatende aus Hamburger Abendblatt vom 28.09.2011 -

http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article2041603/Richter-geben-Haspa-auf-ganzer-Linie-recht.html

Die Enttäuschung war vielen Anwesenden förmlich in das Gesicht gemeiselt. Auch wenn der Vorsitzende des XI. Senats betonte, dass diese Entscheidung eben nicht richtungsweisend für andere - ebenfalls noch beim BGH rechtshängige - Fälle zu sehen wäre, verbleibt ein bittere Beigeschmack. Denn der HASPA ist attestiert worden, dass ihr Mitarbeiter, der sich als Berater aufgeschwungen hat, nicht mit offenen Karten gespielt hat, aber dennoch darin kein Bankenverschulden in Form einer Falschberatung zu sehen ist.
Sei's drum. Die Schlacht geht weiter. In den kommenden Monaten und Jahren werden weitere BGH-Entscheidungen folgen, die sogar zugunsten der geprellten Kunden ausgehen könnten.

Ob sich damit das unredliche Geschäftsgebaren der Finanzwelt ändern wird, muss indes bezweifelt werden. Zu hoch ist der Druck, der täglich auf die Bankenmitarbeiter ausgeübt wird, deren Leitlinie der Verkauf von sinnigen aber überwiegend unsinnigen Produkten ist. Zu groß ist die Verlockung der Exponenten der geldgeilen Gesellschaft, ihrer latent vorhandenen Gier durch Kauf eben dieser diffusen und schwachsinnigen Angebote freien Lauf geben zu können.
Was am Ende verbleibt, sind trotz oder gerade wegen dieser Abläufe und der anschließenden Prozesse nur Verlierer.

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