Kritische Herzen.
(c) Wilhelm Busch-WIKIPEDIA
Nun blogge ich hier seit beinahe 5 Jahren. Am 5. Dezember 2006 habe ich meinen ersten Post eingestellt. Nicht jeder Erguss, der sich in diesem Blog wieder findet, ist - für mich - im Nachhinein betrachtet, als gelungen zu qualifizieren. Einige Posts würde ich deshalb so nicht mehr schreiben. Aber: Der Mensch ist eine lernfähige Einheit und selbst im subalternden Lebensbereich hört das Lernen nie auf. Im Gegenteil: Das Leben ist ein einziger Lernprozess. Beginnend mit der Geburt, sich fort setzend mit der Verrentung und endend mit dem Tod. Und dann kann jeder Einzelne noch irgendetwas von sich an die Folgegeneration weiter geben. Ob es nun die eigenen Gene sind, ein Quantum Intelligenz oder eine "dicke" Erbschaft. Ganz egal, wer Kindern von sich aus etwas vermittelt, hat eine gute Chance, dass davon auch etwas zurück bleibt.
Immerhin durchlaufen die Nachkommen in ähnlicher Weise den identischen Entwicklungsprozess vom Säugling über das Kind zum Erwachsenen. In dieser langen Zeitspanne ( es sind, statistisch betrachtet bei Frau fast 85, bei Männern 79 Jahre ) kann ein Mensch sehr viel erleben. Viele positive Erlebnisse bleiben vielleicht haften, ebenso viele negative Dinge könnten als Beispiele herhalten, wie es nicht sein sollte.Für die gleichfalls ungezählten Begegnungen mit anderen Menschen gilt diese Erkenntnis auch. Von den - oft längst vergessenen Namen - verbleibt so manche Erinnerung, die mich auch viele, viele Jahre danach zum Schmunzeln bringt. Bei anderen Erlebnissen würde ich mich heute anders verhalten. Dem Gegenüber einfach die Kalte Schulter zeigen, ihn/sie mit halb offenem Mund stehen lassen oder gepflegt in den Allerwertesten treten.
Tja, da sich das eigene, das menschliche (Fehl)Verhalten immer noch zum Maßstab der Charaktereinschätzung eignet, möchte ich nicht verhehlen, dass ich mir bereits vor vielen Jahren gewünscht hätte, ich würde die Chance, einige Dinge im Leben zwei Mal angehen zu dürfen, posthum erhalten. Nun lässt sich das Rad der Geschichte nicht zurück drehen; gleichwohl sich diese dann doch wiederholt. Letztendlich schließt sich mein Gedankenkreis damit, denn: Der Mensch ist lernfähig!
So erkannte es auch der geniale Heimatpoet Wilhelm Busch, indem er dichtete:
Kritik des Herzens
Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab' ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.
Mit den Worten des großen Wilhelm Busch könnte ich dann auch folgende Mail beantworten, die ich erst gestern Abend eingelesen habe:
"emailto:vordenker@yesssmail.at" title="mailto:vordenker@yesssmail.at">vordenker@yesssmail.at
Kritische Betrachtung
Werter Lobster53,
Ich habe gerade mit großem Interesse Ihre, sagen wir mal Selbstcharakterisierung, gelesen. Hierbei kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ihrem Schreiben eine gewisse Überheblichkeit zu Grunde liegt. Dies kann ich jetzt leider nicht im Detail begründen, zumal ich weder über eine Schulbildung verfüge, die als gleichwertig mit der Ihrigen bezeichnet werden kann, noch gestattet mir mein beruflicher Werdegang (nicht leitender Angestellter im Transportgewerbe) eine Weltsicht, die – zumindest Ihrer Meinung nach - als der Realität entsprechend angesehen werden darf, weil ich ja meine Informationen überwiegend aus leicht zugänglichen Medien (bekannt auch als Boulevardpresse) beziehe. Ich möchte jedoch zu bedenken geben, dass es eventuell mehr als nur eine Realität geben könnte. Des Weiteren schreiben Sie, dass Sie u.a. einfältige Flachdenker, rechtsradikale Vereinfacher und nationalkonservative Besitzstandswahrer verabscheuen. Alles Begriffe, mit denen die meisten MitbürgerInnen, welche nicht über Ihr Bildungsniveau verfügen, wenig bis gar nichts anfangen können. Es steht jedoch gewiss in Ihrer Macht, dies zu ändern und die vorhin genannten Begriffe einem breit gefächerten Publikum in einer leicht verständlichen Weise näher zu bringen und so möglicherweise dafür zu sorgen, dass gerade solche Menschen, welche Sie offenbar so sehr verabscheuen, zum Nachdenken angeregt werden. Somit wäre jeder einzelne einfältige Flachdenker, rechtsradikale Vereinfacher bzw. nationalkonservative Besitzstandswahrer weniger in gewisser Weise auch Ihr Verdienst. Ich habe mein Schreiben bewusst anonym abgefasst, da ich - nicht zuletzt auf Grund meines eher bescheidenen juristischen Grundwissens- nicht sicher sein kann, ob der Inhalt meines Schreibens an Sie nicht eventuell einen strafbaren Tatbestand darstellen könnte, und ich kann und will meine wirtschaftliche Existenz dadurch nicht gefährden.
Ich bin mir sehr wohl dessen bewusst, dass mein Schreibe wohl unbeantwortet bleiben wird, aber es war mir eben ein Bedürfnis, Ihnen gegenüber meine Meinung kundzutun und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
G. H."
- Zitatende -
Die Welt ist doch so klein. Hätte ich vor mehr als 35 Jahren, als ich mit dem Studium der BWL im herbstlichen Wilhelmshaven begann, einem meiner damaligen Leidensgefährten diesen Post erzählt, er hätte mich nach Wehen bei Oldenburg in die dort berühmt, berüchtigte Geschlossene einliefern lassen. So aber. durfte ich mit Mühe, Fließ und auch Glück bis zum Dezember 1986, also genau vor einem Vierteljahrhundert, meine Ausbildung - immer auf Kosten der Steuerzahler - abschließen.
In der Tat habe ich überlegt, ob ich dem "Anonymus" antworten sollte. Als fairer Blogger sind mir dann die folgenden Zeilen eingefallen:
Hallo nach Wien,
So lässt sich die Selbstkritik durch Kritik jederzeit erweitern. Kritisch durch jene Zeit zu gehen, heißt heute mehr denn je: unangepasst sein. Wer sich nicht anpasst, der kann allerdings anecken. Wer aneckt, kommt meistens nicht voran. Da kann das kritische, das gesellschaftskritische Herz so manches Mal schnell höher schlagen. Gefährlich wird es nur, wenn der Infarkt droht. Und den sollte jeder Kritiker tunlichst vermeiden.
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Nun blogge ich hier seit beinahe 5 Jahren. Am 5. Dezember 2006 habe ich meinen ersten Post eingestellt. Nicht jeder Erguss, der sich in diesem Blog wieder findet, ist - für mich - im Nachhinein betrachtet, als gelungen zu qualifizieren. Einige Posts würde ich deshalb so nicht mehr schreiben. Aber: Der Mensch ist eine lernfähige Einheit und selbst im subalternden Lebensbereich hört das Lernen nie auf. Im Gegenteil: Das Leben ist ein einziger Lernprozess. Beginnend mit der Geburt, sich fort setzend mit der Verrentung und endend mit dem Tod. Und dann kann jeder Einzelne noch irgendetwas von sich an die Folgegeneration weiter geben. Ob es nun die eigenen Gene sind, ein Quantum Intelligenz oder eine "dicke" Erbschaft. Ganz egal, wer Kindern von sich aus etwas vermittelt, hat eine gute Chance, dass davon auch etwas zurück bleibt.
Immerhin durchlaufen die Nachkommen in ähnlicher Weise den identischen Entwicklungsprozess vom Säugling über das Kind zum Erwachsenen. In dieser langen Zeitspanne ( es sind, statistisch betrachtet bei Frau fast 85, bei Männern 79 Jahre ) kann ein Mensch sehr viel erleben. Viele positive Erlebnisse bleiben vielleicht haften, ebenso viele negative Dinge könnten als Beispiele herhalten, wie es nicht sein sollte.Für die gleichfalls ungezählten Begegnungen mit anderen Menschen gilt diese Erkenntnis auch. Von den - oft längst vergessenen Namen - verbleibt so manche Erinnerung, die mich auch viele, viele Jahre danach zum Schmunzeln bringt. Bei anderen Erlebnissen würde ich mich heute anders verhalten. Dem Gegenüber einfach die Kalte Schulter zeigen, ihn/sie mit halb offenem Mund stehen lassen oder gepflegt in den Allerwertesten treten.
Tja, da sich das eigene, das menschliche (Fehl)Verhalten immer noch zum Maßstab der Charaktereinschätzung eignet, möchte ich nicht verhehlen, dass ich mir bereits vor vielen Jahren gewünscht hätte, ich würde die Chance, einige Dinge im Leben zwei Mal angehen zu dürfen, posthum erhalten. Nun lässt sich das Rad der Geschichte nicht zurück drehen; gleichwohl sich diese dann doch wiederholt. Letztendlich schließt sich mein Gedankenkreis damit, denn: Der Mensch ist lernfähig!
So erkannte es auch der geniale Heimatpoet Wilhelm Busch, indem er dichtete:
Kritik des Herzens
Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab' ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.
Mit den Worten des großen Wilhelm Busch könnte ich dann auch folgende Mail beantworten, die ich erst gestern Abend eingelesen habe:
"emailto:vordenker@yesssmail.at" title="mailto:vordenker@yesssmail.at">vordenker@yesssmail.at
Kritische Betrachtung
Werter Lobster53,
Ich habe gerade mit großem Interesse Ihre, sagen wir mal Selbstcharakterisierung, gelesen. Hierbei kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ihrem Schreiben eine gewisse Überheblichkeit zu Grunde liegt. Dies kann ich jetzt leider nicht im Detail begründen, zumal ich weder über eine Schulbildung verfüge, die als gleichwertig mit der Ihrigen bezeichnet werden kann, noch gestattet mir mein beruflicher Werdegang (nicht leitender Angestellter im Transportgewerbe) eine Weltsicht, die – zumindest Ihrer Meinung nach - als der Realität entsprechend angesehen werden darf, weil ich ja meine Informationen überwiegend aus leicht zugänglichen Medien (bekannt auch als Boulevardpresse) beziehe. Ich möchte jedoch zu bedenken geben, dass es eventuell mehr als nur eine Realität geben könnte. Des Weiteren schreiben Sie, dass Sie u.a. einfältige Flachdenker, rechtsradikale Vereinfacher und nationalkonservative Besitzstandswahrer verabscheuen. Alles Begriffe, mit denen die meisten MitbürgerInnen, welche nicht über Ihr Bildungsniveau verfügen, wenig bis gar nichts anfangen können. Es steht jedoch gewiss in Ihrer Macht, dies zu ändern und die vorhin genannten Begriffe einem breit gefächerten Publikum in einer leicht verständlichen Weise näher zu bringen und so möglicherweise dafür zu sorgen, dass gerade solche Menschen, welche Sie offenbar so sehr verabscheuen, zum Nachdenken angeregt werden. Somit wäre jeder einzelne einfältige Flachdenker, rechtsradikale Vereinfacher bzw. nationalkonservative Besitzstandswahrer weniger in gewisser Weise auch Ihr Verdienst. Ich habe mein Schreiben bewusst anonym abgefasst, da ich - nicht zuletzt auf Grund meines eher bescheidenen juristischen Grundwissens- nicht sicher sein kann, ob der Inhalt meines Schreibens an Sie nicht eventuell einen strafbaren Tatbestand darstellen könnte, und ich kann und will meine wirtschaftliche Existenz dadurch nicht gefährden.
Ich bin mir sehr wohl dessen bewusst, dass mein Schreibe wohl unbeantwortet bleiben wird, aber es war mir eben ein Bedürfnis, Ihnen gegenüber meine Meinung kundzutun und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
G. H."
- Zitatende -
Die Welt ist doch so klein. Hätte ich vor mehr als 35 Jahren, als ich mit dem Studium der BWL im herbstlichen Wilhelmshaven begann, einem meiner damaligen Leidensgefährten diesen Post erzählt, er hätte mich nach Wehen bei Oldenburg in die dort berühmt, berüchtigte Geschlossene einliefern lassen. So aber. durfte ich mit Mühe, Fließ und auch Glück bis zum Dezember 1986, also genau vor einem Vierteljahrhundert, meine Ausbildung - immer auf Kosten der Steuerzahler - abschließen.
In der Tat habe ich überlegt, ob ich dem "Anonymus" antworten sollte. Als fairer Blogger sind mir dann die folgenden Zeilen eingefallen:
Hallo nach Wien,
entgegen Ihrer geäußerten Befürchtung, dass ich mich auf Ihre kritischen Anmerkungen zu meiner Personenbeschreibung in meinen Blog " Jahrgang 1953 " nicht einlassen werden, möchte ich Ihnen gerade deshalb einige Zeilen schreiben.
Zunächst einmal bin ich ein Anhänger der österreichischen Lebensphilosophie, die sich aus einer Melange von Selbstkritik und Kaffeehaus-Gesprächen in dem dann berühmten Wiener Schmäh ergießt. Die Preußen können das nicht und die Bauern aus Bayern schon gar nicht. Nun, ich bin deshalb ein glühender Fan des leider vor einigen Tagen verstroben Georg Kresiler, des einstigen BK Bruno Kreisky und der steirischen Landschaft rund um den Kreischberg/ Murau.
Über unsere Nachbarn habe ich deshalb bereits einige Posts eingestellt. Nur, ein fundierter Kenner der Alpenrepublik bin ich deshalb schon lange nicht.
So werde ich mir auch nicht anmaßen, über Entwicklungen zu bloggen, von denen ich keine Ahnung habe. Deshalb trifft ihre Bemerkung, dass ein gewisses Maß an Überheblichkeit in meiner Profilcharakterisierung mit schwingt, nicht zu. In der BRD gehört - so wie in Österreich auch - die Jurisprudenz zu den Herrschaftswissenschaften. Juristen waren, sind und werden es auch bleiben, deshalb primär überwiegend staatstragende Personen, die sich in Politik, Verwaltung und natürlich der Judikative austoben dürfen. Wer dieses Fach studiert, gehört zwar auch nach dem Staatsexamen nicht unbedingt zur gesellschaftlichen Elite, wird aber von der übrigen Bevölkerung als eine solche Person angesehen.
Ein Richter spricht Recht; ein Anwalt hat Geld und Vermögen und ein Politiker die Macht. Das ist in Ausria nicht anders.
Dieser Berufsstand ist es also, der die gesellschaftlichen Verhältnisse so zementiert, wie sie sich uns allen seit vielen Jahrzehnten zeigen: Wenige haben Alles, die Meisten dafür wenig!
Zum Schluß möchte ich anmerken, dass ein Flachdenker kein einfältiger Mensch, ohne oder nur mit nur sehr geringer Schulbildung ist. Denn dann wäre ich vor 40 Jahren auch so ein Zeitgenosse gewesen. Ein rechtsradikaler Veerienfacher ist dagegen ein Mensch mit einem beschränkten Weltbild - unabhängig von der Schulbildung. Es geht hierbei um eine Ideologie, die uns bereits vor 80 Jahre Krieg und Elend, Tod und Verderben eingebracht hat. Ein nationalkonservativer Besitzstandswahrer ist ohne feste Ideologie und möchte die Menschen in zwei Klassen einordnen: Besitzende mit der entsprechenden Herkunft sowie Nichtbesitzende ohne nachweisliche Herkunft ( Elternhaus).
Seien Sie versichert, ich zähle weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe.
Vielleicht deshalb hier die Bemerkung, dass meine erworbene Ausbildung nicht durch die Geburt bestimmt war; meine Eltern waren Arbeiter!
In diesem Sinne und mit schönen Grüßen aus der sächsischen Landeshauptstadt
Jürgen Wieloch
So lässt sich die Selbstkritik durch Kritik jederzeit erweitern. Kritisch durch jene Zeit zu gehen, heißt heute mehr denn je: unangepasst sein. Wer sich nicht anpasst, der kann allerdings anecken. Wer aneckt, kommt meistens nicht voran. Da kann das kritische, das gesellschaftskritische Herz so manches Mal schnell höher schlagen. Gefährlich wird es nur, wenn der Infarkt droht. Und den sollte jeder Kritiker tunlichst vermeiden.
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