Der K. - Kandidat, der K. - Kopf, die Kakophonie der Medien.
(c) Dirk Vorderstraße bei WIKIPEDIA
Junge, junge, da war ja richtig was los, in der letzten Woche in und um Berlin und die große Politik. Zunächst feierte die immer rückwärts gewandte CDU ihren Kohl-Kopf-Kanzler von anno Tobak in sämtlichen, nur erdenklichen Varianten. Ein Staatsakt war es quasi, als sich der 82jährige von der versammelten schwarzen Truppe hoch leben ließ. Vergessen waren die Dissonanzen aus dem Jahre 2002, als " Ich " - Merkel ihren einstigen Ziehvater in den dicken Allerwertesten trat und ihn unehrenhaft aus der Partei katapultierte. Was hat er nicht alles erleiden müssen, der arme Alt- Bundeskanzler, der Oggersheimer, der Saumagen-Verzehrer und Plattitüden-Verkünder der Politik ab 1982?
Zunächst gelang es ihm dank der Verräter um Genschman und Co., den Erzrivalen Helmut Schmidt aus dem Amt zu hieven, zuvor überstand er selbst mehrere Revolten gegen sich, angezettelt von dem Bayer Strauß und seine Politik des Aussitzens, die von dem Landesfürsten der CDU Lothar Späth, Kurt Biedenkopf und Jürgen Todenhöfer heftig kritisiert wurde sowie die Spendenaffäre, innerhalb derer er nur dank Prominentenbonus einer strafrechtlichen Verurteilung wegen uneidlicher Falschaussage entkam. Sein immer dichter gezogenes Geflecht aus Lügen, Intrigen und falschen Versprechungen hielt ihn dennoch bis 1998 an der Macht. Die Vergangenheit wurde von der CDU/CSU leicht und locker beiseite geschoben, als er am 27. September vor 700 geladenen Gästen im Deutschen Museum an dem Festakt zugegen war.
Er konnte sich wieder aufgenommen fühlen, in der Mitte seiner politischen Freunde, der ewige Herr Bundeskanzler, wie ihn die amtierende Bundeskanzlerin doch tatsächlich bezeichnete.
Hach, was war das schön, wenn der Friede - Freude - Eierkuchen - Gedanke in dem voll besetzten Saal bei den Schwarzen und ihren sonstigen geladenen Gästen herum waberte. Kohl, der am 1. Oktober 1982 seinen lang ersehnten Wunsch, doch endlich Kanzler sein zu dürfen, durch ein konstruktives Misstrauensvotum gegen den amtierenden Kanzler Helmut Schmidt verwirklichen konnte, hatte hoch trabende Pläne. Er wollte eine geistig, moralische Erneuerung, eine Wende herbei führen, innerhalb derer der Leistungsgedanke wieder in den Vordergrund gestellt werden sollte, der Patriotismus gefördert wird und das sozalistische Gedankengut aus dem Amtsstuben, den Universitäten und der Gesellschaft heraus gejagt werden muss.
Er konnte kaum reden, an jenem 27. September, genau 3 Tage vor dem 30. Jahrestag seines Amtsantritts, dennoch lobhudelten auch die jungen und jüngeren Anwesenden ihren Alt-Bundeskanzler bis zum Abwinken. Sei´s drum. Er bleibt für mich einer der unfähigsten Kanzler seit Adenauer, ein Intrigant und machtbesessener Knilch, dessen wahres Gesicht dann immer zum Vorschein kam, wenn er bei seinen kriminellen Handlungen im Zuge der Parteispenden - Affäre als Lügner ertappt wurde. Nur sein CSU-Widersacher FJS hatte mehr Abneigung und Hass zu ertragen, als er sich der Öffentlichkeit zeigte. Strauß wurde als CDU/CSU - Kanzlerkandidant bei den Wahlkampfveranstaltungen 1980 nieder geschrien; Kohl mehr als 10 Jahre danach in Erfurt mit Eiern und Tomaten beworfen.
Das Hamburger Nachrichtenmagazin " DER SPIEGEL " widmete beiden Politikern je ein Titel im September 2012. Strauß blieb auch 32 Jahre nach seinem gescheiterten Versuch und 24 Jahre nach seinem Tod für den " SPIEGEL " eine Machtmaschine mit einem Hang, den politischen Gegner vernichten zu wollen, ein Demagoge und Rechtsausleger, der bekämpft werden musste. Kohl indes bekam Streicheleinheiten vom " SPIEGEL " , die durch den Dummschwätzer Jan Fleischhauer verabreicht wurden. Die Titelgeschichte über Kohl hätte auch sein Busenfreund Diekmann von der " BLÖD " - Zeitung geschrieben haben können.
Nachdem die Öffentlichkeit genug verkohlt wurde, widmeten sich die Medien einem zweiten Thema: Der Ernennung des SPD-Kanzlerkandidaten. Zur Auswahl standen noch: Siegmar Gabriel, Frank Walter Steinmeier und Peer Steinbrück. Siggi, gab bereits im Vorfeld ein klares Signal und erklärte, dass er hierfür nicht zur Verfügung stünde. So blieben noch Stone & Stone übrig. Der eine " Stein " rollte bereits vor drei Jahren den Abhang hinunter und fuhr das schlechteste Ergebnis für die SPD seit 1949 ein. Frank Walter Steinmeier fühlte sich denn auch nicht so richtig wohl, als er nach einer weiteren Kandidatur befragt werden musste. Damit verblieb eben Peer Steinbrück, der jetzt ins Rennen gegen seine einstige Chefin Merkel geht.
Peer Steinbrück, ein Wirtschaftsfachmann und Zögling des Alt-Bundeskanzlers Helmut Schmidt scheint der Papierform nach die besten Chancen zu besitzen, gegen die Amtsinhaberin bestehen zu können.
Die Medienöffentlichkeit nahm sich dieses Themas an und produzierte eine Unzahl an schlauen Kommentaren. Jeder Provinzhansel wusste auf ein Mal dazu etwas zu sagen. In der Sache selbst erbrachte dieser veröffentlichte Senf nichts substantielles. Viel Bla-Bla und Kikeriki um eine Personalie in der SPD, die eigentlich längst entschieden war. Wer glaubte, dass die Ernennung des einstigen Bundesfinanzministers in der Großen Koalition einen Hauch von Sensation verkörpert, der sah sich getäuscht. Denn auch in der Sache selbst, sind die Steinbrück´schen Politikschwerpunkte hinlänglich bekannt. Er propagiert eine Neuausrichtung in der Wirtschafts - und Finanzpolitik. Er möchte die Finanzwelt, insbesondere die Banken stärker kontrolliert wissen. Er plädiert für eine gerechtere Besteuerung, jedoch gegen eine Sonderbesteuerung der Reichen.
Das nun wegen seiner Nebeneinkünfte aus Honoraren für Gastauftritte innnerhalb einer Vielzahl von Veranstaltungen bei Wirtschaftsunternehmen ein großes TamTam gemacht wird, erscheint nur deshalb verständlich, weil die Koaltionsparteien ihn zu diskreditieren versuchen.
Warum soll er seine Einkünfte, vorallem seine Nebeneinkünfte veröffentlichen? Auch für Bundestagsabgeordnete gilt das Steuergeheimnis ohne jedwede Einschränkungen. Wen also soll es interessieren, was Steinmeier an jährlichen Einkünften hat? Doch nur jene Hetzer, die ihm daraus einen Strick drehen wollen, weil sie befürchten, dass er tatsächlich Kanzler werden könnte.
Ob er wirklich Kanzler kann, bleibt indes dahin gestellt. Immerhin hat sein Vorgänger Frank Walter Steinmeier gezeigt, wie er es besser nicht können sollte. Dessen fader Auftritt im Rede - Duell gegen Merkel sollte ihm zu denken geben. Und im Übrigen zählt nicht nur die Person des Kanzlerkandidaten, sondern wohl eher das dazu gehörige Parteiprogramm. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Kakophonie der Medien um jene beiden Ereignisse immens war. Der Anlass indes nicht einmal der Rede wert.
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