" Happy Birthday To You! You Live In A Zoo!"
Das menschliche Leben hält so manche Überraschung für einen Erdenbürger parat.Ist es nach der Geburt ein ständiger Lernprozess, den der noch sehr junge Sprössling zu durch laufen hat, so ändert sich dieses spätestens mit dem Erreichen der berühmt berüchtigten Teenagermarke von 10 Jahren. Hier nehmen die Einflüsse aus der Erwachsenenwelt stetig zu und das Interesse des Nachwuchses an diesen Vorgaben, Regeln und Geboten im gleichen Maße ab. Nicht nur, dass dadurch frech opponiert und sich ab dem vollendeten 18. Lebensjahr das unverbriefte Recht der Selbstbestimmung heraus genommen werden darf, nein, auch die Beckmesserei nimmt dabei astronomische Größenordnungen an. Sobald dann die 20er - Marke erreicht ist, schaut der Jungsput oder die junge Frau hier und da schon mal in die berufliche Zukunft und möchte den Älteren sofort zeigen, dass Lebenserfahrung allein nicht als berufliche Qualifikation ausreicht.
Das ist gut so, dass ist der Anspruch der Folgegeneration auf eigene Lebensinhalte. Mögen sich diese auch noch so sehr von denen der Eltern unterscheiden. Damit lebt eine sich auf Modernität und permanenten Wandel eingerichtete Gesellschaft.
Wird die 30er - Grenze dann angekratzt und überschritten, hat das irdische Dasein längst andere Schwerpunkte gesetzt. Ob nun beruflich oder auch im eignen familiären Umfeld. Häufig sind bereits eigene Kinder vorhanden, die diese und vor allem die Folgejahre bestimmen sollten.
Mit 40 und mehr erwartet die Gesellschaft, dass ein mitten im Leben stehender Kerl mindestens drei Dinge von sich behaupten kann: a) ein Haus gebaut zu haben, b) ein Kind gezeugt zu haben und c) ein Baum gepflanzt zu haben.
a) Es wird ein teures Auto gekauft, mit dem Mann(man) herum spielen und protzen kann und mit dem Mann (man) den vermeintlich zu klein geratenen Penis künstlich um etliche Zentimeter verlängern darf;
b) Es wird nach einer wesentlich jüngeren Partnerin als Frau oder Nebenfrau oder Lebensabschnittsgespielin Ausschau gehalten ( wer einen Ödipuskomplex vorweist, sucht in den selteneren Fällen eine ältere Partnerin ), mit deren Hilfe dann das bisher verpasste Leben durch neue Inhalte aufgewertet werden muss;
c) Es wird ein Weg gesucht, auf dem Mann (man) die längst verflossene Jugend wieder zurück geholt werden soll, indem er über die tollen Jahre des Erwachsenwerdens schwadroniert, diese mittels ausschweifenden Konsum von sinnlosen Dingen zurückzuholen gedenkt und dabei die eignen finanziellen Möglichkeiten permanent überschätzt.
Bei den Frauen kann sich die Krise in der Lebensmitte in dem zwanghaften Drang, den eigenen Körper mittels chirugischer Eingriffe, wie Lifting, Fettabsaugen und Botox - Orgien ausdrücken. Die darüber versuchte Kompensation, des sich schleichenden Verabschiedens aus der Zeugungsschlacht, ähnelt in Extremfällen dem untauglichen Versuch, aus dem biologisch programmierten Hautschrumpfungsprozess zu entfliehen. Dank industrieller Produktion von Kosmetika kann auch ein sukzessive alternder Körper durchaus attraktiv wirken, wenn die volle Dröhnung an Tuschkastenfarben in die Visage, auf das Haupt oder sonstige Körperzonen gelangt. Wer den Glauben an sich selbst und ein im eigenen Leib implantiertes Gen der ewigen Jugend nicht so schnell aufgeben möchte, der lässt sich zusätzlich von Master Mang aus München für viel Geld verunstalten. Die Silikonkissenindustrie leistet hierbei eine gewichtige Rolle, damit Mang und Konsorten nie erwerbslos werden.
Sind die 40er abgelaufen, ist die eigene Brut über das Gröbste hinweg getragen oder ist der Anlauf des Mannes, in den reifen Vierzigern einen Neuanfang mittels jüngerer Gefährtin und Zweitfamilie vielleicht in die Brüche gegangen, wäre es durchaus möglich, dass sich die in die Silver Ager - Jahre gekommenen Gestressten getrost zurück lehnen und auf ein halbwegs erfülltes Leben zurück blicken.
Doch daraus könnte für die Betroffenen mit Kindern sehr schnell nichts werden, denn es droht die Dritte Generation in Gestalt der Enkelkinder. Wer hier nicht sehr schnell den berühmten Riegel vorschiebt, könnte alsbald zur Hilfsperson bei der Erziehung, Versorgung und Betreuung degradiert werden. Eine andere Gefahr besteht in dem zu hoch dosierten Verwöhnaroma, das der Vertreter der Geraden Linie erhält, indem all jene nunmehr selbst erkannten Fehler bei der Erziehung des eigenen Kindes oder der Kinder, durch großzügiges, materielles Hineinpumpen in das / die Wunderkind/er wieder gut gemacht werden sollen. Selbstlos spielen die Großeltern in diversen Varianten jetzt den Chauffeur, den Drei - Sterne - Koch oder die Hausbank, wenn es um die Finanzierung jener unendlichen, von der Brüll - Müll - Werbung vorgegeben Konsumgüter oder Statussymbole geht.
Solange des Singleleben des vielleicht geschiedenen " Alten Sacks ", der Mann / man ja mit dem Erreichen des 50ten ist, keine großartigen Veränderungen aufweist, versucht sich der in Erst - Zweit - Dritt - oder Vielehe gescheiterte eventuell nicht noch einmal bei der Partnersuche und lässt eben " Alle Fünfe " gerade sein. Ein anderer Gestrandeter gibt nichtssagende Heiratsannoncen bei der lokalen Presse auf, geht zu einer teuren Partnervermittlungsagentur und lässt sich hier kräftig abzocken oder schlägt den virtuellen Weg über eine Internet - Fleischbeschauungsbörse ein.
Nur der Geläuterte hat es längst aufgegeben, einen Begleiter für den Rest des Lebens zu suchen, düst, schippert oder reist mobil dafür in der Weltgeschichte herum oder kramt in einem Anflug von nostalgischer Verklärung in den verblichenen Fotoalben.
Eine andere Spezies aus der Kategorie der vom Leben Desillusionierten gräbt sich in einer winzigen Wohnung ein, säuft oder sieht täglich 18 Stunden fern.
Da der Anspruch auf Vollständigkeit bei der Benennung lebenserhaltender - und lebensrettender Dinge oder Maßnahmen hier nicht besteht, sind selbstverständlich auf weitere Un - Ab - oder Arten möglich, die bei dem Bestreben, die uns gegebene Zeit irgendwie tot zu schlagen, zu verbringen und zu nutzen, denkbar.
Da klapperte es am 20. März, dem Tag vor dem kalendarischen Frühlingsanfang, im Treppenhaus des Kanadischen Blockhauses in Murau / Steiermark in den sehr frühen Morgenstunden, nämlich ab 5.20 Uhr. Der Versuch der beiden Enkeltöchter leise zu sein, scheiterte bereits im Ansatz. Dennoch wurde hörbar getuschelt, als die Türklinke zum Gästezimmer herunter gedrückt war. Flugs verschwanden da zwei Gratulantinnen unter das wohlig warme Oberbett. Nach einer kurzen Ruhephase startete dann die ältere Enkelin ihre sattsam bekannten, von kindlicher Logik bestimmten Monologe über jene Großereignisse aus dem eigenen Leben. Und während der nicht endende Wortschwall, der kaum zu stoppende Redefluss und die, an die, in den Hochzeiten der Informationsverbreitung, durch die Unzahl von Nachrichtenmedien verbreitete Unart über sämtliche Themen berichten zu müssen, dabei locker übertroffen wurde und damit beinahe an Körperverletzung grenzende Wortstakkatos auf mich herein prasselten, zog ich brummend, wie ein Teddybär, den Bettzipfel über meinen Kopf, in der Hoffnung, damit eine Schall dämpfende Wirkung zu erzielen. Doch weit gefehlt! Damit hatte ich erst den Ergeiz der künftigen Rentenbeitragszahler geweckt. Nun wurde gewühlt und getobt. Als dann - erheblich später - auch noch der dritte Racker in das Zimmer gelangte, war an einer kurzzeitig eingetretenen Ruhe nicht mehr zu denken. Wechselweise lauteten sodann die Angriffsbefehle der Generälin: " Alles auf Oma; alles auf Opa! ".
Selbst der dezente Hinweis, dass ja eigentlich heute der runde Geburtstag anstünde und eher ein Ständchen in dem üblichen Singsang des meistens Ohrenschmerzen verursachenden " Happy Birthday " fällig sei, wurde von den drei Enkeln in den Wind geschlagen. Stattdessen verballhornte die Älteste das Geburtstagslied in englischer Sprache so:
" Happy Birthday to you
You live in a zoo.
You look like a monkey.
And you smell ( act ) like one too. "
Damit hatte sie einen Lacher gelandet. Der dann noch größer wurde, als sie auf die Frage, ob sie diese Verulkung auch im Kindergarten gesungen habe, ein klares Ja folgen ließ und die Zusatzfrage, ob denn die anderen Kinder ihren Vortrag veerstanden haben, ein noch deutlicheres Nein folgte.
Immerhin: Sie hatte doch nicht einmal Unrecht, wenn es auf das Erwachsenenleben bezogen wird.
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