Von Wahnwitz, Wellen und dem World Wide Web. Drei alltägliche Meldungen über den Realzustand dieses Landes.

Ein reinigendes Sommergewitter am 17. August 2009 ließ die subtropischen Temperaturen von über 30 Grad am Tag und mehr als 20 Grad in der Nacht, auf das übliche,mitteleuropäische Niveau sinken. Die immer noch feucht warme Luft lähmt meinen nicht mehr taufrischen, dennoch gesunden Körper und lässt die Knochen dort wie aus Blei an fühlen. Ich quäle mich in den Abendstunden an das Fernsehgerät und zappe ziellos herum.




















Auf sämtlichen Kanälen zeigt sich eher der sommerliche Einheitsbrei, dessen fader Geschmack mich nicht mehr aus dem Ledersessel hoch schnellen lässt. Nun, der Informationsgehalt des Videotextangebot bei den Öffentlich Rechtlichen ist trotz Sommerflaute wohltuend aktuell.

So konnte ich denn bei N III nach lesen, dass ein Freizeitprojekt in meinem Geburtsland Niedersachsen mit dem viel deutigen Namen " Renaissance " gescheitert ist. Der Träger dieses Projekts, die Erlebniswelt Renaissance Projektentwicklung GmbH, Deisterallee 1, 31785 Hameln hat am Montag, 17. 08. 2009 bei dem Amtsgericht in Hannover Insolvenz angemeldet. Damit ist hoch fliegender Plan, den übrigen Mitbürgern,Touristen oder sonstigen Interessierten, die Region um Hameln-Pyrmont, Holzminden und Schaumburg näher zu bringen und ihnen dabei einen historischen Hintergrund zu vermitteln, kläglich gescheitert.

Nicht nur, dass dieses Projekt seit seiner Gründung im Jahr 2005 chronisch defizitiär verlief, nein, auch die von der Europäischen Union in Brüssel erfolgte Bezuschussung von etwa 8 bzw. 7,3 Millionen Euro wird wohl zurück gefordert werden. Wer also zahlt jetzt die Zeche? Wo möglich die Allgemeinheit!

Dieses Projekt auf tönernen Füssen zeigt wieder einmal mehr, was sich Phantasten und sonstige Außerirdische so alles einfallen lassen, um an Geld zu kommen. Nicht nur,dass die drei Geschäftsführer seit mehreren Jahren ein sattes Gehalt kassieren durften, nein, auch die Zuwendungsbescheide der EU über die Gelder aus den diversen Töpfen sind wissentlich falsch umgesetzt worden. Diese Ignoranten haben jene 8 Millionen Euro für andere Zwecke, als von ihnen beantragt und dann von der EU gebilligt wurde, eingesetzt. Möglicherweise sogar in ihre Privatschatulle fließen lassen und anschließend ausgegeben. Diese Verhaltensmuster sind eh identisch. Zunächst wird von dem üppigen Geschäftsführersalär ein dicker PKW gekauft, dann werden teuere Reise gebucht und nebenbei wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit sehr gut gegessen und gesoffen. Man hatś ja!

Jetzt gab's das böse Erwachen. Brüssel wird alsbald qua Rückforderungsbescheid, die gezahlten Zuschüsse zurück verlangen. Recht so! Wer unter Vorspiegelung falscher oder... einen Betrug begeht...
So gibt es denn auch noch die lex specialis im bundesdeutschen Strafgesetzbuch, die da lautet: § 264 Subventionsbetrug.




http://dejure.org/gesetze/StGB/264.html













Allein der lange Gesetzestext lässt erahnen, dass es sich hierbei um eine schwierige Materie handelt. Nur dem Fachmann eröffnet sich das Geheimnis jener europäischen und staatlichen Töpfe - und Pfründewirtschaft, die in ihrer Unübersichtlichkeit kaum zu überbieten ist. Ob die finanzielle Unterstützung GA, InvZul oder EU-Strukturfond heisst, ist letztendlich völlig unerheblich,denn es geht immer um Gelder, die von der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.

So auch in diesem Insolvenzfall. Wer damit die Zeche zu zahlen hat, dürfte sofort auf der Hand liegen - die Masse der Steuerzahler.

Kaum dass ich diese Meldung verarbeitet hatte, zeigte eine weitere Burleskese aus dem Genre der " Durchgeknallten ", was so Alles an Möglichkeiten bestehen, um sich finanziell schadlos zu stellen. Da unternimmt eine Familie aus dem Dunstkreis der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden eine Urlaubsreise auf die Seychellen.
Der Reisepreis beträgt für 14 Tage immerhin stolze 27.000 EURO. Aber, oh weh, das Wetter spielte vor Ort nicht mit. Statt des erhofften Schnorchelns und Tauchens gab es nur hohe Wellen und Wind. Was liegt da näher, als den Reiseveranstalter in Hannover wegen Minderung des Preises zu verklagen. Die Pseudo-Tieftaucher verlangten nun 1/4 des entrichteten Preises zurück. Immerhin stolze 6.750 EURO. Das Landgericht der niedersächsischen Hautpstadt ließ die Querulanten allerings abblitzen. Die ernsthafte Frage, warum ein Reiseveranstalter für das Wetter am rlaubsort hafteten soll, konnten deshalb auch die spitzfindigen Rechtsanwälte der klagenden Familie wohl kaum beantworten. Demnächst wäre es dann wohl möglich, einen Veranstalter wegen fehlendem Schnee in Regress zu nehmen.
Wie die Richter am Landgericht mit diesem Begehren verfahren sind, kann unter:



Aktenzeichen: 1 O 209/07).

nach gelesen werden.

Die Schlitzohrigkeit zu manches Zeitgenossen, den anderen - vermeintlich Dümmeren - überś Ohr hauen zu wollen, liegt wohl in jedem Menschen verborgen. Deshalb verwundert es auch nicht weiter,dass so mancher - sich intellektuell - auf etwas höherem Niveau stehend zu Glaubender, sämtliche Ordnungsregeln über Bord wirft, um den Versuch zu starten, die Möglichkeiten zu betrügerischen Machenschaften in der sozialen Marktwirtschaft auszuloten. So auch jene drei Jura-Studenten aus Fulda und Hamburg, die wohl offensichtlich im Studium zu viel freie Kapazitäten hatten. Sie erwarben in London über dortige Server entsprechende Rechte für diverse Home Pages, auf denen sie in betrügerischer Weise Dienstleistungen anboten. Das Trio prellte dabei einige hundert Internetnutzer um mehr als 130.000 EURO.

Die gesamte Geschichte lässt sich hier nachlesen:

http://www.fuldaerzeitung.de/newsroom/regional/dezentral/fulda/art5879,925331

Nun mahlen die Mühlen der Justiz sehr oft sehr langsam, dennoch stellt sich der Außenstehende sofort die Frage, ob ein ausschweifendes Leben auf Kosten der anderen Mitbürger immer soweit toleriert wird, wie es jene kriminellen Zeitgenossen meinen noch gerade so erkennen zu können. Wer denn als Vorbestrafter in Papa Staats Schoss zurück möchte, sollte sich damit abfinden, dass dieser nicht jeden Fehltritt duldet. Basta!


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