" Dusel " - Bayern!
Das war doch am Mittwochabend wieder einmal mehr ein neuer Beweis dafür, dass die von dem englischen Nationalspieler Gerry Lineker einst aufgestellte Hypothese, wonach Fußball ganz einfach sei, weil nämlich 22 Männer mindestens 90 Minuten hinter einem Ball herlaufen und am Ende immer die Deutschen gewännen, vollkommen richtig ist.
Als kühler Norddeutscher mit einer herzlichen Zuneigung zu dem eigentlichen Urvolk der eigenen Herkunft, nämlich den Sachsen, durfte ich genüsslich dem groß angekündigten Show-Down im alt ehrwürdigen Stadion " Old Trafford " zu Manchester entgegen sehen - natürlich in der stillen Hoffnung, dass zumindest der noch verbliebene bundesdeutsche Vertreter in der CL, dem einzigen englischen Klub, nämlich ManU zeigt, was fußballerisch den Linekerśchen Unterschied ausmacht.
Kaum hatte ich das Live-Bild des von SAT1 übertragenen Spektakels auf dem - eigentlich etwas zu kleinen - Bildschirm, meinen Platz vor dem Zweitgerät der Marke " Sony " bei einer Tasse Kakao und Keksen eingenommen, stand es doch tatsächlich schon 1: 0 für den englischen Verein. Junge,Junge, dachte ich so bei mir, die legen ja los, wie die oft zitierte Feuerwehr. Um 20.49 Uhr ging ManU dank eines strammen Rechtsschusses von Gibson in Führung. Fazit: FCB wäre mit diesem Ergebnis ausgeschieden.
Dann kam der große Auftritt des Wirbelwindes Nani. In der 7. Minute beförderte er den Ball mittels einer akrobatischen Hackeneinlage in das von Butt gehütete Bayern-Tor. 2 : 0 nach nicht einmal 10 Minuten. Sollte es ein Waterloo für den FC Bayern München werden? Immerhin waren danach regulär noch 82 Minuten zu spielen. ManU zauberte, zelebrierte Tempo-Fußball englischer Prägung und spielte die hölzern wirkenden Abwehrrecken um van Buyten, Demicheles, Lahm und den völlig überforderten " Youngster " Badstuber an die Wand.
Folgerichtig kassierte der hoch gejubelte FCB das 3 : 0, das erneut der quirlige Nani erzielte. 0 : 3 nach etwas mehr als 40 Minuten! " Bayern kaputt! ", lachte ich höhnisch und froh lockte, dass das gesamte Brimborium um den verletzten Robben eh nix als Show war, die begierig von der Verblödungszeitung aufgenommen und in die schrumpfende Leserschaft hinein posaunt wurde.
Dann kam Olic. Der einst beim HSV unter Vertrag stehende Wühler machte sein Tor. In der 43 Minute stand es nur noch 1 : 3. " Der Patient Bayern München lebt! ", konstatierte der ansonsten eher zurückhaltend und nüchtern kommentiere Wolff Dieter Fuss. " Ja, er lebt noch! ", kalauerte ich zurück.
Halbzeit.
Mit einem Glas Leitungswasser bewaffnet setzte ich mich zur 2. Hälfte zurück in das Zimmer. Die brüllenden Werbeeinlagen meide ich seit vielen Jahren, deshalb vollzog ich die übliche Fingeraerobik an den Knöpfen der Fernbedienung. Kurz nach halb Zehn erfolgte der Anstoß zur 2. und entscheidenden Hälfte des Spiels. Mit 1 : 3 waren die Bazis " uit ". Van Gaals Millionentruppe wäre von der Millionariomannschaft des überschuldeten Traditionsvereins aus Manchester aus dem Wettbewerb gekegelt worden. Man U wurde jedoch zusehens schwächer. Obwohl der sichtbar gehemmte Wayne Rooney noch mit spielen durfte. Oder gerade, weil er noch auf dem Platz war. Bayern erspielte sich eine Überlegenheit, ohne jedoch gute Torchancen daraus zu erarbeiten. Der bislang zu schwache Ribery'wurde stärker. In der 74. Minuten kam dann ein " Geniestreich " des hoch stilisierten " Traum-Duos ", des von der " BLÖD " - Zeitung und den " Bazi " - Anhängern verniedlichend genutzten Wort - Schwachsinns " Robery ". Der Franzose trat einen Eckball von der linken Seite des ManU - Strafraums direkt auf den rechten Fuß des Holländers, der den Ball volley in das von ihm aus gesehene rechte untere Eck des Tores jagte. Nur noch 2 : 3 gegen Bayern! Wolff Dieter Fuss brüllte orgiastisch: " Robben! Ein Weltklassetor! Ein Traumtor! ". Na, wer aus dem Stall des Münchener Privatsenders " Premiere / SKY " kommt, muss ab und zu ein Lobeslied auf den dort ansässigen Fußballverein erheben.
Der Rest ist schnell erzählt: ManU hatte eigentlich ab der 75. Minute kaum noch nennenswerte Chancen. Ergo: der FC Bayern München erreicht das Halbfinale der Champions Leaque 2009 / 2010.
Als ich zu Beginn der 70er während meiner " Barras " - Zeit als einst eingefleischter " Gladbach " - Fan die Spiele zwischen Dynamo Dresden und Bayern München live am Bildschirm sehen durfte, war ich für mehr als 180 Minuten Dynamo-Anhänger und damit der Einzige unter den mehr als 100 Soldaten, die im Fernsehraum saßen. Als ich 1976 das Endspiel im Europapokal der Landesmeister zwischen dem AS Saint - Etienne und dem FCB leider nur in Ausschnitten sehen konnte, war ich zuvor Anhänger der Franzosen. Als ich 20 Jahre später die Spiele zwischen Bayern München und Girondins Bordeaux im UEFA-Cup sah, war es genauso. Die Gegner waren spieltechnisch besser, waren überlegen und hatten die meisten Torchancen.
Am Ende gewannen immer die Deutschen!
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