Die verirrte Schlupfwespe?
Ein eher seltenes Insekt hatte sich seit gestern am Küchenfenster einen nahezu aussichtlosen Kampf mit den Glasscheiben geliefert. So, wie einst der berühmte Don Quichote und dessen getreuer Knecht Sancho Pansa es mit den Windmühlenflügeln aufnehmen wollte.
Wie der beflügelte Gast an das Küchenfenster gelangte, konnte ich mir schon denken. Wegen der brüllende Hitze hatten wir die Balkontür Tag und Nacht offen gelassen. Angezogen von der wohl leicht kühleren Raumtemperatur flog der winzige Räuber durch sie hindurch und gedachte - nachdem es fest stand, dass kein Rückweg über das Fenster führte - über einen vielleicht kleinen Spalt wieder ins Freie zu gelangen.
Deshalb zog der Gast ständig von der unteren Scheibe nach oben und zurück. Minute für Minute, Stunde für Stunde - insgesamt über 2 Tage lang.
Es war ein aussichtsloses Bemühen, durch das Fensterglas oder über die Fensterlaibung wieder nach draußen zu gelangen. Das Insekt zeigte sich aber dennoch sehr ausdauernd. Trotz der - in den späten Abendstunden - noch ansteigenden Temperaturen waren bei dem Gefangenen keinerlei Ermüdungserscheinungen ersichtlich. So viel Kampfeswille mit einem eher unbekannten Element, hätte ich mir am Mittwoch, den 07. 07. 2010 innerhalb des Halbfinalspiels zur Fußball-WM in Südafrika von unseren Jungs auch gewünscht. Nun gut, es hat nicht sollen sein.
Während sich das Insekt auch am späten Abend des zweiten Besuchstages immer noch sichtlich bemühte ins Freie zu gelangen,kamen bei mir erhebliche Zweifel hoch, ob es gerecht ist, dem ungebetenen Gast auszuhungern oder sich zu Tode laufen zu lassen.
Ich vermutete zunächst, dass es sich um eine Schlupfwespe handele. Deshalb assoziierte ich die Annahme mit der Stechkunst der sonst weit verbreiten Wespe. In diesem Fall zog ich es vor, bei der geplanten Rettungsaktion eine Kehrschaufel und ein Geschirrtrockentuch zu benutzen.
Nach einigen Versuchen gelang es mir, das aufgescheuchte Insekt mittels Geschirrtuches auf die Kehrschaufel zu führen. Ein Schritt in Richtung Terrassentür, ein kurzes Schütteln des Tuches und schon war der Hautflügler wieder nach dort hin abgeschwirrt, wo er eigentlich hin geführt: in die freie Natur.
Nun fühlte ich mich wohler, als Insektenrettungsgehilfe. Auch wenn der ausdauernde Fluggast sich später als eine weibliche Wegwespe entpuppte.
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